Begriffserklärung: Soziale Interaktion
„Soziale Interaktion ist die gegenseitige
Beeinflussung von Individuen innerhalb von und
zwischen Gruppen und die dadurch entstehenden
Änderungen des Verhaltens oder der Einstellungen,
Meinungen etc.“
(Bergius in Dorsch, Lexikon der Psychologie)
• Einwirkung verschiedener Personen aufeinander
– auch ohne Absicht/Plan
– auch ohne Wissen der anderen Person
• wechselseitige Einwirkung
Begriffserklärung: Kommunikation
Formen der Kommunikation
• mündliche (verbale) Kommunikation
• schriftliche (verbale) Kommunikation
• nonverbale Kommunikation
Mündliche Kommunikation (in Organisationen)
face-to-face
• Teambesprechung
• Mitarbeitergespräch
• Leitungsrunde aber auch
• informell am Kaffeeautomaten/Kopierer/…
über Medium
• Telefon(konferenz)
• Videobotschaft CEO
• Videokonferenz (Zoom, Teams,…)
• Enterprise Social Media
✓ Vorteile: schnell, direktes Feedback
Nachteile: schwieriger bei großen Gruppen, Verzerrungsgefahr
Schriftliche Kommunikation
• Brief
• Fax
• Email
• SMS
• Newsletter
• Firmenzeitschrift
• Memo
• Aushänge
Vorteile
– archivierbar
– oft formaler/besser durchdacht
Nachteile
– Zeit/mehr Aufwand
– unklar ob gelesen/(richtig) verstanden
– Informationsüberflu
Nonverbale Kommunikation
• Mimik
• Gestik
• Modulation der Stimme
• Körperhaltung
• Nonverbale Kommunikation ist das Übertragen
und Empfangen von Gedanken und Gefühlen
mittels nonverbalen Verhaltens
• Potenzial zur Kommunikation von Bedeutung
• Abhängig von Zuschreibung der
EmpfängerInnen, ob explizit oder implizit
wahrgenommen
Funktionen nonverbaler
Kommunikation in Unternehmen
• Darstellung persönlicher Attribute
(Personalauswahl!)
• Ausübung von Dominanz und Begründung von
Hierarchie
• Beförderung der sozialen Abläufe (z.B.
charismatische Führung)
• Förderung hochwertiger Beziehungen (Rapport,
Authentizität)
• Gefühlsdarstellung
Formale vs. informelle Kommunikation
Formale Kommunikation
• vorgesehene Kanäle
(Dienstweg)
• in offiziellen Räumen
• verbindlich
• sorgfältig ausgearbeitet
• eindeutige Quelle
Informelle Kommunikation
• zwischen Bekannten oder
Vertrauten
• in Randräumen
(Kaffeeküche)
• unverbindlich
• spontan
• keine eindeutige Quelle
(Gerüchte)
Nicht-Kommunizieren: Ostrazismus
Definition
Ostrazismus
Untersuchung (Kip Williams)
• Kip Williams
• untersucht in verschiedenen experimentellen Paradigmen
• Ball werfen, Cyberball, soziale Netzwerke
• Ostrazismus am Arbeitsplatz liegt vor, wenn eine einzelne
Person oder eine Gruppe keine Handlungen zeigt, die ein
anderes Organisationsmitglied in eine Interaktion
einbeziehen, obwohl solche Handlungen sozial angemessen
wären (Robinson et al., 2013).
Ostrazismus und zugehörigkeit
• fundamentales Bedürfnis nach Zugehörigkeit
• Verletzung => psychisch schmerzhaft
• niedrigere Werte auf
– Selbstwert
– Kontrolle
– Zugehörigkeit
– bedeutungsvoller Existenz
• Schwer nachzuweisen: Unterlassen von Kommunikation
• auch langfristig negative Effekte
– am Arbeitsplatz: Depression, Angst, emotionaler Stress
– Geringere Identifikation mit dem Unternehmen, weniger
freiwilliger Einsatz
Diskriminierung
• Stigma = „Brandmal“; Abwertung einzelner oder Gruppen
• Ursache oder Folge von sozialer Randständigkeit
• Stigmatisierung => Diskriminierung
• Benachteiligung stigmatisierter Personen gegenüber
Personen mit vergleichbarer Leistung
– Offensichtliche (formale) Diskriminierung
– Subtile Diskriminierung
– Beide negativ, aber subtil etwas mehr (Theorie
attributionaler Ambiguität)
Kommunikationsmodelle
• Das Sender-Empfänger-Modell
• Das Filtermodell
Das Sender-Empfänger-Modell
Beurteilung des Modells
• Minimalmodell, Reduktion auf bloßen Informationsaustausch
• Kommunikationsprobleme werden als Probleme bei
der En- und Dekodierung bzw. Störquellen gesehen
• genau eine Bedeutung, genau eine Wirkung =>
aber: Codierung und Decodierung müssen nicht
zum gleichen Verständnis der Botschaft führen
• technisches Signalübertragungsmodell, mechanistisch
• eindimensional, Ausklammerung des historischen und gesellschaftlichen Kontextes
• => nur zur Analyse formaler Kommunikation!
