Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Bei einer Autoimmunerkrankung handelt es sich um eine Fehlfunktion des Immunsystems, bei der der Körper eigenes Gewebe angreift.
Was genau zu einer Autoimmunerkrankung führt, ist bislang unbekannt.
Die Symptome variieren je nach genauer Erkrankung und je nach betroffenen Körperteilen.
Häufig werden verschiedene Bluttests zur Überprüfung auf eine Autoimmunerkrankung durchgeführt (z.B. Messung von sog. Auto-Antikörpern)
Die Behandlung hängt von der Art sowie der Ausprägung der Autoimmunerkrankung ab. Oft sind Medikamente indiziert, die die Aktivität des Immunsystems unterdrücken (Immunsuppressiva).
In der Schwangerschaft spielt eine korrekte Immunregulation eine besonders große Rolle. Autoimmunerkrankungen kommt daher einer besondere Bedeutung zu
Was ist eine Organspezifische Krankheit plus Beispiel?
Organspezifische Krankheiten
= Krankheiten, bei denen spezifische Organe oder Gewebsstrukturen vom Immunsystem angegriffen werden
• Beispiele: Morbus Basedow (Schilddrüse), Morbus Crohn (Darm), Typ-1-Diabetes mellitus (Bauchspeicheldrüse)
Was ist eine systemischer Krankheit plus Beispiel?
Systemische Krankheiten oder nicht-organspezifische Krankheiten
= Systemisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen wie Kollagenosen; typische Autoantikörper sind hier die sog. Antinukleären Antikörper (ANA, gegen Strukturen des Zellkerns bzw. des Zytoplasmas gerichtet)
• Beispiele: Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Sjögren-Syndrom
Wie/warum entsteht eine Autoimmunerkrankung?
genetische Prädisposition
äußere Faktoren
vorausgegangene Infektionen
bestimmte Medikamente als Auslöser
Schwangerschaft
Veränderungen des Hormonhaushaltes
Sog. ”Risikofaktormodell” (engl. “Bad luck and bad genes”)
Genetische Faktoren
Umwelt- und andere Faktoren (starker Stress, Infektionen, Schwangerschaft, ...)
Weder eine bestimmte genetische Ausstattung oder eine bestimmte Umwelt können ALLEINE eine Autoimmunerkrankung auslösen
Der Vorgang ist complex und benötigt (zum Glück) verschiedene Voraussetzungen:
Persistierende autoreaktive B-Zelle
Persistierende autoreaktive T-Zelle
Aktivierung zur autoantikörperproduzierenden Plasmazelle
Entsprechende Interaktion
Was ist die Bedeutung des weiblichen Geschlechts bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen?
Ca. 5 – 10 % der Bevölkerung haben eine Autoimmunerkrankun, über 70 % davon sind Frauen
Frauen haben im Gegensatz zu Männern zwei X-Chromosomen. Einige Gene entgehen der sonst üblichen Inaktivierung (sog. escape from X inactivation), darunter viele Immunregulatoren. Die erhöhte Aktivität dieser Gene macht Frauen
A) widerstandsfähiger gegen Infektionen
B) anfälliger für Autoimmunerkrankungen
Hormonschwankungen beeinflussen das Immunsystem (s. Schwangerschaft)
Was sind generelle Symptome der Autoimmunerkrankung?
Symptome abhängig vom betroffenen Organ / Gewebe
Beschwerden von Krankheit zu Krankheit und von Patient zu Patient unterschiedlich
Oft schubweiser Verlauf
2 Arten von Symptomen:
Wenig charakteristische Allgemeinsymptome: Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit, Gewichtsverlust, wiederholte Infekte
Spezifische Symptome je nach Typ:
Dominierendes Symptom: z.B. Arthritis (bestimmt in der Regel Erkrankung)
Weitere Symptome: Gelenksschmerzen, gestörte Darmtätigkeit, Hautausschlag
Was ist das Therapieprinzip bei Autoimmunerkrankungen?
Verhinderung der überschießenden Aktivität des Immunsystems und damit Zerstörung von körpereigenem Gewebe (z.B. Immunsuppressiva)
je nach Typ der Immunerkrankung unterschiedliche Substanzen
Außerdem: Medikamente / Therapien zur Verbesserung / zum Erhalt der Organfunktion (z.B. Dialyse)
Oft Verabreichung nach Stufenschema
Oft Kombination mehrerer Substanzen
Was ist Multiple Sklerose? Was sind Früherkennungszeichen?
Auch: Encephalomyelitis disseminata
autoimmune, chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems
unterschiedliche Verlaufsformen
Typische Frühzeichen:
Empfindungsstörungen
Sehstörungen
Muskellähmungen
Wie entsteht Multiple Sklerose?
in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark Entstehung von entzündlichen Entmarkungsherden
Ursache: Wahrscheinlich durch Richtung von körpereigenen Immunzellen gegen die die Myelinscheiden der Nervenzellfortsätze
fast jedes neurologische Symptom möglich:
typisch: Sehstörungen
Minderung der Sehschärfe bis zur Blindheit
Störungen der Augenbewegungen (z.B. Doppelbilder)
Was sind (Diskutierte) Risikofaktoren der Multiplen Sklerose?
