Unterschied Aggregierte Nachfrage und BIP
Berechnung grundsätzlich gleich
Während die aggregierte Nachfrage die Gesamtnachfrage nach Waren und Dienstleistungen zu einem bestimmten Preisniveau darstellt, misst das BIP den tatsächlichen Wert der in einer Volkswirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen. Im Gleichgewicht sollten AD und BIP gleich sein, aber in der Praxis können sie aufgrund von wirtschaftlichen Schwankungen voneinander abweichen.
Kontext
Schwankungen der aggregierten Nachfrage wirken sich über einen Multiplikatoreffekt auf das BIP-Wachstum aus, da die Haushalte nur begrenzt sparen, Darlehen aufnehmen und Risiken teilen können
Eine Erhöhung der Staatsquote (gemessen an den Ausgaben einer Regierung) nach dem Zweiten Weltkrieg ging mit geringeren Konjunkturschwankungen einher
Regierungen können durch Änderungen der Steuern oder Staatsausgaben die Wirtschaft stabilisieren, aber eine schlechte Politik kann die Wirtschaft auch destabilisieren
Wenn ein einzelner Haushalt spart, steigt zwangsläufig das Vermögen des Haushalts, aber wenn alle Haushalte sparen, trifft dies möglicherweise nicht zu. Denn ohne zusätzliche Ausgaben der Regierung oder der Unternehmen, die dem Rückgang der Nachfrage entgegenwirken, wird das aggregierte Einkommen sinken
Jede nationale Wirtschaft ist in die Weltwirtschaft eingebettet. Dies ist eine Quelle von Schocks, sowohl von guten als auch von schlechten, und schränkt die Arten von wirksamen fiskalpolitischen Maßnahmen ein.
Der Multiplikator
Wenn der Gesamtanstieg des BIP gleich dem anfänglichen Anstieg der Ausgaben ist: Wir sagen, dass der Multiplikator gleich 1 ist
Wenn der Gesamtanstieg des BIP größer oder kleiner ist als der anfängliche Anstieg der Ausgaben: Dann ist der Multiplikator größer oder kleiner als 1.
Der autonome Konsum
Ein fester Betrag: Wie viel die Menschen ausgeben werden, unabhängig von ihrem Einkommen. Dieser feste Betrag, auch autonomer Konsum genannt, wird als c₀ auf der vertikalen Achse der Abbildung 14.2 dargestellt.
Wörtlich genommen handelt es sich darum, wieviel eine Person ohne Einkommen konsumieren würde, aber das ist nicht die beste Art, sich das vorzustellen.
Da die Konsumfunktion nur das aktuelle Einkommen explizit einbezieht, werden die Erwartungen über das zukünftige Einkommen in den autonomen Konsum einbezogen
Wichtig: Der Konsum ändert sich, wenn die Menschen ihre zukünftigen Beschäftigungs- und Einkommensaussichten mehr oder weniger optimistisch einschätzen.
Die aggregierte Konsumfunktion
Wir können also die Ausgaben für den Konsum in Form einer Gleichung schreiben, die wir die aggregierte Konsumfunktion nennen:
𝑎𝑔𝑔𝑟𝑒𝑔𝑖𝑒𝑟𝑡𝑒𝑟 𝐾𝑜𝑛𝑠𝑢𝑚 = 𝑎𝑢𝑡𝑜𝑛𝑜𝑚𝑒𝑟 𝐾𝑜𝑛𝑠𝑢𝑚 + 𝐾𝑜𝑛𝑠𝑢𝑚, 𝑑𝑒𝑟 𝑣𝑜𝑚 𝐸𝑖𝑛𝑘𝑜𝑚𝑚𝑒𝑛 𝑎𝑏ℎä𝑛𝑔𝑡
𝐶 = 𝑐0 + 𝑐1𝑌
Die marginale Konsumquote
Der Term c1 gibt die Auswirkung einer zusätzlichen Einheit des Einkommens auf den Konsum an, die sogenannte marginale Konsumquote (MKQ).
Unterschiede bei der marginalen Konsumquote
Haushalte mit geringem Vermögen glätten ihren Konsum nur wenig, wenn ihr Einkommen stark sinkt: Die marginale Konsumquote für diese Gruppe liegt näher bei 0,8.
Für den kleinen Teil der Haushalte, die den größten Teil des Vermögens besitzen, spielt das laufende Einkommen bei der Bestimmung des Konsums hingegen eine sehr geringe Rolle, und ihre marginale Konsumquote liegt nahe bei Null.
