Was ist die Physiologie der Leber? Was sind die zentralen Funktionen?
= Zentrales Stoffwechselorgan
• Kohlenhydratstoffwechsel
• Proteinstoffwechsel
• Fettstoffwechsel
• Entgiftung des Körpers
• Bildung der Gallenflüssigkeit
• Glukosespeicherung (als Glykogen)
• Beitrag zur Hormonbildung
• Kontrolle des pH-Wertes
Entgiftungsfunktion der Leber:
• Umwandlung und Ausscheidung über die Niere oder mit der Galle
• Umwandlung von Ammoniak, das beim Abbau von Aminosäuren entsteht, in unschädlichen Harnstoff
• Abbau von Arzneistoffen
• First-Pass-Effekt: Erstmalige Leberpassage von Medikamenten mit Umwandlung in
wirksame Form (Prodrug)
Was ist der Neugeborenenikterus? Die sieht die Physiologie und Pathologie aus?
Neugeborenenikterus
= vermehrter Hämoglobin-Abbau bei Leberunreife
Physiologisch:
• Beginn: 3.-6. Lebenstag
• Ende: 10. Lebenstag zurück
• Indirektes Bilirubin kann nicht schnell genug din direktes (konjugiertes, wasserlösliches)
Bilirubin umgesetzt werden (indirekte Hyperbilirubinämie)
Pathologisch:
• Icterus praecox
• Icterus gravis
• Icterus prolongatur
Was ist eine aktive und chronische Hepatitis Erkrankung?
Akute Hepatitis
• Meist Infektion durch Hepatitisviren
• Selten: bakterielle Infektionen, Begleithepatitis, Intoxikationen (z. B. Paracetamol, Knollenblätterpilz, Drogen)
• Fulminanter Verlauf möglich, dann akutes Leberversagen mit hoher Letalität.
Chronische Hepatitis
= fehlendes Ausheilen nach 6 Monate, typischerweise bei:
• Hepatitis B / Hepatitis C
• Fettleberhepatitis (Alkohol, metabolisches Syndrom, medikamentös)
• Autoimmunhepatitis
• Morbus Wilson
• wichtigste Komplikation: Entwicklung einer Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom
Wie verläuft die Pathophysiologie der Hepatitis?
In wie vielen Verlauf der Fällen ist eine Hepatitis Erkrankung symptomatisch?
Sie ist nur in 75 % der Fälle symptomatisch
Wie gestaltet sich ein typischer Verlauf einer akuten Hepatitis? Was sind die verschiedenen Stadien?
Prodromalstadium:
• unspezifische grippale Symptome (Kopf-/Gliederschmerzen, Fieber, Müdigkeit)
• Magen-Darm-Beschwerden (Oberbauchschmerz, Übelkeit, Erbrechen)
Stadium der Leberschädigung (nach ca. 4 Wochen):
• Zunehmende Einschränkung der Organfunktion (Bilirubin steigt, Blutzucker wird instabil, Gerinnungsfaktoren werden nicht mehr ausreichend hergestellt)
• Intrahepatische Cholestase mit Gallestau mit Ikterus („Gelbsucht“) und hellem Stuhl
• Hepatomegalie mit Kapseldehnungsschmerz (rechter/mittlerer Bauch)
Rekonvaleszenzstadium:
• Ggf. vollständige Ausheilung, aber Rezidive möglich
Extrahepatische Manifestation:
• Hautausschläge
• Gelenkentzündungen
• Glomerulonephritis (Nierenentzündung)
Pathophysiologie:
• Autoimmunologisch
• Ablagerung von Immunkomplexen (Virusantigen + Antikörper)
Wie sieht die Diagnostik bei Hepatitis aus?
Anamnese und klinische Untersuchung
Laboruntersuchung:
Ausmaß der Leberzellschädigung
ALT (= GPT)
AST (= GOT)
Reduktion der Leberleistung:
Cholestaseparameter:
konjugiertes Bilirubin
alkalische Phosphatase (AP)
γ-GT
Serumeisen (durch Eisenfreisetzung aus Leberzellen)
Entzündungsparameter (CRP, BSG, Lymphozyten)
Syntheseleistung (bei ausgeprägter Schädigung)
Abfall der Gerinnungsparameter
Abfall von Albumin
Virusserologie
Hepatitis-Antigene
direkter Virusnachweis
Beispiel: Hepatitis-B-Diagnostik:
Wie sieht die Behandlung der Hepatitis aus? Wie gestaltet sich die Impfung gegen Hepataitis?
