Auflösung der antiken Säulen-”Ordnung” / Verlust antiker Tektonik und Proportion
1. Arkade (Bogen) statt Kollonade (Architrav) d.h. die Säule verliert das in der antiken Ordnung jeweils zu ihr gehörende Gebälk
für den Außenbau:
„Säule“/„Halbsäule“ > „Rundstab“ oder „runde“/„halbrunde Wandvorlage“
„Pilaster“ > „Lisene“
für den Innenbau:
„Säule“ > „Dienst“
Kolonnadenbasilika (Architravbasilika)
Arkadenbasilika
Lisene
schwach vorspringender, vertikaler Mauerstreifen, außerhalb der klassischen Proportionen (im Unterschied zu Säule und Pilaster)
meist ohne Basis und Kapitell oder Kämpfer
kann unterer Teil eines Blendbogens oder durch Friese, meist Blendbogenfriese, mit benachbarten Lisenen verbunden sein
betonen Grenze der inneren Gebäudejoche am Außenbau (wo in der Gotik Strebepfeiler an ihre Stelle treten werden)
sind aber auch ohne Zusammenhang zum Gebäudeinneren angebracht
wichtigstes vertikales Wandgliederungsmotiv bis Auflösung der Wand durch gotischen Skelettbau
Blendbogen
Blendbogenfries
Ecklisene
betont die Ecken von Baukörpern, die dadurch als begrenzte, gerahmte, zu Körpern zusammengesetzte Wandflächen aufgefasst werden
Aufkröpfung
ein Gesims springt nicht nach vorne, sondern nach oben
mittelalterliche Formen der Basis
Frundform ist noch immer antike ionische bzw. attisch-ionische Basis
im außerantiken Kontext auch nur “attische Basis” genannt
Erhöhung der unteren Wulst (bis zu dreifacher Höhe), die bisweilen vor die Kante der Plinthe tritt
Eckzier
seit etwa 1100, als Überleitung von unterer Wulst zur quadratischen Plinthe an den vier Ecken eingesetzt
mittelalterliche Formen der Basis, gotisch:
Sockel steigt an und nimmt häufig polygonale Formen an
oberer Wulst wird dünner , unterer flacher und tritt meistens über die Kante der Plinthe vor
Kehle wird schmaler und tiefer und hinterschneidet (seit ca. 1250) den unteren Wulst (Tellerbasis)
Tellerbasis
mittelalterliche Kapitelle
Würfelkapitell
Figurenkapitell
byzantinisches Korbkapitell
aus der Schnittfigur von Kugel und Würfel gebildet
Überleitung vom runden Säulenschaft zur quadratischen oder rechteckigen Auflage
Kugel = Himmel, Kosmos & Würfel = Welt
Figuren oder figürliche Szenen in den Kapitelkelch eingearbeitet
Körper des Kapitells wird bearbeitet um ein Muster zu bilden, das an Flechten eines Korbes erinnert
Entstehung dunkler Hintergrund durch tiefe Einschnitte und Hinterschneidungen —> herausstechen helles Muster
besonders in byzantinischer Architektur verbreitet
Aufbau Kämpfer
Kämpferplatte
Kämpferblock
Schaftring
Pfeilerformen
alle unten angeführten Stützen werden in den Mittelalterlichen Quellen als „Säulen“ angesprochen
Rundpfeiler
Bündelsäule
Kreuzpfeiler (kantonierter Pfeiler)
Kantonierter Pfeiler
Bündelpfeiler
hat zwar zumeist - wie die Säule - Basis und Kapitell, aber sein Maßverhältniss zwischen Durchmesser und Höhe liegt unterhalb (oder oberhalb) der antiken Säulen-Proportionen zw. 1:6 (min. 1:5) und 1:11 (max. 1:12) (+ keine Entasis)
Rundpfeiler mit runden Vorlagen/Stäben
“Säule” um die Bündelsäule
kein Bündelpfeiler!