US-Konsumklima in den Jahren 2008/2009
Warum gab es einen so plötzlichen Rückgang des Konsums von Gebrauchsgütern?
Ein wichtiger Grund ist, dass die Haushalte plötzlich Angst um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze hatten
Sorgen um die Stabilität des Bankensystems und eine höhere Verschuldung der Haushalte aufgrund fallender Hauspreise veranlassten Haushalte mit Hypotheken dazu, die Anschaffung teurer Gegenstände wie Autos und Kühlschränken zu verschieben.
Gütermarktgleichgewicht
Die 45-Grad-Linie vom Ursprung des Diagramms zeigt alle Kombinationen, in denen der gesamtwirtschaftliche Output gleich der aggregierten Nachfrage ist
Die Ausgaben für Waren und Dienstleistungen in der Wirtschaft (aggregierte Nachfrage) sind gleich der Produktion von Waren und Dienstleistungen in der Wirtschaft (gesamtwirtschaftlicher Output)
Dies ist daran zu erkennen, dass bei einer 45-Grad-Linie der horizontale Abstand (Output) gleich dem vertikalen Abstand (aggregierte Nachfrage) ist.
Prozess der Rezession infolge eines Investitionsrückgangs
Durch den Rückgang der Investitionen sinkt die aggregierte Nachfrage um 1,5 Milliarden EUR, und die Wirtschaft bewegt sich vertikal abwärts von Punkt A nach Punkt B.
Angesichts der geringeren Nachfrage drosseln die Unternehmen ihre Produktion und bauen Arbeitsplätze ab. Mit niedrigerem Output und niedriger Beschäftigung sinken die Einkommen um 1,5 Milliarden EUR. Dies ist der Übergang von B zu C.
Sobald die Einkommen der Haushalte sinken, reduzieren sie ihren Konsum, da sie möglicherweise kreditbeschränkt sind. Die Konsumgleichung besagt, dass ein solches Verhalten zunächst zu einem Rückgang des Gesamtkonsums um das 0,6-fache des Einkommensrückgangs führt. Dies ist der Abstand von Punkt C zu Punkt D.
Die Unternehmen reagieren mit Produktionskürzungen, der Output sinkt, und die Wirtschaft bewegt sich von Punkt D zu Punkt E.
Dieser Prozess wird sich fortsetzen, bis die Wirtschaft den Punkt Z erreicht.
Der daraus folgende Multiplikatoreffekt
Der gesamtwirtschaftliche Output ist insgesamt stärker zurückgegangen als die Investitionen allein; der Output ist um 3,75 Milliarden EUR gesunken, also stärker als die Investitionen, welche um 1,5 Milliarden EUR gesunken sind: das ist der Multiplikatoreffekt.
Der Multiplikator beträgt 2,5
Die Gesamtveränderung des Outputs ist 2,5 mal größer als die ursprüngliche Veränderung der Investitionen.
Gleichung des Multiplikators
Falls c1 = 0,9:
Multiplikator = 1 : 1 - 0,9 = 1 : 0,1 = 10
—> 10 ist der Multiplikator bei einer MKQ von 0,9
Was ist “Crowding out”
Wenn Unternehmen nicht bereit sind jede nachgefragte Menge an Gütern zu liefern
Das verfügbare Einkommen
Die Regierung erhebt eine Steuer t, von der wir annehmen, dass sie proportional zum Einkommen ist. Das nach Zahlung der Steuer verbleibende Einkommen, (1 − t)Y, wird als verfügbares Einkommen bezeichnet.
Die marginale Importquote
Der Anteil jeder zusätzlichen Einheit des Einkommens, der für Importe ausgegeben wird, wird als marginale Importquote (m) bezeichnet, die zwischen 0 und 1 liegen muss
Es gilt also:
𝑁𝑒𝑡𝑡𝑜𝑒𝑥𝑝𝑜𝑟𝑡𝑒 = 𝑋 − 𝑀 = 𝑋 − 𝑚𝑌
Aggregierte Nachfrage mit Exporten und Staatsausgaben
𝐴𝑁 = 𝑐0 + 𝑐1 (1 − 𝑡) 𝑌 + 𝐼 + 𝐺 + 𝑋 − 𝑚𝑌
Was verändern Steuern und Importe im Modell?
