Einführung in die Wissenschaftstheorie
Abstraktion
Hypothesen
• Werden aus der Theorie, bzw. dem Forschungsstand abgeleitet
• Deskriptive Aussagen über den Zusammenhang zwischen (mindestens) zwei Variablen
• Der beschriebene Zusammenhang kann empirisch untersucht werden
• Müssen klar, spezifisch und präzise sein
• Müssen widerspruchsfrei sein
• Sollten wertfrei sein
• Wenn – Dann – Hypothese Beispiel:
„Wenn eine studierende Person regelmäßig die Vorlesung besucht, dann steigt die Wahrscheinlichkeit die Klausur zu bestehen“
• Je-Desto-Hypothese Beispiel:
„Je höher das Bildungsniveau einer Person, desto geringer ist ihre Wahrscheinlichkeit kriminell zu werden“
Publikation
• Einreichung des fertigen Manuskripts • Double blind peer review
• Entscheidung der Editoren
-Wird publiziert
-Kann neueingereicht werden (minor, major revisions)
-Wird abgelehnt
-Wird überarbeitet bei anderer Zeitschrift eingereicht
Sprache
Um über einen Gegenstand sprechen zu können, müssen wir Eindrücke sprachlich ordnen • Hierzu nutzen wir Begriffe
Insbesondere am Anfang der Wissenschaft oder der Erkundung eines Bereichs:
• Ausschnitt der Realität in Element zerlegen
• Objekte und Merkmale zu bezeichnen
Aussage
Beispeil: “teile dein Brot mit den Hungrigen und die Obdachlosen führe ins Haus. Wenn du einen Nackten siehst, so bekleide ihn”
= metaphysische Aussage in Bezug auf Gott, inhaltlich eine normative Aussage
Definition des Gegenstand der Kriminologie
Wikström (u.a. Wikström et al. 2012) und andere definieren den Gegenstand (die zu erklärende Variable): Acts of crime are acts that breach moral rules (stated in law)
Bezieht sich nur auf ein Forschungsfeld innerhalb der Kriminologie: Erklärung kriminellen Verhaltens
Nicht zweckmäßig für die Erklärung „wieso“ ein Verhalten (gesetzlich) Verboten ist und ein weiteres erlaubt
Definitionen
• Ist die Bestimmung eines „Begriffs“ oder Festsetzung der Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks; Zuordnung von bestimmten Merkmalen zu Objekten =Sind Konventionen
• Wissenschaften arbeiten nicht mit konkreten Ereignissen oder Zuständen, sondern mit „in Sprache gefasster Realität“.
•Um Dritte in die Lage versetzen zu können, die Ergebnisse der Wissenschaft nachzuvollziehen und zu kritisieren, müssen die verwendeten Begriffe zur Beschreibung und Erklärung der Realität präzisiert, d.h. definiert werden
•Definitionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil wissenschaftlicher Methode mit dem Ziel, sprachliche Ausdrücke für Forschungszwecke hinreichend genau zu charakterisieren.
Unterscheidung zwischen:
• Definiendum: den zu definierenden Ausdruck • Definiens: der definierende Ausdruck
Beispiel: Der Regressionskoeffizient beschreibt in einer Regressionsgleichung die Stärke und Richtung des Zusammenhangs zwischen einer unabhängigen Variablen und einer abhängigen Variablen
Definition: drei Typen
Nominaldefinition: Ausdruck A ist gleichbdeutend mit Ausdruck B
Realdefinition: Beschreibung des Wesens eines Tatbestandes, bzw konkretisiert seine tatsächlich vorliegende Bedeutung, sollen wesentliche Merkmale eines Gegenstands angeben
Operationale Definition: Geeignete Indikatoren für Begriffe
Nominaldefinition
Beispiel 1: Definition von „Sozialer Rolle“ durch Ralf Dahrendorf (1961, S. 22):
„Soziale Rollen sind Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen“.
Beispiel 2: Definition von „Ausländerfeindlichkeit“
„Ausländerfeindlichkeit“ bedeutet „die Diskriminierung von ausländischen Personen am Arbeitsplatz und Wohnungsmarkt“.
-Anmerkung: Die Begriffe
„Diskriminierung“, „ausländische Personen“, „Arbeitsplatz“
und „Wohnungsmarkt“ müssen als bekannt vorausgesetzt oder durch weitere Nominaldefinitionen in ihrer Bedeutung geklärt werden
=Es droht ein infiniter Regress
Realdefinition
Beispiel: Realdefinition von „Marktwirtschaft“
-„Das Wesen der Marktwirtschaft liegt darin, dass alle Menschen gemäß ihrer Leistung bezahlt werden“.
-„Die Gruppe ist ein Urphänomen, das in einer entsprechenden Anlage des Menschen begründet ist“
Einschränkungen:
• Setzt voraus, dass die wesentlichen Merkmale des Begriffs klar identifiziert und beschrieben werden können.
• Kann anfällig für subjektive Interpretationen sein, da die Auswahl und Gewichtung der Merkmale von der jeweiligen Sichtweise abhängen kann.
