Prinzipielle Unterscheidung von Literatur
Primärliteratur
• Texte aus der ursprünglichen Quelle
• Können dem*der Urheber*innen zugeordnet werden
Sekundärliteratur
• Beschreibt Texte und Informationen aus der Primärliteratur („Informationen aus zweiter Hand“)
• Zum Beispiel „Klassikern“ der Grundlagenliteratur
- Kann Interpretationen (Interpretationsfehler) enthalten - Darstellung aus einer bestimmten Perspektive; vor einer spezifischen Fragestellung
Texttypen
• Handbücher
• Lexika
• Sammelbände
• Lehrbücher („Einführungen ...“; „Grundlagen ...“)
• Monographien
• Journalartikel
—> In welchem Stadium des Studiums / der Bearbeitung einer Forschungsfrage benötigt man welchen Literaturtyp?
Monographien
• (Meist) längere wissenschaftliche Abhandlung zu einem begrenzten Thema
• Entweder von einem oder mehreren Autor*innen verfasst
• Wenn mehrere Autor*innen beteiligt sind, werden die Beiträge i.d.R. zusammen erarbeitet und nehmen aufeinander Bezug
• Hierunter fallen auch Dissertations- und Habilitationsschriften
Bsp:
Lehrbücher
• Werden auch als „Einführungen“ betitelt (das Wort „Grundlagen“ im Titel kann auch ein Indiz für diese Gattung sein)
• Sind besonders geeignet, wenn man sich in ein Thema einarbeitet
• Kann parallel zu Vorlesungen herangezogen werden, um die Lehrinhalte mit anderen Darstellungen und Formulierungen ggf. besser zu verstehen
Handbücher
• Abgrenzung zu Lehrbüchern ist fließend
• Nachschlagewerk für einen Gegenstandsbereich, welcher
systematisch aufbereitet wird
• Wird von mehreren Fachautor*innen verfasst, dadurch können mehrere Expert*innen sich zu ihren spezifischen Fachgebieten äußern (im Vgl. zu Einführungen aus „einer Hand“)
- Kann stilistisch und in der behandelten Tiefe heterogen sein
- Beiträge bezugslos nebeneinander stehen
Sammelbände
• (Meist) Zusammenstellung von Fachbeiträgen zu einem Thema oder einem Anlass
• Einzelne Beiträge im Sammelband sind häufig unverbunden
• Jeder Beitrag beinhaltet jedoch die Expertise der Autor*innen
• Tagungsbände
• Fest- / Gedenkschriften von Personen oder Institutionen
• Können als Buch, aber auch in Form von Sonderheften veröffentlicht werden
Lexika
• Und auch Enzyklopädien, Wörterbücher und Nachschlagewerke
• Erlauben es Fachbegriffe, Definitionen und Beschreibungen in ihrem jeweiligen wissenschaftlichen Kontext nachzuschlagen
• Verweisen (meist) auch auf weiterführende, anerkannte Quellen
• Online Enzyklopädien können
schnell editiert werden und so neue Begriffe und Bedeutungen aufnehmen
Jornalartikel
Theoretische Beiträge
Empirische Artikel
Systematische REviews/Metaanalysen
Kommentare
Qualität einer Fachzeitschrift
Journal Impact Faktor:
Häufigkeit der Zitation eines Artikels aus einer Zeitschrift in Relation zur Gesamtzahl der dort veröffentlichten Artikel.
Zeitschriften Bewertung:
durch eine Gruppe von Wissenschaftlern nach methodische Qualität
Sozialwissenschaftliche Fachzeitschriften (national)
• Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
• Zeitschrift für Soziologie
• Berliner Journal für Soziologie
• Soziale Welt
• Zeitschrift für Familienforschung • Zeitschrift für Politikwissenschaft
Soziologische Fachzeitschriften (international)
• American Journal of Sociology
• American Sociological Review
• European Sociological Review • Annual Review of Sociology
• SocialForces
• ActaSociologica
• Demography
• European Societies
• Journal of Marriage and Family
Der Publikationsprozess
• (Mindestens) Zwei Prüfinstanzen: Redakteur*in / Herausgeber*innen und Peers
• Beitrag passt zum Konzept zum Journal thematisch
• formal (Länge, Struktur, weitere Formalia)
• Beitrag durchläuft Reviewprozess Gutachter (renommierte Wissenschaftler)
—> Peer Reviewing
• Prüfung auf Inhalt und Formalkriterien
—> Leistet der Beitrag einen Erkenntnisfortschritt?
