Definition Gegenstandsbereich
2 Ansätze
o Psychische Seite der Erziehung
Kernfrage: was versteht man unter Erziehung?
Fokus auf Verständnis der psychologischen Aspekte, die für Erziehungsprozesse relevant sind
o Psych. Prozesse in pädagog. Situatione
Kernfrage: Was kennzeichnet pädagogische Situationen?
Fokus auf Analyse psychologischer Prozesse, die in pädagogischen Kontexten stattfinden
Definition Erziehung
Brezinka (1978): Handlungen, durch die versucht wird, das Gefüge psychischer Dispositione anderer Menschen dauerhaft zu verbessern/seine als wertvoll beurteilten Komponenten zu erhalten/Entstehung von schlecht bewerteten Dispositionen zu verhüten.“
o Merkmale der Definition
Handlungen in einem sozialen Gefüge mit Förderabsicht
Erfolg ungewiss
Mittelcharakter von Handlungen
Dispositionsbezug betont Nachhaltigkeit (d.h. am besten situationsübergreifend)
Dimensionen von Erziehung/pädagogischen Handelns
1 Bereiche von Erziehung, auf die Einflussnahme abzielt
Dispositionen = Bereitschaft, sich unter spezifischen Bedingungen in bestimmter Weise zu verhalten
Bildungsprozesse = Unterrichts- & Instruktionspsychologie beziehen sich vor allem auf kognitive Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung, d.h. Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten
Erziehungsprozesse = beziehen sich auf motivationale und affektive Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung, d.h. Sozial-verhalten, Erwerb von Werten, Einstellungen, …
Schulgesetz BW, §1: Aufgabe von Schule
o Jeder junge Mensch soll auf Wahrnehmung von Verantwortung, Rechten & Pflichten in Staat und Gesellschaft vorbereitet werden
o Schule hat Erziehungs- und Bildungsauftrag
o Soll auch über Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus lehren
Sozialisationsforschung
• Liefert Wissen über gesellsch. Normen, die intentionalen Erziehungsprozessen zugrunde liegen
• Um gezielt pädagogisch eingreifen zu können, benötigt es Wissen über Veränderungsprozesse; In bestimmten Bereichen laufen diese ohne explizite pädagogische Zielsetzung ab & hängen von bestimmten Sozialisationsbedingungen ab
o Pädag. Einflussnahme durch Veränderung bestimmter Sozialisationsfaktoren (Schule)
o Ergebnisse von Sozialisationsprozessen als Rahmenbedingungen und Grenzen
aktueller Erziehungsbemühungen (Wa+en-Tonne)
2 Funktionalität & Intentionalität pädagog. Handelns (Grad der Bewusstheit der Einflussnahme)
Funktionalität & Intentionalität pädagog. Handelns (Grad der Bewusstheit der Einflussnahme)
- Erziehung ist durch Förderungsabsicht gekennzeichnet
o Schwierigkeiten:
Wie kann man Intentionen diagnostizieren?
Kann man nur dann, wenn eine Förderungsabsicht reliabel festgestellt wurde, von Erziehung sprechen?
In vielen pädagogischen Situationen kommt es zu nachhaltigen Veränderungen, ohne dass eine explizite Veränderungsabsicht zu Grunde liegt
Direkte vs. indirekte Einflussnahme (Stringenz der Regelungen, denen Erfahrung unterworfen wird)
- Direkte Einflussnahme
o Einsatz von Maßnahmen, die direkt auf eine oder mehrere Personen ausgerichtet sind
- Indirekte Einflussnahme
o Bewusstes Arrangieren pädagogischer Situationen, die ihrerseits mittelbar einen erziehenden Einfluss ausüben
- Formelles Lernen
o Setting: pädagogische Einrichtungen
o Organisation: curricular; professionell organisiert und pädagogisch geplant; Fokus auf Instruktion
o Ziele: bestimmt durch Curriculum (Themen, Leistungsstandards); external
o Prozess: bewusst, absichtsvoll
- Informelles Lernen
o Setting: außerhalb pädagog. Einrichtungen in “natürlichen” Kontexten (z.B. Museen, Sport)
o Organisation: ergibt sich zufällig, spontan
o Ziele: problemorientiert, Lebensbewältigung; internal (free- choice learning)
o Prozess: unbewusst, beiläufig, ganzheitlich, selbstreguliert
Normativer Anspruch
Erziehung geschieht in Abhängigkeit von normativem Bezugssystem
o Bewertungsaspekt kann wichtige Rolle bei Konfliktentstehung spielen
-> Wie sind durch die pädagogische Situation bewirkte psychische Veränderungen zu bewerten, die nicht dem normativen Anspruch genügen?
