Wovon gehen wir aus?
• Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten
• Erleben und Verhalten ist das Ergebnis von Informationsverarbeitung, die an Aktivität im zentralen und peripheren Nervensystem gebunden ist
Wovon gehen wir aus? - 2
• Aktivität des Nervensystems basiert auf chemischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten
→ sollte Vorhersagen ermöglichen
• wenn das System auf Gesetzmäßigkeiten beruht, dann sollte auch der Output des Systems Gesetzmäßigkeiten folgen:
→ (einige Aspekte vom) Erleben und Verhalten sollten vorhersagbar sein
→ Neuronaler Determinismus
• Wie können wir Gesetzmäßigkeiten erkennen?
Was ist Lernen?
• Lernen es ist ein Prozess, der (relativ langfristige) Änderungen im Verhalten oder im Verhaltenspotenzial als Ergebnis von Erfahrung, Übung und Beobachtung erzeugt (vgl. Hammerl & Grabitz, 2006).
→ Warum basierend auf Erfahrung, Übung und Beobachtung?
- nicht jede Änderung im Verhalten basiert auf Lernen
- Lernen muss von anderen Prozessen abgegrenzt werden:
-Reflexe
-Instinkte
-Prägung
-Wachstum
-Reifung
→ Warum nicht nur Verhalten sondern auch Verhaltenspotential?
- nicht alle Ergebnisse von Lernprozessen sofort im Verhalten sichtbar
- Veränderungen zeigen sich teilweise zeitverzögert
• Lernen ist damit nicht mit Verhalten gleichzusetzen
Themen und Fragestellungen in der Lernpsychologie
• Lernpsychologie beschäftigt sich mit
→ Lernen als Basis von Verhaltensveränderung
→ Lernen als Basis von Informations- und Wissenserwerb
• In der behavioristischen Tradition beschäftigt(e) sich die Lernpsychologie mit Fragen zur Bildung und Veränderung von Reiz-Reaktions-Beziehungen
→ zentraler Erklärungsansatz: Bildung und Veränderungen von Assoziationen (Verbindung zw. psychischen Inhalten)
• Es wird zwischen explizitem und implizitem Lernen unterschieden:
→ explizites Lernen ist z.B. hypothesengeleitetes Lernen im Zusammenhang mit Wissenserwerb
→ implizites Lernen:
- Lernen komplexer Informationen ohne bewusste Wahrnehmung von dem, was gelernt wurde
- umfasst z.B. den Erwerb grammatikalischer Regeln, motorischer Fertigkeiten oder Gewohnheiten
Was sind Lerntheorien?
Lerntheorien:
• sind komplexe zusammenhängende Aussagen über
o Strukturen und Mechanismen, die Verhalten zugrunde liegen
o wie Änderungen in diesen Strukturen möglich sind
o wie diese Änderungen mit Erfahrungen verknüpft sind
• einzelnen Lerntheorien decken jeweils nur bestimmte Aspekte von Verhalten ab
o erlauben in ihrem begrenzten Rahmen Voraussagen über Lernprozesse
o es werden verschiedene Lernarten unterschieden
o keine Lerntheorie kann alle Aspekte von Lernen erklären
Was ist Gedächtnis?
• Gedächtnis umfasst viele Aspekte:
o initiale Verarbeitung/Enkodierung von Informationen
o Speicherung dieser Informationen
o Abruf von Informationen
• ist nicht eine Funktion einzelner spezifischer Regionen im ZNS
o Gedächtnis (als auch Lernen) ist Leistung des gesamten Nervensystems
o einzelne Regionen tragen aber in unterschiedlicher Art und Weise zu Gedächtnis (und Lernen) bei
Lernen und Gedächtnis: Zwei Seiten einer Medaille
• Lernpsychologie beschäftigt sich mit der Frage wie Erfahrungen (Übung und Beobachtung) neuronale Strukturen, Verhalten und Prozesse verändert.
• Gedächtnispsychologie beschäftigt sich damit, wie Veränderungen gespeichert und reaktiviert werden, welche Gehirnstrukturen an Lernprozessen beteiligt sind, in welchen Gedächtnissystemen welche Informationen wie abgelegt werden und wie lange sie dort gespeichert sind.
• Gedächtnis und Lernen beziehen sich beide auf (Nach-)Wirkungen von in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen auf das gegenwärtige Verhalten
• In beiden Bereichen werden unterschiedliche Typen und unterschiedliche Prozesse behandelt
Unterschiedliche Lerntypen
• Andere Taxonomien wie die von Robert M. Gagné (1985) basieren auf dem Ergebnis von Lernprozessen, wodurch auch Mechanismen zum Erwerb von Kategorien und Wissen in den Fokus rücken.
Gedächtnissysteme: Multiple-Speicher-Modelle
• Das bekannteste Mehrspeichermodel geht auf Atkinson und Shifrin (1971)
→ unterscheidet sensorische Gedächtnis/Register (Ultrakurzzeitgedächtnis) vom Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis.
→ aktuelleren Fassungen ersetzen Kurzzeitgedächtnis durch Arbeitsgedächtnis: System zur Aufrechterhaltung und Manipulation von Informationen
Klassifikation des Langzeitgedächtnisses
Forschung zum Langzeitgedächtnis
• Systemische Ansätze konzentrieren sich auf Unterschiede z.B. zwischen deklarativen vs. nicht-deklarativem Gedächtnis
• Andere Bereiche analysieren die zugrundeliegenden Prozesse
➢ Enkodierung
➢ Speicherung
➢ Konsolidierung und Rekonsolidierung
➢ Abruf
➢ Vergessen
• Kombination kann neue Klassifikation ergeben
→ Henke (2010): unterscheidet drei Arten
→ lassen sich unterschiedl. anatomischen Bereichen zuordnen
→ Unterschieden sich mit Blick auf Enkodierung, Speicherung und Abruf
Taxonomie von Lernprozessen (Gagné, 1985) - Kategorien von Ergebnissen von Lernprozessen
• Gagné unterscheidet 5 Kategorien von Ergebnissen von Lernprozessen
Taxonomie von Lernprozessen (Gagné, 1985) - Erwerb der Kategorien
o Signallernen
o Reiz-Reaktions-Lernen
o Kettenbildung
o sprachlicheAssoziation
o multiple Diskriminiation
o Begriffslernen
o Regellernen
o Problemlösen
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