• Friedrichs (1978: 75): Realdefinitionen „... sind daher unbrauchbar“.
Operationale Definition
Geeignete Indekatoren für Begriff
Im Zuge der Operationalisierung werden theoretische oder abstrakte Begriffe, welche nicht direkt messbar sind, durch die Zuordnung von Indikatoren, die als Stellvertreter für den abstrakten Begriff fungieren, operationalisiert und dadurch messbar gemacht.
Eigenschaften von Definitionen
Eine Definition
• kann nicht „wahr“ oder „falsch“ sein;
• muss eindeutig sein;
• kann grundsätzlich nicht „vollständig“ sein;
• sollte dem Sprachgebrauch entsprechen;
• muss zweckmäßig sein; und
• sollte den betrachteten Gegenstand für die gesamte wissenschaftliche Arbeit konsistent abgrenzen.
Eine Definition: (sprachliche Gleichung)
Eine Definition ist lediglich eine sprachlich formulierte Gleichung – mit dem zu erläuternden Begriff auf der einen Seite und dessen Umschreibung auf der anderen!
Es lässt sich festhalten, dass man mehr oder minder frei festlegen kann, was unter einem bestimmten Begriff oder Sachverhalt zu verstehen sein soll. Ob dieser tatsächlich existiert oder „wahr“ ist, ist nicht bedeutsam.
Eindeutigkeit:
eine Definition muss eindeutig sein;
-Wörter, obwohl gleich geschrieben, können verschiedene Bedeutungen haben (Homonyme / Teekesselchen)
-Beispiel: Klasse (Schulorganisationseinheit) vs Klasse (bei Marx)
“nicht vollständig”
eine Definition kann grundsätzlich nicht “vollständig sein” =Da man gewöhnlich auf andere Begriffe zurückgreifen muss, deren Verständnis wiederum vorausgesetzt wird.
Sprachgebunden
eine Definition sollte dem Sprachgebrauch entsprechen: den fachspezifischen Terminus nutzen; vermeiden sie für wissenschaftliche Arfbeiten auf populärwissenschaftliche Werke zurückzuführen.
zweckmäßig
eine Definition muss zweckmäßig sein;
-Wahrheit ist kein Kriterium für Definitionen
-Definitionen sind „zweckmäßige Sprachregelung“
- Sie sollen dem Leser verdeutlichen, welchen Sachverhalt man betrachten möchte und wie man ihn von anderen Tatbeständen abgrenzen will
-Welche Abgrenzung zweckmäßig ist, kann indessen nur beurteilen, wer den Kontext des betreffenden Problems kennt
Verwqendung von Definitionen
Konsistenz
„Wer sich für eine bestimmte Verwendung entschieden hat, sollte diese Definition im weiteren Verlauf seiner Arbeit auch beachten und konsistent verwenden, es sei denn, er erklärt dem Leser, wann und warum es zweckmäßig ist, von der ursprünglich gewählten Definition abzuweichen“.
Mögliche Probleme mit Definitionen:
durch Beispiele:
Aufzählung können problematisch sein:
-Sind sie abschließend?
-Oder sollen nur die angeführten Beispiel berücksichtigt werden?
Beispiel:
„Sozial Rollen“ sind die Mutterolle, die Rolle des Lehrers
= dann werden nur Tatbestände aufgezählt, die unter den Begriff fallen; Definitionen sollten hingegen präzise sein
Tautologien
Tautologien (oder auch definitorischer Zirkel)
„Meist findet eine Überraschung statt, wenn man sie nicht erwartet hat“
(Wilhelm Busch nach Dieckmann 2006:138) Sittliche Person = eine Person, die sich immer sittlich verhält
= Informationsgehalt ist nicht höher, als der Begriff selbst
Prinzipielle Unterscheidung von Literatur
Primärliteratur
• Texte aus der ursprünglichen Quelle
• Können dem*der Urheber*innen zugeordnet werden
Sekundärliteratur
• Beschreibt Texte und Informationen aus der Primärliteratur („Informationen aus zweiter Hand“)
• Zum Beispiel „Klassikern“ der Grundlagenliteratur
- Kann Interpretationen (Interpretationsfehler) enthalten - Darstellung aus einer bestimmten Perspektive; vor einer
spezifischen Fragestellung
Texttypen
• Lexika
• Sammelbände
• Lehrbücher („Einführungen ...“; „Grundlagen ...“) • Monographien
• Journalartikel
=In welchem Stadium des Studiums / der Bearbeitung einer Forschungsfrage benötigt man welchen Literaturtyp?
Monographien
• (Meist) längere wissenschaftliche Abhandlung zu einem begrenzten Thema
• Entweder von einem oder mehreren Autor*innen verfasst
• Wenn mehrere Autor*innen beteiligt sind, werden die Beiträge i.d.R.
zusammen erarbeitet und nehmen aufeinander Bezug
• Hierunter fallen auch Dissertations- und Habilitationsschriften
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