Ab 1980 Unbehagen an der herrschenden Unterrichtspraxis, völlige Neuorientierung:
Öffnung des Unterrichts
Konstruktivismus: konkrete Handlungsvollzüge, aktiv und sozial
Keine Stunde 0 des SSE: Schon im Vorschulalter Entwicklung
Kein Memorieren korrekter Wortbilder
Wechselbeziehung von Lesen und Schreiben
Usw.
Spracherfahrungsansatz hat sich seit 1980 immer weiter ausdifferenziert
Mit der entwicklungsorientierten Sicht auf den SSE ändert sich der Blick auf die Lernentwicklung der Kinder im Anfangsunterricht: Es ist die Absage an eine defizitorientierte Wahrnehmung und das Votum für eine „Könnens-Diagnostik“ der schriftsprachlichen Entwicklung von Kindern.
Fehler als diagnostische Fenster
Rechtschreibfehler gelten nicht länger als Ausdruck des Nicht-Könnens, sondern als Zeichen phasentypischer Zugriffsweisen auf Schrift. Die verschiedenen Strategien signalisieren ein bestimmtes Fähigkeitsniveau.
-> Fehler als „diagnostische Fenster“: Auf welcher Stufe befindet sich das Kind?
Dehn (2010) empfiehlt folgendes
Dehn (2010) empfiehlt Folgendes: Das Kind wird aufgefordert, seine Schreibweise mit einer richtigen zu Vergleichen und dabei alles zu unterstreichen, was bereits richtig geschrieben wurde. Jeder korrekte Buchstabe wird „gepunktet“.
Sprachkonstruktiv
„Sprachkonstruktiv“ meint dabei, dass der Lernprozess des Kindes als eine selbstaktive, kreative Tätigkeit verstanden wird.
Übergeneralisierungen im Sprechen, aber dies lässt sich auch in der Rechtschreibentwicklung nachweisen
Übergeneralisierungen lassen sich auch in der Rechtschreibentwicklung nachweisen: Haben Kinder erst mal verstanden, dass das Endungsmorphem von „Vater“ auch in „Mutter“ oder „Futter“ vorkommt, dann schreiben sie auch „Sofer“, weil sie richtig verstanden haben, dass eine Artikulation des [a] am Wortende mit <er> verschriftlicht wird. Das Kind ist aber – trotz Fehler! – auf dem richtigen Weg!
Kinder brauchen
Kinder brauchen Kommunikation, um richtig sprechen zu lernen – Kinder brauchen Schriftgebrauch, um richtig schreiben zu lernen.
Genau diese Argumentation steckt in der neuen Interpretation der Rechtschreibfehler: Nur über die Schreiberfahrung kann sich eine korrekte Verwendung der Schriftsprache einstellen.
Das bedeutet für den Anfangsunterricht: „Schreibe, wie du sprichst!“ -> Handlungsorientierung! Das bedeutet aber auch, dass es keiner Schreiblehrgänge bedarf, denn Studien zufolge entwickeln Vorschulkinder in schriftnahen Elternhäuser ihre Rechtschreibung von alleine weiter! Kinder sollen Regelhaftigkeiten selber erkennen. Der Anfangsunterricht muss Funktion und Aufbau der Sprache vermitteln.
Im Anfangsunterricht…
Im Anfangsunterricht sind Sprach- und Schreibanlässe anzubieten, die es dem Kind ermöglichen, Einsicht in die Systematik der Schrift zu gewinnen.
-> Im Mittelpunkt stehe nun nicht auf orthographisch korrekten Lernergebnisse, sondern auf Lernprozessen, die zu diesem Ergebnis führen.
-> Prozessorientierung: Rechtschreibgespräche, Schreibkonferenzen, usw.
weitere Veränderungen aufgrund des Spracherfahrungsansatzes
-> Kommunikative Funktion des Schreibens
-> Keine Trennung Rechtschreib- und Aufsatzunterricht, sondern Freies Schreiben
Die rechtschriftliche Norm steht beim Freien Schreiben nicht am Anfang, sondern am Ende des Produktionsprozesses. Im Vordergrund steht die Förderung des kreativen Schreibentwurfs, und zwar vom ersten Schultag an.
Der gute Rechtschreiber
Der gute Rechtschreiber hat Wortschreibungen eigenaktiv konstruiert, bei seinen Fehlern nach Begründungen gesucht und sich daraus Regeln für seine Schreibungen abgeleitet.
