Literaturbegriff nach Terry Eagolton
Was ist Literatur?
Literatur ist…
“imaginatives” (kreatives) Schreiben im Sinne von Fiktion, ein Schreiben das nicht im wörtlichen Sinne “wahr” ist
eine spezifische Art der Sprachverwendung, weicht von der Alltagssprache ab
Laut Linguisten Ungleichgewicht zwischen Bezeichnendem und Bezeichneten = Selbstreferentialität (eine Sprache, die über sich selbst spricht)
Zeichnet sich durch Poetizität/ Literarizität aus (Kontrast zwischen Redeweise und einer anderen, kein ewig gegebenes Gut, wenn jeder so redet)
Kontext gibt an, ob etwas literarisch ist, oder nicht
Literatur ist ein nicht-pragmatischer Diskurs
Erfüllt keinen unmittelbare praktischen Zweck (wie z.B. Lehrbücher, Einkaufszettel)
Literatur kann nicht objektiv definiert werden
Hängt davn ab, WIE etwas gelesen wird
Alles kann Literatur sein; alles was jetzt als Literatur gesehen wird, kann es irgendwann nicht mehr sein
Literatur ist eine (allgemein) angesehene Schreibweise
Stichwort “belles lettres” (gutes Schreiben)
Genießt hohes Ansehen; heißt nicht dass sie faktisch gut ist
Zusammenfassung Literaturbegriff
Literatur kann nicht objektiviert werden. Was als Literatur bezeichnet wird, kann in ein paar Jahren nicht mehr als Literatur gelten. Was Literatur ist, hängt also auch von sozialen/gesellschaftlichen Kontexten ab. Demnach ist Literatur auch immer an vorherrrschende Ideologien gekoppelt. Daraus folgt, dass Literatur auch immer Aussagen über die Gesellschaft treffen jann, in der wir leben. Literatur ist ein rationaler Begriff; da der Begriff nicht nur an und für sich steht, sondern immer in Relation zur Gesellschaft gesehen werden muss.
Fiktionales Erzählen nach Aristoteles (WAS wird erzählt?)
Der Dichter teilt mit, was geschehen könnte
Faktuales Erzählen
Der Geschichtsschreiber (als Representat eines nicht literarischen Textes) teilt das wirkliche Geschehen mit
nach Klein/Martinez: WIE wird Etwas erzählt?
Fiktionales Erzählen
Reale Kommunikationssituation: realer Autor, realer Leser
Kommuniktion findet nur indirekt statt (ähnlich wie zitieren, ohne Wirklichkeitsanspruch
Imaginäre Kommunikationssituation: Erfundener Erzähler (fiktiver ICH Erzähler)
Reale + Imaginäre Kommunikation= Kommunizierte Kommunikation
Imaginärer Erzähler ist nicht an natürlichen Beschränkungen gebunden und kann deshalb ein allwissender Erzähler sein
Realer Erzähler jann nicht für den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen verantwortlich gemacht werden
Somit:
Dichter lügen am wenigsten, weil sie nichts selber behaupten, sondern der imaginären Erzähler erfinden, der immre nur etwas in Bezug auf die fiktive Welt behauptet.
Fiktionsmerkmale
Textpragmatische Merkmale: Der Autor ist nicht der Erzähler (erkennbar am Namen)
Paratextuelle Information: Gattungsbezeichnungen, wie Novelle, Roman geben Hinweise auf Fiktionalität
Textinterne Merkmale: der allwissende Erzähler
Ob ein Text fiktional oder faktual ist, wird letzlich auf der textpragamtischen Ebene bestimme
Ist ein wirkliches Geschehen
Autor ist auch Erzähler des Texts und muss für die Wahrheiten seiner Behauptungen einstehen (Pakt der Wahrheitsverpflichtung)
Wirklichkeitserzählung haben faktualen Geltungsanspruch und beziehen sich immer auf reale, räumliche und zeitlich konkrete Sachverhalte und Ereignisse
Arten faktuale Erzählungen
Deskriptive Wirklichkeitserzählung: Darstellung realer Sachverhalte, wahr vs. Falsch
Bspw. Geschichtschreibung oder Journalismus
Normative Wirklichkeitserzählung: Schilderung eines gewünschten Zustandes, richtig handeln vs. Falsch handeln
Bspw. Verhaltensratgeber, juristische Gesetze
Voraussagende Wirklichkeitserzählung: Schilderung eines erwarteten künftigen Zustandes der Wirklichkeit, Funktion Festlegung allgemeiner Strukturmerkmale, plausibel vs. Unplausibel
Bspw. Medizinische Prognosen, naturwissenschaftliche begründete Vorraussagen
Fiktionales und faktuales Erzählen ist nicht immer trennscharf. Es gibt verschiedene Kombinationen
RHETORIK (Kunst des wirkungsvollen Redens), sprachliche Mittel
Die 3 Gattungen der Rede
Beratungsrede (genus deliberativum)
Ort: Volksversammlung oder Parlament
