Chromosomenstruktur und -funktion
- Können nur in Metaphase sichtbar gemacht werden
- Chromosom besteht aus 4 Chomatiden
- Menschliches Genom
o Dekondensiert ca. 1m lang
o Kondensiert ca. 115 mm
Nukleosomen
- 8 Histonproteine + 146bp Doppelstrang DNA
- Sind durch Spacer (Linker-DNA) verbunden
Was macht ein Chromosom aus?
- Zentromer => damit Chromosomen bei Zellteilung nicht verloren gehen
- Replikationsorigins
- Telomere
Chromosom interagierende Proteine
Telomere
- Strukturen aus Protein und DNA => schließen Chromosomenenden ab
o Aufrechterhaltung der Chromosomenstruktur
- Verlust => Abbau o. Verschmelzung mit anderen Chromosomenarmen
o Sicherung vollständiger DNA-Replikation
o Chromosomenposition im Zellkern => Liegen dekondensiert an best. Bereichen im Kern vor
- Tandemartige Wiederholung einer TG-reichen Sequenz (TTAGGGn)
o Ca. 1700 – 2500 Kopien
+100 -300kb Telomer assoziierte Repeats
Euchromatin und Heterochromatin
Euchromatin
- In Interphase nicht oder nur gering kondensiertes Chromatin
o In hellen G-Banden, etwas dichter in dunklen G-Banden
Heterochromatin
- Während gesamten Zellzyklus (=auch Interphase) in hoch kondensiertem Zustand
- Gene innerhalb d. Heterochromatins meist inaktiv
- Konstitutives Heterochromatin
o Immer inaktiv und kondensiert => meist rep. DNA (C-Bänderung)
- Fakultatives Heterochromatin
o Entweder aktiv (dekondensiert) o. inaktiv (kondensiert) (Bsp. X-Chromosomeninaktivierung)
X-Chromosomeninaktivierung
- Lyon-Hypothese
- Inaktiviertes X = Barr – Körperchen
- Ursache: Dosiskompensation
- X-Inaktivierungszentrum (XIC): kontrolliert Initiation und Aufrechterhaltung der X-Inaktivierung
o Funktion hängt von XIST Gen ab
- XIST-Gen: wird nur von einem Allel exprimiert
o mRNA (17kb) ist Signal für Inaktivierung des Chromosoms
- TSIX-Gen: Antisene-RNA zu XIST => reguliert XIST-Expression
Im Pseudoautosomalen Bereich sind beide X-Chromosomen aktiv
Geschlechtschromosomen
- Aus gemeinsamem Autosomenpaar entwickelt
- Psyeudoautosomaler Bereich wichtig, da dort beide Geschlechtschromosomen paaren => Aufteilung während Mitose
Chromosomenanomalien
- Konstitutionelle Anomalien => in Keimbahn aufgetreten
o Betrifft alle Körperzellen
- Somatische (oder erworbene) Anomalien
o Mosaik => sekundär für Humangenetik
- Numerische
o Polyploide
o Aneuploidie
- Strukturelle
Numerische Chromosomenanomalien:
Polyploidie
- Triploidie (3n=69, 69XXX o. 69XXY)
o 1-3% der erkennbaren Schwangerschaften
o Vielfältige schwerste Fehlbildungen
o Überleben nur selten bis Geburt
o Mosaiktriploidie möglich => nur diese überleben
- Tetraploidie (4n = 92)
o Kommt seltener vor
o Nicht mit Entwicklung eines Embryos vereinbar
o Früh letal
o Mosaikphänotypen möglich
- Ursachen (siehe Bild)
Aneuploidie
- Mind. 1 Chromosom eines euploiden Satzes fehlt o. kommt in zusätzlicher Kopie vor
o Trisomie (47,XX +21)
o Monosomie (45,X0) => meist letal
- Ca. 5% aller klinisch erkennbaren Schwangerschaften
- Mechanismus
o Nichttrennung der Chromatiden in Meiose
o Bei Mosaik-Phänotyp: Nichttrennung der Chromatiden in Mitose
- Je früher in Entwicklung desto mehr fehlverteilte Zellen
