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Block 2 - Qualitative und Quantitative Methoden verstehen, abwägen und kombinieren

VS
by Vani S.

Erkläre in Grundzügen, die

  • Ideen,

  • Anwendungmöglichkeiten &

  • Durchführungsschritte

der Grounded Theory

Grounded Theory

Ideen:

  • Eine qualitative Forschungsmethode,

  • Entwickelt Theorien direkt aus den Daten von Teilnehmern, insbesondere aus deren Handlungen & Interaktionen

  • Strauss' Ansatz: vorgeschrieben & strukturiert (positivistisch, quantitativ)

    • von Glaser kritisiert

  • Charmaz Ansatz: konstruktivistisch (qualitativ)

Anwendungsmöglichkeiten:

  • Systematisch/Analytische Verfahren (Strauss & Corbin)

  • Konstruktivistische Verfahren (Charmaz)

Durchführungsschritte: Nach Strauss & Corbin (1990, 1998)

  • Festlegung des Forschungsziels:

    • Ziel:

      • Eine Theorie über die Wirksamkeit des therapeutischen Interventions (TI)-Prozesses in der Beratungspraxis entwickeln

    • Beispiel:

      • Untersuchung, wie Berater den 16PF-Persönlichkeitstest anwenden & interpretieren

  • Teilnehmerauswahl:

    • Auswahl von Beratern, die den 16PF-Test mit Klienten in verschiedenen Beratungskliniken nutzen

  • Datensammlung:

    • Datenerhebung durch Einzelinterviews mit etwa 20 Klienten, die den 16PF-Test gemacht und Feedback von ihren Beratern erhalten haben

    • Die genaue Anzahl der Interviews ist flexibel und wird bis zur theoretischen Sättigung durchgeführt

      • (d.h., bis keine neuen Informationen mehr das Modell erweitern)

    • Interviewfragen:

      • Fokus auf

        • den Prozess der Durchführung des 16PF-Tests

        • das Feedback der Berater

    • Ziel:

      • Direkte Erfahrungen der Klienten mit dem Prozess verstehen

  • Datenanalyse:

    • Offene Kodierung:

      • Bildung von Informationskategorien durch Gruppierung der Aussagen zu allgemeinen Ideen

      • Identifikation eines Kernphänomens, das zentral für den TI-Prozess ist

    • Beispiel:

      • Kategorie „erhöhte Beteiligung an der Beratung“ als mögliches Kernphänomen

    • Axiale Kodierung:

      • Fortgeschrittenere Kategorisierung und Verknüpfung der Daten rund um das Kernphänomen

      • Weitere Interviews oder Überprüfung der ersten Interviews mit dem Fokus auf das Kernphänomen (z.B. Klientenbeteiligung)

      • Strukturierte Fragen stellen, um den Prozess besser zu verstehen:

        • zum Beispiel:

          • Was ist der Prozess?

          • Was beeinflusst seine Entwicklung?

          • Welche Strategien wurden angewandt?

    • Erstellung eines Modells (selektive Kodierung)

      • Verknüpfung von Kategorien (z.B. Ursachen, Strategien) rund um das Kernphänomen

      • Zeichnung eines logischen Paradigmas oder visuellen Modells, das den Prozess darstellt

      • Formulierung von Erzählungen oder Hypothesen, die die Beziehungen spezifizieren

  • Theoretisches Modell und Diskussion:

    • Ergebnis:

      • Ein theoretisches Modell,

      • eine visuelle Darstellung des Modells &

      • eine Diskussion der Kategorien und ihrer Verknüpfungen

    • Beispielhypothese:

      • "Wenn Klienten psychologische Tests durchführen und aktiv am TI-Prozess teilnehmen, werden sie stärker in die Beratung einbezogen und engagieren sich mehr für den Veränderungsprozess."

➙ Dieses theoretische Modell kann Beratungspsychologen und Forschern ein grundlegendes Verständnis des TI-Prozesses vermitteln und nützliche Einsichten für die Praxis und weitere Untersuchungen bieten.

Wie verläuft das systematisch/analytische Verfahren?