Formale Kommunikationsstrukturen
Kommunikationsstruktur und Gruppenleistung
Ergebnisse: Leistung besser in Totale,
aber nur, wenn keine Fluktuation auftritt
Ergebnisse: mehr Kommunikation mit
neuem Mitglied bei Rad
Vorgesetzten-Untergebenen-Kommunikation
• mehr abwärts als aufwärts Kommunikation
• aufwärts-Kommunikation: kürzer, oft verzerrter
– Botschaft: v.a. bei negativen Botschaften
– Untergebener: Sicherheitsbedürfnis, Machtmotiv
– Beziehung: Vertrauen
• Häufige Verzerrungen => Gegenmaßnahmen
Das Filtermodell
• Beispiel Stille Post
• Schemakonsistente Information wird hervorgehoben
• Schemainkonsistente Information wird weggelassen
• Information, die gar nicht genannt wurde, aber passt, wird. dazu erschlossen
• subjektiver Informationsbegriff (<->Signalübertragungsmodell)
• zeigt sich z.B. in Spielen und Gerüchten
Gerüchte
Definition:
Ein Gerücht ist eine mit Tagesereignissen verbundene Behauptung, die geglaubt werden soll und gewöhnlich von Mensch zu Mensch mündlich weitergegeben wird. In der Regel liegen keine konkreten Belege vor, die deren Richtigkeit bestätigen können
• Theoretisch:
– Levelling: wird kürzer, weniger komplex
– Sharpening: bestimmte Aspekte übertrieben, betont
– Assimilation: in Übereinstimmung mit Interessen/Vorurteilen
• Feldstudien
– eher ausgebreitet und ausgeschmückt
• offiziell noch nicht bestätigte Information
• Angst beeinflusst Weitererzählen
• entstehen v.a. in Krisensituationen/Stress
• z.B. Änderungen der Arbeitsbedingungen;
– die Ursachen des organisatorischen Wandels;
– das schlechte Management des Wandels;
– Konsequenzen des Wandels für die Leistung der
Organisation;
– reines »Geschwätz«.
• strategische Komponente
Das Überbringen schlechter Nachrichten
Schlechte Nachrichten sind Informationen, die bei den Empfängern zu Verlustwahrnehmungen führen und kognitive, emotionale oder verhaltensbezogene Veluste bewirken
• Rückmeldungen über schlechte Leistungen
• Ablehnen von Bitten
• Entlassungen
Das Überbringen schlechter Nachrichten als mehrstufiger Prozess
Medienwahltheorie
• Warum wichtig?
• „Managers spend most of their time communicating“ (Mintzberg, 1973)
• Idee: Medium beeinflusst Effektivität der Kommunikation
• Medienwahl daher wichtig für Unternehmen
Media richness theory (Daft & Lengel, 1984, 1986)
• Theorie der medialen Reichhaltigkeit
• Ziel: erklären warum bestimmte Medien für bestimmte Aufgaben genutzt werden
• Rangreihe von Medien anhand ihrer „Reichhaltigkeit“
• Idee: „reichhaltigere“ Medien für komplexere Aufgaben
Media richness theory
• zentral:
– Unsicherheit
– Mehrdeutigkeit (Equivocality)
• Reichhaltigkeit:
– Fähigkeit, Mehrdeutigkeit zu reduzieren
• Wie?
– Feedbackgeschwindigkeit
– soziale Hinweisreize
– natürliche Sprache
– persönlicher Fokus
Bewertung der Theorie
• Kritik: Medienwahl wirklich so rational?
• Empirische Befunde sprechen dagegen: Manager/Mitarbeiter nutzen „arme“ Medien für komplexe Aufgaben
• generelles Problem mit rationalen Ansätzen: Menschen sind nur begrenzt rational!
Social Influence Theory (Fulk, 1993)
• Konstruktivistischer Ansatz
• Medienwahl wird durch den sozialen Einfluss auf Einstellung und Verhalten beeinflusst, z.B.
– Sozialisation
– soziale Kontrolle
– Compliance
• Empirische Befunde
• (1) Nutzung, (2) wahrgenommene
Reichhaltigkeit und (3) wahrgenommene
Nützlichkeit von Medien durch Teammitglieder
– ähneln denen der anderen Teammitglieder
– sind höher für Menschen, die sich stark mit dem Team
identifizieren
• d.h., in verschiedenen Unternehmen werden
andere Medien für dieselbe Aufgabe genutzt!
Gültigkeit der Theorien
• Aus den 90ern: v.a. Email
• Was ist mit social media?
Enterprise social networks
• …allow workers to
1. communicate messages with specific coworkers or
broadcast messages to everyone in the organization
2. explicitly indicate or implicitly reveal particular
coworkers as communication partners
3. post, edit, and sort text and files linked to themselves or
others
4. view the messages, connections, text, and files
communicated, posted, edited, and sorted by others in
the organization at any time
(Leonardi, Huysman & Steinfield, 2013, p. 2)
Aufbau ähnlich wie Xing, LinkedIn
Affordanzen sozialer Medien
• Affordanz = Aufforderungscharakter
• Ursprünglich in der Biologie, z.B. Stein für
Eidechse => Schutz, Platz zum Sonnen
• Stuhl => Setzen
– Wenn man etwas oben im Regal möchte:
draufsteigen
• Im Kontext von Medien: Bestimmt durch
Eigenschaften des Mediums + NutzerIn =>
vermeidet Technikdeterminismus
• Beständigkeit: Beiträge sind Jahre später noch
auffindbar
• Editierbarkeit: Beiträge können bearbeitet
werden
• Sichtbarkeit: Beiträge sind unternehmensweit
sichtbar
• Assoziation: sowohl Verbindungen zwischen
Menschen als auch zwischen Menschen und
Inhalten
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