• Bedeutung und Definitionen von Intelligenz
• Ausgewählte Intelligenztheorien
• Messung von Intelligenz
• Korrelate von Intelligenz
• Flynn Effekt
• Kritik am Konzept der Intelligenz
Lernziele
• Definition von Intelligenz kennen
• Die Zusammenhänge zwischen Intelligenz und akademischem Erfolg kennen
• Geschlechtsunterschiede und Stadt-Land-Unterschiede einordnen können
• Bedingungen kennen, unter denen Intelligenz mit lernen zusammenhängt
• Wissen, was der Flynn-Effekt ist & Gründe dafür kennen
• Sich kritisch mit dem Konstrukt Intelligenz auseinandersetzen können
„Die Universitäten haben ein Recht darauf, die Intelligentesten eines Jahrgangs zu versammeln, um die künftigen Verantwortungsträger in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft akademisch zu bilden. Wenn man die überdurchschnittlich Intelligenten an den Universitäten haben will, dann sollte man eine Quote von etwa 20 Prozent anstreben – das ergibt sich aus der Normalverteilung der Intelligenz.“
„Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest misst“ (Boring, 1923)
Wechsler (1956) „Intelligenz ist die zusammengesetzte oder globale Fähigkeit des Individuums, zielgerichtet zu handeln, rational zu denken und sich wirkungsvoll mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen.“
Gottfredson (1997) „Intelligenz ist eine sehr allgemeine geistige Fähigkeit, die unter anderem die Fähigkeiten zum schlussfolgernden Denken, zum Planen, zum Problemlösen, zum abstrakten Denken, zum Verstehen komplexer Ideen, zum raschen Auffassen und zum Lernen einschließt.“
Intelligenz
• Fähigkeit, mit Abstraktionen umzugehen (z.B. Ideen, Symbole, Beziehungen, Prinzipien,…)
• Fähigkeit, Probleme zu lösen
• Fähigkeit, zu lernen
Ausgewählte Intelligenztheorien
-> Spearmans Generalfaktor g
Spearmans Generalfaktor g
• Strukturmodell: Intelligenz als eine Fähigkeit dar, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt
• 2-Faktoren-Modell von Spearman
• Generalfaktor (g-Faktor) als Ausdruck der Spezialfaktorenallgemeinen Intelligenz
• spezifische Begabung (s-Faktoren) wie z. B. „sprachliches Können“ oder „mathematische Begabung“
• Anzahl der s-Faktoren nicht genau spezifiziert
• Stärke der Theorie ist g → Vielfach repliziert, robust gegenüber unterschiedlichen Stichproben und Aufgaben („Indifferenz der Indikatoren“)
• Schwäche der Theorie sind die s-Faktoren → Keine sparsame Annahme, unscharf definiert, erfüllt die heutigen Ansprüche an Intelligenzfaktoren nicht (keine empirische Prüfbarkeit)
-> Cattell (1963): Theorie der kristallinen und fluiden Intelligenz
Cattell (1963): Theorie der kristallinen und fluiden Intelligenz
• Fluide Intelligenz (Gf)
• Fähigkeit, neuartige Probleme zu lösen
• Logisches Denken und Schlussfolgern; Erkennen von Regelhaftigkeiten
• Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeitskontrolle und Impulskontrolle
• Hohe Ähnlichkeit zum g-Faktor; wird manchmal gleichgesetzt
• Kristalline Intelligenz (Gc)
• Erworbenes Wissen, gelernte Inhalte; Umfasst z.B. Faktenwissen und Wortschatz
• Ist also kultur- und bildungsabhängig
• Sind nicht unabhängig! Gf wird in Gc investiert = Investmenttheorie
• Stärke der Theorie: Differenzierung von bildungsabhängigen vs. - unabhängigen kognitiven Leistungen → Wichtig für die Messung von Intelligenz, hat zur Entwicklung von kulturfairen Tests beigetragen
• Schwäche der Theorie: Gehört Gc zur Intelligenz? → Intelligenz soll das Potential einer Person erfassen
Messung von Intelligenz
• 85 < IQ < 115 → durchschnittlich intelligent
• IQ > 115 → überdurchschnittlich intelligent
• IQ < 70 → Kriterium für Intelligenzminderung oder geistige Behinderung
-> Zusammenhang sinkt, je weiter die Person fortgeschritten in der Karriere ist
-> inhaltliche und methodische Gründe
-> wenn man jünger ist, hat man weniger kristalline Intelligenz, um den Rest auszugleichen
-> weniger Variation, je älter man wird (weniger Intelligenzunterschiede im gleichen Studiengang)
-> im steigenden Alter steigen die Ansprüche, komplexere Leistungen und unterschiedlichere Faktoren die darauf Auswirkungen haben
-> 25 % Varianzaufklärung
-> 25% durch Intelligenz aufgeklärt, der Rest durch andere Sachen (z.B. Persönlichkeit, sozialer Status, Herkunft, Entwicklungsstand, Motivation, …)