- Bei Trisomie 21 ist Alter der Mutter entscheidend (ab 38 Jahren 1%)
- Bei anderen Chromosomen ist alter des Vaters entscheidend
Monosomien
Autosomale Monosomien
- Sehr selten sowohl in Feten als auch Neugeborenen => immer als Mosaik
Gonosomale Monosomie
- Ulrich-Turner-Syndrom [45,X]
o 1:10.000
o Nur noch 1 X
o Kann auch als Mosaik auftreten ist aber ca. 4x seltener als Volltyp
Autosomale Trisomien
- Trisomie 21 [47,XX +21 ; 47,XY +21]
o Down-Syndrom => häufigste Ursache für geistige Behinderung
o Ursache:
- 95% reguläre (freie) Trisomie => ganzes Chromosom ist 3 mal da (Risiko für Kind 1-2%)
- 3% Mosaik für freie Trisomie
- 2% Translokationen
- Trisomie 18 (Edwards-Syndrom)
o 1:5000
o Ursache: meist freie Trisomie
o Abhängig von Alter der Mutter
- Trisomie 13 (Pätau-Syndrom)
o Ursache: 70-80% freie Trisomie
- 20% Translokation
Gonosomale Trisomien
:
- Klinefelter-Syndrom [meist 47,XXY]
o 1:1000 männlichen Neugeborenen
Robertson-Translokation
- centromere oder centromernahe Verschmelzung 2 acrozentrischer Chromosomen
- Kurze Arme dieser Chromosomen => RNA Gene, diese gehen verloren (Liegen aber in mehreren Kopien vor)
=> Risiko bei Vererbung deutlich höher
Isochromosom
- Transversale statt longitudinale Teilung
=> Chromosom aus 2 langen bz. 2 kurzen Armen
- Z.B. Trisomie 21q
o Wenn Elternteil träger einer 21q;21q Translokation => Risiko für Kinder mit Trisomie 21 => 100%
Klinefelter-Syndrom
Strukturelle Chromosomenanomalien
- Ursache:
Falsche Reparatur von DNA-Schädigungen
- Chromosomenbrüche in G2 oder G1 Phase
Folge einer Rekombination
Translokationen: reziproke Translokation
Translokationen: Robertson-Translokation
Translokationen: Insertionale Translokation
Sonstige Strukturaberrationen
o Deletion
- Terminale Deletion
- Interstitial Deletion (Bereiche im Chromosom)
o Inversion
- In der Regel keine klinische Auffälligkeit wenn kein Gen an Bruchpunkt
- Probleme bei Maiose (bei Perizentrischen)
- Perizentrische Inversion (2 Brücke in 2 verschiedenen Armen)
· Wirre und komplexe Anlagerung => problematische Rekombinationsereignisse
· Chromosomen mit Duplikationen oder Deletionen
- Parazentrische Inversion (2 Brüche im selben Arm)
· Dizentrische (2 Zentromere) Chromatide + azentische (kein Zentromer) Fragmente => Instabil
o Ringchromosom
- Bei zwei Brüchen auf unterschiedlichen Armen, kann sich Chromosom mit sich selbst reparieren => Ring => wird deletiert
o Duplikation
o Isochromosom
Molekulare Zytogenetik
= unter 1mb kann man im Karyogramm keine Veränderungen mehr erkennen => deshalb notwendig
- Basiert auf Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung = FISH
FISH
- Dioxigenin-Marker
- Probe = Sonden
- Target = zu untersuchende DNA
- Target wird auf Probe pipettiert und über Nacht hybridisieren lassen
=> Durch Fluoreszenz Lokalisationsnachweis
Verwendung
- Diagnose kongenitaler Syndrome
- Krebsforschung (Tumorsuppressorgene und Onkogene)
- Zellbiologie und Genetik
FISH-Methoden
Unterschiede in:
- Art und Zustand der Zielchromosomen
- Sondenart
Hybridisierung von Metaphase-Chromosomen
Hybridisierung von Metaphase-Chromosomen (~5Mb)
- Saubere Art, dauert länger
