Machtressourcen Ansatz von Walter Korpi
Machtressourcen = Fähigkeit der Akteure andere zu bestrafen oder zu belohnen (Korpi 1985: 33)
Klassenkonflikt = Machtressourcenkonflikt = Konflikt um ungleiche Verteilung v. Machtressourcen: Kapital vs. Humankapital (Kapitaltransfer & -akkumulation möglich, bei Humankapital nicht)
Träger des Kapitals (Klasse der Kapitalisten) wollen Marktlösung
Träger des Humankapitals (Arbeiterklasse) müssen sich kollektiv
organisieren (Gewerkschaften & linke Parteien)
Durch die politische und gewerkschaftliche Organisierung kann die Arbeiterklasse ihren Nachteil an Machtressourcen gegenüber den Kapitalisten abschwächen (Korpi 1983: 14) und Umverteilung
durchsetzen
Stärke linker Parteien und von Gewerkschaften -> Sozialpolitik
Korpi: Anwendung des Konzepts auf die Entstehung und den
Ausbau des Schwedischen Wohlfahrtsstaates
Esping-Andersen: Koalitionen
Wohlfahrtsstaatsregime (Esping-Andersen)
“Mehr als nur ein Menü von Leistungen”: Der Wohlfahrtsstaat ist eine “einzigartige historische Konstruktion.” (Esping-Andersen 1999)
Arbeitsteilung zwischen Staat, Markt & Familie in der sozialen Sicherung (Esping-Andersen 1990: 21-29).
Regimeansatz: Drei „Welten des Wohlfahrtskapitalismus“ (Drei Regime)
Esping-Andersen unterscheidet drei polit-ökonomische Ansätze
System-strukturalistische Ansatz (funktionalistisch): Logik der Industrialisierung (Wilensky), Neo-Marxismus (O‘Connor) = Logik des Kapitalismus (Kritik E-A: keine Akteure)
Demokratiethese: Staatsbürgerrechte, Parteinwettbewerb (Kritik E-A: Einflüsse vor der Schaffung demokratischer Strukturen)
Machtressourcentheorie: Klassenmobilisierungsthese;
(Kritik E.-A: Korpi unterschätzt Einfluss anderer Gruppen: Konservative Parteien,Bauern, Mittelklasse, Macht nicht-linker; Koalitionsbildung; schwedenzentriert)
Ansatz von Esping-Andersen: Politische Koalitionen
Vielfalt der politischen Akteure:
Neben der Arbeiterklasse sind auch Bauern und die Mittelklasse wichtige politische Akteure.
Wechselwirkungen und Koalitionen:
Politische Koalitionen und die Entstehung der Arbeiterklasse sind entscheidend für regimespezifische Unterschiede.
Machtressourcen-Theorie:
Fokussierung nur auf Gewerkschaften greift zu kurz:
Verschiedene Gewerkschaftstypen verfolgen unterschiedliche Strategien.
Mittelklasse und Bauern sind ebenfalls politische Interessengruppen.
Arbeiterbewegungen sind nicht automatisch sozialistisch.
Sozialdemokratie bildet oft Koalitionen (z.B. „rot-grüne“ Allianzen).
Beispiele:
Berufsgewerkschaften (Dänemark)
Industriegewerkschaften (Deutschland)
Religiöse Gewerkschaften (Niederlande)
Zitate:
„Die tatsächliche historische Ausprägung kollektiven Handelns der Arbeiterklasse wird ganz unterschiedlich sein...“ (47)
„Die maßgeblichen Kräfte, die die Herausbildung regimespezifischer Unterschiede erklären können, stehen in Wechselwirkung miteinander...“ (52)
Esping-Andersen: die Drei Welten
Hauptaussagen:
Drei Wohlfahrtsregime:
Liberales Regime:
Dekomm.: Kaum
Stratif.: Hoch
Merkmale: Bedürftigkeitsprüfung, private Absicherung, Armutsvermeidung.
Länder: USA, UK, Kanada, Australien, Japan, Schweiz.
Konservatives (Korporatistisches) Regime:
Dekomm.: Mittel
Merkmale: Sozialversicherung, Äquivalenzprinzip, familiäre Unterstützung, korporative Akteure.
Länder: Deutschland, Österreich, Belgien, Italien, Frankreich, Irland, Niederlande.
Sozialdemokratisches Regime:
Dekomm.: Hoch
Stratif.: Niedrig
Merkmale: Steuerfinanzierte, generöse staatliche Sozialleistungen, universeller Zugang zu sozialen Rechten.
