• Lebenslanges Lernen: Begriff erklären können, Inhalte nennen können
-> Was ist lebenslanges Lernen?
-> Worin liegen die Herausforderungen von heute zu damals?
Lebenslanges Lernen: Aneignung von Wissen über die gesamte Lebenszeit als Folge einer sich schnell verändernden Gesellschaft
Herausforderung damals & heute
• Bildungseinrichtungen sind nicht in der Lage, Menschen das Wissen zu vermitteln, das sie für die Lösung von Aufgaben und Problemen in unterschiedlichsten Situationen benötigen
• nach jahrzehntelanger Debatte noch immer ein diffuser Begriff
• wird häufig als Synonym für Erwachsenenbildung gebraucht
erfolgreicher Bildungszugang
• „klassischer“ Bildungserwerb: erste Drittel bzw. die erste Hälfte des Lebensverlaufs
• Heute: Übergang zwischen Schule und Arbeitsmarkt längerer Prozess
○ zeitliche Ausdehnung von Bildungs- und Ausbildungsprozessen bis ins vierte Lebensjahrzehnt (Hillmert, 2014)
○ betriebliche und außerbetriebliche Weiterbildung erstreckt sich über eine noch längere Altersspanne im Lebensverlauf
○ Ausreichende Grundbildung und verstärkte Weiterbildung spielen größere Rolle (Hillmert & Strauß 2008)
Bildung im Erwachsenenalter -> Wie viel findet statt?
• Betont Notwendigkeit von Bildungsprozessen über alle Lebensalter
• erweitert Blick auf Lernprozesse außerhalb organisierter Bildungsmaßnahmen
Studien
• > 50% der 19- bis 64-Jährigen haben im Laufe eines Jahres an einer oder mehreren Bildungsveranstaltungen teilgenommen (Bilger et al., 2013)
• höher gebildeten Erwachsenen mit besserem Einkommen und gehobener beruflicher Position partizipieren überdurchschnittlich häufig an Weiterbildung 55
• Erwachsenenbildung wird Anspruch der kompensatorischen Bildung & Abbau Bildungsungleichheiten nur bedingt gerecht
Bildung im Erwachsenenalter -> Aufgaben der Erwachsenenbildung auf 5 Ebenen (vgl. Tippelt & Schmidt, 2006)
Aufgaben der Erwachsenenbildung auf 5 Ebenen (vgl. Tippelt & Schmidt, 2006)
• Individuelle Ebene: Kompetenzentwicklung
• Ebene des Wirtschaftssystems: Innovationsfähigkeit von Betrieben und Angestellten
• Gesamtgesellschaftliche Ebene: soziale Kohäsion
○ Heranführung bildungsferner Schichten an Bildungs- und Lernangebote
• Politische Ebene: Förderung politischer Partizipation
• Soziale Ebene: Nachholen grundlegender Bildungsinhalte und -abschlüsse
○ Beispiel funktionale Analphabeten
• Bildungsmotive im Zusammenhang mit lebenslangem Lernen erklären können
• individuelle Zielsetzungen, Erwartungen und Motive von Erwachsenen sind vielfältig
• Differenzierung intrinsische vs. extrinsischer Motivation lässt sich auch auf den Bereich der Erwachsenenbildung anwenden
• extrinsische Motivation im Bereich der beruflichen Weiterbildung hoch (Schmidt, 2007)
• ca. 2/3 der Teilnehmenden: Anregung durch Arbeitgeber:innen und Vorgesetzte
nachberufliche Lebensphase
• extrinsische Bildungsmotive entfallen weitgehend
• Bildungspartizipation ist eher auf persönliche Interessen und Motive zurückzuführen (Lehr et al., 1979)
• Bildungsbarrieren nennen können
Bildungsbarrieren im engeren Sinne: Faktoren, die trotz einer generellen Bereitschaft zur Bildungspartizipation Personen in der konkreten Situation von deren Realisierung abhalten
• Institutionelle Barrieren
○ Kosten, Termine, Veranstaltungsorte oder Zugangsvoraussetzungen (z. B. Betriebszugehörigkeit)
• Situationale Barrieren
○ bedingt durch individuelle Lebenslage der Betroffenen
○ gesundheitliche Einschränkungen, familiäre oder berufliche Verpflichtungen oder Zeitmangel
• Dispositionale/endogene Barrieren
○ fehlendes Zutrauens in die eigene Lern- und Leistungsfähigkeit
○ über 30 % der 45- bis 80-Jährigen Nicht-Teilnehmer:innen empfanden Weiterbildung nicht mehr als lohnend (Tippelt et al., 2009)
Bildungserträge
• Erträge der Bildungsaktivitäten Erwachsener sind nicht gut direkt messbar
• beruflicher Aufstieg, höheres Einkommen oder Verbesserungen in beruflicher Situation sind nicht auf ein isoliertes Merkmal zurückzuführen
• Subjektiv wahrgenommene Erträge (Beicht et al., 2006)
• 50 % der Befragten schätzten den zeitlichen und monetären Aufwand geringer ein als die damit erzielten Erträge
• Langfristige Erträge (Büchel & Pannenberg, 2004)
• Höhere Einkommensverbesserungen bei Teilnehmenden an Weiterbildung
• reduziertes Risiko Arbeitslosigkeit
• Kernbegriffe informelles Lernen, formales lernen, non-formales Lernen beschreiben können
Erwachsene erwerben größten Teil ihres Wissens außerhalb institutionell eingebundener Lern- und Bildungsangebote (Pietraß et al., 2005)
• im Rahmen selbstgesteuerter und selbstorganisierter Lernprozesse
• durch beruflich und außerberuflich gesammelte Erfahrungen
• in unbewusst ablaufenden Lernprozessen
formale, non-formale und informelle Lernkontexte (Bretschneider, 2004)
• Formales Lernen: Bildungsgänge und -angebote, die in anerkannten Bildungseinrichtungen durchgeführt werden → allgemein anerkannter schulischer/berufsbildender Abschluss (z. B. Hochschulen)
• Non-formales Lernen: überwiegender Teil des Weiterbildungsangebots, das nur teilweise von Bildungseinrichtungen geleistet wird → meist kein offiziell anerkannter Bildungsabschluss (z. B. Volkshochschulen, Bildungszentren)
• Informelles Lernen: außerhalb organisierter Angebote stattfindende Lernprozesse, die aber durchaus auch didaktisch vorstrukturierte Materialien einbinden können (z. B. Selbstlernmaterialien)
-> Beispiel: Der Unterricht in Schulen, Colleges und Universitäten, der nach einem festgelegten Lehrplan und Stundenplan stattfindet.
