Was ist ein Modell?
- sind eine vereinfachte und reduzierte Abbildung der Wirklichkeit
- dienen der Ordnung und Strukturierung von Wissen
- rücken eine bestimmte Perspektive in den Vordergrund
- erfassen die bedeutsamen Aspekte eines Wissensbereichs
Worauf fokussiert sich das bio-medizinische Krankheitsmodell?
- biologischen Aspekte des Organismus
- Krankheitssymptome = Störung der Funktion des Organismus
- Krankheit als Normabweichung
Was sind die Grundannahmen des bio-medizinischen Krankheitsmodells?
- Jede Krankheit hat eine spezifische Ursache
- Jede Krankheit ist durch eine Grundschädigung bestimmt (z.B. Schädigung von Zellen, Fehlsteuerung interner Regulationsmechanismen)
- Jede Krankheit hat bestimmte Symptome und kann daher diagnostiziert werden
- Jede Krankheit hat einen spezifischen Verlauf
- Für jede Krankheit gibt es eine spezifische Therapie
Was sind die Konsequenzen aus den Annahmen des bio-medizinischen Modells?
- Entscheidend für das Vorliegen einer Erkrankung ist nicht eine tatsächliche Beeinträchtigung, sondern das Abweichen von der Norm.
- Die Definitionsmacht in Fragen von Krankheit liegt bei den Ärzten.
- Die ärztliche Diagnose ist Voraussetzung für die Anerkennung einer Erkrankung.
Auf was basiert das Risikofaktorenmodell?
- Risikofaktor = Faktor, der die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Erkrankung erhöht
- Modell wurden in epidemiologischen Studien entwickelt (z.B. Framingham-Studie)
Was wird an dem Risikofaktorenmodell kritisiert?
- Isolierte Sicht durch:
- Keine Einbeziehung psychosomatischer und sozialer Variablen
- Untersuchung ist durch den engen klinischen Horizont begrenzt
- Krankheit wird im Wesentlichen auf das Gesundheitsverhalten zurückgeführt, das es jedoch nicht erklären kann.
- Wenn Gesundheitsverhalten als Ergebnis der freien, selbstverantwortlichen Entscheidung aufgefasst wird, dann „trägt der kranke Mensch die Schuld“.
Was ist die Kernfrage des Salutogenese- Modells?
- Aaron Antonosky (1923-1994) in den 70er Jahren
- Kernfrage: Was erhält den Menschen gesund?
- Bezieht sich auf den individuellen Entwicklungs- und Erhaltungsprozess von Gesundheit
- Gesundheit ist kein Zustand sonders ein Prozess
- Gesundheit und Krankheit ergeben einen fließenden Übergang
Was sind die vier Kernelemente der Salutogenese?
1. Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
2. Sense of Coherence (SoC) – Kohärenzgefühl
3. Stressoren und Spannungszustände
4. Generalisierte Widerstandsressourcen
Erkläre die drei Grundlagen des Kohärenzgefühls (SoC) der Salutogenese.
- Verstehbarkeit (sense of comprehensibility) – dem Gefühl, Zusammenhänge zu verstehen
- Handhabbarkeit / Bewältigbarkeit (sense of manageability) – dem Vertrauen darauf und der Überzeugung, das eigene Leben gestalten und bewältigen zu können
- Bedeutsamkeit / Sinnhaftigkeit (sense of meaningfulness) – der Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat
Was ist ein Stressor in der Salutogenese (Kernelement „Stressoren und Spannungszustände“)?
- Stressor bezeichnet eine von innen oder außen kommende Anforderung an den Organismus, die sein Gleichgewicht stört und die [...] eine Handlung erfordert.
- Dies kann positive, neutrale oder negative Folgen für die Gesundheit haben.
- Der Erfolg der Bewältigung hängt auch vom SoC ab.
Was sind generalisierte Widerstandsressourcen + Beispiel (Salutogenese)?
Was sind Kritikpunkte an dem Modell der Salutogenese?
- Das Modell ist empirisch nur schwer zu überprüfen.
- Die Betrachtung von Gesundheit und Krankheit auf einem Kontinuum bedingt, dass ein mehr des einen nur auf Kosten des anderen erreichbar ist.
- Die Konzentration auf kognitive und subjektive Dimensionen (SoC), die sich empirisch nicht zuverlässig in seine Bestandteile (Verstehbarkeit/ Handhabbarkeit/ Bedeutsamkeit) trennen lässt.
- Die geringe Analyse der Wechselwirkungen zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit.
Vereinfachte Darstellung des Modells der Salutogenese:
Was definiert die WHO unter „Gesundheit“? (Zwei Zitate)
- „Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.“ (WHO 1946)
- "Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten“ (WHO, Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung, 1986)
Was ist das Bio-Psycho-soziale Modell der WHO?
- Grundlage der Rehabilitationsmedizin
- Geht auf die ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) der WHO zurück
- Perspektiven von Gesundheit auf biologischer (z.B. Körperliche Ursachen, Schmerzen), individueller/psychologischer (z.B. Krankheitsverarbeitung) und soziologischer (z.B. familiäre, berufliche Faktoren) Ebene
- Integration von Körper, Seele und sozialer Umwelt
Was beschreibt die ICF der WHO?
