Gruppe – Definition
Massenpsychologie und das Aufgehen in Gruppen
Historische Wurzeln der Massenpsycholgie
Deindividuierung führt zu antisozialem Verhalten
Zimbardo
Stanford Prison „Experiment“
- Gefängnis im Keller der Stanford University nachgebaut
- zufällige Zuweisung von Probanden zur Rolle der Wärter oder Gefangenen inkl. Uniform
- geplante Dauer 2 Wochen
- vorgeblich zeigen Wärter und Gefangene spontan extrem rollenkonformes Verhalten, Zimbardo bricht auf Drängen seiner Freundin (und Doktorandin), Christina Maslach, nach 6 Tagen ab
-> „Experiment“? -> was ist die UV, die manipuliert wird
Really?: Prison Perspectives
-> Das Standford Prison Experiment wurde bereits einmal abgebrochen
Hauptkritikpunkt am Standford Prison “Experiment”
- gelaufener und ebenfalls abgebrochener Pretest verbietet erneuten Versuch aus ethischen Gründen
- ABER: die gezogenen Schlüsse stimmen dennoch (Replikation, spricht für die Ergebnisse)
Johnson & Downing (1979)
Leistung in Gruppen
· Wie beeinflusst die bloße Anwesenheit anderer unser Leistungsverhalten
- Leistungssteigerung?
- Leistungsminderung?
· Lernen Sie besser allein oder in Anwesenheit Anderer?
· Liefern Sie bessere Prüfungsergebnisse in Einzel- oder Gruppenprüfungen?
· Koch den Henssler/ Bundesjugendspiele/ Zitronenpresse/ …
Social Facilitation (soziale Erleichterung)
N. Triplett (1898)
· Kinder müssen Angelschnur aufwickeln
· UV: alleine oder in reiner Anwesenheit anderer Kinder
· Ergebnis: in Anwesenheit anderer waren die Kinder besser
Jenseits von Menschen
Kakerlaken im Experiment zum Einfluss von Zuschauern auf deren Leistung
Erregung und dominante Reaktion
· Anwesenheit anderer löst Erregung aus
- Aufmerksamkeit ist geteilt (ich muss auch Anwesende beachten) – ich bin abgelenkt
- Andere lösen Bewertungsangst aus
· Erregung macht dominante Reaktionen einfacher (leichte Aufgaben lösen, aber auch Vorurteile äußern)
· Erregung macht nicht-dominante Reaktionen schwerer (schwierige Aufgaben lösen, Vorurteile inhibieren)
Social Loafing (soziales Faulenzen)
Jackson & Williams (1985)
Durchquerung eines Labyrinths
Einzelleistung bewertet vs. nicht bewertet
Fazit zur Leistung in Gruppen
- Ziel: optimales Erregungsniveau
Konflikt und Kooperation
· Zentrale Frage: Unter welchen Bedingungen verhalten Menschen sich kooperativ und wann konfliktreich?
· Methode zur Überprüfung: soziale Dilemmata –
- Beide Strategien haben Kosten, konkret
- Die für den Einzelnen vorteilhafteste Lösung ist schädlich für alle, wenn sie von vielen gewählt wird
- Beispiel: overfishing -> viele Fische aus dem Wasser zu ziehen ist gut für mich, wenn alle das aber tun würden, wäre es schlecht
The prisoner‘s dilemma paradigm
Payoffs in the prisoner‘s dilemma
pay-off Matrix
payoff-Matrix, Auszahlungsmatrix ( Abb. ), deren Werte sich aufgrund der Folgen von Entscheidungen von mindestens zwei Spielern ergeben (Spieltheorie, Gefangenendilemma). Im klassischen Sinn und in spieltheoretischer Terminologie werden die Werte als Geldauszahlungen oder Nutzen bezeichnet; für partnerschaftliche Betrachtungen sind die Begriffe “Chancen” oder “wertgebundene Zielverwirklichungsmöglichkeiten” eingeführt. Chance ist also nicht nur die Wahrscheinlichkeit dafür, daß eine gewisse Handlung oder Entscheidungsalternative zum Ziel führt, sondern auch, daß dieses Ziel als Konsequenz eine bestimmte Werthöhe annimmt.
Gibt es eine objektiv beste Strategie im Gefangenendilemma?
· Robert Axelrod (1981, 1984). The Evolution of Cooperation. Science.
