Definition von Pilz- und Flachdecken
Flachdecken: Flachdecken sind Platten, die unmittelbar punktförmig auf Stützen gelagert sind (i.d.R. keine Linienlagerung durch Unterzüge).
Pilzdecken: Pilzdecken sind Platten, die unmittelbar punktförmig auf Stützen mit einem verstärktem Stützenkopf gelagert sind. Die Stützenkopfverstärkung kann rechteckig oder gevoutet ausgeführt werden. Die Verstärkung dient der Aufnahme der Querkräfte (Durchstanzkräfte).
Methoden Schnittgrößenermittlung
• FEM-Berechnung (Finite-Elemente-Methode) (heute übliches Berechnungsverfahren)
• Näherungsverfahren nach DIN 1045 gemäß Heft 240 (Deutscher Ausschuss für Stahlbeton)
• Näherungsverfahren nach Plattentheorie gemäß Heft 240 (Deutscher Ausschuss für Stahlbeton)
Vor- und Nachteile von Flachdecken / Pilzdecken
Vorteile:
• Ebene Betonunterflächen vereinfachen die Schalung und beschleunigen den Bauablauf (gilt eingeschränkt für Pilzdecken)
• Die Installationen der Ausbaugewerke (Heizung / Lüftung / Energie) werden nicht durch störende Unterzüge behindert.
• Die ebene Deckenuntersicht bietet große Flexibilität für spätere Änderungen in der Raumaufteilung (variable Anordnung von leichten Trennwände).
• Die Konstruktionshöhe der Gesamtdecke ist geringer als bei Platten mit Unterzügen (Reduktion der Gesamthöhe des Bauwerks)
Nachteile:
• Höherer Baustoffverbrauch (hohe CO2 -Emissionen, usw.)
• Größerer Aufwand (größere Kosten) für Anordnung der Durchstanzbewehrung
Fazit: Außerhalb des Wohnungsbaus haben sich Flachdecken als tragende Deckenkonstruktion für Büro- und Wirtschaftsbauten weitestgehend durchgesetzt.
Ziele der Vorspannung von Betonbauwerken
a) Schaffung einer Druckreserve zur Aufnahme von Zugspannungen Vermeidung von Rissen (z.B. Trinkwasserbehälter)
b) Minderung der Zugspannungen aus ständigen Einwirkungen (z.B. Minderung der Zugspannungen aus Eigengewicht)
c) Begrenzung von Verformungen (Durchbiegungen)
d) Begrenzung von Dehnungsverformungen (Zugbänder) Begrenzung von Spannungsänderung infolge dynamischer Beanspruchungen
Prinzip der Vorspannung von Betonbauwerken
Durch die Vorspannung werden im Tragwerk gezielt und kontrolliert in gewünschter Größe Beanspruchungen erzeugt, die den Beanspruchungen aus äußeren Lasten entgegenwirken
Erläuterung zu Ziel a / b:
Schaffung einer Druckreserve zur Aufnahme von Zugspannungen Minderung der Zugspannungen aus ständigen Einwirkungen
Erläuterung zu Ziel c: Begrenzung von Verformungen
Erläuterung zu Ziel d:
Begrenzung von Dehnungsverformungen (Zugbänder) Begrenzung von Spannungsänderung infolge dynamischer Beanspruchungen
Bsp: Fundamente von Windkraftanlagen
Vorspannarten / Vorspannverfahren
Erforderlichen Kenngrößen des Spannverfahrens für die Bemessung
• verwendete Spannstahlsorte
• Querschnittsabmessungen und Anzahl der Litzen bzw. Drähte je Spannglied
• Hüllrohrdurchmesser
• Verankerungselemente (Art, Form, Abmessungen, Rand- und Achsabstände)
• zulässige Vorspannkraft
• Reibungsbeiwerte
• ungewollte Umlenkwinkel
• Schlupf der Spannglieder bei der Verankerung
• Minimale Krümmungsradien der Spannglieder
Unterscheidung nach der Verbundwirkung
▪ Vorspannen mit sofortigem Verbund
▪ Vorspannen mit nachträglichem Verbund
▪ Vorspannen ohne Verbund (Interne oder externe Vorspannung ohne Verbund )
Unterscheidung nach dem Zeitpunkt des Aufbringens der Vorspannung
▪ spannen vor dem Erhärten des Betons (Spannbettvorspannung)
▪ spannen nach dem Erhärten des Betons
Unterscheidung nach der Lage des Spanngliedes
▪ interne Vorspannung
▪ externe Vorspannung
Unterscheidung nach der Größe der Betonspannungen infolge Vorspannung (Vorspanngrad)
▪ volle Vorspannung
▪ beschränkte Vorspannung
▪ teilweise Vorspannung
▪ ohne Vorspannung
Definition Vorspanngrad
Der Vorspanngrad Kappa (k) ist ein Maß für die Größe der Vorspannung bzw. die Größe der auftretenden Betonzugspannungen
Nach DIN EN 1992-1-1 muss die Dekompression (keine Zugspannungen im Betonquerschnitt) unter einer definierten Einwirkungskombination nachgewiesen werden. Damit ist gemäß der geltenden Normung der Vorspanngrad k immer gleich 1,0.
