Jahreszahl
1898-1956
Theaterkonzept
Was ist „Theater"?
• keine dramatisch sich zuspitzende Handlung, kein Aufbau einer Illusion, sondern eher eine Darstellung wie Ausschnitte eines erzählten Bilderbogens
• kein Hervorrufen von Einfühlung und Identifikation, sondern Auseinandersetzung mit dem Geschehen in kritisch-distanzierter Haltung
• Der Einsatz theatreraler Mittel hängt von ihrem Zweck ab
• Ziel: bewirken von gesellschaftlichen Veränderungen deshalb
Aktivierung des Zuschauers und das Angebot neuer
Handlungsmöglichkeiten, Entscheidungen sollen erzwungen werden
• Zurückdrängen der Unterhaltungsfunktion des Theaters
Das Rollenverständnis des Darstellers
• keine Identifikation des Darstellers mit der Rolle
• Distanz wahren zur Rolle; der Darsteller zitiert die Rolle durch
sachliches Spiel
• stellt die Situationen so dar, dass sie Gegenstand der Kritik der
Zuschauer werden
• Brecht: „Zeigt, dass Ihr zeigt."
• Ziel: Entlarvung des Spielcharakters der Darstellung
• keine zwangsläufige Begründung der Handlungen aus den
Charakteren, sondern Ableitung der Charaktere aus den
Handlungen, die dann häufig aber nicht festgelegt sind • Darsteller bleibt somit Demonstrant
Theatrale Mittel
Verfremdungseffekte:
• Kommentare eines Erzählers oder Chores zum Handlungsablauf
oder zum Geschehen
• Kommentare der Darsteller
• Spruchbänder, Plakate, Masken, Kostüme, Projektionen
• Liedeinlagen, Songs und Musik
• „Gestische Sprache"
• Offenheit und Transparenz z.B. bei Umbauten, Rollenwechsel (kein Vorhang)
nehmen den „Stempel des Vertrauten" und machen Vorgänge merkwürdig und auffallend, der Erklärung bedürftig, sollen eine unüberlegte und unterdrückte Alternative zeigen
Zuschauer sollen Menschen auf der Bühne nicht mehr als ganz unänderbare, unbeeinflussbare, hilflos ausgelieferte Menschen sehen, sondern dass Verhältnisse und Situationen auch anders sein und damit geändert werden könnten
Ziel des Theaters
Ziel des Theaters:
Weil Brecht sich gegen eine Theater Tradition im Sinne der normativen Poetik des Aristoteles richtet, nennt er seine eigene Bühnenkunst nicht aristotelisch.
Es hat sich jedoch der Begriff episches Theater behauptet.
Anstelle von Mitleid und Furcht will Brecht, vor allem Wissbegier und Neugier weg. Ihm schwebt ein fundamentaler Funktions Wechsel der Kunst vor. Für ihn ist das bürgerlich traditionelle Theater zu bieder beziehungsweise festgefahren und das maßlose Streben nach materiellen Gütern oder Geld unerträglich.
Brest Theater zielt nicht auf Leidenschaft, Einfühlung und Identifikation ab: das Publikum soll sich nicht mit den Figuren identifizieren, sondern in kritisch distanzierter Haltung mit dem Geschehen auseinandersetzen und seinen Blick auf Missstände und unwürdige gesellschaftliche Verhältnisse richten
Ziel ist Veränderung zu bewirken: das epische Theater verlangt vom Zuschauer Entscheidungen, will ihn aktivieren und ihm Handlungsmöglichkeiten anbieten, dass es dann erreicht, wenn beispielsweise jemand im Publikum aufsteht, und sagt: diese Zustände sind ungerecht. Das war mir vorher nicht bewusst. Jetzt weiß ich, was dagegen unternommen werden kann und ich werde es tun.
Als Konsequenz dieser Ideen bedarf es einer neuen Art des Rollenverständnisses: der Schauspieler soll sich nicht mit der Rolle identifizieren und in sie einfühlen, sondern Distanz waren. Er ist nicht die Figur, sondern er zitiert sie. Das wie der Darstellung steht über dem was. Der Spielcharakter einer Aufführung wird entlarvt, und das Publikum erkennt, dass alles nur Schauspiel ist. Die dafür notwendigen Stilmittel und Kunstgriffe sind für Brecht die Verfremdung Effekte .
Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass Verfremdung Effekte dem Theater eine neue Qualität geben, in dem sie die Einfühlung der Zuschauer und Schauspieler in die Figuren verhindern – sie nehmen den Stempel des vertrauten. Zusätzlich schaffen Sie kritische Distanz und machen die Vorgänge merkwürdig auffallend beziehungsweise erklärungsbedürftig.
Brecht nennt seine Werke schließlich auch Lehrstücke. Problematisch. An dieser Bezeichnung wirkt die deutlich erkennbare Tendenz Menschen belehren zu wollen. Deshalb wirft man dem Autor mit unter vor Theater mit erhobenen Zeigefinger zu machen und dabei nur die Lehren von Karl Marx Predigt zu wollen. Prinzipiell ist der Begriff allerdings auch so gemeint, dass gar kein Publikum für diese Stücke benötigt wird: Das Lehrstück lehrt dadurch, dass es gespielt nicht dadurch, dass es gesehen wird. Prinzipiell ist für das Lehrstück kein Zuschauer nötig, jedoch kann er natürlich verwertet werden. Es liegt dem Lehrstück die Erwartung zu Grunde, dass der spielende durch die Durchführung bestimmter Handlungsweisen,einnahme bestimmter Haltungen, Wiedergabe, bestimmter Reden und so weiter, gesellschaftlich beeinflusst werden kann.
Brecht selber bevorzugt die Bezeichnung dialektisches Theater. Dialektik bedeutet hier die Idee, das Welt und Gesellschaft veränderbar sind.
Exemplarisches Beispiel Stück
Beispiel:
Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht ist eine sozialkritische Parodie auf das bürgerliche Theater und die Gesellschaft der Weimarer Republik.
Das Stück handelt von Mackie Messer, einem skrupellosen Verbrecher, der in die Londoner Unterwelt verstrickt ist. Er heiratet die Tochter des Bettlerkönigs, was zu Konflikten zwischen den Mächten der organisierten Kriminalität und der Gesellschaft führt. Am Ende entkommt Mackie seiner gerechten Strafe durch einen politischen Deal.
Merkmale von Brecht in der "Dreigroschenoper":
Verfremdungseffekt (V-Effekt):
Brecht verwendet Techniken wie Direktadressen an das Publikum, Schilderung und Kommentare, um das Theatererlebnis zu distanzieren und das kritische Denken der Zuschauer anzuregen und Banner, die von der Handlung wieder auf die Botschaft lenken sollen und Spannung lösen durch Vorwegnahme
Sozialkritik:
Das Stück kritisiert die sozialen und politischen Missstände seiner Zeit, einschließlich der Korruption, der Klassenhierarchie und der Ungerechtigkeit im Rechtssystem.
Der Fokus liegt also auf der gesellschaftlichen Kritik anstelle von Unterhaltung.
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