• Weglassen leberschädigender Noxen (Verzicht auf Alkohol, Absetzen lebertoxischer Medikamente)
• Körperliche Schonung / Bettruhe
• Gabe von Interferon-α über 24–48 Wochen (Hepatitis C)
• Antivirale Medikamente (Hepatitis B)
• medikamentöse
• Interferon-α
• antivirale Substanzen: (Ausheilung z.B. bei Hepatitis B in 50 % der Fälle)
Impfungen gegen Hepatitis
Möglich gegen Hepatitis-A
• Hepatitis A empfohlen für bestimmte Berufsgruppen
• Gesundheitswesen
• Kindergärtner
• Kanalarbeiter
• Aufenthalt in HAV-Endemiegebiete
Hepatitis B (schützt indirekt auch gegen Hepatitis-D-Infektion)
• Aktivimpfung:
• Kinder (0-1-6 Monate)
• Risikogruppen: Personen mit geschwächtem Immunsystem, gefährdete Berufsgruppen (medizinisches Personal, Polizisten etc.) und Empfänger von Blutprodukten
• Passivimpfung:
• nach einer Nadelstichverletzung
• Neugeborene von Schwangeren mit Hepatitis B
Was ist die akute Schwangerschaftsfettleber?
! Differenzierung HELLP (Einfluss auf Plazenta) und Hepatitis (Akutes Probelm der Leber und ggf. Niere)
Plötzliche Entwicklung einer Fettleber aus ungeklärter Ursache im 3. Trimenon mit:
Schmerzen im rechten Oberbauch
Übelkeit und Erbrechen
Exazerbation (oft binnen weniger Tage): deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes bei chronisch verlaufenden Erkrankungen
Ikterus
Aszites
akutes Leberversagen
Niereninsuffizienz
hepatische Enzephalopathie
Koma
Behandlung:
intensivmedizinischen Versorgung
Schnellstmögliche Beendigung der Schwangerschaft
ggf. Indikation zur Lebertransplantation
Was für Erkrankungen der Gallenwege gibt es?
Was für Formen von Gallensteinen gibt es?
• Cholesterinsteine
• Gemischte Steine
• Pigmentsteine (Braune Pigmentsteine, Schwarze Pigmentsteine)
Was für Risikofaktoren für Cholesterinsteine gibt es? (6 F- Regel)
• fat: übergewichtig
• female: weibliches Geschlecht
• fair: blond, heller Hauttyp
• forty: Alter über 40 Jahre
• fertile: fruchtbar
• family: familiär gehäuftes Auftreten
Wie entsteht Cholezystitis / Cholangitis?
Was sind die Symptome bei Cholangitis?
• sog. Charcot-Trias:
Fieber
Ikterus.
• Achtung: Übergang in lebensgefährliche Cholangiosepsis möglich
Was sind Komplkationen bei Cholangitis (Gallensteinen)?
Gallenblasenhydrops / Gallenblasenempyem
Gallenblasenwandperforation
Perihepatischer Abszess (bei gedeckter Perforation)
Gallensteinileus
galligen Peritonitis
Pankreatitis
sekundär biliäre Zirrhose
Ablagerung von Kalk in der Gallenblase (sog. Porzellangallenblase)
Gallenblasenkarzinom
Wie kann eine behandelt werden?
Gallenkolik (Stein)
Nahrungskarenz einhalten (Nahrung= Verdauung= Bewegung der Gallenblase)
Spasmolytika wie Butylscopolamin (Buscopan)
Analgetika, z. B. Metamizol (Novalgin)
Cholezystolithiasis:
Cholezystektomie
medikamentöse Steinauflösung (z. B. mit Ursodeoxycholsäure)
Stoßwellenzertrümmerung (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie bzw. ESWL)
Was ist die Schwangerschaftscholestase? Was sind Folgen dieser?
= Aufstau von Gallenflüssigkeit in den Gallengängen
Folge:
Anstieg gallepflichtiger Substanzen (wie Bilirubin, Gallensäuren) im Blut
Vorkommen insbesondere im 3. Trimenon (in der Regel ohne erkennbare Ursache)
Ablagerung von Gallensäuren in der Haut mit konsekutivem Juckreiz (Pruritus) manchmal Ikterus von Haut, Schleim- und Bindehäuten (Skleren)
erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten (für Mutter harmlos)
Wie wird die Schwangerschaftscholestase behandelt? Ist eine vorzeitige Entbindung indiziert?
• Antihistaminika gegen Juckreiz (z.B. wie Dimetinden (Fenistil))
Erhöhung der Ausscheidung von Gallensäuren durch Einnahme von
-> Ursodeoxycholsäure (Ursofalk)
->Colestyramin (Quantalan)
• Ggf. Terminierung einer vorzeitigen Entbindung
Last changed2 months ago