Definition Ethisch handeln
Ethisches Handeln ist ein bewusstes Verhalten, das die Normen respektiert und wertvolle Ziele anstrebt. Ethik ist die methodisch-kritische Reflexion des menschlichen Handelns, sofern dieses nach gut und böse unterschieden und beurteilt wird.
Wozu ethik
Helmut F. Kaplan hinterfragt die Rolle der Ethik
Globale Herausforderungen
Sind ethische Theorien notwendig
Infragestellung von Ethik -> geht einher mit ethischem Relativismus (bestreitet Werte und Normen)
ETHIK IST GELEITET VON DER SUCHE NACH EINEM GEGLÜCKTEN LEBEN
Teilbereiche der Ethik
Deskriptive Ethik (Be- und Umschreibung von Sitten, die als Gesamtheit der Normen in einer Gesellschaft gesammelt werden)
Normative Ethik (Allgemeingültige Normen -> Jeder soll zum gleichen Ergebnis kommen)
Metaethik (-> Letztbegründung)
DAS EIGENE LEBEN IST AUCH VON FREMDER ETHIK GEPRÄGT
Funktion von Normen
Normen werden durch bestehende Werte begründet
Ziel: Einzelne entlasten, Zusammenleben sichern, herausfordern und entwickeln
Modelle der Normbegründung
Ethik versucht Handlungen zu begründen
Satz voraus, dass der Mensch die Handlung frei wählen kann
Für ethische Beurteilung: Handlungssubjekt, Handlungsalternative, Handlungsziel, Mittel, Gründe und Folgen notwendig
Was sind die Modelle der Normbegründung
Hedonismus
Eudaimonismus
Naturrecht
Utilitairische Theorien
Normbegründung: Hedonismus
Begründung: Artistipp und Epikut
Das Individuum im Fokus: Priva9sierung des Glücks vor dem Hintergrund instabiler sozialer Verhältnisse im klassischen Griechenland
Ziel: Maximum an Lebensfreude & die Vermeidung von Unlust und Schmerz
Lustprinzip: Eine Handlung ist sichtlich gut, wenn sie Lust bereitet
Lust-Unlust Kalkül: Lust als Freisein von Unlust
Normbegründung: Eudaimonismus
An erster Stelle steht die Sinnerfüllung des menschlichen Daseins
Laut Aristoteles: Nur durch einen tugendhaften Lebenswandel möglich
Eine Handlung ist erst ethisch einwandfrei, wenn sie als Ziel Eudaimonia hatte
Normbegründung: Naturrecht
Die in der Natur bzw. Schöpfung vorgegebene Ordnung als Maßstab des Handelns (Allgemeinwohl ist das Ziel)
Wurzeln in sophistische Unterscheidung zwischen:
Dem von Natur aus Gerechten
Dem Gerechten aufgrund menschlicher Rechtssetzung
Quellen
Rechtsprinzip = Von Gott geschaffen
Logos (Wort, Gedanke) = Göttliches Gesetz
Normbegründung: Utilitarische Theorien
Bewertung ihrer Nützlichkeit
? Welche Handlungen hat also den größten Nutzen? – positives überwiegt das Negative
Der Weg zu einem allgemeingültigen Handlungsprinzip
Wie wir handeln sollen, liegt in der Vernunft
Verknüpfung von erfahrungsunabhängigen Begriffen mit eigenen Anschauungen -> vernünftiges Moralgesetz
Konsequenzen der ethischen Überlegungen Kant´s -> kategorischer Imperativ
HANDEL NUR NACH DERJENIGEN MAXIME, DURCH DIE DU ZUGLEICH WOLLEN KANNST, DASS SIE EIN ALLGEMEINES GESETZ WERDE
Der kategorische Imperativ ist nicht willkürlich
Praktische Vernunft
Warum soll ich ethisch handeln
Der Mensch zeichnet sich durch bewusste Überlegungen was er tut aus
Vernunft = Verstand -> Fähigkeit zu denken
Nacht Kant
