Unternehmen und Beschäftigte
Um Mitarbeitende zu motivieren, gute Arbeit zu leisten, müssen die Unternehmen den Lohn ausreichend hoch ansetzen, damit die beschäftigte Person eine Beschäftigungsrente erhält
Dies bedeutet, dass der Verlust des Arbeitsplatzes mit Kosten verbunden ist: Es ist für die Person besser, beschäftigt zu sein, als wegen unzureichender Leistung entlassen zu werden
Wenn die beschäftigte Person im Falle einer Entlassung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine andere Arbeit finden wird, was bei einer sehr niedrigen Arbeitslosigkeit (das heißt einem hohen Beschäftigungsniveau) in der Gesellschaft der Fall ist, braucht sie einen höheren Lohn, um hart zu arbeiten.
Unternehmen und Kundschaft
Bei der Festlegung des Preises für die vom Unternehmen verkauften Waren, müssen Unternehmen aufgrund der Nachfragekurve abwägen, ob sie mehr Waren verkaufen oder einen höheren Preis verlangen wollen.
Um den richtigen Preis zu bestimmen, ermittelt das Unternehmen den Preisaufschlag auf seine Produktionskosten, bei dem die Gewinne aus einem höheren Preis und die Verluste aus einem geringeren Absatz ausgeglichen sind. So maximiert das Unternehmen den Gewinn
Dieser gewinnmaximierende Preisaufschlag bestimmt die Aufteilung der Einnahmen des Unternehmens zwischen Gewinnen (für die Eigentümer:innen) und Löhnen (für die Beschäftigten).
Reallohn
Der Reallohn 𝑤/𝑝 ist der Nominallohn 𝑤 geteilt durch das Preisniveau 𝑝 eines standardisierten Bündels von Konsumgütern
Wichtig: Der Reallohn wird demnach sowohl durch die von den Unternehmen gezahlten Nominallöhne 𝑤 als auch durch die von ihnen jeweils festgesetzten Preise 𝑝 bestimmt!
Man muss sich dies in zwei Schritten vorstellen:
Als Erstes entscheidet jedes Unternehmen, welchen Lohn es zahlen, welchen Preis es für seine Produkte verlangen und wie viele Beschäftigte es einstellen will
Im zweiten Schritt werden alle diese Entscheidungen für alle Unternehmen aufaddiert, um sowohl die Gesamtbeschäftigung in der Wirtschaft als auch den Reallohn zu ermitteln.
Die Lohnsetzungskurve
Diese gibt den Reallohn an, der auf jedem Niveau der gesamtwirtschaftlichen Beschäftigung erforderlich ist, um den Beschäftigten Anreize zu bieten, gut zu arbeiten.
Die Preissetzungskurve
Diese gibt den Reallohn an, der gezahlt wird, wenn die Unternehmen ihren gewinnmaximierenden Preis wählen.
Der Arbeitsmarkt
Erwerbsquote
Die Erwerbsquote gibt den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter an, welche zu den Erwerbspersonen (Beschäftigte und Arbeitslose) gehören:
𝐸𝑟𝑤𝑒𝑟𝑏𝑠𝑞𝑢𝑜𝑡𝑒 = 𝐸𝑟𝑤𝑒𝑟𝑏𝑠𝑝𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛: 𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑖𝑚 𝑒𝑟𝑤𝑒𝑟𝑏𝑠𝑓äℎ𝑖𝑔𝑒𝑛 𝐴𝑙𝑡𝑒𝑟
Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote gibt an, wie groß der Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen
ist:
𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑠𝑙𝑜𝑠𝑒𝑛𝑞𝑢𝑜𝑡𝑒 = 𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡𝑠𝑙𝑜𝑠𝑒 : 𝐸𝑟𝑤𝑒𝑟𝑏𝑠𝑝𝑒𝑟𝑠𝑜𝑛𝑒𝑛
Beschäftigungsquote
Die Beschäftigungsquote gibt den Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter an, der einer bezahlten Arbeit nachgeht oder selbständig ist:
𝐵𝑒𝑠𝑐ℎä𝑓𝑡𝑖𝑔𝑢𝑛𝑔𝑠𝑞𝑢𝑜𝑡𝑒 = 𝐵𝑒𝑠𝑐ℎä𝑓𝑡𝑖𝑔𝑡𝑒 :
𝐵𝑒𝑣ö𝑙𝑘𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑖𝑚 𝑒𝑟𝑤𝑒𝑟𝑏𝑠𝑓äℎ𝑖𝑔𝑒𝑛 𝐴𝑙𝑡𝑒𝑟
Modell der Lohnsetzungskurve
Bei einer Arbeitslosigkeit von 5 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten hoch, und sie werden sich nicht besonders anstrengen, wenn der Lohn nicht hoch ist. Der gewinnmaximierende Lohn des Unternehmens ist daher höher.
