Was ist Validierung?
- Grundlegende Technik der therapeutischen Gesprächsführung
- Empathie kann so zum Ausdruck gebracht werden
- Verbale, gestische und mimische Komponente
- Ursprünglich als Strategie der Dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) entwickelt
- Werden 7 Validierungsstrategien unterschieden:
1 & 2
1. Ungeteilte Aufmerksamkeit
a. Aktives zuhören (Gestik, Mimik, einzelne Äußerungen
i. Z.B.: „aha“, „mmh“
2. Genaue Reflexion des Gesagtem
a. Paraphrasieren: in eigenen Worten zusammenfassen
i. Z.B.: „Ich habe verstanden, dass Sie das Gefühl haben, dass ihr Freund Sie ablehnt. Stimmt das so?“
3&4
1. Mindreading
a. Benennen, was Patient:in noch nicht gesagt hat
b. Gesagtem wird weitere Ebene hinzugefügt
c. Oft: verbalisieren der emotionalen Inhalte
d. Immer als Hypothese formulieren!
i. Z.b. Ein Patient erzählt, wie wütend er auf seine Freundin war: „Kann es sein, dass Sie ihre Freundin am liebsten vor die Tür gesetzt hätten?“
2. Verstehbarkeit aufgrund der Lerngeschichte
a. Verhalten ist vor dem Hintergrund der Biographie, Biologie, Störung oder der Grundannahmen nachvollziehbar
i. Z.B.: „Wenn Sie der Überzeugung sind, ein Versager zu sein, finde ich es nachvollziehbar, dass Sie Angst vor der Prüfung haben“ ii. „Vor dem Hintergrund, dass Sie als Kind beim Zigaretten holen nachts überfallen worden sind, finde ich es nachvollziehbar, dass Sie heute Angst haben, nachts allein rauszugehen.“
5 und 6
1. Nachvollziehbarkeit im aktuellen Kontext
a. Verhalten ist vor dem Hintergrund des aktuellen Stimulus nachvollziehbar.
i. Z.b. „Vor dem Hintergrund Ihres Gedankes, dass das alles keinen Sinn merh macht, finde ich es nachvollziehbar, dass bei Ihnen jetzt Suizidgedanken aufkommen.“
2. Radikale Echtheit
a. V.a. in der DBT wichtig, weniger als allgemeine Gesprächstechnik
b. Hierzu zählt auch normative Validierung, also Verhalten von Patient:in gut zu heißen
i. „Dass Sie so wütend geworden sind, als sich Ihre beste Freundin vor den anderen Freunden über Sie lustig gemacht hat, finde ich ehrlich gesagt vollkommen in Ordnung. Es ist für ihre Freundin wichtig zu merken, dass Sie Ihnen damit weh getan hat.“
Fragen stellen und paraphrasieren
Fragen stellen in der Psychotherapie
- Patient:innen sprechen Alltagssprache
o „ich bekomme nichts mehr hin.“, „Mir geht es schlecht“.
- Ihr Ziel:
o Konkretisierung
o Berücksichtigung der Ebenen Gedanken, Gefühle, Verhalten
o Berücksichtigung der Basistechniken der Gesprächsführung (Z.B. geleitetes Entdecken)
o Patient:in richtig verstanden? Hat Patient:in richtig verstanden?
- Beispiele:
o Nach Gedanken fragen:
§ Pat.: „Ich bin einfach ein schlechter Mensch.“
§ Th: „Was meinen Sie damit?“
o Nach Verhalten fragen:
§ Pat: „Ich weiß auch nicht warum, ich immer so schnell ausraste.“
§ Th: „ Lassen Sie uns versuchen, das gemeinsam herauszufinden. Vielleicht schauen wir uns mal die letzte Situation genauer an, in der das passiert ist.“
o Gefühlen
§ Pat: „Und als ich das Geschäft betreten habe, da war da sofort wieder diese Angst.“
§ Th: „Könenn Sie mir beschreiben, wo Sie die Angst gespürt haben?“
Das Gespräch leiten
è Bremsen und zum sprechen animieren
- Typische herausfordernde Situationen in (fast) jeder Psychotherapie
o Manche Patient:innen sind wirtkarg: neigen zu Schweigen/kurzen Antworten
o Manche Patient:innen reden schnell, kommen dabei ab oder springen zum nächsten
- Damit umgehen:
o Zum sprechen animieren:
§ offene Fragen stellen, Ja/Nein Fragen vermeiden, empathische Haltung, zur weiteren Exploration einer Kurzantowrt einladen
o Bei Schweigen:
§ Schweigen für gewisse Zeit aushalten, dann den Aufmerksamketisfokus in aktuelle Situation lenknen („Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?“, „Wie fühlen Sie sich gerade?“
o Bremsen:
§ Sich ein Commitment für Unterbrechung geben lassen, zumn Thema zurückführen, neues Thema ggf. zurückstellen
Therapeut:in als Verstärker
Was bewirkt die Verstärkung?
- Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit des gewünschten Verhaltens durch Aufmerksamkeit, Lob, Anerkennung
- Einer der wichtigsten Aufgaben
- Gezielte Einsatz als Kontigenzmanagement bezeichnet
Steuerung als Verstärkerfunktion
- Beziehung muss sich in Balance befinden
- Fördert Verantwortung und Eigeninitiative der Patient:innen
- Bei Patient:innen die sich krankheitsbedingt überfordert fühlen und deswegen passiv sind, sollte man eher engagiert sein
Cheerleading
- Engagierte Form der Verstärkerfuntion:
o Stärken betonen
o Möglichkeiten und Engagement würdigen
o Mut machen
o Kann nur funktionieren, wenn verstärkende Verhalten attraktiv sit
Shaping
- Verstärkung des Verhaltens für eine schrittweise Annäherung an das erwünschte Ziel
o z.b. trauamtisierte Patient:innen dafür bestärken, dass sie in Therapie sind
Fading
- Schrittweise Reduktion der Verstärkung
è Patient:in lernt sich selbst zu verstehen
Löschung und negative Konsequenzen
- Nicht thematisieren unerwünschter Verhaltensweise
- Jegliche Reaktion kann positiv verstärkend wirken
- Trotzdem: negative Reaktion kann sinnvoll sein
- Zu neuen, konstruktiven Verhaltensweisen animieren
Lernen am Modell
Definition
- Beobachten von Verhalten anderer Menschen + Konsequenzen daraus
Verhaltensweisen
- Therapeutische Selbstoffenbarung
- Persönliche Meinung
- Rollenspiele
- Gruppentherapuetische Sitzungen
Therapeutische Haltung
- Ähnliche Erfahrungen/Probleme
- Erfolgreichen Umgang
- Emotionale Beziehung
- Berichtete Verhaltensweisen vorzeigen
Spezifische Modellfunktion
- Stellvertretende Auseinandersetzung mit dem Problem
- Rollenpart des Patienten einnehmen
- Modellfunktion bei Expositionsübungen
Therapeutische Selbstoffenbarung
- Eher selten und kurz im Einsatz
- Nur bei Notwendigkeit
- Verzicht bei gutem Verlauf der Therapie
- Nicht nur gleiche Ängste sondern auch Bewältigungsstrategien aufzeigen
- Eigene Erfahrungsbeispiele an Lebensrealität des Patienten anpassen
- Patient kein Anrecht nach Selbstoffenbarung
- Respektieren wenn Patient keine Selbstoffenbarung möchte
Techniken der Gesprächsführung
Metakommunikation
- Bei Brüchen oder Widerständen, Problemaktualisierung
- Analyse eines auf der bisherigen Gesprächsebene nicht erreichbaren Problems
- Kommunikation über Kommuniaktion -> „Was passiert hier gerade zwischen uns?“
Kontingente persönliche Rückmeldung
- Auswirkungen des problematischen interaktionellen Verhaltens auf andere
- Förderung von Perspektivwechsel:
o Pat. Wird auf direkte und konkrete Art darauf hingewiesen, welche Emotionen, Gedanken, Handlungsimpulse sein Verhalten bei Gegenüber auslöst
o Therapeut:in nimmt stellvertretend Rolle möglicher Interaktionspartner
§ „Was glauben Sie, was Ihr Jammern bei mir auslöst“
Konfrontation
- Konfrontation mit problematischen Verhaltensweisen, Kognitionen und Emotionen
o Techniken:
§ Kreative Hoffnungslosigkeit
Radikale Akzeptanz der Situation
o „was denken Sie, wäre denn die Konsequenz wenn sie dieses Verhalten weiter an den Tag legen?“
§ Empathische Konfrontation
· Klar in der Sache, weich zur Person -> Hinweis auf Problematik aber empathisch validierend
o „Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns mal mit der Frage auseinandersetzen, ob Sie die wesentliche Hilfe für Ihr Problem von einer anderen Person erwarten sollten. Oder nicht viel mehr durch eine Veränderung Ihres Verhaltens..“
Humor
- Entschärfen von Konflikten, Signalisierung von Wertschätzung, herbeiführen einer distanzierten, erleichterten Wahrnehmung/Bewertung des Problems
- Muss an Beziehung angepasst sein
o „Also es scheint, als gäbe es keine perfekte Frau für einen perfekten Mann wie Sie es sind…“
Proaktive Gesprächsführung
- Veränderungsresistente Pat. Oder solche, die viel Wiederstand zeigen
- Therapeut versucht destruktiven inneren Dialog des Pat. Zu identifizieren und in übertriebener Art zu bestätigen
- Setzt gutes Verhältnis voraus
o „Skifahren?! Ich bitte Sie! Wie kommen Sie denn auf diese absurde Idee (Vorsicht Ironie!)?!“
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