• Reviewer geben Empfehlung ab:
• Ablehnung (reject), Nachbesserung (major-/minor revisions), oder Annahme (accept)
Peer Review
Peer-Review Verfahren ist ein Prozess zur Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Arbeiten
• Wird für wissenschaftliche Publikationen, aber auch für die Begutachtung Forschungsanträgen genutzt
• Unabhängige Expert*innen (=peers) prüfen die wissenschaftliche Arbeit auf verschiedene Aspekte, z.B.:
—> Passung zwischen eingereichtem Beitrag und Outlet (z.B. Journal)
—> Ist die Forschungsfrage verständlich formuliert
—> Ist die Methodik geeignet die Forschungsfrage zu beantworten
—> Wurden die Ergebnisse korrekt formuliert
—> Wurden die Quellen korrekt zitiert
Double-blind peer review Verfahren
• Das double blind peer review ist ein besonderes Verfahren der Qualitätssicherung
• Die Identität der Gutachter*innen, als auch der Autor*innen soll voneinander geheim gehalten werden
—>Gutachter*innen können so die Arbeit nicht danach beurteilen von wem sie stammt; Øpersönlicher/fachlicher Abneigung
—> vermeidet Diskriminierung aufgrund von ...
—> (fehlender) Reputation
—> Gender, Sex
—> Ethnie; Herkunft etc.
—>Autor*innen können sich nicht bei Gutachter*innen revanchieren
• Meist werden nicht nur die Namen und Affiliationen, sondern auch andere Hinweise im Text anonymisiert (z.B. bei der Beschreibung von Daten)
“Status Bias”
Mattheus effect
Studie “Nobel and nocie: Aouthor prominence affetc peer review”
• Feld-Experiment bei dem Grad der Bekanntheit (Nobelpreisträger/high prominence versus junge Wissenschaftlerin/low prominence) und der Grad der Anonymität variiert wurde
Abbildng:
Texte lesen
• Dem Auge eine Führungshilfe geben,
• dabei die „Blickspanne“ aussparen.
• Abschweifen vermeiden
• Lesetempo variieren
• Rahmenbedingungen optimieren
Lesestrategie (1/2)
Das Leseziel:
• Warum lese ich den Text? allgemeiner Überblick
• detaillierte Auseinandersetzung/kritische Prüfung
• Suche nach Daten und Fakten
• Anregung zu neuen Ideen
• Was kann ich von dem Text erwarten?
• Literaturtyp
• Qualitätsprüfung
Lesestrategie (2/2)
Lesestile:
• durchsehendes Lesen
• Suche nach bestimmten Informationen (z.B. Statistiken, Definitionen) • Hilfe: Suchfunktion, Schlagwortverzeichnis, „Scannen“
• flüchtiges Lesen
• groben Überblick verschaffen
• studierendes Lesen
• tiefgehende, systematische und kritische Erarbeitung • Hilfe: Unterstreichen und Kommentieren
Relevanzprüfung
Abbildung:
Texte erfassen
• Verständnisschwierigkeiten
• Fragen an einen Text
• Den Inhalt erfassen
• Den Aufbau erfassen
—> Die Argumentation erfassen !!!
Verständnisschweirigkeiten
• Vorinformationen sind notwendig
—> neue Fachtermini nachschlagen
• komplizierten Satzbau vereinfachen
—> Nomen zu Verben
—> Pronomina zu Begriffen
—> Schachtelsätze zu Hauptsatz, Nebensatz, Nebensatz, [...].
(ist bereits ein erster Hinweis auf das eigene wiss. Schreiben)
Fragen an den Text
Fragen zur Texterfassung: Welches Ziel verfolgt die Autorin?
• Hat sie dieses Ziel erreicht?
• Wie hat sie dieses Ziel erreicht?
• Was will der Autor beweisen?
• Ist ihm der Beweis gelungen?
Texte verstehen heißt:
• Sie auf den Kern verdichten
• Logische Zusammenhänge (oder Brüche) herausarbeiten
Fragen an eine Textpassage
„Vor, während und auch nach dem demografischen Übergang des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts war Deutschland durch ein im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überdurchschnittlich hohes Maß an regionaler Heterogenität hinsichtlich verschiedenster demografischer Merkmale gekennzeichnet (vgl. Knodel 1974; Knodel 1988).“
—> Was ist der demografische Übergang?
—> Wer ist Knodel?
—> Warum war Deutschland durch ein überdurch-schnittlich hohes Maß an regionaler Heterogenität hinsichtlich verschiedenster demografischer Merkmale gekennzeichnet?
Den Inhalt erfassen
Inhaltlich gliedern, um Kernaussagen herauszuarbeiten:
• Mit Leitwörtern, den Inhalt einer Textpassage zusammenfassen
—> Worum geht es in diesem Absatz?
• Gliederung mit Unterstreichungen kombinieren
—> Aussagen im Text hervorheben
Den Aufbau erfassen
Logisch gliedern, um die Funktion von Textabschnitten herauszuarbeiten:
—> Wird eine These oder Behauptung aufgestellt?
—> Wird eine These begründet?
—> Wird eine Schlussfolgerung gezogen?
—> Werden Ergebnisse verallgemeinert?