- Nach Denaturierung keine Gimsafärbung mehr möglich
- Genomprojekt
- Chromosom Painting
o Sonden mit unterschiedlichen Flurophoren und magnetisch
o So können alle Proben die an bestimmten Bereich binden heraussortiert werden
o Suche nach bestimmten Chromosomen möglich
- Höhere Anzahl unterschiedlich markierter Proben
o mFISH => Multicolor Banding
Genomprojekt
- Large-instert-clones
- Klone mit großen mehreren 100kb Insertionen
- Sind chromosomal exakt kartiert
- Hybridisieren nur an einer Stelle
- Klone
- PACs (P1-derived artificial Chromosom)
· Ca. 100 Kb
- BACs (Bacterial arfificial Chromosom)
· Bis >300 Kb
- YACs (yeast artificial Chromosom)
· Bis zu 2Mb
Hybridisierung von Interphasechromosomen
Hybridisierung von Interphasechromosomen (50kb – 2Mb)
- Natürlicher Kontext
- Dreidimensionale Genomorganisation
- Interphase-Chromosomen nur 1/10 so kondensiert wie Metaphasechromosomen
- Anordnung von Proben im Abstand von 50kb -20Mb möglich
Copy Number Variations (CNV)
- Strukturelle Variationen im Genom
o Balancierte strukturelle Variation
o Kopiezahlvariationen
- Zumeist gar kein oder nur geringer Effekt auf Phänotyp
- Manchmal Ursache von genomischer Erkrankung
- Genomische Erkrankungen oft sporadisch
- Wahrscheinlichkeit für Rearrangements höher als für Punktmutationen
- Auch Populationsspezifische Veränderungen
- Machen 13 % des Genoms aus
- Manche CNVs sind häufig >1% = CNPs (copy number polymerphisms)
Mikrodeletionsyndrome
- Deletionen auf 1 der beiden Chromosomen
- Deletion von <1Mb => nicht mikroskopisch sichtbar => kann trotzdem zahlreiche Gene umfassen
- Detektion mittels FISH und SNP-Arrays
Entstehung der Mikrodeletionen
Einteilung submikroskopischer Chromosomenanomalien
- Einzelgensyndrome
- Contigouous-Gene-Syndrome
Einzelgensyndrome
o Phänotypische Auswirkung auf Deletion o. Duplikation auf 1 Gen zurückzuführen
o Häufig auch Patienten mit Punktmutationen in diesem Gen => loss of function
Contigouous-Gene-Syndrome
o Genübergreifende Syndrome
- Häufig bei männlichen Patienten mit Deletion auf X-Chromosom => kompletter Genverlust
- Auch auf Autosomen => Verlust je ein Allel
- Verlust benachbarter Gene tragen zu Phänotyp bei => Addition mehrerer einzelner Erkrankungen
· 3 Gene für 3 Erkrankungen liegen nebeneinander => wenn alle am Stück fehlen hat Patient alle 3 Phänotypen
· sind aber eigentlich unabhängig voneinander => sieht aus wie Mischphänotyp
o Syndrome aufgrund abschnittsweiser Aneuploidie
- Autosomale Mikrodeletionen
- Hemizygotie mehrerer dosisempfindlicher Gene
- Häufig immer wieder auftretende Deletionen eines Bereichs
· Krankheit tritt nur auf wenn alle dieser Gene fehlen => liegen vermutlich in einem Pathway
22q11.2 deletions syndrome
22q11.2 deletion syndrome
- DiGeorge-Syndrom
- Velokardiofaziales-Syndrom
- CATCH-22 Syndrom
- Autosomal dominant
- 1:4.000!
o Deletion der Region 22q11
- TBX1 => wichtige Rolle
o TBX1-KO-Maus mit DGS-typischen Herzfehlbildungen
o Haploinsuffizienz
- Aber: Neuronaler Aspekt es Phänotyps durch Hemizygotie einer Kombination weiterer Gene
o=> nur wenn alle 4 Gene fehlen
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