Definitionen
Alopezie : Zustand der Haarlosigkeit (Glatze)
Effluvium : Vorgang des Haarausfalls
Atrichie : Vererbte Haarlosigkeit
Hypotrichose : Angeborene spärliche Behaarung, oft im Rahmen von Syndromen (z.B. Netherton-Syndrom)
Einteilung
nicht-vernarbende Alopezien
hormonell: Alopecia androgenetica
Autoimmun: Alopezia areata
metabolisch: Malnutrition, Hyopthyreose, M. Addison
traumatisch: Trichollomanie
weitere: Infektionen, Kollagenosen, Lymphome, Medikamente
vernarbend:
kongenital
Infektionen: Tinea capitis, Syphilis, Lepra, Zoster
Neoplasien: BCC, SCC, Hautmetastasen, Lymphome, Lipome
physikalisch: mechanisch, Verbrennungen, Verätzungen
Dermatosen: Acne conglobata, Lupus, Lichen planus, Sklerodermie, Sarkoidose, Psoriasis capitis, Folluculitis decalvans
Alopecia areata
Autoimmunerkrankung, bei der es zu einem plötzlich auftretenden, kreirunden Haarausfall kommt
Alopezia areata: Ätiopathogenese
T-Zell-vermittelte Autoimmunerkrankung
zytotoxische Zellen richten sich gegen Haarfollikeln
Follikelwachstum persistiert
Keratinbildung sistiert
Haare brechen auf Wurzelebene ab
NAchwachsen von Haaren möglich
Ursache unklar: evtl. polygener Erbgang
+ Stress, Infektionen, Toxine
Alopezia areata: Klinik
plötzlich auftretender Haarausfall
Bereich ist “wie blank geputzt”, in den Randbereichen finden sich leicht herausziehbare Haare, die nach distal dünner werden (Ausrufezeichenhaare)
Kopfhaut unverändert —> Keine Entzündung, keine Vernarbung
Dauer des Haarausfalls individuell —> 50% wachsen die Haare spontan wieder nach
Begleitsymptome:
Nagelveränderungen: Tüpfel, Grübchen, Längsriffelung
andere AIE: Vitiligo/Hashimoto
Alopezia areata: Einteilung
Alopezia circumscripta: kleine umschriebene Herde am Kapillitium, die sich zentrifugal ausbreiten
auch Wimpern, Bart, Augenbrauen
Alopezia totalis: kompletter Haarausfall am gesamten Kapillitium
Alopecia universalis: Haarausfall am gesamten Integument
Ophiasis: bandförmiger Haarverlust retroaurikulär und okzipital
Alopezia areata: Prognosefaktoren
schlecht:
zunehmende Krankheitsdauer
rasche Progredienz
AA totalis, A universalis
positive FA
Auftreten vor Pubertät
andere AIE
Alopezia areata: Diagnostik
Anamnese
kU: Ausrufezeichenhaare!
Ausschluss assoziierter Erkrankungen: Infektionen, andere AIE (Dm, Hashimoto))
Labor: TSH, T3/4, TAK, TRAK, TPO -AK, HbA1c, Gesamt-IgE, ANA, ENA
Histo: dichtes lymphozytäres Infiltrat um dem Haarbulbus
DD
Alopecia androgenetica
Trichotillomanie (selbst ausgerissene Haare —> verschieden lange Haare, Petechien um Follikel)
Traktionsalopezie (meist frontal)
Tinea capitis (kreisrund, erythematöser Grund und randbetont schuppend)
vernarbende Alopezie (narbige Veränderungen)
Therapie
Allgemein: Spontanremission möglich, Haarersatz
Trigger meiden: Stress, Infektionen
Therapieansätze:
Unterdrückung des Immunsystems:
akut: topische GC, ggf. systemische Steroidstoßtherapie
lokale Reiztherapie für Modulation Zytokinmilieu: Induktion Kontaktekzem
Diphenylcyclopropenon
Creme PUVA
Alopezia androgenetica (Männer)
Definition: Teils genetisch, teils durch Alterung bedingter Haarausfall, durch eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel auf Androgen
Klinisches Bild
Beginn zu jedem Zeitpunkt nach der Pubertät möglich
Variabler Verlauf, typischerweise zunächst Haarlichtung am Oberkopf und temporal (sog. Geheimratsecken), später am Vertex (Haarwirbel am hinteren Oberkopf)
Diagnostik: Klinische Diagnose
Schwer möglich, Versuche mit Minoxidil (Antihypertensivum)
Finasterid (selektiver Inhibitor der Steroid-5α-Reduktase)
Haarersatz (operative Haartransplantation, Perücke)
Prognose: Je früher der Haarausfall beginnt, desto schwerer ist in der Regel der Verlauf
Alopezia androgenetica (Frauen)
Definition: Wie bei der männlichen Form erhöhte Sensibilität der Haarfollikel auf physiologischen Androgenspiegel
Ätiologie/Pathogenese
Nach dem Klimakterium durch Androgenüberschuss
Andere Gründe: Adrenogenitales Syndrom, Androgen-produzierende Tumoren, Medikamente mit Androgenwirkung
Lichtung meist im frontotemporalen Bereich und im parietalen Bereich
Diagnostik: Anamnese, Klinik, endokrinologische Untersuchung
Therapie: Orale Antiandrogene (z.B. Cyproteronacetat), lokale Östrogene
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