Genetische Prädisposition
Infektionen (z.B. EBV)
Übermäßige Hygiene
Vitamin-D-Mangel
Umweltgifte / Rauchen
Übergewicht
Einfluss des Mikrobioms
Wie gestaltet sich die Therapie der Multiple Sklerose?
Akuttherapie:
Glucocorticoide (“Cortison”)
Plasmapherese
Langzeittherapie:
Immunmodulation und Immunsuppression
Sog. Hit-hard-and-early-Strategie
Symptomatische Therapie
Was für einen Einfluss hat Multiple Sklerose auf due Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett?
Auftreten typischerweise im jungen Erwachsenenalter
Frauen 3-4x häufiger betroffen
Keine Beeinflussung der Fertilität durch eine MS
Vermutlich kein negativer Einfluss der SS auf das Fortschreiten der MS, ggf. positiver Effekt (oft Abnahme der Schubrate)
Aber: nach der Geburt oft Anstieg der Schubfrequenz bis auf präpartales Niveau, Schubrate in den ersten 6 Monaten sogar ggf. erhöht
Kortisontherapie in der SS möglich
Spontangeburt grundsätzlich möglich, je nach körperlichen Einschränkungen ggf. Unterstützung
MS ist nicht direkt “vererbbar”
Aber: Kinder von MS-Kranken haben aber ein erhöhtes Erkrankungsrisiko:
Bei nicht MS-kranken: ca. 0,1-0,2%
MS-kranke Eltern: ca. 2%
Beide Eltern MS-krank: ca. 20%
Medikation vor / in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit anpassen
Was ist “Rheuma”?
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
rheumatoide Arthritis (RA)
Spondyloarthritiden (z.B. Morbus Bechterew), Psoriasis Arthritis
Vaskulitiden (Riesenzellarteriitis, Polymyalgia rheumatica, Wegener Granulomatose)
Juvenile idiopathische Arthritis (entzündlich rheumatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen)
Degenerativ-rheumatische Erkrankungen
Arthrosen (englisch Osteoarthritis)
Chronische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates
Fibromyalgie
Chronische Rückenschmerzen
Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden
Osteoporose, Störungen des Harnsäurestopffwechsles (Gicht)
Was sind Symptome der rheumatoiden Arthritis?
warme, geschwollene und schmerzende Gelenke
steife Gelenke morgens nach dem Aufstehen (in der Regel werden sie erst nach über einer Stunde wieder beweglich)
Kraftlosigkeit (durch schmerzbedingte Schonung)
Allgemeine Erschöpfung, allgemeines Schwächegefühl
Rheumaknoten (kleine feste Knötchen unter der Haut, unempfindlich gegenüber Druck oder Berührung)
Wie unterscheidet sich Rheumatoide Arthritis von Arthrose?
Rheumatoide Arthritis wird oft mit Arthrose verwechselt. In folgenden Punkten unterscheidet sich die Arthrose aber von der rA:
Arthrose wird durch den altersbedingten Abbau von Gelenkknorpel (und nicht durch Entzündungen) hervorgerufen
Bei Arthrose liegt ein anderes Gelenkmuster vor.
Bei Arthrose besteht nach Pausen tagsüber oft ein Anlaufschmerz. Er kann immer wieder auftreten, hält aber nur kurz an. Eine typische Morgensymptomatik besteht nicht
Bei Arthrose schmerzen die Gelenke vor allem bei Bewegung, nicht in Ruhe.
Auch die Behandlung und der Verlauf der beiden Erkrankungen unterscheiden sich deutlich voneinander.
Was ist ein Systemischer Lupus Erythematodes? Was bewirkt es?
Wie ist die Epidemiologie des systemischem Lupus Erythematodes?
Verhältnis Frauen vs. Männern: 10 vs. 1
Erkrankungsbeginn oft kurz nach der Pubertät
1:1700 Frauen betroffen
Oft junge Frauen betroffen
Wie ist die klinische Präsentation von dem systemischen Lupus Erythematodes?
Hyperkoagulabilität (vermehrte Blutgerinnung, d.h. Thrombosegefahr)
Hautbeteiligung („Schmetterlingserythem“)
Nierenbeteiligung
Arthritis (in 90% der Fälle)
Selten:
ZNS-Beteiligung
Myokarditis (akute oder chronische Entzündung des Herzmuskelgewebes)
Hypertonie
Restriktive Lungenerkrankung
Wie verhält sich Lupus Erythematodes in der Schwangerschaft?
schwerwiegende Erkrankung
Lebensgefährlich
Massive Auswirkung
Engmaschige Betreuung
Kinder haben ein erhöhtes genetisches Risiko
Abortrate: 4-35%
IUFT-Raten: 3-29%
Gestationshypertonie: 20-30%
Verschlechterung in bis zu 13%
Fetale Wachstumsretardierung in 23%, viele Kinder IUGR
Keine Überschreitung des Geburtstermins, ggf. vorzeitige, induzierte Geburt
Engmaschige Schwangerschaftsüberwachung
Bei Antikörpernachweis frühzeitiger (12. SSW) Einsatz von Glukokortikoiden (Cortison)
Ggf. ASS-Prophylaxe
Ggf. low-dose-Heparin-Prophylaxe (Thromboserisiko
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