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by Constantin S.

Nennen und erläutern Sie zwei anthropologische Begründungsmuster für das Unterrichtsfach Bewegung und Sport (1) und veranschaulichen Sie hieran, warum das Unterrichtsfach Bewegung und Sport in der Schule unterrichtet werden sollte. (2)

(1a) Umweltoffenheit: Der Mensch kommt als „Mängelwesen“ auf die Welt und muss sich im Laufe seines Lebens an die Umwelt anpassen, was zunächst eine Erkundung dieser Umwelt voraussetzt (Umweltoffenheit). Für diese Erkundung ist Bewegung notwendig, denn durch Bewegung kann der Mensch herausfinden, wie/wo/was er bewegen und beeinflussen kann.


(2a) Das Unterrichtsfach Sport ermöglicht den SchülerInnen diese erwähnte Umwelterkundung durch Bewegung in einem geschützten Rahmen, ermöglicht so die Erkundung der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur menschlichen Entwicklung.


(1b) Lieblichkeit – Ganzheitlichkeit: Eine darin anknüpfende anthropologischen Begründung besteht ihn der Leiblichkeit. Dies weißt auf den offensichtlichen Umstand hin, dass der Mensch Leib ist und einen Körper hat. Dieser wird meist nicht bewusst wahrgenommen und als selbstverständlich erachtet, sondern wird erst bewusst wahrgenommen, wenn der Körper Grenzen setzt z.B. in Form von Schmerzen, Müdigkeit, Behinderungen, etc. Allerdings sind leibliche Erfahrungen relevant für die menschliche Entwicklung, da der Körper, wie oben angedeutet, ein wichtiges Medium/Instrument der Weltaneignung ist.


(2b) Das Unterrichtsfach Bewegung und Sport unterstützt diese bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers, da dafür Bewegung notwendig ist.

Benennen Sie zwei Aspekte, inwiefern Bewegung und Sport in der Schule als paradox bezeichnet werden kann. (1) Verdeutlichen Sie dies jeweils durch ein konkretes Beispiel (2).

Eine Paradoxie des Unterrichtsfaches Bewegung und Sport widerspiegelt sich auf zwei Ebenen:

(1a) Auf der Ebene der Bildungsinstitution Schule ergibt sich eine Paradoxie zwischen dem Anspruch an die Schule die SchülerInnen zu selbstbestimmten Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen und eine individuelle Entwicklung zu ermöglichen. Auf der anderen Seite stehen die Erwartungen der Gesellschaft an die Schule und die Ungleichheit schaffende Notengebung, die zur Ausselektion von SchülerInnen führt und eben keine individuelle Entwicklung unterstützt.


(2a) So kann eine Schülerin oder Schüler großes Interesse und Talent in einer bestimmten Sportart aufweisen (z.B. Schach oder Tennis). In der Schule wird allerdings z.B. Fußball-Spielen Können und Ausdauerlaufen für einen positiven Abschluss vorausgesetzt und geprüft. Dies führt dazu, dass die betreffenden SchülerInnen nicht ihren eigenen Interessen/Talenten nachkommen und sich so individuell entwickeln können, sondern sich den gesellschaftlichen Ansprüchen/Anforderungen beugen müssen.


(1b) Die zweite Ebene, auf der sich eine Paradoxie ergibt, ist die Ebene des Sportunterrichts. Dieser möchte/soll Sport als individuelle Sinn-Erfüllung vermitteln, sodass SchülerInnen den Sport „für sich“ machen. Dies setzt allerdings Freiwilligkeit voraus. Gleichzeitig ist das Unterrichtsfach Bewegung und Sport als Pflichtfach für alle SchülerInnen etabliert, wodurch die SchülerInnen zum Sport gezwungen werden.


(2b) So kann es für wenig/nicht sportbegeisterte SchülerInnen schwierig sein, für sich die Freude am Sport zu entdecken, wenn sie zu für sie „sinnlosen“ Bewegungen gezwungen werden.