kantonierter Pfeiler
Pfeiler mit Pfeilervorlagen
Form des Pfeilerkerns zu erkennen
Form des Pfeilerkerns NICHT zu erkennen
Dienst
runde Pfeilervorlagen
bereiten Gurtbögen, Schildbögen und Gewölberippen vor —> Rahmung und Binnenzeichnung der Gewölbe
schlanke und höhere Wandvorlagen —> Proportionen entfernen sich von Säule
gliedern Wand, stützen bzw. gehen über in Glieder des Gewölbes
steigen vom Boden oder von Sockel auf, oder über Pfeilerkapitellen bzw. Kämpferplatten oder von Konsolen ("hängende Dienste")
können durch Wirtel oder verkröpfte Gesimse (—> horizontale Gliederung) unterteilt und mit der Wandgliederung verbunden sein
Gurtbögen
Bogen über dem Raum
Schildbögen
Bogen entlang der Wand
“alte” und “junge” Dienste
nach Funktion unterschiedliche Dicke (Gurtbogen oft kräftiger ausgeführt als Diagonalbogen)
Dienst in der Gotik
Kapitelle werden kleiner, irgendwann komplett weggelassen —> Dienste gehen direkt in Bogen über
Wirtel
Schaftring am Dienst
statische Funktion: sitzt meist - im Gegensatz zu den restlichen Steinen des Dienstes - tief und fest im Wandverband, verleiht dem Aufbau also größere Festigkeit
ästhetische Funktion: unterteilen die hohen Dienste in ‚ablesbare‘ Abschnitte, die oft in Bezug zu anderen Höhenerstreckungen (beispielsweise der Arkaden) stehen, und verleihen - zusammengesehen - den hohen Räumen einen ausgleichenden horizontalen Akzent; durch ihre Staffelung in die Tiefe verstärken sie den Tiefenzug des Raumes
gebundenes System
Raumgliederung
Jochbreite wird von konstruktiven Möglichkeiten bestimmt und von bewusster Gestaltung: Proportion, Symmetrie, Rhythmus
Proportionierung geht oft vom Vierungsquadrat aus
Quadrat im Mittelschiff entspricht in den beiden Seitenschiffen je zwei Quadrate von halber Seitenlänge
ermöglicht einfache Gewölbeform
3- und 4-zoniger Wandaufbau hochgotischer Kathedralen: Empore, Triforium
Empore
Erhöhung des Seitenschiffes
galerieartiger Einbau oder Raumteil, der sich zu einem Innenraum öffnet, an die Außenmauer angelehnt und über Treppen erreichbar ist
liturgische Bedürfnisse (zusätzlicher Aufenthaltsraum, Aussonderung best. Gruppen)
öffnet sich durch Arkaden zum Mittelschiff
Gründe zur Verwendung einer Empore
Funktional: schafft zusätzlich Platz für spezielle Bedürfnisse, bspw.: zur Trennung zws. Frauen und Männern
Konstruktiv: mehr Druck und Seitenschub wirkt auf Wände, je höher Wände und weiter Gewölbe werden —> Lösung des statischen Problems
Ästhetisch: Stützung der Wand nach außen, stärkere Untergliederung und Gestaltung nach innen
unechte Empore
Öffnungen führen in den Dachraum
teils synonymer Gebrauch mit Scheinempore
Scheinempore
Boden fehlt —> keine Begehbarkeit
teils synonymer Gebrauch mit unechter Empore
Triforium
gedeckt, in der Wand
in der Mauerdicke ausgesparter Laufgang zws. den Arkaden o. der Empore u. der Fensterzone einer Basilika in Höhe der Seitenschiffpultdächer
zum Mittelschiff hin offener Laufgang innerhalb der Mauerdicke
klein dimensioniert —> öffnet sich zum Mittelschiff mit Maßwerk o. Arkaden
Blendtriforium
Laufgang kann auch entfallen, die Arkaden sind dann nur der Mauer vorgeblendet
Emporenbasilika
Dom von Speyer (Krypta, Seitenschiff, Mittelschiff, 2 Bauphasen): Von welchem antiken Motiv ging die Entwicklung des mittelalterlichen Dienstes im Dom von Speyer aus? Mit welchen Konsequenzen? (Joch, Gebundenes System)
Romanik (Massenbau) Einteilung
Karolinger
Ottonen
Salier
751-911
Aachener Pfalz (Karl der Große)
Torhalle in Lorsch
919-1024
St. Michael in Hildesheim (Bischof Bernward)
Magdeburger Dom (Otto der Große)
1024-1125
Dom von Speyer (Konrad II, Heinrich IV)
Dom von Trier
Gotik (Gliederbau) Einteilung
französische Hochgotik
nordalpine Spätgotik
1140, 1200-1350
Paris, Kath. Notre Dame
Reims, Kath. Notre-Dame
Amiens, Kath. Notre-Dame
Beauvais, Kath. Notre-Dame
Köln, Dom
1350-1550
Prag, Dom, Chor (Peter Parler)
Prag, Hradschin, Wladislawsaal (Benedikt Ried)
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