-> Wer definiert die Norm?
Richtung von Erziehung (Einseitige vs. wechselseitige Einflussnahme)
Erziehung = Geschehen wechselseitiger Beeinflussung zwischen 2 Instanzen, wobei die „erziehende“ Instanz nicht unbedingt in der Situation präsent sein muss, sondern durch eine mediale Repräsentation vertreten sein kann
Autoritäts- oder Kompetenzasymmetrie
Anzahl und Präsenz der am Arrangement beteiligten Personen
- Keine Beschränkung auf one-to-one oder one-to-many Situationen
o Pädagog. Situationen sind nicht auf gleichzeitige physikalische Präsenz von Lernenden & Erziehenden beschränkt → Medien als Repräsentanten von Erziehenden
Definition Pädagogische Situationen
Alltagspsychologie
o Kinder werden für gemalte Bilder belohnt (vs. nicht belohnt) → Belohnte Kinder zeigen belohntes Verhalten später weniger
-> Intrinsische Motivation kann durch Belohnung zu extrinsischer werden
Research-Practice-Gap
Nutzeninspirierte Grundlagenforschung: Design-Based Research
• Zwei gleichrangige Ziele: Explizite Theorien mit Implikationen für die Praxis
o Methode verbindet Entwicklung von pädagogischen Praktiken mit der Theoriebildung
o Gute Lernumgebungen gestalten
o Theorien des Lernens aufstellen
• Besonderheit im vgl. zu klass. Experimenten
o Zyklen als designexperimentelle Art, da klass. Experimente an Erklärung von komplexen und kontextabhängigen Phänomenen oft scheitern
Wissenschaftliche Aufgaben der Päd. Psychologie
- Bereitstellung praxisrelevanten Wissens, welches zur Optimierung praktischen Handelns in pädagogischen Situationen verwendet werden kann
→ Generieren von Regeln: „Um y zu erreichen, tue x“
- Erweiterung und Systematisierung des allgemeinen oder grundlagenorientierten Wissens zu ihrem Gegenstandsbereich
o Überprüfen, inwieweit & wie Theorien & Befunde aus „nichtpädagogischer“ Psychologie auf pädagogische Situationen anwendbar sind
o Untersuchungen zu Besonderheiten pädagogischer Bedingungen
o Grundlagenforschung innerhalb Pädagogischer Psychologie
→ Generieren von Gesetzesaussagen: für alle x: „Wenn x, dann y“
Praktische Aufgaben
- Vermittlung praktisch verwertbaren Wissens an Experten unterschiedlicher Fachrichtungen
(z.B. Lehrerbildung, Schulbuchverlage)
- Anwendung pädagogisch-psychologischen Wissens in verschiedenen Handlungsbereichen
o Diagnose: Bestimmung Ausgangszustand, Zwischenergebnisse & Ankunftszustand
o Prognose: Bestimmung mutmaßlichen Ankunftspunktes/Ergebnisses
o Beratung: Hilfestellung bei Entscheidungsfindung
o Prävention: Eingreifen, um unerwünschte Veränderungen zu verhindern
o Intervention: Eingreifen, um erwünschte Veränderungen herbeizuführen
o Evaluation: Bewertung des tatsächlichen Ergebnisses
Tätigkeitsfelder
- Erziehungs- und Familienberatung
- Schulpsychologie
- Psychologische Gestaltung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen
- Psychologische Gestaltung von betriebliches Lerngelegenheiten
- Rehabilitation
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