1. Psychische Störungen und ihre Klassifikation
2. Einführung in das ICD
3. Fallvignette „Die Amputation“
Lernziele
• Sie bekommen einen ersten Einblick in die beiden wichtigsten Klassifikationssysteme ICD-10, DSM-5 und können deren wichtigste Charakteristika skizzieren
• Sie kennen die Begriffe Symptom, Syndrom und Diagnose und können diese definieren
• Sie lernen die Haupt-Diagnosekategorien des ICD-10 kennen und können grob Störungen diesen Kategorien zuordnen
• Sie lernen weitere ICD-Diagnosen im Fallbeispiel kennen (mit Fokus auf dem Komorbiditätsprinzip, historischem Wandel von Diagnosen, Grenzen einer rein deskriptiv-klassifikatorischen Diagnostik)
-> was sind die beiden?
ICD-10 und DSM-5
• die gültigen, in Wissenschaft und klinischer Praxis eingesetzten Klassifikationssysteme für psychische Störungen
• USA: DSM-5
• Deutschland: ICD-10 GM (Anwendung gemäß §295 und §301 SGB V verpflichtend)
• hohe Kompatibilität der beiden Systeme
• Operationale und deskriptive Diagnostik (es gibt genaue Kriterien für eine Diagnose) → verbesserte Reliabilität und Validität klinischer Diagnostik
• Atheoretischer Ansatz (übergreifend anwendbar)
• Weitgehender Verzicht auf ätiologisch orientierte Ordnungskriterien → Ziel: höhere Akzeptanz
• Komorbiditätsprinzip
• www.dimdi.de (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information; aktuell gültige Kurzversion der ICD-10 kostenlos einsehbar)
• ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics (who.int)
-> ICD und DSM Voraussetzung für …?
• die nachvollziehbare und überprüfbare (reliable) Ableitung von Diagnosen
• die wissenschaftliche Erforschung psychischer Störungen
• die interdisziplinare wissenschaftliche Kommunikation
• die Verknüpfung von Diagnosen mit verschiedenen Ebenen von Interventionsentscheidungen bis hin zur Ableitung einer spezifischen Therapie
• die Spezifikation und Definition von eindeutigen Kontraindikationen
• versicherungsrechtliche, juristische und abrechnungstechnische Belange
• Zeichen einer Störung
• objektiv beobachtbar (Fremdbeurteilung) und/oder
• subjektiv erlebbar (Selbstbeurteilung)
• können über entsprechende psychometrische Skalen quantifizierbar gemacht werden
• Beispiel: Ein Patient berichtet, dass er Stimmen höre, ohne dass eine objektive entsprechende Sinnesreizung nachweisbar ist. Dies wird als halluzinatorisches Symptom bezeichnet.
• überzufällig häufige oder typische Muster von Symptomen
• obligate (muss auf jeden Fall vorliegen, um zu sagen, dass ein Syndrom vorliegt) und fakultative (können, müssen aber nicht gegeben sein für das Syndrom, z.B. mind. 5 der 10 Symptome müssen vorliegen) Symptome
• Beispiel: Das depressive Syndrom setzt sich aus obligaten Symptomen (z.B. niedergedrückte Stimmung, Interessenverlust) sowie fakultativen Symptomen (z.B. Konzentrationsstörungen, Appetitverlust etc. zusammen)
• Diagnosen setzen sich aus Symptomen und Syndromen sowie unterschiedlich komplexen Zusatzkriterien wie Dauer, Verlauf, Schweregrad oder Ätiologie (z.B. Medizinischer Krankheitsfaktor; MKF = für die psychische Störung relevante körperliche Probleme) zusammen
• Beispiel: Die Diagnose Major Depression darf nur vergeben werden, wenn u.a. die Symptom- und die Syndromkriterien über mindestens 2 Wochen erfüllt sind und zudem keine hypomanische oder manische Episode im bisherigen Lebensverlauf aufgetreten ist.
kategorial vs. dimensional
-> Einführung ICD
-> Aufbau der Kodierung
• International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
• Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
• ICD-10: 1991 erschienen
• ICD-11: Nach 11-jähriger, internationaler Entwicklungsarbeit im Juni 2018 von der WHO vorgestellt und im Mai 2019 auf der 72. Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly, WHA72) verabschiedet; seit Januar 2022 mit 5-jähriger Übergangsfrist
• Das ICD-10 (WHO) ist ein in vielen Teilen der Welt eingesetztes System zur Klassifikation von körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen, das in unterschiedliche Kapitel eingeteilt ist.
• Im Kap. 5 (F) werden die psychischen Störungen aufgeführt.
• Die Kodierungen aller Diagnosen psychischer Störungen beginnen mit dem Buchstaben F (z. B. F32.1 Mittelgradige depressive Episode).
• Die erste Ziffer gibt die Oberkategorie der Diagnose an
-> Übersicht der Diagnose-Kategorien
-> für die Klausur: man muss jetzt nicht alle Diagnosen unter z.B. F0 auswendig können
-> man muss aber wissen, was die grundlegenden Gemeinsamkeiten der Störungen unter F0/F1/F2/… sind
-> Störungstypen für jedes Kapitel und was die Störungen voneinander abgrenzt
-> sie gibt uns Namen von mehreren Störungen (zum Beispiel eine affektive, eine Persönlichkeitsstörung, eine organische) und dann muss man ankreuzen, welche davon zu F0 gehört
-> Welche gehört zu F0?
-> organische
-> F0
-> F1
-> F2
-> F3
-> F4
-> F5
-> F6
-> F7
-> F8
-> F9
• 3 F-Diagnosen gemäß ICD-10
• Grundzüge eines psychopathologischen Befunds
• „Komorbiditätsprinzip“
• Historischer Wandel von Diagnosen
• Grenzen einer rein deskriptiv-klassifikatorischen Diagnostik
• Prognose
-> F 45.4
-> F 64
ab jetzt klausurrelevant
-> F 68.1
-> Drei diagnostische Subgruppen, deren Differenzierung in den operationalen Diagnosesystemen nicht enthalten sind
-> Hohe Koinzidenz einzelner Merkmale; z.B. Symptomwechsel zwischen den Syndromen
-> Zusammenfassung (F 64.0, F 68.1, X 84, F 45.5, F 11.1)
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