Adressaten: MItglieder der VOlksversammlung oder Parlament
Funktion: Zu und Abraten bestimmer EIntscheidungen
Zeitrichtung: Zukunft
Gerichtsrede (genus judicale)
Ort: Gericht
Adressaten: Richter oder Schöffen
Funktion: Anklaage oder Verteidigugn; beruht auf beweisbarer Rekonstruktion von Geschehnissen
Zeitrichtung: Vergangenheit
Fest,Prunk,-Gelegenheitsrede (genus demonstrativum)
Ort: Jede feierliche Zeremonie (Festsaal, Totenfeier)
Adressaten: Fest/-Trauergemeinde
Funktion: lobende/tadelnde Ausführung über gefeirte o. Tote Person, gegewärtige Stimmung
Zeitrichtung: Gegenwart
Aufgabenbereiche/Wirkungsabsichten des Redners (officia oratoris)
Belehren (docere)
Interkulturellles Wirkziel: Auf den Verstand, die Vernunft des Publikums einwirken wollen, um zu beweisen (probare) oder zu unterrichten (docere)
Vernunft (logos) wird als Überzeugungsmittel eingesetzt
Erfreuen (delectare)
Mildes Affektziel: Adressaten erfreuen, oder für sich gewinnen (conciliare)
Eigene Haltung (ethos), moralische POsition als Überzeugungsmittel
Bewegung (movere)
Leidenschaftliches Affektziel: Publikum bewegen (movere) oder gar zu Taten aufstacheln (concitare)
Leidenschaft (pathos) als Überzeugungsmittel
Dreistillehre (Stilebenen der Ausformulierung der Gedanken (elocution)
Schlichter Stil (genus humilis)
Absicht des Belehrens (docere)
Mittlerer Stil (genus medium)
Absicht zu erfreuen (delectare), milde Affektziele
Hoher Stil (genus sublime)
Absicht zu bewegen (movere), leidenschafltiche Affektizele
Arbeitsschritte bei der Verfertigung (partes artis)
Inventio
Auffindung der Gedanken des Redegegenstandes
Dispositio
Konzeption des Argumentationsgangs: Planung / GLiederung des Vortrags
Elocutio
Ausformulierung der Gedanken: sprachl. Umsetzung, Einsatz rhetorischer Mittel
Memoria
Rede auswenidg lernen: Aus Mangel an handhaberer Schriftträger oder gesteigerter Wirkung
Pronuntiatio/ Actio
Vortrag der Rede: stimmlich, mimisch, gestische Umsetzung
LYRIK- Gattungsbegriff
In Antike und frühneuzeitliche (Regel-) Poetiken: keine Dreiteilung der literrischen Gattungen
Vers gab es auch in Texten der Epik und Dramatik
Erst zur Zeit der Aufklärung gab es den Aufbruch zur ungebundenen Sprache (Geniezeit)
18.Jhd. Poetik orientiert isch weniger an Rhetorik
-> Aufwertung der Lyrik zu einer gleichberechtigten Gattung
Gedicht= Text der Gattung Lyrik
Merkmale
Liedhaftigkeit/ Sangbarkeit
Kürze als quantitatives und qualitatives Merkmal
Abweichung von der Alltagssprache
Versrede
Rhythmische Segmentierung die von der normalsprachigen/syntaktischen Segemtneirung abweicht
Zusätzliche PAusen oder ANomalien des Satzspiegels
GLiederung und Zeilenumbrechung
versmaß
Metrisches Muster, wird bestimmt durch Anzahl und Art der Versfüße und Reime
Versfuß
Kleinste metirsche Einheit in einem Vers
VERSFUß Zweisilber
JAMBUS (unbetont/ betont) v-
TROCHHÄUS (betont/ unbetont) -v
SPONDEUS (betont/betont) - -
VERSFUß Dreisilber
DAKTYLUS (betont/ unbetont/ unbetont) – v v
ANAPÄST (unbetont/unbetont/ betont) v v –
LYRIK- metrische Besonderheiten
Kadenz
Versausage
Männliche (stumpfe) Kadenz: Betont letzte Silbe
Weibliche (klingende) Kadenz: Unbetonte letzte Silbe
LYRIK- metrische Besonderheit
Auftakt
Eingangssenkung vor der ersten Hebung/Betonung
Katalektisch
Eine SIlbe des Versfußes fehlt am Schluss
Enjambement
Zeilensprung
Eine syntaktische EInheit wird auf zwei Verse aufgeteilt
LYRIK- Reim
Gleichklang von Lauten
Endreim
Binnenreim
Reimformen
Paarreim (aabb)
Kreuzreim (abab)
Umarmender Reim (abba)
Schweifreim (aabccb)
LYRIK- Klangfiguren und Reimbesonderheiten
Assonanz
Übereinstimmung der Vokale in zwei oder mehreren Wörtern
LYRIK- Reimbesonderheiten
Alliteration
Stabreim
Selber Anlaut in einer Abfolge von Wörtern
“Winterstürme weichen dem Wonnenmond”
Onomtopoesie
Lautmalerei
Laute oder Geräusche des Dargestellten werden nachgeahmt
(Ratsch, tratsch, Tratsch)
LYRIK- Versformen
o Alexandriner: Huaptvers der klassischen französischen Tragödie
Vers mit 12 oder 13 Silben
Zäsur nach der dritten Hebung
V – V - V - / V – V – V –
o Blankvers: Insbesondere Dramenvers der englischen Literatur des 18. Jh.
