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Hochbegabung

JW
by Julia W.

• Ein Modell zur Hochbegabung kennen


-> Drei-Ringe-Modell von Renzulli (1993)

• 3 ineinandergreifende Fähigkeits-Cluster → notwendige Bestandteile:

○ Überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten

○ Aufgabenmotivation

○ Kreativität

• Hochbegabung ist die Schnittmenge dieser 3 Cluster


• Annahme: Nur wenn die primären Sozialbereiche besonders gute Entwicklungsanregungen bereitstellen, kann sich Hochbegabung ausbilden



(A) Deutlich überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten

• Hohes Niveau im abstrakten Denken, im sprachlichen und numerischen Schlussfolgern, in räumlicher Vorstellung, im Gedächtnis und in sprachlicher Gewandtheit

• Anpassung an neue situative Bedingungen der Lebensumwelt

• Automatisierte Informationsverarbeitung


(B) Aufgabenmotivation

• Ausprägung eines hohen Interessenniveaus, Begeisterungsfähigkeit, Bereitschaft, sich mit Problemen, einem Schul-/Studienfach oder einer bestimmten Form menschlichen Daseins auseinanderzusetzen

• Leistungsstreben, Beharrlichkeit, Ausdauer, Entschlossenheit

• Selbstbewusstsein, starkes Ego, Vertrauen in eigene Fähigkeit, kaum Minderwertigkeitsgefühle

• Fähigkeit, relevante Fragestellungen und neue Entwicklungen in speziellen Problemkontexten zu erkennen

• Hohe Maßstäbe für die eigene Arbeit setzen; Offenheit für Selbst- und Fremdkritik; ästhetischer Sinn für Geschmack, Qualität und Exzellenz


(C) Kreativität

• Flüssigkeit, Flexibilität und Originalität im Denken

• Offenheit für Erfahrung, Aufnahmefähigkeit für Neues und Andersartiges im Denken und Handeln

• Neugierig, spekulativ, abenteuerlustig und geistig spielerisch bereit sein, Risiken im Denken und Handeln einzugehen


-> links hochbegabt

-> rechts nicht

-> Neurotizismus ist ein Unterschied (emotional stabiler)

-> und mehr Offenheit für Erfahrungen

-> geringe Unterschiede


Probleme multipler Kriterien

• Man muss festlegen, was man unter „hoch“ versteht (z.B. obere 2% oder 5% der Verteilung in der Bevölkerung)

• Wahrscheinlichkeit in mehreren Merkmalen zur Spitze der Verteilung zu gehören, ist deutlich geringer


FAZIT

• Intuitives Modell, bei Eltern/Laien sehr beliebt

• empirisch vermutlich nicht haltbar (bis heute keine Belege)

• Plausibilität alleine reicht nicht

○ in der Wissenschaft brauchen wir prüfbare Hypothesen

○ Insbesondere wenn es nicht um „Rahmenmodelle“ zur Strukturierung von Wissen, sondern um Erklärungsmodelle geht

○ Wer von genau 3 Kriterien ausgeht, muss das auch empirisch testen

• Modell unterscheidet nicht zwischen Begabung/Potenzial und Leistung/Performanz




• Nennen Sie Vor- und Nachteile einer quantitativen bzw. qualitativen Definition von Hochbegabung.

Argumente für die IQ-Definition/quantitative Definition

• Intelligenz (g) gehört zu den am besten messbaren psychologischen Konstrukten überhaupt

• bewährte Verfahren mit guter bis sehr guter Messgüte

• Bereits ab dem Grundschulalter ist g hinreichend stabil

• g bildet die Lernfähigkeit und das Potenzial einer Person ab


Warum nicht auch z.B. Kreativität berücksichtigen?

