Welche drei Oberbereiche gibt es in der Hygiene? Und welche Unterthemen?
Individualhygiene: persönliche Schutzmaßnahmen, Impfprävention, Infektionsrisiken, Lebensmittelhygiene
Umwelthygiene: -Trinkwasser, Abwasser, -Abfall, Boden, Luft, Städtebau, -exogene Krebsnoxen, -Lärmschutz
Krankenhaus- und Praxishygiene: -Organisation der Hygiene, - nosokomiale Infektionen, -Aufbereitung, -antimikrobielle Maßnahmen(Reinigung, Desinfektion, Antiseptik, Sterilisation)
Wie lange überleben Krankheitserreger auf unbelebten Flächen, und von welchen Faktoren hängt dies ab?
Temperatur: Höhere Temperaturen beschleunigen oft die Inaktivierung von Erregern, während sie bei niedrigeren Temperaturen länger aktiv bleiben können.
Relative Luftfeuchtigkeit: Bei höherer Luftfeuchtigkeit können Krankheitserreger oft länger überleben. Dies ist besonders relevant für Viren mit einer Lipidhülle, die in feuchteren Bedingungen stabiler ist.
Sonnenlicht (UV-Strahlung): UV-Licht, wie es in Sonnenlicht vorkommt, kann die DNA und RNA vieler Erreger zerstören, was ihre Lebensfähigkeit stark reduziert.
Oberflächenbeschaffenheit: Auf glatten, nicht-porösen Oberflächen wie Glas oder Metall überleben Erreger oft länger als auf porösen Oberflächen (z.B. Textilien oder Holz), da sie in die Poren eindringen und Feuchtigkeit entzogen wird.
Welche Faktoren bestimmen das Risiko einer Oberflächenkontamination durch Krankheitserreger in Gesundheitseinrichtungen?
Das Kontaminationsrisiko auf Oberflächen hängt von folgenden Faktoren ab:
Art des Erregers,
Häufigkeit des Patient- und Personal-Kontakts,
Häufig berührte Haut-/Handkontaktflächen vs. patientenferne Bereiche,
Flächen für aseptische Arbeiten,
Wahrscheinlichkeit der Erregerübertragung,
Infektionsanfälligkeit oder Immunsuppression der behandelten Patienten.
Was ist die Definition einer Reinigung?
-Entfernung unerwünschter Stoffe (z. B. Staub, Mikroorganismen, organische Substanzen) mittels Wasser und reinigungsverstärkenden Zusätzen (Tenside, Säuren, Laugen, Enzyme)
• Nur begrenzte Keimreduktion (40-80%)
Was ist die Definition einer Desinfizierung?
Desinfektion ist die gezielte Abtötung oder Inaktivierung von Mikroorganismen mithilfe chemischer oder physikalischer Methoden. Sie reduziert die Keimzahl um mindestens den Faktor 100.000.
Was sind die Anforderungen an eine sichere und praktikable Desinfektion und was bedeutet der Eiweißfehler?
Sichere Desinfektion:
Breites Wirkungsspektrum: wirkt gegen viele Keime.
Kein Eiweiß- oder Seifenfehler: Wirksamkeit bleibt auch in Anwesenheit von Eiweiß und Seifen erhalten.
Stabilität gegen Umwelteinflüsse: dauerhaft wirksam.
Praktikabilität:
Kurze Einwirkzeit und Materialverträglichkeit: schnell wirksam und schont Oberflächen.
Wasser- und Schmutzlöslichkeit sowie kein Geruch.
Kosten
Biologische Abbaubarkeit
Geringe Abwassertoxizität
Arbeitsschutz
Niedrige akute orale, dermale Toxizität
Gefährdungspotential:
Keine Hautirritationen oder Toxizität, gering konzentriert.
Eiweißfehler: Ein „Eiweißfehler“ tritt auf, wenn Eiweißstoffe (wie Blut) die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels verringern, indem sie das Mittel binden und es so inaktivieren.