Bei einer Arbeitslosigkeit von 12 % in der Wirtschaft ist der Reservationslohn der Beschäftigten niedrig, und sie werden für einen relativ niedrigen Lohn viel Arbeits- einsatz zeigen. Der gewinnmaximie- rende Lohn des Unternehmens ist daher niedrig.
Gewinnmaximierende Wahl von Preis, Menge und Beschäftigung
Die maximalen Gewinne treten im Punkt B auf, wo die Nachfragekurve des Unternehmens tangential zu einer Isogewinnkurve ist
Die Marketingabteilung setzt also einen Preis p* fest und berechnet, dass sie q* Einheiten der Ware verkaufen kann
Wenn das Unternehmen q* Güter zu einem Preis p* verkauft, beträgt der Gesamterlös p*q*.
Die Preisentscheidung des Unternehmens
Aus der Abbildung geht hervor, dass das Unternehmen, sobald es einen Preis festgelegt hat, die Aufteilung der Gesamteinnahmen in Gewinne und Löhne bestimmt hat
Dies geschieht auf der Grundlage des Preisaufschlags (wie viel Prozent vom Preis ist Gewinn) (p − W)/p (oder 1 − (W/p))
Der Preisaufschlag ist größer, wenn die Nachfragekurve weniger elastisch ist, was auf einen weniger intensiven Wettbewerb hindeutet.
Die Einstellungsentscheidung des Unternehmens
Die Produktionsabteilung: Jede Arbeitsstunde einer Arbeitskraft (die durch ihre Beschäftigungsrente und der Androhung einer Kündigung zur Arbeit zu Anstrengungen motiviert wird) produziert eine Einheit des Gutes, also stellt die Produktionsabteilung n* Arbeitsstunden der Arbeitskräfte ein, wobei n* = q*. Dies ist die (sehr einfache)
Produktionsfunktion des Unternehmens.
Preissetzung: Von der Mikro- auf die Makroebene
Das einzelne Unternehmen: Legt den Preis als Aufschlag auf die Lohnkosten fest, der Preis pro Einheit des Outputs kann in den Gewinn pro Einheit und die Lohnkosten pro Einheit aufgeteilt werden. (Dies ist in Abbildung 9.9 dargestellt.)
Die Gesamtheit der Unternehmen: Alle Unternehmen legen die Preise auf diese Weise fest, was bedeutet, dass der Output pro Arbeitskraft (Arbeitsproduktivität oder äquivalent dazu das Durchschnittsprodukt der Arbeit, Lambda genannt, λ) in den realen Gewinn pro Arbeitskraft Π/P und den Reallohn W/P aufgeteilt werden kann.
Modell der Preissetzunskurve
Die Abbildung stellt das Ergebnis der Preissetzungen der Unternehmen in der gesamten Wirtschaft dar
P ist das gesamtwirtschaftliche Preisniveau
Obere horizontale Linie zeigt die realen Einnahmen der Unternehmen je Arbeitskraft: Das Durchschnittsprodukt der Arbeit.