• Viel schwerer zu messen, die Güte der Tests ist deutlich geringer

• Prognostische Validitäten von Kreativitätstests - über Intelligenztests hinaus - sind deswegen zweifelhaft

• Multiple Kriterien schränken die Anzahl der Merkmalsträger ein


Eine quantitative Definition von Hochbegabung bezieht sich normalerweise auf spezifische Messungen oder numerische Kriterien, um Hochbegabung zu identifizieren. Hier sind einige Vor- und Nachteile:


Vorteile der quantitativen Definition von Hochbegabung:

1. Objektivität: Quantitative Messungen basieren auf objektiven Daten wie IQ-Tests oder Leistungstests, die eine klare Trennung zwischen begabten und nicht begabten Personen ermöglichen.

2. Messbarkeit: Die Verwendung von Zahlen und Scores ermöglicht eine genaue Messung des Grades der Hochbegabung.

3. Vergleichbarkeit: Quantitative Messungen ermöglichen den Vergleich von begabten Personen untereinander sowie mit der Gesamtbevölkerung.

4. Evidenzbasierte Interventionen: Quantitative Messungen können als Grundlage für evidenzbasierte Interventionen und Programme für hochbegabte Personen dienen.


Nachteile der quantitativen Definition von Hochbegabung:

1. Nur ein Aspekt: Quantitative Messungen erfassen oft nur einen Aspekt der Hochbegabung, wie z.B. kognitive Fähigkeiten, und berücksichtigen möglicherweise nicht andere wichtige Bereiche wie Kreativität, emotionale Intelligenz oder soziale Kompetenzen.

2. Testlimitationen: IQ-Tests und andere Messinstrumente können kulturelle, sprachliche oder andere Bias enthalten, die die Ergebnisse beeinflussen können.

3. Statistische Natur: Quantitative Definitionen basieren auf statistischen Normen, die sich im Laufe der Zeit ändern können und nicht unbedingt die individuellen Stärken und Bedürfnisse einer Person widerspiegeln.

4. Unflexibilität: Eine rein quantitative Definition kann dazu führen, dass begabte Personen, die nicht in bestimmte Testkriterien passen, übersehen oder unterbewertet werden.


Auf der anderen Seite bezieht sich eine qualitative Definition von Hochbegabung mehr auf individuelle Eigenschaften, Fähigkeiten und Potenziale, die über quantitative Messungen hinausgehen. Hier sind einige Vor- und Nachteile:


Vorteile einer qualitativen Definition von Hochbegabung:

1. Ganzheitlicher Ansatz: Qualitative Definitionen berücksichtigen eine breitere Palette von Fähigkeiten und Eigenschaften, einschließlich kognitiver, kreativer, sozialer und emotionaler Aspekte.

2. Individuelle Betrachtung: Sie ermöglichen eine individuelle Betrachtung jedes begabten Kindes oder Erwachsenen, ohne ausschließlich auf numerische Messungen angewiesen zu sein.

3. Potenzialorientiert: Qualitative Definitionen betonen das Potenzial einer Person und ihre Fähigkeit zur Entwicklung über die Zeit hinweg.

4. Inklusivität: Sie können eine breitere Palette von begabten Personen einschließen, einschließlich solcher, die möglicherweise nicht in traditionelle quantitative Kategorien passen.


Nachteile einer qualitativen Definition von Hochbegabung:

5. Subjektivität: Qualitative Einschätzungen können subjektiver sein und unterschiedliche Interpretationen zulassen, was zu Inkonsistenzen bei der Identifizierung von Hochbegabung führen kann.

6. Schwierigkeiten bei der Messung: Es kann schwieriger sein, qualitative Aspekte wie Kreativität oder emotionale Intelligenz objektiv zu messen und zu bewerten.

7. Mangel an Vergleichbarkeit: Da qualitative Definitionen weniger standardisiert sind, kann es schwieriger sein, begabte Personen untereinander oder mit statistischen Normen zu vergleichen.

8. Evidenzbasierter Ansatz: Qualitative Definitionen können es schwieriger machen, evidenzbasierte Interventionen oder Programme für hochbegabte Personen zu entwickeln, da klare Messkriterien fehlen können.



Begabtenförderung

-> Was ist das?

