• Definition
• Korrelate
• Prävalenz
• Störungstheorien und Erklärungsansätze
• Intervention
Lernziele
• Prokrastination beschreiben und erklären können (funktional vs. dysfunktional)
• Korrelate von Prokrastination nennen können
• Abgrenzung zu psychischen Störungen kennen (ADHS und Prüfungsangst)
• Störungstheorien und Erklärungsansätze kennen & erklären können
• wissen, wie man Prokrastination misst
• Bausteine einer Intervention kennen
-> Definition
-> Gründe fürs Aufschieben
-> Was ist der Unterschied zwischen funktionaler und dysfunktionaler Prokrastination?
Aufschieben und Prokrastination
• Prokrastination ist ein Verhaltensmuster, bei dem eine Person bewusst Aktivitäten, die zur Erreichung wichtiger Ziele nötig sind, zugunsten anderer Aktivitäten aufschiebt
• ursprünglich: positiv bewertete Verhaltensweise → reflektiertes Aufschieben von schwerwiegenden Entscheidungen bis zu einem günstigen Zeitpunkt
• Aufschieben von Tätigkeiten: häufig, alltäglich und nicht primär dysfunktional → entspricht flexibler Handlungskontrolle, mit der spontan auf aktuellen Handlungsbedarf reagiert werden kann
Gründe für Aufschieben
• objektive Wichtigkeit und Dringlichkeit der Aktivitäten
• momentanen Stimmung
• Antizipation von Erfolg und Misserfolg
• erwarteter Einfluss der Tätigkeit auf die Stimmung
• Abwägung von Kosten und Nutzen (jetzt vs. später)
• Aufschieben gefährdet Qualität der schließlich erbrachten Leistung
• aufgeschobene Tätigkeit ist aversiv und damit Unbehagen auslösend… aber Aufschieben selbst auch → Teufelskreis
• Akt des Aufschiebens und Konsequenzen sind bewusst
Prokrastination als eine komplexe Störung der Handlungskontrolle (dysfunktionale Selbstregulation), an der affektive, kognitive und motivationale Faktoren beteiligt sind
Problematisch
• tatsächlich durchgeführten Handlungen entsprechen anhaltend nicht den eigenen Absichten zur Erreichung wichtigerer Ziele
• Verhalten wird habituell und kann trotz bereits gravierender negativer Folgen nicht eingeschränkt werden
• objektive Leistungseinbußen
• Belastungen zwischenmenschlicher Beziehungen
• Beeinträchtigungen des eigenen Wohlbefindens
Prävalenz
• US college Studierende: zu 75% Aufschieber, ca. 50% dadurch Probleme im Studium; 1/3 d. Alltags aus Aufschieben und nicht zielführende Tätigkeiten (Pychyl, Lee, Thibodeau & Blunt, 2000)
• Deutschland: je nach Studienfach 7-15% Prokrastination in bedenklichem Ausmaß (Deters, 2006; Krumm et al., 2011)
• US-amerikanische Allgemeinbevölkerung: 20% „chronische Aufschieber“; ähnlich Australien, England, Spanien, Peru (Ferrari, O’Callaghan & Newbegin, 2005)
Einschränkungen?
• Welche Gruppe wird warum untersucht?
• 90% der Studien untersuchen akademische Prokrastination
• Lediglich leichter festzustellen, da leichter verfügbar und im Kontext wissenschaftlichen Arbeitens eher vergleichbar
• Wie wird Prokrastination operationalisiert?
• Welches externe Prokrastinationskriterium?
• Wo cut-off?
-> Prokrastination, Perfektionismus & Angst
-> Studienleistung
-> Persönlichkeitsmerkmale (Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Selbstkontrolle, …)
Zusammenhang Prokrastination, Perfektionismus & Angst (Opitz, 2004; Patzelt, 2004)
• Fragebogenstudie: 939 Studierende (50% weiblich) aus 45 Fächern, Uni Münster
• Fremdbestimmte hohe Standards (r=.27) -> zu hohe Erwartungen von außen
• Angst vor Versagen/negativer Bewertung (r=.58/.38)
• Depressivität (r=.65)
• Mehr Prokrastination in unstrukturierten Studiengängen und in höheren Semestern
• Männer: Probleme Pensum planen & anfangen; Frauen: unsicherer & ängstlicher beim lernen
➢ Einschränkung der Lebensqualität & Probleme Bewältigung Studienanforderungen
1) Die verhaltensbezogene Perspektive (Störungsmodell)
-> Aufschieben ist ein erlerntes Verhalten
2) Die motivational-volitionale Perspektive
-> bestimmte Schwellen müssen immer überschritten werden
-> abwägen, ob man etwas wirklich will und was man will
-> dass dann planen
-> ausführen vom Verhalten
-> Ergebnis
-> in allen vier Schritten kann Prokrastination ein Problem sein
-> man kann besser erkennen, wo im Handlungsstrang die dysfunktionale Selbstkontrolle eine Rolle spielt
3) Die kognitive Perspektive
Self-handicapping
paradox anmutenden Denk- und Verhaltensweisen, bei der Behinderungen bei der Zielerreichung zugelassen oder sogar aktiv gesucht werden → bei Misserfolg als Erklärung des Versagens
Rationalisierungen
Mechanismus, der hilft, Konflikt zwischen kurzfristiger Entlastung und zunehmend aversiver Situation beim Prokrastinieren zu bewältigen, z.B.: „Ich warte nur auf den richtigen Zeitpunkt zum Anfangen“ „Ich weiß, ich kriege das alles noch hin“
Zeitbezogene Nutzenabwägung
die Präferenz für jede der beiden Aktivitäten (zielführend vs. nicht-zielführend) steht in Abhängigkeit von der Zeit, die bis zur Erledigung einer Aufgabe zur Verfügung steht
4) Aufschieben als Versuch der Emotionsregulation
-> Vermeidung unangenehmer und Steigerung positiver Gefühle
-> Versagens- oder Bewertungsangst oder wenig Hoffnung, dass die Arbeit „gut genug“ wird, sodass Anstrengung sinnlos erscheint
• Allgemeiner Prokrastinationsfragebogen (APROF)
• 18 Items, 5 Minuten
• Prokrastination: Stärke der Tendenz, persönlich wichtige Aufgaben aufzuschieben
• Aufgabenaversivität: Stärke unangenehmer Gefühle gegenüber wichtiger Aufgaben
• Alternativenpräferenz: Bereitschaft, weniger wichtige Tätigkeiten vorzuziehen
• Wie kann eine Intervention zur Reduktion von dysfunktionaler Prokrastination aussehen?
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