Für bestimmte Nachweise müssen QS-Werte genauer unter Berücksichtigung der schlaffen Bewehrung sowie des Spannstahls und evtl. Hohlräume ermittelt werden. Es werden unterschieden:
Bruttoquerschnittswerte
Nettoquerschnittswerte
ideelle Querschnittswerte
Definition: Bruttoquerschnittswerte (Index c)
Es handelt sich hierbei um einen homogenen Betonquerschnitt mit den realen Abmessungen ohne Berücksichtigung von Beton- oder Spannstahl. Die Betonstahl- und Spannstahlflächen im Querschnitt werden durch Betonflächen ersetzt.
Verwendung: Vorbemessung und Näherungen
Definition: Nettoquerschnittswerte (Index net)
Nettoquerschnittswerte beschreiben den reinen Betonquerschnitt abzüglich der Spannstahlstränge. Sie werden u.a. bei Betrachtungen zu Kriechen, Schwinden und Vorspannung genutzt. Es werden alle Hohlräume berücksichtigt.
Verwendung: Nachweise für den Zeitraum bis zum Verpressen der Spannglieder. Bei Vorspannung ohne Verbund für alle Nachweise im Bau- und Endzustand.
Definition: Ideelle Querschnittswerte (Index i)
Ideelle Querschnittswerte repräsentieren den realen Verbundquerschnitt, d.h. es muss voller Verbund zwischen Spannstahl und Beton vorliegen. Zur mechanisch korrekten Berücksichtigung der Bewehrung wird als Bezugswert der E-Modul des Betons festgelegt und die Bewehrung mit dem Faktor α gewichtet: alpha(ep) = Ep / Ec
Verwendung: Für Nachweise nach Herstellung des Verbundes zwischen Spannglied und Beton bei Bauteilen mit nachträglichen Verbund. Für Nachweise bei Vorspannung mit sofortigem Verbund
Vorspanntechnologie
Verfüllung der Hüllrohre
▪ mit Fett bei Vorspannung ohne Verbund
▪ mit Einpressmörtel bei Vorspannung mit nachträglichem Verbund
Vorspannen von Spanngliedern
Für Spannbetonbauteile wird in der Regel ein Beton mit hoher Druckfestigkeit und schneller Festigkeitsentwicklung verwendet, welches sind die Anforderungen?
Mindestanforderungen:
• Bauteile mit nachträglichem Verbund; Mindestbetonfestigkeitsklasse >= C25/30
• Bauteile mit sofortigem Verbund; Mindestbetonfestigkeitsklasse >= C30/37
Weitere Anforderungen:
• Schwindarm
• Kriecharm
• Geringe Hydratationswärmeentwicklung
• Hohe Verbundfestigkeit
• Dichtes Gefüge
Verformung infolge Schwinden
Was ist das und wozwischen wird unterschieden?