-> Gründe dafür

• Begabtenförderung stellt neben Digitalisierung, Integration und Nachhaltigkeit eines der zentralen Querschnittsthemen des BMBF dar

• Expansion von Begabtenförderungsprogrammen

• Zahl der Stipendien für begabte Studierende zwischen 2005 und 2015 von 13.400 auf 56.000 gestiegen

• Haushaltsmittel, welche das BMBF den Begabtenförderungswerken gewährt, stiegen zwischen 2005 und 2016 von 80,5 auf 243,9 Millionen Euro

• Auch die KMK priorisiert mit ihrer „Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler“ das Thema Begabungen und Talente


Gründe

• vergleichsweise geringer Anteil von Schüler:innen auf den beiden oberen Kompetenzstufen der PISA-Studien bzw. der Ländervergleiche der KMK sowohl im Bereich der Naturwissenschaften/Mathematik als auch in Deutsch und Englisch

• „verdeutlicht die Notwendigkeit, die Förderung von leistungsstarken und potenziell leistungsfähigen Schülerinnen und Schülern zu verbessern“ (KMK, 2015, S. 3)

• Begabtenförderung sowohl im Kindergarten, in der Grundschule und den Sekundarschulen etabliert werden

• viele Begabtenförderungsprogramme sind exklusiv

• Bspw. Hector Kinderakademien, die 2010 durch eine Zusammenarbeit der Hector Stiftung II, dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und dem HectorInstitut für Empirische Bildungsforschung (HIB) entstanden sind

• Nach einer Anmeldung durch Lehrer:innen sollen begabte Grundschulkinder durch Kurse und Workshops ein zusätzliches Bildungsangebot zur Verfügung gestellt werden

• Hector Kinderakademien sind in Baden-Württemberg flächendeckend vertreten

• Angebot soll demnächst auf den vorschulischen Bereich ausgeweitet werden


Begabtenförderung in der Grundschule: Hector-Kinderakademien

• viele Begabtenförderungsprogramme sind exklusiv

• Bspw. Hector Kinderakademien, die 2010 durch eine Zusammenarbeit der Hector Stiftung II, dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und dem HectorInstitut für Empirische Bildungsforschung (HIB) entstanden sind

• Nach einer Anmeldung durch Lehrer:innen sollen begabte Grundschulkinder durch Kurse und Workshops ein zusätzliches Bildungsangebot zur Verfügung gestellt werden

• Hector Kinderakademien sind in Baden-Württemberg flächendeckend vertreten

• Angebot soll demnächst auf den vorschulischen Bereich ausgeweitet werden


• Bei dem Angebot der Hector-Kinderakademien handelt es sich um ein freiwilliges, außerunterrichtliches Enrichment-Förderangebot in Trägerschaft durch das Kultusministerium Baden-Württemberg, das durch die Hector Stiftung II finanziert wird

• Ziel der Hector-Kinderakademien ist, die Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung umfassend zu unterstützen

• Die Kinder sollen hinsichtlich ihrer persönlichen Fähigkeiten, Interessen und sozialen Kompetenzen gefördert werden

• Dies soll durch den Kontakt unter den Kindern und die Arbeit an für die Kinder spannenden und herausfordernden Themen gewährleistet werden

• Es wird angestrebt, die rund 10 % kognitive begabtesten Kinder eines Jahrgangs zu erreichen und ihnen das Förderprogramm zur Verfügung zu stellen

• Die Teilnahme ist kostenlos, so dass Kinder ungeachtet ihrer Herkunft die gleichen Chancen auf Teilnahme haben sollen

• Die Kinder werden von ihrer Klassenlehrerin oder ihrem Klassenlehrer für das Programm nominiert


• Wissen, was „vertikale Hierarchisierung“ bei Hochbegabtenförderung bedeutet

Begabtenförderung - Vertikale Hierachisierung des Bildungssystems

• Exzellenz-Universitäten

• Private Kindergärten & Grundschulen

• Einführung von Prime-Gymnasien (Frühstudium)

• Fördermaßnahmen für besonders Begabte

• Akzeleration: Beschleunigung curriculater Inhalte (z.B. früherer Schuleintritt, Überspringen von Klassen, Verdichtung des Lernstoffs in Tempoklassen)