- Die internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ist eine Umsetzung des bio-psycho-sozialen Modells, um den Gesundheitszustand eines Menschen mit all seinen Auswirkungen und Wechselwirkungen zum Kontext, in dem der Mensch lebt, zu beschreiben
- Es gibt eine Kinder- und Jugendversion (ICF-CY).
Was sind die grundlegenden Aspekte der ICF?
- Konzept der funktionalen Gesundheit (Funktionsfähigkeit)
- Ressourcen- und defizitorientiert:
o Es werden Bereiche klassifiziert, in denen Behinderungen auftreten können.
o Es können unmittelbar positive und negative Bilder der Funktionsfähigkeit erstellt werden.
- Körperfunktionen und –Strukturen, Aktivitäten
- Partizipation [Teilhabe]
Was ist eine funktionale Gesundheit nach der ICF der WHO?
- Eine Person ist funktional gesund, wenn – vor ihrem gesamten Lebenshintergrund (Konzept der Kontextfaktoren) –
o 1. ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des mentalen Bereichs) und Körperstrukturen allgemein anerkannten Normen entsprechen (Konzepte der Körperfunktionen und – strukturen),
o 2. sie nach Art und Umfang das tut oder tun kann, wie es von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem erwartet wird (Konzept der Aktivitäten),
o 3. sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Art und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Schädigungen der Körperfunktionen/- strukturen und Aktivitätseinschränkungen erwartet wird. (Konzept der Teilhabe)
Wie wird die Wechselwirkung zwischen den Komponenten der ICF im Schaubild beschrieben?
Anwendungsbeispiel des bio psychosozialen Modells/ICF: Bettlägerigen Patienten (ICF- Gedanke und Therapieziel):
- Für einen bettlägerigen Patienten kann z. B. das Ziel formuliert werden, über Training eine „Kräftigung der Rumpfmuskulatur“ zu erreichen.
- Bei Anwendung des ICF- / Teilhabe-Gedankens steht der Selbstständigkeitsgewinn in den Vordergrund.
o => Therapieziel: „Der Patient kann selbständig von der Bettkante aufzustehen“. Damit wird ihm ein Stück seiner Autonomie wiedergegeben.
KOMPAKT Das biomedizinische (Krankheits-)Modell: Definition, Details, Beispiel
o Jede Krankheit hat eine spezifische Ursache (demnach auch einen spezifischen Verlauf und Therapiemöglichkeit)
- Ärzt*innen haben Definitionsmacht
- Nicht abhängig von tatsächlicher Beeinträchtigung, sondern von Normabweichung
- Konkrete Diagnosestellung notwendig
- Beispiele:
o Eisenmangel: Bei einem per Definition „zu niedrigem“ Eisenwert gilt eine Person als krank, ohne Berücksichtigung des eigentlichen Wohlbefindens
o BMI: Normabweichender BMI wird immer markiert und in Übergaben genannt, unabhängig davon, ob dieser die Person beeinträchtigt
o Kinderärzt*innen, Gynäkolog*innen →Auch in DE muss eig. Immer ein*e Ärzt*in ein Diagnose stellen
o Kreißsaal Alltag: CTG
KOMPAKT Das Risikofaktorenmodell: Definition, Details, Beispiel
- Basiert auf Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Erkrankung erhöhen
- Das Modell wurde in epidemiologischen Studien entwickelt
o Isolierte Sicht, keine Einbeziehung psychosomatischer und sozialer Variablen
- Krankheit wird im Wesentlichen auf das Gesundheitsverhalten zurückgeführt (kann dies jedoch nicht erklären)
- Beispiel:
o Wahrscheinlichkeit von Erkrankung des ungeborenen Kindes an Hüftdysplasie
o Frage nach Familienanamnese
o Hilfreich für die Erkennung von möglichen Erkrankungen
KOMPAKT Salutogenese: Definition, Diagnose, Beispiel
- Spektrum zwischen Gesundheit und Krankheit (Kontinuum)
o Gesundheit und Krankheit schließen sich nicht gegenseitig aus (bedingen sich gegenseitig)
- Kernelemente:
o 1. Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
o 2. Sense of Coherence (SoC)- Kohärenzgefühl (Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit)
o 3. Stressoren und Spannungszustände
o 4. Generalisierte Widerstandsressourcen (Gesellschaftliche und Individuelle Widerstandsressourcen)
- Kritikpunkt: empirisch nur schwer zu überprüfen
o Stress→Auswirkung auf die Gesundheit → z.B. Burnout
o „Schlechtere“ CTGs von einer schwangeren Person, nachdem ihr Mann plötzlich verstorben ist
KOMPAKT Das bio psychosoziale Modell: Definition, Details, Beispiel
- Wechselwirkung von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren
o Integration von Körper, Seele und sozialer Umwelt
o →All diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig
o → Ganzheitliches Anschauen der Person und all den Einflussfaktoren & Ressourcen
- Versuch des Zusammenbringens der Perspektiven von Gesundheit auf biologischer, individueller und soziologischer Ebene
- „Gesundheit ist ein Zustand vollständigen Wohlbefindens (...) und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“
- Entwicklung des ICF → Konzept der funktionalen Gesundheit (Funktionsfähigkeit)
- Um den Gesundheitszustand eines Menschen mit all seinen Auswirkungen und Wechselwirkungen zum Kontext, in dem der Mensch lebt, zu beschreiben
o Außerklinische Geburtshilfe
o Schlechtere“ CTGs von einer schwangeren Person, nachdem ihr Mann plötzlich verstorben ist
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