Wahrnehmung und Verstand als die oberste menschliche Erkenntnisinstanz
Setzen ethischer Prinzipien, die den Willen leiten soll
Das richtige Handeln braucht Selbstmotivation
Oft auf bestehende Normen verwiesen
Theologische Ethik
Beruft sich auf die Gültigkeit der Offenbarung oder auf das Wort Gottes
Philosophische Ethik
Moralische Norm von allen verständlich
Egal ob Gläubig oder Nicht-Gläubig
Philosophische Grundrichtungen ethischer Argumentation
Gesinnungsethik: Handeln aus innerer Überzeugung ohne Folgen einzukalkulieren
Verantwortungsethik: Folgen einer Entscheidung berücksichtigen
Letztbegründung der Ethik
Ethisches Handeln ist gelebter Glauben = Orthopraxie
Theologische Ethik ist IMMER auch theonome Ethik
Die letztgültige Begründung von sittlicher Handlung kann nur in Gott liegen
Ethisches Handeln = Suche nach Verantwortung Gottes
Die Bibel als Quelle zur Ethik
Theologische Ethik: Bibel als zentrale Grundlage für ethische Normen
Offenbarung Gottes – Gibt Grund, Gebote einzuhalten
613 Ge/Verbote der Tora -> gelingendes Leben
Gott befreit zur Freiheit
10 Gebote von Gott DIREKT an Moses auf den Berg Sinai
Maßgeblich für die Grundlagen jeder Ethik im CT
JHWH als befreiender Gott, da er Israel aus dem Sklavenhaus befreite Ex 20,1
Dekalog
Nicht als Zwang, sondern als Weisung zur Befreiung Israels Dtn 5,16.29
Offenbarungsaussage liegt nicht in konkreten Geboten -> in Selbstoffenbarung JHWHs
Jesu ethische Botschaft
Verkündung Jesu enthält Weisungen
Doppelgebot der Gottes und Nächstenliebe Mt 22, 37-39
Goldene Regel Mt 7, 12
Aufforderung zum Gewaltverzicht Mt 5, 43
Jesus bewegt sich in der jüdischen Tradition, greift Gebote aus dem Testament auf
Feindesliebe Ex 23,4
Bergpredigt Mt 5, 1-7, 28
Jesus ordnet sich in jüdischer Tora-Auslegung ein
Antithesen in Mt 5, 21-48 betonen keine Abschaffung der Tora
Forderung Jesus
Appell an Fantasie, neue Wege der Erfüllung zu entdecken
Gebote der Nächsten- und Feindesliebe motiviert zur Verpflichtung zum ethischen Handeln
Gewissen in der Bibel
Das Gewissen ist eine Instanz im menschlichen Bewusstsein, die Bewertungsmaßstäbe dafür bereithält, was als gut oder böse, richtig oder falsch, wünschenswert oder verwerflich anzusehen ist.
Die Verhaltensregeln, Ge- und Verbote resultieren in den meisten Fällen aus religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen.
In der Bibel werden solche Bewertungsmaßstäbe aufgezeigt, obwohl der Begriff "Gewissen" in der hebräischen Sprache nicht vorkommt und daher in den alttestamentlichen Schriften fehlt.
Dennoch finden sich Beschreibungen von Gewissenserfahrungen, besonders deutlich in der Geschichte von Saul und David, wo es heißt: "Danach schlug ihm sein Herz" (1 Sam 24,6).
"Herz" bezeichnet dabei das Zentrum der menschlichen Person in ihrem Denken, Fühlen und Wollen.
Dieses Verständnis findet sich durchweg im Alten Testament und ebenso innerhalb des Neuen Testaments in der Überlieferung der synoptischen Evangelien.
Erst Paulus verwendet den Begriff "Gewissen" explizit und knüpft dabei an die Tradition der hellenistischen Welt an, die vor allem auf die Philosophie der Stoa zurückgeht.