•Enrichment: Förderprogramme, bei denen Lerninhalte über regulären Unterricht hinausgehen


"Vertikale Hierarchisierung" in Bezug auf die Förderung hochbegabter Personen bezieht sich auf die Anpassung des Lernumfelds, um den individuellen Bedürfnissen hochbegabter Schüler gerecht zu werden. Im Gegensatz zur horizontalen Differenzierung, bei der Schüler auf gleicher Stufe unterschiedliche Inhalte lernen, bezieht sich die vertikale Hierarchisierung auf das Erweitern oder Vertiefen des Lehrplans, um den Bedürfnissen hochbegabter Schüler gerecht zu werden.


Dies kann bedeuten, dass hochbegabte Schüler Zugang zu fortgeschrittenen oder spezialisierten Lerninhalten erhalten, die über das typische Curriculum hinausgehen. Diese Art der Förderung soll sicherstellen, dass hochbegabte Schüler herausgefordert werden und ihr volles intellektuelles Potenzial ausschöpfen können, anstatt unterfordert zu sein. Es kann auch Programme wie Mentoring, Forschungsprojekte oder spezielle Kurse umfassen, die auf ihre besonderen Fähigkeiten und Interessen zugeschnitten sind.


• Aktuelle Veränderungen des Begabungskonzepts kennen

Modifikation des Konzepts „Begabung“

• Früher: „Begabung“ = „Hochbegabung“; Hochbegabung wurde nach psychometrischen Kriterium (allgemeiner Intelligenztestwertes von 130) identifiziert → nur rund 2 % der Bevölkerung können als hochbegabt gelten

• KMK orientiert sich in ihrer Förderstrategie an Schüler:innen in den oberen beiden Kompetenzstufen in PISA und anderen Schulleistungsstudien

• Entspricht etwa 15-20 % der Schülerschaft


Mehrdimensionalität

• Unterscheidung zwischen kognitiven Begabungen und nicht-kognitiven Talenten

• Förderung auch der musischen, sportlichen und emotionalen Fähigkeiten (KMK, 2015)

• Hinwendung zu Leistungen in schulischen Kernkompetenzfeldern wie Mathematik, Deutsch und Naturwissenschaften

Einbezug des Entwicklungsgedankens

• Begabtenförderung wird als Entwicklungsprozess verstanden

• Besondere Begabung bzw. Hochbegabung ist keine statische Eigenschaft, die immer die gleiche Ausprägung besitzt, sondern muss gefördert werden, um sich weiter zu entwickeln


Persönlichkeit von intellektuell hochbegabten Personen

• Divergenzhypothese: Außergewöhnliche Begabung geht mit nicht-adaptiven Eigenschaften einher -> empirisch weitgehend widerlegt

• Bei deutschen hochbegabten Jugendlichen gab es keine Unterschiede bezüglich

○ Sozialinteresse

○ Anzahl guter Freunde

○ Zugehörigkeit zu einer Clique

○ Lehrkräfte schätzen sie im Mittel als sozial kompetenter ein als den Durchschnitt (Rost, 2000)

• »Selbstverständlich gibt es auch Hochbegabte mit Problemen; genau so, wie es durchschnittlich Begabte mit Problemen gibt. Doch gibt es nicht mehr hochbegabte Personen mit Problemen. Einen Zusammenhang zwischen Hochbegabung und Problemen zu unterstellen, widerspricht der einschlägigen Literatur – weltweit.« (Rost, 2008)


• Nur ca. 10-15 % der Hochbegabten, Jungen doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (Hanses & Rost, 1998)

• d.h. 10-15% von 2% der Bevölkerung!

• Underachievement-Syndrom: negative Einstellungen gegenüber der Schule, soziale, emotionale & motivationale Schwierigkeiten, geringer Selbstwert, geringes Wohlbefinden (Hanses & Rost, 1998)

• Kann z.B. an Motivationsverlusten durch Unterforderung liegen!


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Julia W.

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