Theaterexperimente und Kunstmanifeste um 1900
Die Vorlesung betont die kritische Analyse einzelner Bühnenelemente als zentrales theaterästhetisches Kriterium im frühen 20. Jahrhundert.
Theaterexperimente tendieren entweder dazu, Elemente zu einer klaren semiotischen Aussage zu integrieren oder durch Widersprüche und Ambivalenzen eine aktive Rezeption zu fördern.
Brecht und die Trennung der Elemente
Bertolt Brecht forderte eine radikale Trennung von Wort, Musik und Darstellung im epischen Theater, um eine passive Vereinheitlichung des Publikums zu vermeiden.
Diese Theorie steht im Kontrast zur futuristischen „sintesi“ und zeigt die Spannung zwischen theatraler Synthese und analytischer Trennung.
Dadaismus: Kunst als Spiel gegen Nationalismus
Die Dadaisten, insbesondere durch das Manifest von Hugo Ball, verwarfen nationalstolze und sinnlose Elemente des Weltkriegs zugunsten einer ästhetischen Spielerei mit Wort und Bewegung.
Das Cabaret Voltaire von 1916 zeigt die Vermischung traditioneller und modernistischer Ästhetik sowie das Experimentieren mit Heterogenität und Zufälligkeit.
Surrealismus: Theater als wissenschaftliches Experiment
Der Surrealismus, inspiriert von Freud, strebte durch dramatische Experimente wie Apollinaires „Les Mamelles de Tirésias“ eine Veränderung der Realität durch das Unbewusste und den Zufall an.
Diese Bewegung vermittelte zwischen den Theaterexperimenten der ersten und zweiten Jahrhunderthälfte und wurde durch Artauds Einfluss in der deutschsprachigen Theaterforschung weiterentwickelt.
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