Beschreiben und erläutern Sie das Kompetenzmodell des österreichischen Bildungsstandards hinsichtlich der Ziel- und Inhaltsebene (1). Benennen und erläutern Sie zwei Kritikpunkte solch eines standardisierten Lehrplans an einem sportunterrichtlichen Beispiel. (2)

(1) Das Kompetenzmodell zeigt im Sinne der Kompetenzorientierung, was SchülerInnen nach dem Sportunterricht können sollen und gibt damit die Ziele und Inhalte des Sportunterrichts vor. Damit bietet es den Lehrenden auch eine Orientierung für die Planung der Inhalte. Aber sie haben auch eine Steuerungsfunktion. Das Kompetenzmodel ist somit Ausgangspunkt der Unterrichtsplanung. Zunächst werden vordefinierte Ziele ausgewählt (z. B. Fachkompetenz, Sozialkompetenz), basierend darauf erfolgt die Auswahl vordefinierter Inhalte (z.B. Ballspiele, Wettkämpfe). Das Kompetenzmodell des österreichischen Bildungsstandards liefert für diesen Planungsprozess ein übersichtliches Raster bzw. Formular und beschreibt die zu erreichenden Kompetenzen je Schulstufe.


(2a) Dieses standardisierte Kompetenzmodell geht davon aus, dass sich alle SchülerInnen einer Altersgruppe gleich schnell/gut entwickeln, was nicht der Fall ist. Die Standardisierung lässt damit wenig Raum für individuelle Entwicklung.


(2b) Ein weiter Kritikpunkt ist die Evaluierung. Einige der angeführten Kompetenzen können nur subjektiv beurteilt/bewertet werden (z.B. Sozialkompetenz).


(2c) Das Kompetenzmodell ist sehr umfassend, wodurch in der Praxis eine Reduktion notwendig ist. Welche Inhalte reduziert werden ist meist eine subjektive Entscheidung der Lehrkraft. Es ergibt sich darüber hinaus ein Legitimationsproblem, denn es bleibt die Fragen offen, warum genau diese Kompetenzen relevant sind (und andere nicht) und wer diese warum bestimmen darf (und nicht jemand anderer).

Skizzieren Sie das Konzept eines Erziehenden Sportunterrichts anhand von drei für dieses Konzept typischen Merkmalen hinsichtlich der Ebenen Ziele, Inhalte und Methoden (1). Veranschaulichen Sie dies an einem konkreten Planungsbeispiel für Sportunterricht. Nehmen Sie hierbei Bezug auf die drei von Ihnen genannten Merkmale sowie Ebenen – Ziele, Inhalte, Methoden (2).

(1) Der erziehende Sportunterricht hat die Erziehung zur und durch Bewegung zum Ziel und erfüllt damit einen Doppelauftrag, der sowohl die Entwicklungsförderung als auch Sport lehren umfasst. Inhaltlich orientiert sich dieser Ansatz an Bewegungsfeldern und hält nicht an Grundsportarten fest, sondern ist auch offen für Trendsportarten und konfrontiert SchülerInnen bewusst mit irritierenden Inhalten, um die Offenheit für das Unbekannte zu fördern. Als Methode sollen unterschiedliche Perspektiven des Sports aufgezeigt werden (z.B. Gesundheit, Leisten, Gesellschaft, Körperwahrnehmung, etc.) und auf einzelne SchülerInnen eingegangen werden.


(2) Ziel des Sportunterrichts könnte es sein das Spielen zu entdecken, Spielräume zu nutzen und sich Verständigen. Inhaltlich könnte dies abgedeckt werden mit einem Wasserball-Match, wo SchülerInnen selbst eine Strategie und Kommunikation als Mannschaft finden müssen, um „gut aufgestellt“ zu sein und gemeinsam möglichst gut agieren zu können. Die SchülerInnen können dabei unterschiedliche Perspektiven einnehmen: z.B. Torfrau/Tormann, SchiedsrichterIn, FeldspielerIn, etc.

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Constantin S.

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