-Um über einen Gegenstand sprechen zu können, müssen wir Eindrücke sprachlich ordnen
-Hierzu nutzen wir Begriffe
o Insbesondere am Anfang der Wissenschaft oder der Erkundung eines Bereichs:
o Ausschnitt der Realität in Element zerlegen
o Objekte und Merkmale zu bezeichnen
-Definitionen
o Ist die Bestimmung eines „Begriffs“ oder Festsetzung der Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks; Zuordnung von bestimmten Merkmalen zu Objekten ==> Sind Konventionen
-Warum benötigen wir Definitionen?
o Wissenschaften arbeiten nicht mit konkreten Ereignissen oder Zuständen, sondern mit „in Sprache gefasster Realität“.
o Um Dritte in die Lage versetzen zu können, die Ergebnisse der Wissenschaft nachzuvollziehen und zu kritisieren, müssen die verwendeten Begriffe zur Beschreibung und Erklärung der Realität präzisiert, d.h. definiert werden
o Definitionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil wissenschaftlicher Methode mit dem Ziel, sprachliche Ausdrücke für Forschungszwecke hinreichend genau zu charakterisieren.
-Unterscheidung zwischen:
o Definiendum: den zu definierenden Ausdruck
o Definiens: der definierende Ausdruck
o Beispiel: Der Regressionskoeffizient beschreibt in einer Regressionsgleichung die Stärke und Richtung des Zusammenhangs zwischen einer unabhängigen Variablen und einer abhängigen Variablen
-Ausdruck A ist gleichbedeutend mit Ausdruck B
-Beispiel 1: Definition von „Sozialer Rolle“ durch Ralf Dahrendorf (1961, S. 22): „Soziale Rollen sind Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen“.
-Beispiel 2: Definition von „Ausländerfeindlichkeit“: „Ausländerfeindlichkeit“ bedeutet fortführend „die Diskriminierung von ausländischen Personen am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt“.
o Anmerkung: Die Begriffe „Diskriminierung“, „ausländische Personen“, „Arbeitsplatz“ und „Wohnungsmarkt“ müssen als bekannt vorausgesetzt oder durch weitere Nominaldefinitionen in ihrer Bedeutung geklärt werden
==> Es droht ein infiniter Regress
-Beschreibung des „Wesens“ eines Tatbestandes, bzw. konkretisiert seine tatsächlich vorliegende Bedeutung; sollen wesentliche Merkmale eines Gegenstands angeben
-Beispiel: Realdefinition von „Marktwirtschaft“ - „Das Wesen der Marktwirtschaft liegt darin, dass alle Menschen gemäß ihrer Leistung bezahlt werden“´ /// „Die Gruppe ist ein Urphänomen, das in einer entsprechenden Anlage des Menschen begründet ist“
-Einschränkungen:
o Setzt voraus, dass die wesentlichen Merkmale des Begriffs klar identifiziert und beschrieben werden können.
o Kann anfällig für subjektive Interpretationen sein, da die Auswahl und Gewichtung der Merkmale von der jeweiligen Sichtweise abhängen kann.
==> Friedrichs (1978: 75): Realdefinitionen „... sind daher unbrauchbar“.
-Geeignete Indikatoren für Begriffe
-Im Zuge der Operationalisierung werden theoretische oder abstrakte Begriffe, welche nicht direkt messbar sind, durch die Zuordnung von Indikatoren, die als Stellvertreter für den abstrakten Begriff fungieren, operationalisiert und dadurch messbar gemacht
-Eine Definition
o kann nicht „wahr“ oder „falsch“ sein
§ Eine Definition ist lediglich eine sprachlich formulierte Gleichung – mit dem zu erläuternden Begriff auf der einen Seite und dessen Umschreibung auf der anderen!