Schwinden: Volumenänderung des Betons infolge Veränderung des Wasserhaushaltes
Es ist zu unterscheiden zwischen Schrumpfen e(cas) : infolge der chemischen Reaktion des Zements sowie der Ausbildung der Zementgelstruktur
Trocknungsschwinden e(cds): infolge Wasserabgabe an die Umgebung
Parameter: 1. Geometrie h0 2. Rel. Luftfeucht RH 3. Betongüte fck 4. Zement
Verformungen infolge Kriechen
Kriechen: zeitliche Zunahme der Verformungen infolge einer konstanten Einwirkung
Das Kriechen ist last- und zeitabhängig. Das Kriechen wird durch die Kriechzahl phi gekennzeichnet.
Kriechzahl = Verformungszuwachs im Zeitintervall t1 – t0 / Verformung zum Zeitpunkt t0
phi = DLcc / DL0 (cc = concrete creep)
Parameter: 1. Geometrie h0 2. Zeitpunkt t0 3. Rel. Luftfeucht RH 4. Betongüte fck 5. Zement
Spannstahl: physikalische Eigenschaften
• E-Modul Litze: Ep = 195 000 N/mm2
• E-Modul Drähte, Stäbe: Ep = 205 000 N/mm2
• Wärmedehnzahl: alpha(T) = 10*10^-6 1/K
• Spannglieder mit nachträglichem Verbund und ohne Verbund -> hohe Duktilität
• Spannglieder mit sofortigem Verbund -> normale Duktilität
Def Relaxation
Relaxation bezeichnet die zeitabhängige Abnahme der Spannungen unter einer aufgezwungenen Verformung (Dehnung) von konstanter Größe.
Die Spannstahlspannung nimmt infolge von Umlagerungen im Kristallgitter ab. Die Spannungsabnahmen liegen bei Spannstahllitzen und hoher Ausnutzung der zulässigen Spannungen bei bis zu ca. 10 %.
Spannungs-Dehnungs-Linie Spannstahl ST 1570/1770
Spanngliedtypen
Anmerkungen zur Spanngliedführung
Vorteile vorgespannter Flachdecken
• Realisierung größerer Spannweiten / Abtrag größerer Nutzlasten
• Reduzierung der Biegemomente über den Stützen infolge ständig wirkender Lasten
• Reduzierung von Verformungen / Durchbiegungen
• Größere Dauerhaftigkeit (Platten bleiben unter ständigen Lasten nahezu rissefrei)
• Wirtschaftlichkeit (Verringerung der schlaffen Bewehrung / Verzicht bzw. Verringerung der Durchstanzbewehrung => geringerer Materialbedarf und Verlegeaufwand)
• Reduzierung der Bauhöhe
• Barrierefrei Deckenunterseiten (erleichterte Verlegung von Installationsleitungen)
Berücksichtigung der Spanngliedkräfte bei der Schnittgrößenermittlung
• Berücksichtigung der Vorspannwirkung als Kraft im freigeschnittenen Spannstrang (Hebelarmmethode)
• Berücksichtigung der Vorspannwirkung als Umlenk- und Ankerkräfte
Nachteile vorgespannter Flachdecken
• Nachträglich erforderliche Deckendurchbrüche sind nach der Herstellung nur begrenzt möglich.
• Nachträglich auszuführende Befestigungen (für eine abgehängte Decke bzw. Installationsleitungen) dürfen Spannglieder nicht beschädigen.
• Die Decke muss sich beim Anspannen frei verformen können, d. h. Zwängungen dürfen nicht auftreten (=> erhöhter Aufwand für Herstellung von zwängungsfreien Lagerungen).
• Zusätzliche Betonierarbeiten zum Schließen der Spannnischen erforderlich.
• Kopplungen zwischen Bauabschnitten sind mit erhöhtem Aufwand verbunden bei vorspannung ohne Verbund
Vorspannung von Flachdecken:
hinsichtlich der Anordnung der Spannglieder ist zu unterscheiden zwischen:
• gleichmäßiger Anordnung der Spannkabel in den Feld- und Stützstreifen in beide Palten Spannrichtungen und
• konzentrierter Anordnung der Spannkabel in den Stützstreifen (Stützstreifenvorspannung).
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