Systematisch/Analytische Verfahren (Strauss & Corbin)

  • Untersucher konzentriert sich auf:

    • einen Prozess

    • eine Handlung

    • eine Interaktion

    • eine Spezifikation von Schritten bei der Kodierung von Daten

    • die Entwicklung eines visuellen Modells der Theorie

  • Die Forscher beginnen mit:

    • einer offenen Kodierung

      • dabei werden Hauptkategorien von Informationen kodiert

        • daraus ergibt sich eine axiale Kodierung

    • eine oder mehrere offen kodierte Kategorien werden identifiziert

      • Daten werden erneut untersucht o. neue Daten gesammelt

  • Ein Modell (oft visuell) wird um Kernphänomen herum aufgebaut

    • dieses besteht aus:

      • kausalen Bedingungen

      • Strategien

      • kontextuellen Bedingungen

      • intervenierenden Bedingungen

      • Konsequenzen

  • Anhand des Modells werden Hypothesen formuliert

    • diese setzen die Kategorien des Modells miteinander in Beziehung

➙ Eine Bedingungs-/Folgematrix als Kodierungsinstrument ist dabei eher selten

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Systematische Grounded Theory (Strauss & Corbin)

  • Fokus:

    • Konzentriert sich auf einen Prozess, eine Handlung oder eine Interaktion

  • Vorgehen:

    • Beinhaltet klare, strukturierte Schritte zur Kodierung und Modellierung der Daten

      • Offene Kodierung: Daten werden nach Hauptkategorien von Informationen kodiert

      • Axiale Kodierung: Identifikation eines Kernphänomens und erneute Untersuchung der Daten zur Entwicklung eines Modells um dieses Phänomen

      • Selektive Kodierung: Entwicklung von Hypothesen, die die Kategorien im Modell miteinander in Beziehung setzen

  • Ergebnis:

    • Ein visuelles Modell, das kausale Bedingungen, Strategien, kontextuelle/intervenierende Bedingungen und Konsequenzen darstellt

  • Bedingungs-/Folgematrix:

    • Eine detaillierte Methode zur Verortung des Modells in verschiedenen sozialen Ebenen (von Individuen bis zur globalen Ebene), wird jedoch selten angewendet.


Wie verläuft das konstruktivistische Verfahren der Grounded Theory?

Konstruktivistische Verfahren (Charmaz, 2006)

  • geht von verschiedenen lokalen Welten & multiplen Realitäten aus

  • möchte die Komplexität

    • bestimmter Welten,

    • Ansichten &

    • Handlungen

    aufzeigen

  • qualitative Forschung mit:

    • flexiblen Leitlinien

    • Fokus auf Theorie, die von der Sicht des Forscher abhängt

  • Lernen über:

    • verborgene Netzwerke

    • Situationen

    • Beziehungen

  • Sichtbarmachen von:

    • Hierarchien von Macht

    • Kommunikation

    • Möglichkeiten

  • Legt mehr Wert auf die:

    • Ansichten

    • Werte

    • Überzeugungen

    • Gefühle

    • Annahmen

    • Ideologien

    der Individuen als auf die Forschungsmethoden

  • Verwendung aktiver Codes

  • Forscher:

    • trifft Entscheidungen über die Kategorien

    • bringt Fragen zu den Daten

    • persönliche Werte

    • Erfahrungen

    • Prioritäten ein

  • Schlussfolgerungen sind:

    • suggestiv

    • unvollständig

    • nicht schlüssig

➜ Der zentrale Unterschied zwischen den zwei Varianten der Grounded Theory liegt in ihrem methodischen Ansatz und ihrer theoretischen Ausrichtung

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Konstruktivistische Grounded Theory (Charmaz)

  • Fokus:

    • Untersucht verschiedene lokale Welten und multiple Realitäten, um die Komplexität bestimmter Ansichten und Handlungen aufzuzeigen.

  • Vorgehen:

    • Flexibler und interpretativer Ansatz ohne feste Schritte.

      • Theorieentwicklung: Abhängig von der Sicht des Forschers, eingebettet in Netzwerke, Situationen und Beziehungen.

      • Datensammlung: Betonung auf reichhaltige Daten, Kodierung und theoretisches Sampling.

  • Ergebnis:

    • Theorie, die die Ansichten, Werte, Überzeugungen, Gefühle und Ideologien der Individuen widerspiegelt.

  • Methodenkritik:

    • Ablehnung von komplexem Jargon und Diagrammen, da diese als Machtausübung gesehen werden. Stattdessen werden aktive Codes wie gerundienbasierte Ausdrücke verwendet.

  • Forscherrolle:

    • Anerkennung der aktiven Rolle des Forschers und seiner subjektiven Einflüsse auf den Forschungsprozess.

