Erklären sie die drei klassischen Untersuchungen der Sozialpsychologie. Erklären sie die Fragestellung, die Methoden und die Resultate.
Was ist die klassische Definition von Sozialpsychologie?
„Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tatsächliche, vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer Menschen beeinflusst werden“ (Allport, 1954, S. 5).
Was sind die Grundlagen- und Angewanten Disziplinen der Sozialpsychologie?
Grundlagendisziplinen
- Allgemeine Psychologie
- Differentielle und Persönlichkeitspsychologie
- Entwicklungspsychologie
- Sozialpsychologie
- Biopsychologie
- Methodenlehre
Angewandte Disziplinen
- Pädagogische Psychologie
- Klinische Psychologie
- Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Was ist der Unterschied zwischen Sozialpsychologie und Soziologie?
- Es gibt eine unterschiedlich starke Berücksichtigung gesellschaftlicher Strukturen bei
der Beschreibung und Erklärung sozialen Verhaltens
- Soziale Tatbestände werden in manchen soziologischen Ansätzen dezidiert nicht un-
ter Rekurs auf psychische Tatbestände erklärt (z.B. in der Systemtheorie Luhmanns)
Was sind die Zugänge der Geschichtsschreibung der Sozialpsychologie?
- Erfolgsgeschichten „Alle Geschichte ist bis jetzt vom Standpunkt des Erfolges ge-
schrieben worden“, Friedrich Nietzsche
- Historisch-archivarischer Zugriff
- Geschichte „großer“ Wissenschaftler
- Geschichte als Rekonstruktion verschütteter Möglichkeiten
- Ideengeschichte
- Sozialgeschichte
Was gibt es zu Sozialpsychologisches Denken vor der Institutionalisierung der Sozialpsychologie als Wissenschaft zu sagen?
Was sind die drei Sozialpsychologischen Traditionslinien?
- Die psychologische Sozialpsychologie
z.B.: Lewin, Festinger, Schachter, Asch, Campbell, F. H. Allport
- Die soziologische Sozialpsychologie
z.B.: Mead, Goffman, French, Homans, Bales
- Die analytische Sozialpsychologie
z.B.: Fromm, Mitscherlich
Was waren die Anfänge der Sozialpsychologie?
Völkerpsychologie
- Produkt der deutschen Psychologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts; wichtige Ver-
treter: Moritz Lazarus, Heymann Steinthal, Wilhelm Wundt
- Zur Völkerpsychologie gehört, was „die Wechselwirkung vieler“ voraussetzt (Wundt),
mithin: Sprache, Kunst, Religion, Sitte und alle „höheren geistigen Vorgänge“ - die
historische und soziale Dimension kognitiver Prozesse
- Starker Einfluss auf George Herbert Mead
Massenpsychologie
- Entsteht in der französischen Psychologie; wichtige Proponenten: Gustave LeBon und
Tarde
- 1882-1887 Untersuchungen von Max Ringelmann zur maximalen Leistung von Arbei-
tern
- 1898 Norman Tripletts Experiment zum Einfluss anderer auf die eigene Leistung
- 1908 Erscheinen zweier Lehrbücher der Sozialpsychologie (Ross und McDougall)
- 1924 Erscheinen des Lehrbuchs von F. H. Allport
2.5 Frühe Jahre
- 1928 „Attitudes can be measured“ (Thurstone)
- 1935 „Handbook of Social Psychology“ (Hrsg.: Carl Murchison)
- 1936 „The psychology of social norms“ (Sherif)
- 1943 „Personality and social change“ (Newcomb)
Was geschah während der Expansion der Sozialpsychologie?
Kurt Lewins Beitrag zur Sozialpsychologie
- Forschung, die auf die Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme gerichtet ist
- Studie zur autokratischen und zur demokratischen Führung
- Gruppendynamik
- Einflussreiche Doktorandinnen und Doktoranden: z.B.: Dembo, Zejgarnik, Deutsch,
Festinger („Dissonanztheorie“), Schachter
Fritz Heiders Beitrag zur Sozialpsychologie
- Balancetheorie → Konsistenztheorien
- Artikel über phänomenale Kausalität 1944 und „The psychology of interpersonal
relations“ (1958)
- Grundlagen der Attributionstheorie → Weiterentwicklungen durch Edward Jones,
Harold Kelley und Bernard Weiner
Unter dem Eindruck der NS Verbrechen entstehen Studien…
- zur autoritären Persönlichkeit (Adorno u.a.)
- zu den Determinanten der Konformität (Ash)
- zum Gehorsam (Milgram)
- zu den Auswirkungen eines autoritären Führungsstils (Lewin u.a.)
Was war die Krise der Sozialpsychologie?
- Die Grundlagen/das Selbstverständnis der Sozialpsychologie wird in den 1960er/70er Jahren
harsch kritisiert
- Kenneth Ring „Experimental social psychology: Some sober questions about some frivolous
values“ (1967)
- Kenneth Gergen „Social psychology as history“(1973)
- Sozialpsychologie des Experiments („die gute Versuchsperson denkt nicht“, W. Bungard)
- Kritische Psychologie in Deutschland (Klaus Holzkamp u.a.)
Was gibt es zur Sozialpsychologie in Europa zu sagen?
- Zunächst: Nordamerikanische Sozialpsychologie stark von europäischer Psychologie
beeinflusst z.B. über Hugo Münsterberg, Frederic Bartlett, die Gestaltpsychologie
- Stärkung der europäischen Sozialpsychologie nach dem Zweiten Weltkrieg als Reak-
tion der Übermächtigkeit der US-amerikanischen Sozialpsychologie → Konferenzen,
eigene Journals, etc.
- Versuch einer „sozialeren“ Sozialpsychologie z.B. Arbeiten von Henri Tajfel zur sozia-
len Identität oder von Serge Moscovici zu sozialen Repräsentationen
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