formales Lernen
-> Beispiel: Sprachkurse oder Kunstworkshops, die in Gemeindezentren oder Kulturinstitutionen stattfinden und die Teilnehmer fördern, ohne offizielle Abschlüsse zu vergeben.
non formales Lernen
-> Beispiel: Das Erlernen von beruflichen Fähigkeiten durch informelle Mentoring-Beziehungen oder Erfahrungen am Arbeitsplatz, die über die formale Ausbildung hinausgehen.
informelles Lernen
-> Beispiel: Selbstlernmaterielien
• Kernaufgaben und didaktische Gestaltungsmerkmale der Erwachsenenbildung nennen können
Gestaltung von Bildungsprozessen für Erwachsene
• Früher: mit zunehmendem Alter lassen kognitive Fähigkeiten generell nach → Lernen Erwachsener ist stark von diesen Defiziten geprägt
• kann aufgrund zahlreicher Feld- und Laborstudien als überwunden gelten
• unverändert ausgeprägte Lernfähigkeit bis ins hohe Erwachsenenalter → interindividuelle und intraindividuelle Differenzen nehmen deutlich zu (Schaie, 2005)
• Erwachsene benötigen mit zunehmendem Alter mehr Zeit zum Aufbau neuer neuronaler Verknüpfungen, wobei die interindividuellen Differenzen beträchtlich sind (Kullmann & Seidel, 2005)
• synaptischen Verbindungen innerhalb der neuronalen Netze mit steigendem Alter immer stabiler und ausdifferenzierter, was den Aufbau von Expertise in einem Gebiet begünstigt (Spitzer 2003)
• Neues Wissen sollte in Anknüpfung an das Vorwissen der Lernenden vermittelt werden
• Lerntempo sowie das Lehr-Lern-Arrangement sollte differenziert und an die individuellen Lerngewohnheiten und -bedarfe angepasst werden
• Forderung nach „Alltagsbedeutsamkeit“ des Lernens (Strunk, 1999)
○ Wunsch nach anwendungsbezogenem Wissen
○ Berücksichtigung der Zielsetzungen und Interessen, die Erwachsene an ihre Bildungsaktivitäten knüpfen
Didaktische Gestaltung - Zentrale Anforderungen an die Erwachsenenbildung (Siebert, 2006)
• Individuelles Vorwissen der Lernenden soll als wesentliche Ressource für Bildungsprozesse genutzt werden
• Erwachsenenbildung soll lernerzentriert sein
○ Dozent:in ist eher Lernbegleiter als Wissensvermittler
• Unterrichtsmethoden sollen verhandelt werden
• Lernziele sollen sich an den Interessen und Lernbedarfen der Teilnehmer orientieren
• „Wissen“ der Informationsgesellschaft ist überwiegend ein „doing knowledge“
○ geht weit über den Berufsbereich hinaus und verändert sich in immer rascheren Zyklen (Kade & Seitter, 2007)
○ lebenslanges Lernens, besonders in Form von selbstgesteuertem Lernen
• zentrale pädagogische Frage: welche Lern(um)welten können selbstbestimmte Lernprozesse am ehesten stimulieren
• Kritische Auseinandersetzung mit lebenslangem Lernen und seiner Messung
Kritik
• Definition des Konzepts
• Messung des Konstrukts
○ Generalisierbarkeit schwierig
○ Erträge von lebenslangem Lernen?
-> Messung von Lebenslangem Lernen
• wenige Verfahren: Interesse am lebenslangen Lernen
• Menschen, die Interesse am lebenslangen Lernen haben, verfügend über folgende Fähigkeiten (Candy et al., 1994; Knapper & Cropley, 2000)
○ Sie setzen sich Ziele
○ Sie wenden notweniges Wissen an
○ Sie sind selbstdirektiv und bewerten ihr Lernen
○ Sie können erforderliche Informationen suchen und finden
○ Sie passen ihre Lernstrategien unterschiedlichen Lernbedingungen an
• Herausforderungen für die Pädagogische Psychologie kennen
Gliederung
• Bildung im Erwachsenenalter
• Bildungsmotive
• Bildungsbarrieren
• Informelles Lernen
• Gestaltung von Bildungsprozessen
• Kritik
• Herausforderungen für die Pädagogische Psychologie
Lernziele
Last changed7 months ago