Sowohl Steuern als auch Importe verringern die Größe des Multiplikators:
Erinnern Sie sich daran, dass der Multiplikator angibt, um welchen Betrag ein Anstieg der Ausgaben (wie zum Beispiel ein Anstieg des autonomen Konsums, der Investitionen, der Staatsausgaben oder der Exporte) das BIP in der Wirtschaft anhebt.
Wenn wir Steuern und Importe in das Modell einbeziehen, ist der indirekte Multiplikatoreffekt eines bestimmten Ausgabenanstiegs auf das BIP geringer.
Multiplikator mit Exporten und Staatsausgaben
Y = 1 : 1 - c1(1 - t) + m
Eine höhere marginale Importquote verringert die Größe des Multiplikators: Dadurch wird die aggregierte Nachfragekurve flacher
Ein Anstieg der Exporte verschiebt die aggregierte Nachfragekurve im Multiplikator-Diagramm nach oben
Eine Erhöhung des Steuersatzes verringert die Größe des Multiplikators: Dadurch wird die Kurve der aggregierten Nachfrage flacher.
Umformung der Gleichung
Multiplikator mit Importe, Steuern und der marginalen Konsumquote berechnen
Trugschluss der Komposition
Die Tatsache, dass das, was für einen Teil der Wirtschaft gilt, nicht für die gesamte Wirtschaft gilt, wird als Trugschluss der Komposition bezeichnet.
Fiskalpolitischer Stimulus
Wenn eine Regierung in einer Rezession die Steuern senkt oder die Staatsausgaben G erhöht,spricht man von einem fiskalpolitischen Stimulus
Ziel ist es, dem Rückgang der aggregierten Nachfrage des Privatsektors entgegenzuwirken
Eine Steuersenkung soll den privaten Sektor dazu anregen, mehr auszugeben, während eine Erhöhung von G die aggregierte Nachfrage direkt erhöht.
Importe dämpfen inländische Schwankungen
Wie wir gesehen haben, wird die Größe des Multiplikators durch die marginale Importquote verringert
Wenn die autonome Nachfrage steigt, regt sie die Ausgaben an, und ein Teil der gekauften Produkte wird im Ausland hergestellt. Dadurch wird der inländische Aufschwung gedämpft.
Der Handel schränkt die Wirkung von fiskalpolitischen Stimuli ein
Beispiel Frankreich in den 1980er Jahren:
Der Premierminister Pierre Mauroy führte ein Programm zur Ankurbelung der aggregierten Nachfrage durch höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen ein
Der Aufschwung der französischen Wirtschaft veranlasste die französischen Haushalte, ihre Ausgaben zu erhöhen, wobei ein Großteil dieser Ausgaben für ausländische Waren verwendet wurde
Der französische Konjunkturaufschwung griff auf Länder über, die wettbewerbsfähigere Produkte herstellten, wie Japan (elektronische Geräte) und Deutschland (Autos)
Die Importe nach Frankreich stiegen sprunghaft an: Gemessen am Niveau von 1979 nahmen die Importe um 17,9 % zu, wie Abbildung 14.16 zeigt
Die deutschen Exporte stiegen 1982 um 17,1 % und 1983 um fast 14 %. Infolgedessen war das BIP-Wachstum 1983 in Deutschland höher als in Frankreich.
Aggregierte Nachfrage und Arbeitslosigkeit
Die Angebotsseite (Arbeitsmarktmodell): Das Modellbefasst sich mit der Angebotsseite der Wirtschaft und konzentriert sich darauf, wie Arbeitskräfte zur Produktion von Waren und Dienstleistungen eingesetzt werden. Dieses Modell wird als Arbeitsmarktmodell (oder Modell der Lohnsetzungskurve und der Preissetzungskurve) bezeichnet
Die Nachfrageseite (Multiplikatormodell): Die Nachfrageseite der Wirtschaft erklärt, wie Ausgabenentscheidungen die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und damit die Beschäftigung und den gesamtwirtschaftlichen Output erzeugen. Dies ist das Multiplikatormodell.
Die Angebotsseite der Wirtschaft: Der Arbeitsmarkt
Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt liegt dort, wo sich die Lohnsetzungskurve und die Preissetzungskurve schneiden
Die Wirtschaft schwankt über den Konjunkturzyklus hinweg um die in Punkt A dargestellte Arbeitslosenquote
In dem Beispiel in Abbildung 14.17 beträgt die Arbeitslosenquote im Gleichgewicht 5 %.
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