Das Gewissen bestimmt die Existenz aller Menschen. Paulus sagt von den Heiden, die die Tora Israels nicht kennen: Sie tun dennoch von Natur aus, was das Gesetz fordert. "Sie beweisen damit, dass in ihr Herz geschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt" (Röm 2,15).
Wie frei ist das Gewissen
Der Zusammenhang von Christusglauben und Gewissen wird bei Paulus an einem Konflikt um das "Götzenopferfleisch" in der Gemeinde Korinth deutlich.
Frage in der Gemeinde: Darf das Fleisch, das bei Opfern an heidnischen Tempeln geweiht wurde und später auf dem Markt verkauft wird, ohne Bedenken genossen werden?
Einige Korinther fühlen sich in ihrem Gewissen belastet (1 Korinther 8,7), während Paulus sich nicht belastet fühlt, da es nur den einen Gott gibt.
Paulus warnt davor, dass die eigene Freiheit des Gewissens nicht zum Anstoß für Schwächere wird (1 Korinther 8,9).
Es geht darum, die Freiheit des eigenen Gewissens im Zusammenhang mit dem Gewissen anderer zu sehen und diese nicht zu verletzen.
Für Paulus gehören Freiheit und Liebe eng zusammen (vgl. 1 Korinther 10,23-33).
In den nachpaulinischen Schriften spielt das Gewissen in verschiedenen Zusammenhängen eine Rolle.
Eine wichtige Aussage findet sich im ersten Johannesbrief, wo der Glaube an Jesus Christus die Freiheit des Gewissens erschließt, die sich in der Liebe zum Nächsten bewährt (1 Johannes 3,19).
Das Gewissen in der kirchlichen Lehre
Das Gewissen ist eine innere Instanz, die den Menschen zur Liebe, zum Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft.
Es ist ein Gesetz, das nicht vom Menschen selbst gegeben wird, sondern von Gott in das Herz eingeschrieben ist.
Die Würde des Menschen besteht darin, diesem Gesetz zu gehorchen, gemäß dem er auch gerichtet werden wird.
Das Gewissen kann irren, ohne seine Würde zu verlieren, besonders wenn der Mensch sich nicht genug um die Suche nach dem Wahren und Guten bemüht.
Zur Funktionsweise des Gewissens gehören die Wahrnehmung moralischer Prinzipien, ihre Anwendung durch Beurteilung der Umstände und schließlich das Urteil über konkrete Handlungen.
Ein kluges Gewissensurteil erkennt die Wahrheit über das sittlich Gute an und führt zu entsprechenden Entscheidungen.
Das Gewissen ermöglicht es dem Menschen, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen.
Selbst wenn der Mensch Böses getan hat, kann das Gewissen Zeuge dafür sein, dass die moralische Wahrheit gilt und er bereit sein sollte, um Vergebung zu bitten und das Gute zu tun.
Der Mensch hat das Recht, gemäß seinem Gewissen frei zu handeln und sich persönlich sittlich zu entscheiden.
Er darf weder gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert werden, gemäß seinem Gewissen zu handeln, insbesondere im Bereich der Religion.
Hilfen zur Gewissensbildung
Das Gewissen unterliegt einem Entwicklungsprozess und bildet sich in mehreren Stufen.
Es ist die Aufgabe jedes Menschen, sein Gewissen immer wieder neu zu sensibilisieren.
Der erste Schritt bei einer Gewissensentscheidung ist, sich über den Sachverhalt genau zu informieren und ggf. Fachleute zu befragen oder Sachinformationen einzuholen.
Es ist wichtig, kritisch zu hinterfragen, was "man" sagt oder tut, da nicht alles, was viele sagen oder tun, richtig sein muss.
Personen mit Vorbildcharakter sollten kritisch beleuchtet und bewusst ausgewählt werden, da sie oft ihre persönliche Meinung verabsolutieren und von vielen imitiert werden.
Eine Güterabwägung kann hilfreich sein, um bewusste Entscheidungen zu treffen.
Gespräche mit Personen des Vertrauens können ebenfalls hilfreich sein, da sie ein externes Licht auf die Sachlage werfen können.
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