Der Wert des Reallohns, der mit dem (Preis-)Aufschlag übereinstimmt, hängt nicht vom Beschäftigungsniveau in der Wirtschaft ab und wird daher wie in Abbildung 9.10 als horizontale Linie auf der Höhe von wPS dargestellt.
Wodurch wird die Höhe der Preissetzungskurve bestimmt?
Zwei Dinge haben einen wichtigen Einfluss auf die Preissetzungskurve, selbst wenn der Staat nicht eingreift:
Wettbewerb
Arbeitsproduktivität
Die Preissetzungskurve und der Wettbewerb:
Die Intensität des Wettbewerbs in der Wirtschaft bestimmt, inwieweit Unternehmen einen Preis verlangen können, der oberhalb der Kosten liegt (der Preisaufschlag)
Je geringer der Wettbewerb ist, desto höher ist der Preisaufschlag
Beispiel: In Abbildung 9.9 führt eine steilere Nachfragekurve, die aus einem geringeren Wettbewerb zwischen den Unternehmen hervorgeht, zu einem höheren Preisaufschlag und einem höheren Gewinn pro Arbeitskraft
Da dies zu höheren Preisen in der gesamten Wirtschaft führt, impliziert dies niedrigere Reallöhne und drückt die Preissetzungskurve nach unten.
Die Preissetzungskurve und die Arbeitsproduktivität:
Für jeden gegebenen Preisaufschlag bestimmt das Niveau der Arbeitsproduktivität, wie viel eine Arbeitskraft in einer Stunde produziert—den Reallohn
Je höher das Niveau der Arbeitsproduktivität (λ), desto höher ist der Reallohn, der mit einem gegebenen Preisaufschlag vereinbar ist
Beispiel: In Abbildung 9.10 verschiebt eine höhere Arbeitsproduktivität die gestrichelte Linie nach oben, und bei unverändertem Preisaufschlag verschiebt sich die Preissetzungskurve nach oben, wodurch der Reallohn steigt.
Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt
Alle Punkte im schraffierten Bereich unterhalb der Lohnsetzungskurve werden als „keine Arbeit wird geleistet“ bezeichnet, weil der Reallohn in diesem Bereich nicht ausreicht, um die Beschäftigten zur Arbeit zu motivieren
Wenn der Reallohn unterhalb der Lohnsetzungskurve liegt, kann es auf lange Frist nur zu einer Nullbeschäftigung kommen, da keine Arbeit geleistet wird und keine Gewinne erzielt werden
Diese schattierten Punkte sind also nicht realisierbar.
Was gilt im Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt?
Die Unternehmen bieten den Lohn an, der effektive Arbeit der Beschäftigten zu den geringsten Kosten gewährleistet (auf der Lohnsetzungskurve). Die Personalabteilung kann keine alternativen Maßnahmen empfehlen, die zu höheren Gewinnen führen würden
Die Beschäftigung ist so hoch wie möglich (auf der Preissetzungskurve), wenn man den angebotenen Lohn berücksichtigt. Die Marketingabteilung kann keine Änderung des Preises oder des Outputs empfehlen
Diejenigen, die Arbeit haben, können ihre Situation nicht verbessern, indem sie ihr Verhalten ändern. Wenn sie weniger arbeiten würden, liefen sie Gefahr, zu den Arbeitslosen zu gehören, und wenn sie mehr Lohn verlangen würden, würden die Unternehmen ablehnen oder eine andere Person einstellen
Diejenigen, die keine Arbeit finden, hätten lieber einen Job, aber es gibt keine Möglichkeit, einen zu bekommen—nicht einmal, wenn sie anbieten würden, zu einem niedrigeren Lohn als andere zu arbeiten.
Warum gibt es im Arbeitsmarktgleichgewicht immer Arbeitslosigkeit?
