Material
3.3 Erfassung/Bewertung von Materialkosten
- In Fertigungs- und Dienstleistungsbetrieben
- wird für betrieblichen Leistungsprozess angeschafft, zur Produktion verwendet
- In Handelsbetrieben : (Handels-)Ware
- Unterschied in Verwendung:
- Material geht in der Fertigung auf
- Ware wird unverändert weiterveräußert!
Materialkosten
- Sind Mengen an Fertigungs-, Hilfs- und Betriebsstoffen, die in Periode betriebsbedingt verbraucht werden
- Differenzierte Erfassung nach Materialarten erforderlich für Zuordnung zu Einzel- und/oder Gemeinkosten zu ermöglichen
- Ermittlung der Materialkosten einer Materialart in 2 Schritten:
1. Ermittlung der Verbrauchsmengen
2. Bewertung der Verbrauchsmengen
Ermittlung der Verbrauchsmengen
- Zugangsmethode
- Inventurmethode
- Skontrationsmethode
- Retrogrades Verfahren
Zugangsmethode
- Materialzugänge werden in Betrieben, die Materialverbrauchsmengen nicht in Bestandsführung erfassen, zeitnah verbraucht
- Keine Lagerhaltung der Materialien
- einfache Methode, für monatliche Kostenrechnung zu ungenau
- Zugangs und Verbrauchsmengen stimmen in kurzem Zeitraum selten über allen
- Methode für Materialarten geeignet, die sehr selten oder einmalig verwendet und sofortigen Einsatz beschafft werden
- Somit entfällt Lagerung und Bestandsführung
Materialverbrauchsmenge = Materialzugangsmenge
Inventurverfahren
- viel genauer -> Bestimmung des mengenmäßigen Materialverbrauch
- Bestandsaufnahme durch zählen oder messen bei körperlichen Vermögensgegenständen
- Durch notwendige Inventur steigt Aufwand des Verfahrens bei unterjährigen Abrechnungsperioden
- Keine genauen Rückschlüsse auf Lagerverluste (Diebstahl oder Schwund)
- Oder auf Verluste in der Produktion (defekte Teile)
- Keine Zuordnung von Materialverbrauchsmengen zu einzelnen Kostenstellen/träger vorgesehen
Anfangsbestand + Lagerzugänge - Inventurbestand = Materialverbrauch der Periode
Skontrationsmethode (Fortschreibungsmethode)
- Das genaueste Verfahren
- Materialarten werden über Materialbestandskonten geführt -> Zugänge & Entnahmen erfassen
- Für jede entnahme wird Materialentnahmeschein ausgestellt, beinhaltet: —> Datum, Materialartenbezeichnung, Materialnummer, Verbrauchsmenge, Kostenstellennummer, Kostenträgernummer
- Aus der Summe anhand der Scheine ergibt sich Verbrauchsmengen eines Materials
- Zuordnung der Entnahmen zu Kostenstellen und Kostenträger möglich
- Nicht reguläre Bestandsverminderungen durch Abgleich des buchmäßigen Endbestands mit Inventurbestand transparent (jährlich)
- Nachteil = aufwändige Erfassung der Materialentnahmen
Retrogrades Verfahren (Rückwärtsrechnung)
- Voraussetzung, dass Sollverbrauch für jedes Produkt exakt bekannt wird
- Sehr ungenau, Gemeinkostenmaterial nicht direkt zurechenbar & Verluste können nicht erfasst
werden
- -> Materialverbrauch laut Rückrechnung = Stückzahl * Soll-Verbrauchsmenge pro Stück !!
