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Sitzung 10 - Nachrichten

HM
by Hanna M.

Nachrichtenwertfaktoren

Über welche Ereignisse soll berichtet werden, über welche nicht?

  • Das Konzept der Nachrichtenwertfaktoren besagt, dass bestimmte Merkmale (Nachrichtenfaktoren) von Ereignissen die Beachtungswürdigkeit (Nachrichtenwert) dieser Ereignisse determinieren.


Es gibt unterschiedliche Kataloge solcher Faktoren, Bonfadelli (2000) unterscheidet:

  • Ereignisanlass (Überraschung, Neuartigkeit, Ungewöhnlichkeit)

  • Ereignisablauf (Kurzfristigkeit, abgeschlossene Entwicklung, konkreter Ort)

  • Ereignismodalität (Konflikt, Regelwidrigkeit, Drama (Bild Zeitung), Skandal, Krise)

  • Ereignisrelevanz (Konsequenzen, Schaden, Negativität vs. Erfolg)

  • Ereignisnähe (geographische und kulturelle)

  • Status der Akteur*innen (Elite, Personalisierung)


Nachrichtenwertfaktoren können bis zu 40% der Nachrichtenauswahl erklären (bzgl. Varianz des Umfangs und Platzierung von TV Nachrichten), doch insgesamt gibt es eine substanzielle Variation ihres Erklärungswertes über Studien hinweg (Staab 1998)

Kritik am Ansatz der Nachrichtenwertfaktoren:

  • empirische Studien deuten auf lediglich moderate Erklärungskraft des Konzepts der Nachrichtenwertfaktoren hin

  • ein Wandel der journalistischen Auswahlkriterien zeichnet sich ab und ist z. T. abhängig vom Zeitgeist

  • einzelne Nachrichtenwertfaktoren scheinen kulturell und gesellschaftlich vermittelt, sind demnach nicht universell gültig

  • Nachrichtenwertfaktoren scheinen eine ressortspezifische Bedeutung zu haben (u. a. sind bei innenpolitischer Berichterstattung andere Faktoren von Bedeutung bei als bei außenpolitischer Berichterstattung)

  • in unterschiedlichen Medien(-gattungen) gelten z. T. unterschiedliche Nachrichtenfaktoren (z. B. klassische TV-Nachrichten vs. YouTube-Kanäle)


Nachrichteninhalte und Veränderungen in der Berichterstattung

  • Nachrichten sind sehr selektiv zusammengesetzt (70% addressieren Politik und Wirtschaft, Kamps 1999)


Im Zeitverlauf ließ sich folgendes feststellen:

„Gewaltthemen sind generell häufiger geworden, die Gewaltdarstellung hat sich intensiviert, vor allem im Hinblick auf ihre Bebilderung. Gewalt ist ein zunehmend präferierter Informationsanlass und Gewalt rückt an die exponierten Stellen im Sendungskonzept.“ (Bruns & Marcinkowski, 1997, S. 290ff.)


  • Aber: Private Sender (RTL, SAT.1, Pro7) präsentierten vor ca. 20 Jahren etwa doppelt so viel gewalthaltige Einstellungen wie die öffentlich-rechtlichen Sender (ARD, ZDF) im Zeitraum von 1996-2000 (Winterhoff-Spurk, Unz& Schwab, 2001).


Winterhoff-Spurk, Unz und Schwab (2001) haben zu drei Messzeitpunkten in den Jahren 1996, 1998 und 2000 jeweils eine Woche lang die Hauptnachrichtensendungen von ARD (Tagesschau), ZDF (heute), RTL (18:30), Sat.1 (SAT-news) und Pro7 (Pro7-Nachrichten) inhaltlich analysiert.

Sie fanden u. a., dass…

  • der prozentuale Anteil gewalthaltiger Einstellungen in Nachrichten von 1996 zu 1998/2000 deutlich anstieg, sowohl für öffentlich-rechtliche als auch private Sender, wobei Nachrichten der privaten Sender zu allen drei Messzeitpunkten deutlich mehr gewalthaltige Einstellungen zeigten (ca. doppelt so viele)

  • sich über die Jahre die Tendenz zeigte, Gewalt häufiger mit Bildern zu präsentieren

  • das subjektive Erleben gewalthaltiger Nachrichteninhalte bei (jugendlichen) Zuschauer*innen hingegen negativ ausfiel

    • „Ereignisse mit vorsätzlicher Gewalt werden im Vergleich zu nicht-gewalthaltigen Ereignissen als weniger angenehm, als dringlicher, weniger bewältigbar und weniger mit externen Normen vereinbar eingeschätzt.

    • Die Versuchspersonen empfinden bei der Rezeption weniger Freude, mehr Trauer, mehr Ekel, mehr Wut, mehr Verachtung und mehr Angst.“ (S. 29)


-> Gewalthaltige Inhalte werden einerseits häufig gezeigt, andererseits fällt die emotionale Reaktion der Zuschauer negativ aus

-> Erklärung möglich durch Mood Management und U & G Ansatz


Konvergenzthese

  • Die Konvergenzthese besagt, dass sich öffentlich-rechtliche und private Nachrichtenangebote über die Zeit aneinander angleichen bzw. angeglichen haben.


Es lassen sich sowohl einseitige als auch beidseitige Konvergenztendenzen erkennen

  • Anpassungsprozess von 1986-1996 seitens der privaten an die öffentlich-rechtlichen Sender in den Themenkategorien Politik, Kriminalität/Katastrophen und Human-Interest/Buntes. -> Insgesamt geringere boulevardorientierte Berichterstattung bei den privaten Sendern (Krüger, 1998)

  • Für den Zeitraum von 1986-1994 fanden Bruns und Marcinkowski(1996)einerseits eine beidseitige Annäherung –z. B. bei der Verwendung von Originaltönen –, andererseits aber auch einseitige Konvergenzen, wobei RTL z. B. das Leitmedium bzgl. der Anzahl von Gewaltsequenzen war und ARD/ZDF bzgl. des Anteils von Human-Interest-Themen

  • Aber: Konvergenzen führ(t)en nicht notwendiger Weise zur Absenkung des Qualitätsniveaus von Fernsehbeiträgen

  • Und: Die Debatte um Konvergenztendenzen scheint zu verblassen (Jäckel, 2012)


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Hanna M.

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