Erkläre in Grundzügen, die

  • Ideen,

  • Anwendungmöglichkeiten &

  • Durchführungsschritte

der Phänomenologie

Phänomenologie


Ideen:

  • Beschreibt, was alle Teilnehmer beim erleben eines Phänomens (z.B. Wut, Trauer) gemeinsam haben

  • die spezifischen Aussagen + Erfahrungen der Teilnehmer haben mehr Gewicht

  • qualitative Forscher identifizieren ein Phänomen

    • zum Beispiel:

      • Schlaflosigkeit

      • Ausgrenzung

      • Ärger

    • Sammeln Daten von Personen, die dieses Phänomen erlebt haben

  • die Entwicklung einer Beschreibung der Essenz der Erfahrung

    • der Beschreibung wird mehr Bedeutung als der Erklärung & Analyse zugeschrieben

  • hat starke philosophische Komponente


Anwendungsmöglichkeiten:

  • hermeneutische Phänomenologie (Van Manen, 1990)

  • empirische, transzendentale o. psychologische Phänomenologie (Moustakas, 1994)


Durchführungsschritte: Nach (Moustakas, 1994)

  1. Identifikation des Phänomens:

    • Bestimmung des zu untersuchenden Phänomens

      • In diesem Fall:

        • das "Timing" bei der Einführung und dem Einsatz psychologischer Tests in der Beratung

  2. Bracketing (Epoche):

    • Beschreibung der eigenen Erfahrungen & Meinungen zum Phänomen, um diese bewusst beiseite zu stellen und eine unvoreingenommene Perspektive einzunehmen

    • Diese persönliche Beschreibung kann am Anfang der Studie erwähnt oder später in die Gesamtbeschreibung der Essenz eingefügt werden.

  3. Teilnehmerauswahl:

    • Auswahl von 5 bis 25 Personen, die das Phänomen erlebt haben

    • Verschiedene Formen der Datenerhebung sind möglich:

      • Interviews,

      • aufgezeichnete Gespräche,

      • schriftliche Antworten,

      • Berichte aus Theaterstücken,

      • Filmen,

      • Gedichten

      • Romanen

  4. Datensammlung:

    • Durchführung von Interviews mit den Beratern zu zwei Hauptfragen:

      1. Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf das Timing des Tests gemacht?

      2. Welche Kontexte oder Situationen beeinflussen bzw. beeinträchtigen typischerweise das Timing?

  5. Datenanalyse:

    • Durchsicht der Transkripte der Interviews und Hervorhebung signifikanter Aussagen, Sätze oder Zitate, die ein Verständnis der gesamten Timing-Erfahrung vermitteln

    • Anordnung der hervorgehobenen Aussagen auf dem Papier und Zusammenfassung zu Bedeutungseinheiten oder allgemeineren Themen

    • Weitere Durchsicht der Protokolle zur Identifikation von Situationen oder Kontexten, in denen die Themen auftauchen

  6. Erstellung textlicher & struktureller Beschreibungen:

    • Textuelle Beschreibung:

      • Darstellung der allgemeinen Erfahrungen der Berater

        • (z. B. Durchführung eines Tests nach ausreichendem Aufbau einer Beziehung zum Klienten)

    • Strukturelle Beschreibung:

      • Darstellung der spezifischen Situationen und Kontexte, in denen das Timing für die Durchführung eines Tests optimal war

        • (z. B. nach drei bis vier Sitzungen)

  7. Beschreibung der Essenz der Erfahrung:

    • Zusammenfassung der gesamten Erfahrungen in einem langen Absatz, der die Essenz der Timing-Erfahrung für die Berater beschreibt

    • Berücksichtigung der unterschiedlichen Erfahrungen der Berater und der verschiedenen Kontexte, in denen sie das Timing für die Durchführung eines Tests erlebt haben

  8. Vergleich mit bestehender Literatur und Theorien:

    • Nach Abschluss der Studie Reflexion darüber, wie die beschriebenen Erfahrungen mit früherer Literatur, Theorien oder Praktiken übereinstimmen oder sich von ihnen unterscheiden

  9. Abschluss der Studie:

    • Ziel der phänomenologischen Studie:

      • Eine tieferes Verständnis der Erfahrungen der untersuchten Individuen und ihrer gemeinsamen Erlebnisse mit dem Phänomen zu vermitteln

      • Der Leser sollte am Ende das Gefühl haben, besser zu verstehen, wie es ist, das untersuchte Phänomen zu erleben



Beschreibe das Vorgehen des Erläuternden sequenziellen Designs (Explanatory Sequential Design)

Vorgehen: Erläuterndes sequenzielles Designs (Explanatory Sequential Design)

  • Besteht aus 2 verschiedenen interaktiven Phasen

    1. Quantitative Phase:

    • Entwicklung der quantitativen Instrumente:

      • Auswahl und Gestaltung von

        • Fragebögen,

        • Tests o.

        • anderen quantitativen Messinstrumenten.

    • Datensammlung:

      • Durchführung der quantitativen Erhebung durch

        • Befragungen,

        • Experimente o.

