5.1 Einführender Überblick
5. KAPITALSTRUKTUR
jederzeitigen Liquidität ist überlebenswichtig
= Aufbau und die Zusammensetzung des Kapitals eines Unternehmens →wichtig, um proaktiv einer Insolvenz entgegenzuwirken
=Zahlungsunfähigkeit, schleichender Prozess,
… ein Unternehmen über einige Jahre hinweg Verluste erwirtschaftet, die kontinuierlich das Eigenkapital aufzehren, wodurch eine Überschuldung droht, oder
ein Unternehmen nicht ausreichend Kapital von außen zuführt, da eigene finanzielle Mittel fehlen und die Bonität schlecht ist
Kapitalstruktur also, wie die Passivseite der Bilanz – in Eigen- und Fremdkapital – aufgegliedert ist
5.2 Kapitalstruktur nach Finanzierungsregeln
=dient dazu, die jederzeitige Liquidität eines Unternehmens und somit auch dessen Fortbestand zu sichern (Beurteilungs- und Entscheidungsfunktion)
Unterteilung in:
• … vertikale Finanzierungregeln und
• horizontale Finanzierungregeln unterteilen
Vertikale Finanzierungsregeln
= berücksichtigen ausschließlich die Zusammensetzung des Kapitals auf der Passivseite der Bilanz →es geht also konkret, darum, in welchem Verhältnis Eigen- und Fremdkapital zueinanderstehen
Kennzahlen:
Eigenkapitalquote
= gibt Auskunft über die finanzielle Stabilität eines Unternehmens und bestimmt maßgeblich ob und ggf. welche Finanzierungsarten einem Unternehmen zu welchen Konditionen zur Verfügung stehen (ob gut oder schlecht hängt von mehreren Faktoren ab z.B. der Branche; wird oft in Aufgabe genannt)
immer mind 30%
Verschuldungsgrad
= gibt das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital an (gibt keine pauschalen Werte für gut oder schlecht; alles bis 300% ist akzeptabel)
Horizontale Finanzierungsregeln
= berücksichtigen die Aktiv- und die Passivseite der Bilanz:
die goldene Finanzierungsregel
=( Fristenkongruenz (=langfristige Vermögensgegenstände sollten langfristig und kurzfristige Vermögensgegenstände kurzfristig finanziert werden )
Fristigkeit einer Finanzierung und die des finanzierten Objekts möglichst übereinstimmen.
die goldene Bilanzregel
(= ebenfalls Aspekt der Fristenkongruenz)
Engste Fassung: der bilanzielle Wert des Eigenkapitals (EK) sollte mind. dem bilanziellen Wert des Anlagevermögens (AV) entsprechen:
EK ≥AV
Etwas weiter gefasst: der bilanzielle Wert des Eigen- und des langfristigen Fremdkapitals (FK) sollte mind. dem bilanziellen Wert des Anlagevermögens entsprechen:
(EK + Ifr. FK) ≥ AV
Weiteste Fassung: der bilanzielle Wert des Eigen- und des langfristigen Fremdkapitals mind. dem bilanziellen Wert des Anlage- und langfristigen Umlaufvermögens (UV) entsprechen:
(EK + lfr. FK) ≥ (AV + lfr. UV)
die Liquiditätsregeln
= inwiefern ein Unternehmen über ausreichend liquide Mittel verfügt, um seinen laufenden Verbindlichkeiten nachkommen zu können (z.B. Working Capital))
5.3 Kapitalstruktur nach dem Leverage - Effekt
Die Kapitalstruktur eines Unternehmens wirkt sich nicht nur auf dessen Bonität, sondern auch auf dessen Eigenkapitalrentabilität aus
Leverage-Effekt = die Hebelwirkung einer steigenden Verschuldung auf die Eigenkapitalrentabilität.
=( wichtig für EK-geber innen, um zu entscheiden, ob und wie viel EK sie einem Unternehmen zur Verfügung stellen); d.h., durch eine Erhöhung des Fremdkapitals kann die Rentabilität des Eigenkapitals gesteigert werden →funktioniert nur so lange, wie die Gesamtkapitalrentabilität größer als der Fremdkapitalzinssatz ist
Sobald die Fremdkapital Rentabilität größer ist als die Gesamtkapital Rentabilität, bedeutet dies, dass wir Verluste machen und vorhandenes Eigenkapital aufzehren
Für den Kapitalertrag eines Unternehmens (KE), d. h. die Verzinsung des eingesetzten Kapitals, gilt:
Ersetzt man nun KE durch rGK ⋅ EK+FK
und löst die Gleichung nach der Eigenkapitalrendite rEKauf, zeigt sich, dass die Eigenkapitalrendite von der Gesamtkapitalrendite rGK, der Fremdkapitalverzinsung rEKund dem Verschuldungsgrad abhängt:
Zusammenfassung
ZUSAMMENFASSUNG
Die Kapitalstruktur beschreibt die Zusammensetzung der Passivseite der Bilanz und somit das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital. Um die jederzeitige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sicherzustellen, ist es für die Entscheidungsträger:innen in einem Unternehmen von großer Bedeutung, ihre Kapitalstruktur aktiv zu steuern.
Dies kann mithilfe sog. Finanzierungsregeln erfolgen. Hierbei sind vor allem die goldene Finanzierungs- und Bilanzierungsregel sowie die Liquiditätsgrade von Bedeutung. Während sich die goldene Finanzierungs- und die goldene Bilanzierungsregel beide damit befassen, inwiefern die Vermögens- und Kapitalstruktur fristenkongruent sind, betrachten die Liquiditätsgrade, ob und inwieweit ein Unternehmen jederzeit zahlungsfähig ist. Daneben können aber auch Kennzahlen wie bspw. die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad Auskunft über die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens geben.
Darüber hinaus kann ein Unternehmen durch eine aktive Steuerung seiner Kapitalstruktur u. U. auch seine Eigenkapitalrentabilität steigern. Dies erhöht nicht nur die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Eigenkapitalgeber:innen, sondern zudem auch dessen Bonität. Eine positive Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilität ist jedoch nur dann möglich, wenn die Gesamtkapitalrentabilität grö- ßer als der Fremdkapitalzins ist.
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