Nachbildung des Vers commun, qaber ohne Reime
Jamibscher Fünfheber ohne feste Zäsur
o Hexameter: Klassischer Vers des antiken Heldenepos
Dakytlischer Sechsheber
Erster bis vierter Versfuß können zu Spondeus (Antike) oder Trochhäus verkürzt sein (deutsche Dichtung)
Fünfter Versfuß ist immer ein Daktylus
Sechster Versfuß ist immer verkrzt zu einem Trochäus
Pentameter:
Daktylischer Sechsheber
Ersten beide Versfüße können durch Spondeen oder Trochäen ersetzt sein
Dritter und letzter Versfuß sind katalektisch
Dadurch hat der Pentameter eine Zäsur nach dem dritten Versfuß
o Distichon: Doppelvers aus Pentameter und Hexameter
LYRIK- Strophen
Besteht aus mehreren Versen
Leerzeichen oder Folgezeichen getrennt
Isometirsche Gedichte: Gleicher Strophenaufbau
Heterometrische Gedichte: Verschiedenartiger Strophenaufbau
LYRIK- Strophenformen
Zweizeilge Strophenform:
Distichon: Hexameter- Pentameter
Dreizeilige Strophenform
Terzine
Kanzone
Vierzeilige Strophenformen
Odenstrophe
Volksliedstrophe
Achtzeilige Strophenform
Stanze
LYRIK- Gedichtsformen
Sonett
14 Verse, 4 Strophen
Strope 1-2 aus vier Versen (Quartette), Strophe 3-4 aus drei Versen (Terzette)
Fünfhebiger Jambu
Meist Umarmender Reim
Ode
Mehrstrophiges Lobgedicht
Strophe mit festgeregelter metrishcen Struktur; vierzeilig und reimlos
Haiku
Besteht aus 3 Versen mit 17 Silben
LYRIK- Sprech und Kommunikationssituation
Lyrisches Ich (explizit)
Erkennbar an Signalwörtern: mein, dein, ich, du
Artikuliertes Ich
Erkennbar durch subjektive Beschreibung, Gefühle etc.
Gestaltlos, ungenannt
LYRIK- Formale Aspekte der Gedichtsanalyse
metrische Merkmale
Lautliche Merkmale
Rhetorische Merkmale / Stilmittel
Sprech bzw. KOmmunikationssituation
-> Zusammenspiel von Form und Inhalt
DRAMA- Allgemeine Facts
Keine Erzählfunktion; Geschehnisse ergeben sich aus der sprachlichen Interaktion
Haupttext: gesamte Figurenrede
Nebentext: alle Infos neben der Figurenrede (Dramentitel, Personenverzeichnis, Akt und Szenenmakierung, Auf und Abritte der Person, Regiebemerkungen)
Tragödie hat einen Wendepunkt
Tragödie hat eine Wiedererkennung(Anagnoris): Unwissenheit schlägt in Erkenntnis um
Ziel der Tragödie: Der Reinigung von den Leidschaften (Jammern und Schaudern) = kartharsis, der Zuschauer wird innerlich gereinigt
Mittlerer Held: Weder makellos noch Bösewicht, der Held hat sein Unglück nicht verdient und ähnelt dem Zuschauer
Städeklausel in Tragödien: Könige und Helden
DRAMA- Aristotelische Tragödienlehre
Tragödie ist die Nachahmung (Memisis) einer guten, in sich geschlossener Handlung
Wirklung einer Tragödie: Ruft Jammern (eleos) und schaudern(phobos) hervor
Drei Merkmale der Tragödie:
Einheit der Handlung
Einheit der Zeit (findet an einem Tag statt)
Einheit des Ortes
DRAMA- Einheit der Handlung
Narrative Vermittlung (sprachliche Darbietung der Handlung)
Botenbericht: Macht mit Ereignissen bekannt, die sich bereits ereignet haben. Gelegentlich hat er eine komplette Vorgeschichte zum Inhalt; wird über Vergangenes gesprochen
Teichoskopie(Mauerschau): Eine handelnde Person nimmt von einem erhöhten Btrachterstandpunkt aus etwas wahr, was die anderen nicht sehen können, wird über Gegenwärtiges gesprochen
Analytisches Drama
Vorgeschichte wird sukzessive auf der Bühne aufgedeckt
Synthetisches Drama
Vorgeschichte weinger relevant, Konflikt wird auf der Bühne entwickelt
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