Nennen Sie Selbstbeschreibungen/-definitionen der Schulpädagogik.
praktische Pädagogik, Berufswissenschaft, interdisziplinärer Bereich, Teildisziplin der Erziehungswissenschaft
Erklären Sie den Begriff "gewollte Bildungsbegrenzung" im Zusammenhang mit dem niederen Schulwesen im 19. Jh.
berechtigungsloser Abgang vom niederen Schulwesen, nur Sockelqualifikation (nur volkstümliche Bildung)
Nennen Sie Treibkräfte der Etablierung der allgemeinen Schulpflicht (nach Van Ackeren).
statistisches Interesse, ökonomisches Interesse, emanzipatorisches Interesse
Nennen Sie die drei Aspekte, die nach Schmink eine Brüchigkeit des Glaubens an Leistung konstruieren.
Messbarkeit von Leistung, Vergleichbarkeit von Leistung, Chancengleichheit
Definieren Sie das gesellschaftliche Leistungsverständnins.
Leistung = Fleiß + Erfolg + gesellschaftliche Relevanz Lottogewinn keine Leistung, da der Fleiß fehlt
Beschreiben Sie Erfahrungen und Regeln von Schülerinnen und Schülern in der Schule, die sie in der Familie nicht machen.
Das Kind kann sich seine Interaktionspartner in der Schule nicht selbst aussuchen (Lehrer, andere Schüler). Leistung eines Schülers wird plötzlich ganz anders bewertet und zieht andere Konsequenzen nach sich als zu Hause. Man macht die Erfahrung, einer unter vielen zu sein, was zunächst nicht für jeden Schüler einfach ist. Hinzu kommen viele Regeln, wie beispielsweise die Meldung vor dem Sprechen, ein strukturierter Stundenplan und festgelegte Pausen, sowie feste Phasen des Stillseins und Stillhaltens. Insgesamt lässt sich Schule so als Sozialisationsinstanz betrachten.
Nennen (ggf. erläutern oder beschreiben) Sie Funktionen der Institution Schule!
Qualifikationsfunktion, Selektionsfunktion, Integrationsfunktion
Erläutern Sie den Begriff "Meritokratie"!
Meritokratie ist eine Form der Herrschaftsordnung, die sich an der Begabung und Leistung bzw. Leistungsfähigkeit der Einzelnen orientiert. Statusträger werden demnach aufgrund ihrer Verdienste/Fähigkeiten/kognitiven Leistungen ausgewählt, nicht etwa nach sozialer Herkunft oder Abstammung.
Erklären Sie die Begriffe "Primärer sozialer Herkunftseffekt" sowie"Sekundärer sozialer Herkunftseffekt" im Zusammenhang und diskutieren Sie unter Einbezug empirischer Befunde, ob die von R. BOUDON 1974 geprägten Begriffe nach wie vor Aktualität besitzen.
Primäre Herkunftseffekte werden hiernach als Einflüsse der sozialen Herkunft definiert, die sich auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler auswirken und sich in Folge in ihren Zensuren, Übergangsempfehlungen und Schulformwahlen niederschlagen. Sie entstehen sowohl durch eine unterschiedliche Anregung, Unterstützung und Förderung zu Hause als auch durch unterschiedliche Nutzung der schulischen Lernangebote.
Davon unterschieden werden sekundäre Herkunftseffekte als diejenigen Einflüsse des sozialen Hintergrunds, die unabhängig von der Schulleistung entstehen und zum Beispiel aus unterschiedlichen Bildungserwartungen, sozial gekoppelten Notengebungen und Bildungsempfehlungen der Lehrer und einem unterschiedlichen Entscheidungsverhalten der Eltern und Schüler in verschiedenen Sozialschichten resultieren.
Nicht nur aus wissenschaftlichem, sondern vor allem aus bildungspolitischem Interesse ist es wünschenswert, die primären und sekundären Herkunftseffekte analytisch zu trennen, um das Ausmaß der Verursacher der sozialen Ungleichheit beim Bildungserfolg zu erfassen und so Ansatzpunkte zur Reduzierung der Chancenungleichheit im Bildungssystem zu identifizieren.
Stellen Sie das niedere und höhere Schulwesen des 19. Jahrhunderts gegenüber.
● niederes Schulwesen: Elementarschule, Pflichtfortbildungsschule, systemeigene Lehrerbildung, Gemeinden als Träger der Schulen, Klassenlehrer war für alle Schulfächer zuständig und galt als Erziehungsprimat, Religion stand im Vordergrund der Bildung --> Lehrziel: Gesinnung volkstümlicher Bildung und Disziplinierung
● höheres Schulwesen: Vorschulen, Gymnasien, akademische Lehrerbildung an Universitäten, Fachlehrkräfte, Fachunterricht, Wissenschaftspropädeutik --> Lehrziel: wissenschaftliche Bildung, die "Studierfähigkeit" ermöglicht
Erklären Sie den Begriff "Habitussensibilität".
Habitussensibilität =
● ausgeprägtes Gespür für den Gegenüber
● Fähigkeit und Bereitschaft, sich gedanklich an den Ort zu versetzten, den ein/ Schüler/in im sozialen Raum einnimmt
● Verständnis der Existenz des anderen anzustreben
Nennen Sie die fünf Traditionslinien der sozialen Milieus (nach Vester et al.).
● Traditionslinie der akademischen Intelligenz
● Traditionslinie von Macht und Besitz
● Traditionslinie der Facharbeit und der praktischen Intelligenz
● ständisch-kleinbürgerliche Traditionslinie
● Traditionslinie der unterprivilegierten Milieus
Welche Triebkräfte führten zur Etablierung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen?