Unter welchen Bedingungen hängen IQ und lernen zusammen? (siehe Jensen, 1980)
• wenn Lernen absichtsvoll erfolgt & bewusste mentale Anstrengung erfordert
• wenn die Lernsituation der Person Zeit lässt, nachzudenken
• wenn das Lernmaterial aufeinander aufbauend strukturiert ist
• wenn der Lernstoff Transferprozesse erlaubt und erfordert
• wenn beim Lernen Einsicht wichtig ist
• wenn der Lernstoff mittelschwierig bzw. von mittlerer Komplexität ist
• wenn die zur Verfügung stehende Lernzeit für alle gleich ist
• wenn sich die Person mit etwas Neuem auseinandersetzen muss
Geschlechtsunterschiede
• Da es geschlechtsspezifische IQ-Normen gibt, haben Mädchen und Jungen im Durchschnitt einen IQ von 100
• Subtests: Mädchen haben Vorteil in verbalen Fähigkeiten, Jungen im räumlichen Denken
• Allerdings: Nach intensivem Training mit Computerspielen verringerte sich der Unterschied substantiell (Feng, Spence, & Pratt, 2007)
• Mögliche Erklärung: Stereotype Threat
• Stereotype Threat (Steele & Aronson, 1995): Die Befürchtung einer Person, dass sie durch ihr Verhalten ein negatives Stereotyp bestätigen bzw. im Sinne dieses negativen Stereotyps bewertet werden könnte
• Hinweise darauf, dass Stereotype Threat Geschlechtsunterschiede im IQ zum Teil erklären kann (Nisbett, 2013)
Stadt-Land-Unterschiede
• Viele Vergleichsuntersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Stadtkinder einen höheren IQ haben als Landkinder
• Mögliche Erklärungen
○ Selektive Abwanderung
○ Umwelteinflüsse (kognitive Reize sind in der Stadt höher)
• Flynn (1987) zeigte anhand von längsschnittlichen Daten aus 14 Industrienationen, dass die mittleren gemessenen IQ-Werte in den letzten Jahrzehnten zwischen 5 und 25 Punkten pro Generation zugenommen hatten
• Insbesondere bei sprachfreien Tests
• Zwischen 1945 bis heute hat sich in industrialisierten Staaten der IQ um 3 Punkte pro Jahrzehnt erhöht (James Flynn, 2007)
• parallel dazu hat sich die Dauer der Beschulung von Md = 8 Jahren zu Md = 14 Jahren erhöht
• unsere Welt entwickelt sich viel schneller voran, mehr Technologien, mehr Wissenschaft, stärkere Weiterentwicklung
• Wir hinterfragen mehr, spekulieren mehr, beschäftigen uns mehr mit dem hypothetischen, früher ging es mehr ums Überleben und man hat nicht darüber hinaus gedacht, heute interessiert uns vieles mehr
• Mehr Wissenschaft, mehr Anforderungen/Ansprüche, moderne Welt
• Können die moderne Welt nur mit diesen drei Bereichen bewältigen (früher musste man diese frei Bereiche nicht können, heute muss man das um Probleme der modernen Welt zu bewältigen) -> in Intelligenztests werden genau diese Bereiche abgefragt und daher können aktuelle Menschen diese tests besser machen als Menschen vor 100 Jahren, da sie diese Fähigkeiten im Alltag nicht brauchten
Die konkreten Testinhalte
• Test und Testsituation beziehen sich nicht auf die reale Seite des menschlichen Lebens
• „Die Praxis des Tests klammert unvermeidlich das Tätigwerden dessen aus, was man funktionale Intelligenz nennen könnte“ (Simon, 1971)
• Der Test impliziert, dass menschliche Wirklichkeit zu reduzieren sei auf das stumme Handhaben von Papier und Stift
Individualisierte Intelligenz
• Intelligenztests erfassen nur die Leistung eines einzelnen, isolierten Individuums
• Es besteht keine Möglichkeit, während des Tests sich mit anderen auszutauschen, um ein Problem gemeinsam zu lösen
• Es ist auch gar nicht beabsichtigt, diese Fähigkeit, nämlich das kooperative Verhalten, zu erfassen
Testinhalte bevorzugen die (weiße) Mittelschicht
• Unterschied der mittleren Intelligenz zwischen People of Colour und Weißen in den USA beträgt etwa 1.1 Standardabweichungen (entspricht ca. 17 Intelligenzpunkten) (Rushton & Jensen, 2005)
• Korrelation sozioökonomischer Status und IQ bei 12-14 Jährigen: r ≈ .35 (Hanscombe, et al., 2012) bzw. r ≈ .33 (White, 1982) ▪ Einfluss des sozialen Millieus wahrscheinlich
• Die (relativ) höheren akademischen Leistungen asiatisch-amerikanischer Individuen spiegeln sich nicht im IQ wider (Flynn, 1991)
• Einfluss von Motivation wahrscheinlich
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