Öffnung und Strukturierung des Unterrichts
Öffnung von Unterricht wird als ein Prozess verstanden, in dem Prinzipien grundschulpädagogischen Handelns wie Lebensnähe, Kindgemäßheit, Selbsttätigkeit und pädagogisch-didaktische Elementarisierung umgesetzt werden. Dies bedeutet aber nicht den Verzicht auf Systematik.
Spracherfahrung soll nach der Modellvorstellung parallel in vier Bereichen ermöglicht werden
Freies Schreiben eigener Texte
Gemeinsames (Vor)Lesen von Kinderliteratur
Systematische Einführung von Schriftelementen und Leseverfahren
Aufbau und Sicherung eines Grundwortschatzes
Didaktische Landkarte (Brügelmann/Brinkmann, 1998)
Grundgedanke ist dabei, der Linearität der Fibellehrgänge eine flexible Organisationsform entgegenzusetzen, indem die Themen und Aufgaben des SSE in acht Lernfeldern angeboten werden, die nicht step-by-step durchlaufen werden sollen, sondern als Lernspirale gedacht sind.
Zeichenverständnis
Aufbau der Schrift
Funktionen der Schriftverwendung
Lautanalyse
Buchstabenkenntnis
Gliederung in Bausteine
Sicht-Wortschatz
Verfassen und Verstehen von Texten
Vier Säulen der Lesedidaktik (Scheerer-Neumann)
Vorlesen von Kinder- und Jugendliteratur
Selbstständiges Lesen leseleichter Kinderbücher/ -texte
Unterrichtsbegleitende Diagnostik der Leseentwicklung
Spezifische Förderung von Teilprozessen des Lesens
Diagnostische Zugänge zu den Lernprozessen der Kinder
Diagnostische Zugänge im Spracherfahrungsansatz verfolgen ein pädagogisch-didaktisches Interesse an Lernentwicklungen, nicht ein empirisch-analytisches an Lernergebnissen.
Diagnostik im Spracherfahrungsansatz insbesondere als eine pädagogisch-qualitative Beobachtung von individuellen Lernentwicklungen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf domänenspezifisch relevante Informationen, um im Anschluss Lernumgebungen und –aufgaben individualisierend und entwicklungsfördernd gestalten zu können.
Hamburger Schreibprobe (May, 2002)
Interpretationsprinzip, die Auswertung von Schreibprodukten in Analogie zu den Stufenmodellen findet Anwendung in diesem standardisierten Rechtschreibtest. Die Auswertung der Rechtschreibleistung versteht sich als “Strategiediagnose”, es wird davon ausgegangen, dass Regeln, die Kinder entdecken bestimmten Prinzipien zugeordnet werden können
Frühestens nach erstem Halbjahr der 1. Klasse
Einzelne Wörter oder Satz verschriftlicht
Nicht Fehler werden gezählt, sondern richtige Wörter bzw. Graphemtreffer
Auch wenn Wort falsch geschrieben, wird die Anzahl der lautlich korrekten Verschriftungen positiv verpunktet
„Könnensdiagnostik“, kommt besonders Kindern im unteren Leistungsbereich zugute
Individuelles Strategieprofil
Diagnostische Aufgabenstellungen
Embleme lesen (Richter/ Brügelmann, 1994)
Vorgeschlagen werden auch Buchstabendiktate da bekannt ist, dass die Buchstaben Kenntnis zu Beginn der ersten Klasse ein Aussagekräftiger Indikator für Vorschulschrift Erfahrungen ist. Diese kann auch durch die Aufgabe Emblemen lesen überprüft werden. Eine Aufgabenstellung, die die Lesefähigkeiten auf der Logographischen Stufe erfasst.
Der SOFA Test - Dehn, 1990
Lernprozess begleitende Diagnostik im Schriftspracherwerb, (Kretschmann/Arnold,1999)
In Anlehnung an Kretschmann und Arnold lassen sich die Prinzipien einer auf Förderung Orientierten Diagnostik auflisten
Ablaufschema einer lernbegleitenden Förder Diagnostik von Risiko Kindern des Schriftsprache Erwerbs
Offener Unterricht. Qualitätskriterien
Drei Merksätze zum üben
Diagnosekompetenz - Offener Unterricht
Interaktionskompetenz und Reflexionsfähigkeit der Lehrperson - Offener Unterricht
Inhaltliche Angebote - Fragen für den offenen Unterricht
Methodenvielfalt - Fragen für den offenen Unterricht
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