§ Es lässt sich festhalten, dass man mehr oder minder frei festlegen kann, was unter einem bestimmten Begriff oder Sachverhalt zu verstehen sein soll. Ob dieser tatsächlich existiert oder „wahr“ ist, ist nicht bedeutsam
o muss eindeutig sein;
§ Wörter, obwohl gleich geschrieben, können verschiedene Bedeutungen haben (Homonyme / Teekesselchen)
§ Beispiel: Klasse (Schulorganisationseinheit) vs. Klasse (bei Marx)
o kann grundsätzlich nicht „vollständig“ sein;
§ Da man gewöhnlich auf andere Begriffe zurückgreifen muss, deren Verständnis wiederum vorausgesetzt wird
o sollte dem Sprachgebrauch entsprechen;
§ den fachspezifischen Terminus nutzen
§ vermeiden sie für wissenschaftliche Arbeiten auf populärwissenschaftliche Werke zurückzugreifen
o muss zweckmäßig sein;
§ Wahrheit ist kein Kriterium für Definitionen
§ Definitionen sind „zweckmäßige Sprachregelung“
§ Sie sollen dem Leser verdeutlichen, welchen Sachverhalt man betrachten möchte und wie man ihn von anderen Tatbeständen abgrenzen will
§ Welche Abgrenzung zweckmäßig ist, kann indessen nur beurteilen, wer den Kontext des betreffenden Problems kennt
o sollte den betrachteten Gegenstand für die gesamte wissenschaftliche Arbeit konsistent abgrenzen und in der Arbeit beibehalten werden
§ „Wer sich für eine bestimmte Verwendung entschieden hat, sollte diese Definition im weiteren Verlauf seiner Arbeit auch beachten und konsistent verwenden, es sei denn, er erklärt dem Leser, wann und warum es zweckmäßig ist, von der ursprünglich gewählten Definition abzuweichen“
-Definitionen durch Beispiel(saufzählungen)
o Aufzählung können problematisch sein:
==> Sind sie abschließend?
==> Oder sollen nur die angeführten Beispiel berücksichtigt werden?
o Beispiel: „Sozial-Rollen“ sind die Mutterolle, die Rolle des Lehrers
==> dann werden nur Tatbestände aufgezählt, die unter den Begriff fallen
==> Definitionen sollten hingegen präzise sein
-Tautologien
o Tautologien (oder auch definitorischer Zirkel) - „Meist findet eine Überraschung statt, wenn man sie nicht erwartet hat“ / „Sittliche Person = eine Person, die sich immer sittlich verhält
==> Informationsgehalt ist nicht höher, als der Begriff selbst
o Deduktiv-nomologische Erklärung: Logische Ableitung eines Phänomens aus allgemeinen Gesetzen und spezifischen Bedingungen.
o Induktive Erklärung: Generalisierung von Einzelbeobachtungen zu allgemeinen Aussagen.
o Funktionale Erklärung: Beschreibung von Phänomenen durch ihre Funktionen und Wirkungen.
o Kausale Erklärung: Darstellung der Ursache-Wirkungs-Beziehungen.
-oft als klein-N Projekte bezeichnet, beschränken sich auf wenige Fälle. Deshalb werden qualitative Methoden der Datenanalyse angewendet, wie vergleichende Fallstudien.
-Qualitative Projekte sind besonders geeignet, wenn das untersuchte Phänomen einzigartig oder nahezu einzigartig ist (z.B. die Gründung einer bestimmten Interessengruppe), wenn nur wenige Hypothesen detailliert untersucht werden sollen oder wenn die Hypothesen ausführlich analysiert werden sollen (z.B. die zugrunde liegenden kausalen Mechanismen).
-Betonen tiefergehendes Verständnis, Interpretation und Kontextualisierung von sozialen Phänomenen durch Interviews, Fallstudien, ethnographische Methoden usw.
-Groß-N Projekte untersuchen eine große Anzahl von Fällen und wenden quantitative Methoden der Datenanalyse an.
-Quantitative Methoden umfassen lineare und logistische Regressionen sowie komplexe Ansätze wie Mehrebenen-Analysen oder Überlebensanalyse.
-Ein quantitativer Ansatz ist sinnvoll, wenn viele Fälle zur Verfügung stehen oder gesammelt werden können und wenn viele Hypothesen empirisch untersucht und kontrolliert werden müssen.
-Der Hauptvorteil von quantitativen Projekten liegt darin, dass viele Fälle untersucht werden können und breitere Muster studiert werden können, was die Verallgemeinerung der Ergebnisse ermöglicht.
-Betonen numerische Daten, statistische Analyse und objektive Messung von Variablen zur Untersuchung von Mustern und Beziehungen in großen Datenmengen
-Mixed-Method Projekte kombinieren quantitative und qualitative Elemente und ermöglichen die Untersuchung von breiten Mustern sowie die detaillierte Analyse ausgewählter Fälle oder Prozesse.
-Die Kombination verspricht, dass die Schwächen einer Methode durch die Stärken der anderen Methode ausgeglichen werden können.
-mixed-method Projekte sind arbeitsintensiver im Vergleich zu Projekten, die nur eine Methode verwenden, und es ist wichtig, dass sowohl die quantitative als auch die qualitative Analyse zusammenpassen und ein umfassendes Bild ergeben.
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