· Turnier egoistischer Computerprogramme in einer Serie von Gefangenendilemmata
· 200 Interaktionen mit zufällig ausgewählten anderen Programmen (Anzahl der Durchgänge ist Computerprogrammen nicht bekannt)
Die Gewinner
· Gewinner: „Tit for Tat“ (kooperiere im ersten Durchgang, dann mache immer, was Dein Gegenspieler macht)
· Eigenschaften der besten Strategien
- Sei nett! (Betrüge nicht vor Deinem Gegenspieler)
- Übe Vergeltung! (Betrüge, wenn Dein Gegenspieler es tut, kooperiere, wenn der Andere es tut)
- Vergebe! (Biete hin und wieder Kooperation an, auch wenn Dein Gegenspieler betrügt)
- Sei nicht neidisch (Versuche nicht mehr Punkte zu erreichen als Dein Gegenspieler)
-> diese Eigenschaften sind evolutionäre sinnvoll, um bessere Payoffs (Auszahlungen) zu haben
Schlussfolgerungen für Psychologie
· Axelrods Turnier zeigt, dass sogar unter minimalen Bedingungen
- Kooperation erfolgreich ist, sowie
- ein Grundstock an Vertrauen (erst kooperieren) und Vergebung (Rachefeldzüge vermeiden, Fehden beenden)
-> kooperierende Menschen haben sich erfolgreicher fortgepflanzt
· Dies zeigt sich sogar
- in völlig zufälligen Paarungen von Spielern
- ohne Erinnerung an den Mitspieler
- ohne Kommunikation, Gerüchte, Reputation
- ohne soziale Regeln
- ohne moralische Gefühle
· Es sollte also noch erfolgreicher sein mit dem Allen.
-> Kooperation im Kapitalismus: der Verkäufer hält das Geld, das er für seine Ware bekommt für wertvoller als die Ware; beim Käufer verhält es sich anders herum
Wer kann kooperieren?
Frans de Waal mit Affen
· Computer, Menschen und sonst?
· Ein Enthusiast: Frans de Waal
Affen und Menschenaffen können ihr Verhalten koordinieren, um an Essen zu gelangen
-> Tiere sind sehr fähig zu kooperieren, um gemeinsame Ziele zu erreichen
Kooperation bei Schimpansen und Kindern
Hamann, Warneken, Greenberg, & Tomasello (2011)
Studien 1-3: Kinder
Studien 4-6: Schimpansen
- Kooperation: gemeinsam an den Seilen ziehen
- schräge Ebene (eine Person bekommt am Ende eine Kugel mehr als die andere)
- Reziprozitätsnorm? -> sich selbst eine bessere Ausgangssituation verschaffen -> nein, ist nicht der Fall
- collaboration: gleichzeitiges Ziehen
- parallel work: unabhhängiges Ziehen
- no work: einfach so bekommen (Kontrollbedingung)
Schlussfolgerung von Hamann, Warneken, Greenberg und Tomasello
Und: Menschen können reden!
Ein Lastwagenspiel zur Kooperation von Deutsch und Krauss
- Ziel: LKW vom Start ins Ziel bekommen
- einspurige, aber kürzere Strecke -> Kooperation notwendig
Deutsch & Kraus (1962): Ergebnisse des Kooperationsspiels
Bedingungen: keine/freiwillige/erzwungene Kooperation
Förderung von Kooperation
· Kein Drohpotential -> nicht so gut (?)
· Aussicht auf zukünftige Interaktionen
· Zwei Individuen statt zwei Gruppen
· Kooperativ beginnen, dann „Wie-Du-mir-so-ich-Dir-Strategie“
Förderung von Kompromissen
- Kommunikation, die Vertrauen aufbaut
- Einsatz neutraler Mediatoren
- Identifikation integrativer Lösungen
…aber warum kooperieren Menschen?
3 Gründe
Egoistische Gene & inklusive Fitness
· Evolutionstheoretisch stellt Hilfeverhalten zumindest im Extremfall erst einmal ein Problem dar:
· widerspricht scheinbar der Idee, dass Organismen Ihr eigenes Überleben optimieren
· Idee der inklusiven Fitness: Es geht nicht um das Überleben von Organismen, sondern das Überleben von Genen
· Gene, die Verhalten kodieren, dass für ihre Verbreitung sorgt, sollten sich evolutionär durchsetzen
Burnstein et al. (1994)
- je näher die Verwandtschaft, desto größer die Hilfsbereitschaft
Weitere proximate Mechanismen
· Gene, die Reziprozitätsnorm codieren, sollten sich durchsetzen gegenüber rein egoistischen Genen
· Gene, die soziale Norm des Helfens kodieren sollten für eine Umgebung sorgen, in der Überleben besser gesichert ist
· Gedankenexperiment:
- Kontinent voller streng egoistischer Individuen vs.