Argumentationsstrukten erfassen
Aufbau des Textes allgemein
Beziehen sich die die Textteile aufeinander?
—> auf Übergangspassagen achten
—> Gelenkstellen für Argumentation
—> Rückbezüge auf den bisherigen Text
Aufbau ines Journalartikels
1. Titelseite
2. Einleitung
3. Theoretischer Hintergrund
4. Methodik
5. Ergebnisse
6. Diskussion
7. Schlussfolgerung
8. Literaturverzeichnis
9. Zusätzliche Elemente
Tiitelseite
• Titel des Artikels
• Autor*innen und ihre Affiliations (Institutionen)
• Korrespondierender Autor (mit Kontaktdaten)
• Zusammenfassung (Abstract)
• Schlüsselwörter
EInleitung
• Einführung in das Thema und die Forschungsfrage
• Relevante Literatur und Forschungsstand
• Hervorhebung der Forschungslücke und des eigenen Beitrags
Theoretischer Hintergrund
• Darstellung der theoretischen Konzepte und Modelle, die der Studie zugrunde liegen
• Verknüpfung der Theorie mit der Forschungsfrage
• Ggf. gesonderter Literaturüberblick
Methodik
• Beschreibung der Datenerhebungsmethode (z.B. Umfrage, Interview, Beobachtung)
• Datenerhebungsinstrumente (z.B. Fragebogen, Leitfaden)
• Datenauswahl und –verarbeitung
• Ggf. Ethische Aspekte der Studie
• Ggf. Hinweise auf eine „Pre-registrierung“
Ergebnisse
• Deskriptive und statistische Analysen
• Visualisierung der Ergebnisse (z.B. Tabellen, Diagramme)
Diskussion
• Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage
• Diskussion der Stärken und Schwächen der Studie
• Einordnung der Ergebnisse in den bestehenden Forschungsstand
• Abgrenzung zu anderen Studien
• Thematisierung von Implikationen für Theorie und ggf. Praxis
Schlussfolgerung
•Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
•Hervorhebung des wissenschaftlichen Beitrags der Studie
•Ausblick auf zukünftige Forschung
* Kann auch unter Diskussion behandelt werden
Literaturverzeichnis
Zusätzliche Elemente
• Ggf. Dank
• Ggf. Anhänge (Fragebogen, Leitfaden)
• Falls zutreffen: Förderung benennen
Texte prüfen
Prüffragen für einen Text
• Ist die Fragestellung des Artikels relevant?
• Werden wichtige Fragen, Theorien, Erkenntnisse ausgeklammert, die eigentlich im Zusammenhang
Erwähnung finden müssten?
• Stimmen die Aussagen des Textes? Gibt es dafür z.B. empirische Belege?
• Stimmen die Prämissen, aufgrund derer die Argumentation erfolgt?
• Wird schlüssig argumentiert?
• Sind die Aussagen widerspruchsfrei?
Argumentationsketten
Argumentationsstruktur als Kausalkette aufmalen
—> Brüche herausarbeiten
Sozialleistungen —-> Soziale Ungleichheit —> Lebenszufriedenheit
Bilanz ziehen
• Welche Fragen wurden beantwortet/welche nicht?
• Was ist unklar geblieben?
• Welche Zusammenhänge wurden deutlich?
• Was lässt sich Verallgemeinern und auf andere Themen übertragen?
• In welchem Zusammenhang lohnt es auf den Text zurückzugreifen?
Texte zusammenfassen
Exzerpte
• das Wichtigste festhalten
• z.B. Absatz für Absatz:
—> Wie lautet das Thema des Absatzes? Ø Was wird über das Thema ausgesagt?
• in Bezug auf den ganzen Text:
—> Orientierung an der Zusammenfassung (Abstracts) eines wissenschaftlichen Artikels
SInn des Abstracts
• Werden Informationsdiensten und Datenbanken zur Verfügung gestellt.
Knappe und präzise Information über:
• Inhalt
• methodisches Vorgehen
• Ergebnis einer Forschungsarbeit
• Wert und Brauchbarkeit für eigene Untersuchungen können bestimmt werden
Kriterien eines Abstracts
• Begrenzte Anzahl an Wörtern / Zeilen
• keine überflüssigen Informationen oder Wertungen
• kurze, klar strukturierte Sätze
• Direkt die Fragestellung oder das Ziel der Untersuchung nennen.
• Schlüsselbegriffe des Aufsatzes (Keywords)
Inhalt des Abstracts
Bei empirischen Arbeiten:
• Datenbasis, Zeitraum, geographischer Raum
• wesentliche theoretische und methodische Aussagen
• empirische Befunde in ihrer Grundaussage
• auch wichtige Nebenergebnisse
• Bedeutung der Befunde für die Praxis /Schlussfolgerung
Bei nicht-empirischen Arbeiten:
• logische Struktur/Durchführung der Argumentation.
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