Festpreisverfahren
Bewertung der Verbrauchsmengen
- Materialvorräte werden regelmäßig + kurzfristig ersetzt
- Unterliegen nur geringen Preisschwankungen
- Mit gleichbleibenden Festwerten rechnen -> zwar aufwendig, aber Unverändertbarkeit der
Werte über den Zeitverlauf unter Umständen eher unrealistisch
Istpreisverfahren
- versuchen, tatsächlichen Wert festzustellen
- Klären, welche Preis und Kostenbestandteile in Bewertung der Materialverbrauchsmengen einfließen sollen -> Verfahren genauer, aber aufwendiger
Istpreisbewertung mit periodischer Durchschnittspreisbildung
- in betrieblicher Anwendung weit verbreitet
- Am Ende der Abrechnungsperiode wird gewogener Durchschnittspreis gebildet -> damit alle Verbrauchsmengen der Betrachteten Periode bewerten
- Vorteil: geringer Rechenaufwand
- Nachteil: Ungenauigkeit, vor allem wenn Trend in Preisentwicklung -> verfälschende Einflüsse
Istpreisbewertung mit permanenter Durchschnittspreisbildung
- Materialverbrauchsmengen mit Istdurchschnittspreisen bewerten -> werden nach jedem Materialzugang neu gebildet
- Dadurch verhindern, dass bei einem Trend die in der KLR verwendeten Preise stark vom aktuellen Einstandspreis entfernen
Verbrauchsfolgeverfahren
- Verbrauchsfolgeverfahren
- Wenn Verbrauch des Materials in bestimmter Reihenfolge erfolgt
- zB: zeitliche Hinsicht: Fifo- und Lifo-Methode (first in, first out / last in, first out)
- Erfassung allerdings sehr aufwendig -> in Realität nicht wichtig
Kalkulatorische Kosten
3.5 Erfassung und Bewertung von kalkulatorischen Kosten
- von Daten der Finanzbuchhaltung abgegrenzt
- Werden in anderer Höhe (Anderskosten) oder zusätzlich (Zusatzkosten) berücksichtigt
- Korrigieren die GuV des externen Rechnungswesen
Kalkulatorische Abschreibungen
- Abschreibungen = bilanzielle/kalkulatorische Berücksichtigung des Wertverlustes eines
Vermögensgegenstandes
- Also Verteilung der Wertminderung einer einmaligen Ausgabe auf eine Anzahl von Nutzungsperioden
- Rechnung für: verbrauchsbedingter (Abnutzung), wirtschaftlich bedingter (Wertminderung), zeitlich bedingter Ursachen (Ablauf von Rechten, Verträgen)
- Es wird die tatsächliche Wertminderung von Anlagegüter berücksichtigt!
- Jeder beliebige realistische Wert
Abschreibungen in der KLR
- Prinzip der substanziellen Kapitalerhaltung
- Anlagegüter so lange abschreiben, wie deren Substanz tatsächlich im Unternehmen verbleibt und benutzt wird
- Abschreibungsmethode -> lineare Abschreibung:
kalkulatorische Abschreibung = Wiederbeschaffungswert/ tatsächliche Nutzungsdauer
Kalkulatorische Zinsen
- In Finanzbuchhaltung nur Aufwendungen für Zinszahlungen an FKgeber berücksichtigt = Zinsaufwand
- EK Muss sich auch verzinsen, sonst wären Geldanlagen mit höherer Verzinsung attraktiver (Opportunitätskosten)
- Können auch für FK als Anderskosten angesetzt werden -> dann anderer Wert berücksichtigt
- Konstrukt des Betriebsnotwendigen Kapitals:
1. Ermittlung des betriebsnotwendigen Vermögens
2. Bewertung des betriebsnotwendigen Vermögens
3. Ermittlung des betriebsnotwendigen Kapitals
4. Ermittlung des kalkulatorischen Zinssatzes
5. Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen
Kalkulatorische Wagnisse
- UN Betrieb immer mit Risiken verbunden
- Äußere Einflüsse/ Fehlentscheidungen können UN schädigen, zum Totalverlust führen
- Für Wagnisse gibt es Versicherungen:
- Brand, Diebstahl, Produktionsunterbrechungen, Fehlentscheidungen des Managements (Directors-and-Officers[D-&O]-Versicherung) -> prämienzahlungen gehen als Betriebsaufwendungen in GuV
Unternehmerwagnis (Misserfolg/Verlust) kann nicht als Kosten berücksichtigt werden
Einzelwagnisse mit Bezug auf konkrete Prozesses/Bereiche als Anderskosten & somit kalkulatorisch ansetzen:
- Gewährleistungswagnis (Garantieverpflichtungen, ersatzlieferung, Nacharbeit, Vertragsstrafe)
- Entwicklungswagnis (fehlgeschlagene Forschungs- und Entwicklungsarbeiten)
- Vertriebswagnis (Forderungsausfälle, Währungsverlust)
- Anlagenwagnis (Ausfälle, Wertminderungen, vorzeitiges Nutzungsende von Anlagegütern)
- Beständewagnis (schwund, Güteminderung, Entwertung)
- Fertigungswagnis (Material-, arbeits- und Konstruktionsfehler, ausschuss, Nacharbeit
Formeln
durchschnittlicher Wagnisverlustsatz = Summe Wagnisverluste/ Summe Bezugsgröße
kalkulatorisches Wagnis=aktueller Wert Bezugsgröße × durchschnittlicher Wagnisverlustsatz
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