- Kontinent voller helfender Individuen -> hier sind die Überlebenschance für alle höher
Proximate und ultimate Ursachen von Verhalten sind in der Verhaltensforschung zwei gängige, aber äußerst unterschiedliche Ansätze, Verhaltensweisen zu erklären. Die Unterscheidung geht zurück auf den niederländisch-britischen Ethologen und Nobelpreisträger Nikolaas Tinbergen.[1] Nach Tinbergen ist Verhalten nie monokausal erklärbar (durch eine einzige Ursache), sondern stets multikausal (durch mehrere Ursachen). Im Prinzip können zu jeder Verhaltensweise sowohl proximate Ursachen (unmittelbare Gründe) als auch ultimate Ursachen (evolutionsbiologische Zusammenhänge) angegeben werden.
…aber warum helfen Menschen?
Bob Cialdini (Helfen aus Egoismus heraus) vs. Batson (Helfen aus Empathie heraus)
- Bob Cialdini vertrat in den 1980ern eine zu Batsons konträre Aussage
Egoistischer vs. Empathischer Altruismus
Toi & Batson (1982)
· Hilfsbedürftige Person (Carol, hat eine Körperbehinderung) sucht jemanden, der ihr im Studium hilft
· UV 1: Empathieinstruktion
- versetzen Sie sich in Carol hinein vs. Seien Sie objektiv
· UV 2: potentielle Kosten des Nicht-Helfens
- Carol wird im selben Seminar sitzen vs. Carol studiert zuhause
· Vorhersagen:
- rein egoistische Position: Kosten (UV2) sollten entscheiden, ob geholfen wird – mehr Hilfe bei hohen Kosten des Nicht-Helfens
- Empathischer Altruismus: Empathie (UV1) sollte zu mehr Hilfe führe
Cialdini vs. Batson
-> die Debatte ist eine philosophische
- Empathie = Mitleid
-> philosophische Debatte, empirisch nicht zu klären
Altruistische Persönlichkeit
· relativ schwaches Interkorrelation zwischen Hilfeverhalten in verschiedenen Situationen (r = .23) (Hartshorne & May, 1929)
· Geschlechtsrollenkonforme Hilfemuster (Heroismus bei Männern vs. Langfristiges Commitment bei Frauen)
· Effekt von Ingroup-vs-Outgroup in interdependeten Kulturen prononciierte
Wann wird geholfen?
· Situationale Determinanten von prosozialem Verhalten
· Stimmungseinflüsse
- gute Stimmung (Geld „gefunden“) steigert Hilfsbereitschaft (Isen & Levin, 1972) -> universelle Reziprozität
- gute Gerüche steigern Hilfsbereitschaft (Baron, 1997)
- verzerrte Interpretation von Hilfsbedürftigkeit
- negative Stimmung steigert auch Hilfsbereitschaft -> negative-state-relief (Cialdini et al.. 1973)
· Dorf mehr Hilfe als in Großstadt
- bessere Menschen auf dem Dorf vs. „urban overload“ -> viele Infromationen in der Stadt, innerstädtische Dichte
- Empirie spricht für urban overload (Steblay, 1987)
- Bevölkerungsdichte entscheidender als –größe (Levine et al., 1994)
Der Fall Kitty Genovese…
- Verantwortungsdiffusion
- pluralistische Ignoranz
Ein Stufenmodell des intervenierenden Helfens
- Stufe 3 als der kritischste Punkt
- erst nach Schritt 5 kommt es zu Verhalten
Darley & Batson (1973)
- merkwürdige Kodierung der AV
Ergebnisse (N=40)
“From Jesuralem to Jericho” Studie
- n = 40 -> wenig statistische Power
- „keine Eile“ ist der einzige signifikante Effekt
Latané & Darley (1970)
Rauch im Wartezimmer
Anzahl Helfender
Mechanismen des (nicht) Eingreifens in einer Hilfesituation
Latané & Darley (1968)
mit vorgetäuschtem Anfall Hilfeverhalten untersuchen
· Versuchspersonen diskutieren über Sprechanlage
· Eine Verbündete des Versuchsleiters täuscht Anfall vor
· Unabhängige (manipulierte) Variable: wie viele andere Versuchspersonen sind zugegen
· Abhängige (gemessene) Variable: wie viele Teilnehmer helfen
Verantwortungsdiffusion im Labor
Darley und Latané, vorgetäuschter Anfall (1968)
Ergebnisse
The whole story
zum Bystander Effect
Darley & Latané (1968)
Zusammenfassung
Wie Hilfsbereitschaft steigern?
Fazit
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