Soziale Ungleichheit
Soziale Ungleichheit = Unterteilung einer Bevölkerung nach sozialen Kategorien
soziale Kategorie = ähnliche gesellschaftliche Lage
beschreibt also das Muster typischer Unterschiede in
der gesellschaftlichen Lage von Akteuren.
Beispiele:
Soziale Schichten, z.B. Einkommensschichten
Soziale Klassen, z.B. Kategorien von Berufen mit typischen Erwerbs- und Lebenschancen
„Horizontale“ soziale Ungleichheiten, z.B. Geschlecht, Nationalität, Wertorientierungen
Soziale Ungleichheit und soziale Differenzierung
Was bedeutet nun „soziale Differenzierung“?
Soziale Ungleichheit beschreibt Unterschiedlichkeit von
(Kategorien von) Akteuren
Soziale Differenzierung beschreibt Unterschiedlichkeit
sozialer Systeme
Beispiele für soziale Systeme:
Rockerclub, Anglerverein, Debattierclub, ...
CDU/CSU, SPD, DIE GRÜNEN, FDP, AfD, ...
Abteilungen: Entwicklung, Produktion, Marketing,...
Gesellschaftliche Funktionssysteme: Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst, Recht, Gesundheitssystem,...
Besonderheiten sozialer Systeme
Besonderheiten sozialer Systeme:
Unabhängigkeit von (konkreten) Akteuren
Katholische Kirche gegenüber Priestern und Päpsten
Eigensinn
Personen nehmen aus unterschiedlichsten Motiven an sozialen Systemen (z.B. am politischen System über Wahlen) teil. „Identität“ der Systeme besteht jenseits dieser Motive.
= “sozialer Sinn” ist unabhängig vom “subjektiven Sinn” der Einzelne ist nicht so relevant & zentraö, sondern soz. Systeme
—> Soziologische Systemtheorien
zumeist: vs. Handlungstheorien, vs. methodologischer
Individualismus
Hauptvertreter: Talcott Parsons (1902-1979), Niklas Luhmann (1927-1998
Systemtheorie
• Eine Betrachtungsweise, in der grundlegende Aspekte und Prinzipien von Systemen zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene herangezogen werden.
• Einzelne Handlungen werden also nicht isoliert, sondern im Rahmen eines strukturellen und funktionalen Systemzusammenhanges betrachtet.
Systemtheorie von Parsons
Jedes soziale System muss vier Funktionen erfüllen, um dauerhaft Bestand haben zu können.
AGIL-Schema:
Adaptation: Anpassung an die Umwelt, um aus dieser
Mittel für Zielerreichung mobilisieren zu können
Goal attainment: Erreichung selbst gesetzter Ziele in der Umwelt
Integration: Zusammenhalt/Abstimmung der internen Prozesse/Strukturen
Latent Pattern Maintenance: Aufrechterhaltung generalisierter und unhinterfragter Ordnungsmuster
geteilte Werte
Das AGIL Schema: Allgemeine Funktionen & aus aktuellem Anlass- Lerngruppe, Subsysteme des Gesellschaftssystens, Umweltoffene (Sub-( Systeme stehen in Austauschbeziehen zueinander
Abbildungen (4)
Letze Abbildung: Integration erfolgt zudem durch Kontrollhierarchie: LIGA —> Gesellschaftliche Bedeutung von Werten und Normen
Strukturfunktionalismus
• Soziale Systeme werden als ihre eigene Existenz erhaltende Gebilde betrachtet
Welche Strukturen erfüllen die vier Funktionserfordernisse?
—> Bezugspunkt ist immer ein übergeordnetes System
Zum Beispiel: Gesellschaftssystem
“Dekompositions-Paradigma” sozialer Differenzierung
• Funktionale Differenzierung als Arbeitsteilung
• Ein Ganzes wird arbeitsteilig in Teile mit spezifischer Funktion zerlegt
• Organismusanalogie —> Soziologie eifert den Naturwissenschaften nach und betrachtet Teilsysteme
• z.B. Gesellschaft (Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Politik)
• z.B. Körper (Herz, Lunge, Leber, Niere)
• Weitere Vertreter: Herbert Spencer, Emile Durkheim
Kritik am Dekompositions-Paradigma
Begrenzte Analysemöglichkeiten:
Parsons ́ Strukturfunktionalismus: „Warum wird das Funktionserfordernis zu einem bestimmten Zeitpunkt erfüllt?“ Antwort: „Die Struktur S erfüllt die Funktion.“
Nicht erklärt werden kann die Entstehung, Existenz und Fortexistenz der Struktur S.
Zudem: Die Funktion gesellschaftlicher Teilsysteme ist kaum objektiv/wissenschaftlich feststellbar.
Was ist heutzutage die „Funktion“ der Religion? Gegenstand andauernder Deutungskämpfe zwischen Akteuren = viele Ansichten & unterschiedlich
Funktionale Differenzierung als Arbeitsteilung greift zu kurz!
Bsp. Wissenschaft, Wirtschaft = Kamof der Themen der Gesellschaft
Systemtheorie von Niklas Luhmann
Teilsysteme sind nicht über Funktion auf ein gesellschaftliches Ganzes bezogen, sondern nur auf sich selbst.
Beispiele Wirtschaft und Wissenschaft:
Zahlungen erzeugen Zahlungen erzeugen Zahlungen... ¢ Publikationen erzeugen Publikationen erzeugen....
Luhmann ist ein Vertreter des sog. „Emergenz- Paradigmas“ funktionaler Differenzierung
Frage: Was oder wie entstehen Kommunikationsketten?
Teilsysteme stellen globale Zugriffsweisen auf die Welt bereit (vs. Arbeitsteilung)
Gesellschaft ist gekennzeichnet durch „Polykontexturalität“.
Polykontexturalität
Bsp: 11 Septmeber Reaktionen auf Anschlag
• Politik: Rechtfertigung des „Kampfs gegen Terror“
• Religion: Rückbesinnung auf religiöse Werte
• Wirtschaft: Nutzung des Ereignisses als Kontrast-Kulisse (Vergleich mit Enron-Skandal)
• Kunst: Fokus auf die Performance „das größte Kunstwerk, was es jemals gegeben hat“
• Ähnlich auch bei anderen Ereignissen:
• z.B. Covid-Pandemie, Ukraine-Krieg, ...
Wichtige Einsichten
Konzept der Arbeitsteilung trifft zu auf Rollendifferenzierung und teilweise auch für Differenzierung zwischen (Abteilungen von) Organisationen.
Gesellschaftliche Teilsysteme stellen aber darüber hinausgehend auch globale Zugriffsweisen auf die Welt dar.
Je eigenes „Oberziel“ als Grundlage für Autonomie:
z.B.: Religion: Erlösung, Wissenschaft: Wahrheit, Wirtschaft: Gewinn, Politik: Macht
„Legitime Indifferenz“ gegenüber anderen Kriterien
Keine natürliche Stoppregel
Funktionale Differnezierung und erklärende Soziologie
Differenzierungstheorie war primär Gegenstand der soziologischen Systemtheorie
Gegenprogramm zum Makro-Mikro-Makro-Modell
Bewusste Vernachlässigung von Akteuren und deren
Konstellationen (vor allem bei Luhmann)
Tendenziell problematischer Funktionalismus oder sogar Aufgabe jeglichen Erklärungsanspruchs
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