Länder: Schweden, Norwegen, Dänemark.
Zwei Dimensionen der Typologie:
Dekomm.: Maß, in dem Verteilungsfragen vom Marktmechanismus entkoppelt sind.
Stratif.: Aktive Ordnung sozialer Beziehungsmuster durch den Wohlfahrtsstaat.
Esping - Anderesen: Die drei Welten
Dekommodifizierung: misst die Unabhängugkeit der sozialen Sicherheit des Einzelnen vom MArkt
Zugangs- und Bedingungsregeln für Leistungen
Sozialhilfetradition: Bedürftigkeit
Versicherungstradition: Arbeitsvertrag
Beveridgetradition: Universelle Bürgerrechte (Wohnort, Staatsbürger)
Höhe des Einkommensersatz: Lebensstandard
Reichweite der Leistungen: Bereiche
Arbeitgeber für den Wohlfahrtsstaat?
Kritik am Machtressourcen Ansatz
Kritik am Machtressourcen-Ansatz:
Es gibt keine „natürliche“ Präferenz der Wirtschaft gegen Arbeitnehmerinteressen zu sein
Nicht nur Machtressourcen, auch Präferenzen müssen analysiert werden
Swenson (2002) & Mares (2003): Produktionsmodell determiniert Lopo-und Sopo-Präferenzen
Das Produktionsmodell der Unternehmen (hier: Exportorientierung vs. Binnenmarktorientierung) determiniert deren lohnpolitische Präferenzen, und damit auch deren sozialpolitische Präferenzen
Die Präferenzen des Exportsektors:
Wegen Belastung des Exportsektors durch Weltmarkt und durch Lohndruck aus dem geschützten Binnenmarkt:
- Präferenz für Lohnführerschaft (durch den Exportsektor) und zentralisierte Lohnkoordinierung, weil dadurch der Lohndruck durch Binnenmarkt abgefedert wird.
- Exportsektor stellt sich auf die Seite der Arbeitnehmer! Koalitionen!
Aus den lohnpolitischen Präferenzen ergibt sich, dass sich Exportsektor auch für Sozialstaat ausspricht: Sozialstaat verhindert, dass Binnenmarktunternehmen Arbeitskräfte aus exportorientierten Unternehmen abwerben können
Estévez-Abe et al.: Skills determinieren sozialpolitische Präferenzen
Spezifische Fertigkeiten (specific skills):
Unternehmen und Arbeitnehmer mit spezifischen Skills bevorzugen einen starken Sozialstaat.
Ziel: Investitionen in Humankapital der Arbeitnehmer absichern.
Generelle Fertigkeiten (general skills):
Unternehmen und Arbeitnehmer mit generellen Skills bevorzugen einen schwachen Sozialstaat.
Grund: Arbeitskräfte können schnell ersetzt werden und die Löhne variieren stark.
Bestimmende Faktoren:
Die Zusammensetzung der Skills in der Belegschaft beeinflusst die Struktur des Wohlfahrtsstaates.
Produktionsmodelle, Lohnregime (Swenson, Mares) und Humankapital (Estévez) determinieren sozialpolitische Präferenzen und Policy-Positionen.
Rational-Choice-Ansatz stellt eine kritische Perspektive dar.
Hypothesen & Methodik
Die sozio-ökonomische Hypothese
Staatstätigkeiten sind eine Reaktion auf strukturelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung
„Logik der Industrialisierung“ (Wilensky)
Sozioökonomischer Bedarf, Wirtschaftswachstum
Die Machtressourcentheorie
Machtverteilung zwischen Interessengruppen und Klassen
Gewerkschaften & andere Interessengruppen
Die Lehre von der Parteiendifferenz
Unterschiede in den Policies von konservativen vs. linke Parteien wegen Unterschiede
in den Wählergruppen (Hibbs)
Politisch-institutionalistische These
Politische Institutionen bestimmen Entscheidungsverfahren & Veto-Spieler
Demokratietyp (Konsens- vs. Mehrheitsdemokratie; Direktdemokratie), Korporatismus,
Föderalismus, unabhängige Zentralbank, zweite Kammer, Verfassungsgerichte usw. -> Veto-Spieler Index
Die internationale Hypothese
Ökonomische & politische Internationalisierung & Globalisierung
Effizienzhypothese
Kompensationshypothese
Diffusionshypothese
Die Lehre vom Politikerbe
Folgewirkung vergangener Policies (Pfadabhängigkeit)
Last changed5 months ago