Arbeitslosigkeit bedeutet, dass es Menschen gibt, die Arbeit suchen, aber keine finden
Dies wird auch als Angebotsüberhang auf dem Arbeitsmarkt bezeichnet, was bedeutet, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften zu einem bestimmten Lohn geringer ist als die Zahl derjenigen Personen, die bereit sind, zu diesem Lohn zu arbeiten.
Warum wird es bei einem Arbeitsmarktgleichgewicht immer eine gewisse unfreiwillige Arbeitslosigkeit geben?
Wenn es keine Arbeitslosigkeit gäbe: Die Kosten des Arbeitsplatzverlustes sind gleich Null (keine Beschäftigungsrente), da eine Person, die ihren Arbeitsplatz verliert, sofort einen anderen Arbeitsplatz mit gleichem Lohn bekommen kann.
Deshalb ist eine gewisse Arbeitslosigkeit notwendig: Diese bedeutet, dass das Unternehmen die Beschäftigten motivieren kann, sich am Arbeitsplatz anzustrengen
Daher liegt die Lohnsetzungskurve immer links von der Arbeitskräfteangebotskurve
Daraus folgt, dass es in jedem Gleichgewicht, in dem sich die Lohnsetzungskurve und die kreuzen, arbeitslose Personen geben muss: Dies wird durch die Lücke zwischen der Lohnsetzungskurve und der Arbeitskräfteangebotskurve deutlich.
Gleichgewicht und nachfragebedingte (konjunkturelle) Arbeitslosigkeit I
Im Punkt X befindet sich die Arbeitslosigkeit auf dem Niveau des Arbeitsmarktgleichgewichtes
Eine Person, die im Punkt X ihren Arbeitsplatz verliert, ist nicht indifferent zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, da der Verlust des Arbeitsplatzes mit Kosten verbunden wäre
Eine arbeitslose Person am Punkt X ist unfreiwillig arbeitslos, weil sie eine Arbeitsstelle zu dem Reallohn annehmen würde, der sich aus dem Schnittpunkt von Lohn- und Preissetzungskurve ergibt.
Gleichgewicht und nachfragebedingte (konjunkturelle) Arbeitslosigkeit
Bei B gibt es zusätzliche Arbeitsuchende, die ebenfalls unfreiwillig arbeitslos sind. Die zusätzliche Arbeitslosigkeit bei B ist auf eine geringe aggregierte Nachfrage zurückzuführen und wird als nachfragebedingte oder konjunkturelle Arbeitslosigkeit bezeichnet
Eine arbeitslose Person am Punkt B ist ebenfalls unfreiwillig arbeitslos. Eine solche Person würde nämlich eine Stelle annehmen, deren Lohn unter dem bei B angezeigten Lohn liegt, und wäre dennoch bereit, hart dafür zu arbeiten.
Gleichgewicht und nachfragebedingte (konjunkturelle) Arbeitslosigkeit III
Im Punkt B ist die gesamte unfreiwillige Arbeitslosigkeit durch die Summe aus konjunktureller und Gleichgewichtsarbeitslosigkeit gegeben
Punkt X ist das Gleichgewicht des Arbeitsmarktes, was bedeutet, dass alle Beteiligten das Beste tun, was sie angesichts der Handlungen der anderen Beteiligten tun können
Keine Arbeitskraft und kein Unternehmen kann ihre Position durch eine Änderung ihrer Handlungen verbessern.
Stellen Sie sich vor, die Wirtschaft befände sich an Punkt B
Niedrigere Löhne würden die Kosten senken
Das Ausmaß des Wettbewerbs, mit dem das Unternehmen konfrontiert ist, hat sich nicht geändert, sodass die Marketingabteilung den Preis so ändern würde, dass der gewinnmaximierende Preisaufschlag wiederhergestellt wird
Angesichts der niedrigeren Kosten würden die Unternehmen daher die Preise senken
Da die Nachfragekurve des Unternehmens fällt, würden sie mehr verkaufen und damit den Output und die Beschäftigung steigern.
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