        • andere quantitative Methoden

    • Datenanalyse:

      • Statistische Analyse der quantitativen Daten, um

        • Muster,

        • Zusammenhänge &

        • signifikante Prädiktoren zu identifizieren

    1. Qualitative Phase:

    • Gestaltung der qualitativen Phase:

      • Basierend auf den Ergebnissen der quantitativen Analyse wird die qualitative Phase entworfen

      • Diese Phase zielt darauf ab, bestimmte quantitative Ergebnisse detailliert zu erklären

    • Datensammlung:

      • Durchführung qualitativer Methoden wie:

        • Interviews,

        • Fokusgruppen o.

        • Beobachtungen

        ..um tiefergehende Einblicke in die quantitativen Ergebnisse zu gewinnen

    • Datenanalyse:

      • Analyse der qualitativen Daten durch Methoden wie

        • thematische Analyse o.

        • Grounded Theory

  • Integration der Ergebnisse:

    • Verbindung der Phasen:

      • Die quantitativen Ergebnisse werden genutzt, um die qualitative Datensammlung zu informieren und zu gestalten

    • Zusammenführung der Ergebnisse:

      • Nach Abschluss der qualitativen Phase werden die Ergebnisse beider Phasen integriert.

      • Dies kann durch das Identifizieren von Mustern, die sowohl in den quantitativen als auch in den qualitativen Daten vorhanden sind, o.

      • durch das Erklären spezifischer quantitativer Ergebnisse durch qualitative Erkenntnisse geschehen

Integration und Interpretation:

  • Verknüpfung der quantitativen Ergebnisse mit der qualitativen Datensammlung:

    • Die Erkenntnisse aus der quantitativen Phase werden verwendet, um

      • gezielte Fragen und Themen für die qualitative Phase zu entwickeln

  • Kombinierte Ergebnisse:

    • Nach der qualitativen Phase werden die Ergebnisse beider Phasen zusammengeführt und interpretiert, um

      • ein umfassenderes Verständnis des Forschungsthemas zu ermöglichen

Was ist der Unterschied zwischen dem explorativen sequenziellen Design und dem erläuternden sequenziellen Design?

Exploratives sequentielles Design

  • Reihenfolge der Phasen:

    • Beginnt mit der qualitativen Datensammlung + Analyse, gefolgt von der quantitativen Datensammlung + Analyse

  • Zweck:

    • Ziel ist es, zunächst ein tiefes Verständnis eines Phänomens zu entwickeln + darauf basierend quantitative Instrumente zu erstellen, um die Ergebnisse zu verallgemeinern + zu testen

  • Fokus:

    • Eignet sich besonders, wenn wenig über das Forschungsproblem bekannt ist und neue Theorien oder Hypothesen entwickelt werden müssen

  • Beispiel:

    • Zuerst werden Interviews durchgeführt, um wichtige Themen zu identifizieren. Basierend auf diesen Themen wird eine Umfrage entwickelt, die dann an einer größeren Stichprobe getestet wird

Erläuterndes sequentielles Design

  • Reihenfolge der Phasen:

    • Beginnt mit der quantitativen Datensammlung und Analyse, gefolgt von der qualitativen Datensammlung und Analyse

  • Zweck:

    • Ziel ist es, quantitative Ergebnisse zu erklären oder zu vertiefen, indem qualitative Daten gesammelt werden, um die quantitativen Befunde zu interpretieren

  • Fokus:

    • Eignet sich besonders, wenn umfangreiche quantitative Daten vorliegen und ein tieferes Verständnis oder eine Erklärung der Ergebnisse notwendig ist

  • Beispiel:

    • Zuerst wird eine groß angelegte Umfrage durchgeführt, um statistische Trends zu identifizieren. Anschließend werden Interviews durchgeführt, um die Gründe hinter den quantitativen Ergebnissen zu verstehen

Zusammenfassung der Unterschiede:

  1. Phasenreihenfolge:

    • Explorativ:

      • Qualitative Phase → Quantitative Phase

    • Erläuternd:

      • Quantitative Phase → Qualitative Phase

  2. Zweck und Anwendung:

    • Explorativ:

      • Entwicklung von Hypothesen und theoretischen Modellen, Verallgemeinerung qualitativer Ergebnisse.

    • Erläuternd:

      • Erklärung und Vertiefung von quantitativen Ergebnissen.

  3. Forschungsfokus:

    • Explorativ:

      • Eignet sich, wenn wenig über das Thema bekannt ist und qualitative Erkenntnisse zur Entwicklung quantitativer Instrumente genutzt werden.

    • Erläuternd:

      • Eignet sich, wenn umfangreiche quantitative Daten vorhanden sind, die durch qualitative Daten erklärt und interpretiert werden sollen.


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Vani S.

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