- etatistisches Interesse:
Schule als Mittel zur Herausbildung eines gemeinsamen Staats- und Nationalbewusstseins
- wachsendes ökonomisches Interesse:
Entwicklung der Wirtschaft und staatlichen Verwaltung durch Heranbildung qualifizierten
Personals
- emanzipatorisches Interesse des Einzelnen:
Mitglieder des entstehenden Bürgertums wollen durch die im Bildungssystem erbrachten Leistungen die eigenen Lebensmöglichkeiten in
Konkurrenz mit dem Adel erweitern
Nennen Sie die sieben Merkmale einer guten inklusiven Schule.
1. Schüler stehen mit Bildungserfolg im Mittelpunkt
2. Auf individuelles und kooperatives Lernen fokussiert
3. Verbindliche Absprachen schaffen verlässliche Strukturen (Teamteaching)
4. Kollegium und Schulleitung arbeiten eng zusammen
5. Zusammenarbeit auch mit Eltern und externen Partnern
6. Ständige Reflexion der inklusiven Schulpraxis
7. Haltung, Kompetenz und geeignete Rahmenbedingungen bilden das Fundament inklusiver
Schule
Erläutern Sie die strukturelle Riskanz unterrichtlicher Interaktion, also Scheiternsanfälligkeiten der Kommunikationsform Unterricht!
o Zwangsteilnahme
o Kommunikation unter Anwesenden
o konstitutive Zielgerichtigkeit (Unterricht muss Sinn haben)
Beschreiben Sie die formale Struktur einer typischen unterrichtlichen Interaktion!
Formalstruktur in 3 Stufen:
I : Initierungsinterakt: meist Frage eines Lehrers
R : Antwortinterakt: meist eines Schülers
E : evaluativer Interakt: Kommentar des Lehrers
Erläutern Sie, welche pädagogische Herausforderung die Schule in der modernen Gesellschaft hat und wie die Pädagogik diese beantwortet!
Erläutern Sie zudem einen reformpädagogischen Ansatz pädagogischen Handelns!
Pädagogische Herausforderung: Anpassungsprobleme auf Schülerseite, da sie bisher nur Familienleben kennen. Daher steht die Schule als Vermittler zwischen dem Familienleben und dem öffentlichem Leben.
Beantwortung: Pädagogische Permissivität: universalistisch–unpersönlicher Handlungsrahmen, die Logik der Schule muss aufrecht erhalten bleiben
Reformpädagogische Entwürfe pädagogischen Handelns:
z.B.: Freinet: Kind sollte Richtung auswählen können (daher viel Redeanteil notwendig), Erwachsene möglichst nicht autoritär herumkommandierend
z.B.:Nohl: Grundlage ist leidenschaftliches Verhältnis eines reifen und eines werdenden Menschen
Infragestellung schulischer Anerkennungsordnungen (Inklusion) und Kritik, an Leistungsbewertung und Leistungsprinzip
Inklusive Pädagogik: Leistungsbegriff umfasst alle Dimensionen des menschlichen Seins
z.B.: Helsper: Spannung eines Zuviel und Zuwenig an emotionalen Engagement des Lehrers
Professionelles Handeln ist also widersprüchlich, paradoxal und antinomisch strukturiert, da der Anspruch des fallbezogenen Ausbalancierens besteht Pädagogische Anstrengung als Lehrer: nicht aus der Rolle fallen, Haltung bewahren, sozialisatorische Asymmetrie aufrecht zu erhalten
Erläuteren Sie, was es mit der Melderegel und der Redepflicht der unterrichtlichen Interaktion auf sich hat!
Melderegel (bei Überengagement): Schüler muss sich melden, bevor er Kommentar im Unterricht geben darf. Dadurch wird verhindert, dass im Unterricht zu viele abschweifende Kommentare eingearbeitet werden.
Redepflicht (bei zu geringem Engagement): Wird ein Schüler aufgerufen, so hat er einen Kommentar zu geben. Auch wenn der Schüler sich nicht meldet, kann er somit zu Wort gebeten werden. Dadurch kann der Verlauf des Unterrichts aufrecht erhalten werden, falls es etwas zaghaft voran gehen sollte.
Erläutern Sie, inwiefern unterrichtliche Interaktion stabil ist!
o Räumliche Gestaltung
o Organisation
o Tradierte Formen der Interaktion (siehe IRE-Modell)
Definieren Sie den Begriff "Inklusion"!
Inklusion ist die Verwirklichung menschenrechtlich kodifizierter Partizipationsrechte von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Darüber hinaus steht auch die Beseitigung von Diskriminierung und Segregation im Fokus.
Erklären Sie, was es mit der doppelte Willkür der Pädagogik auf sich hat!
Zum Einen: pädagogisches Handeln ist inhaltlich und im Handlungswesen den Vorstellungen eines bestimmten Milieus entsprechend
und zum Anderen: Die Bindung an soziokulturelle Zusammenhänge werden zusätzlich verschleiert (es wird also nicht offen kommuniziert, dass pädagogisches Handeln an einem gewissen Milieu orientiert wird, die soziale Hervorbringung wird eher naturalisiert)
Martin Vorschlag: 1. Willkürliche Auswahl der Bildungsinhalte (durch "Mächtige") und 2. Modi der Vermittlung der Inhalte durch Lehrkräfte (auch wieder willkürlich)
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