Wie werden Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen in Krankenhäusern gemäß RKI-Richtlinien festgelegt und organisiert?
Festlegung: Krankenhaushygieniker oder die Hygienekommission bestimmen Intervalle, Mittel und Verfahren für Flächendesinfektion.
Hygieneplan: Alle Maßnahmen werden im Reinigungs- und Desinfektionsplan festgehalten.
Verbindlichkeit: Der Hygieneplan ist bindend für alle Mitarbeiter und externes Personal.
Welche Wirkungsbereiche werden unterschieden?
A: Abtötung vegetativer Bakterienformen, inkl. Mykobakterien (z. B. TBC) und Pilze/-sporen.
B: Bereich A + Inaktivierung von Viren.
C: Bereich B + Abtötung von Milzbrandsporen (B. anthracis).
D: Bereich C + Abtötung von Sporen der Erreger von Gasbrand (C. perfringens), Wundstarrkrampf (C. tetani) und Prionen.
Welche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen werden für verschiedene Krankenhausräume festgelegt?
Bereiche ohne Risiko:
Beispiel: Treppenhäuser, Büros, Hörsäle, Flure
Maßnahme: Normale Reinigung.
Bereiche mit möglichem Risiko:
Beispiel: Normalstationen, Ambulanzbereiche, Radiologie, Dialyse, Entbindung
Maßnahme: Regelmäßige Desinfektion von Flächen mit Handkontakt, Fußböden Reinigung
Bereiche mit besonderem Risiko:
Beispiel: Operationssäle, Intensivstationen mit Beatmungspatienten, Hämato-Onkologie
Maßnahme: Strikte Desinfektion auch von Fußböden und sterile Bedingungen.
Bereiche mit Personalrisiko:
Beispiel: Labore und Behandlungsräume, Pathologie
Maßnahme: Häufige Desinfektion auch von zur Infektionsprävention.
Bereiche mit infizierten Patienten:
Beispiel: Isolierstationen.
Maßnahme: Spezielle Desinfektion auch von Fußböden zur Vermeidung von Kreuzinfektionen.
Welche Punkte sind bei der Flächendesinfektion durch medizinisches Personal zu beachten?
Richten eines Desinfektionsmitteleimers.
Kurzfristige Standzeiten des Desinfektionsmittels (max. 24 Stunden).
Verwendung spezieller Desinfektionsmittel, z.B. Sauerstoffabspalter.
Regelmäßige Aufbereitung des Eimers, um Biofilmbildung zu verhindern.
Wie entfernt man richtig sichtbares Kontamination?
Entfernung der sichtbaren Kontamination mit einem Desinfektionsmittel. Ggf. wiederholen.
Anschließend gereinigte = optisch reine Fläche mit neuem Tuch desinfizieren
Was sind häufige Fehler bei der Desinfizierung?
-die zu desinfizierende Fläche wird nicht vollständig benetzt
-Falsche oder defekte Schutzhandschuhe
-grobe Verschmutzungen werden vorab nicht entfernt
-Die Dosierung der Konzentrate ist ungenau.
-Einwirkzeit wird nicht eingehalten
-Flächen sind defekt und damit nicht desinfizierbar.
-Reinigungs-, Desinfektionsutensilien werden nicht
nach jedem Gebrauch bzw. vor
Wiederverwendung, hygienisch aufbereitet
- Wischtücher oder Schwämme werden mehrmals in
die Desinfektionslösung getaucht.
-Es wird nicht desinfizierend gereinigt.
-Sprühen statt Wischen
→ Desinfektionsmittellücken
→ toxische Aerosole
-Tuchspendersysteme werden nicht verschlossen.
-Zur Herstellung der Desinfektionslösung wird
heißes Wasser verwendet.
-Desinfektionsmittel werden mit Reinigern gemischt.
-Semikritische Medizinprodukte werden mit
Flächen-desinfektionsmittel aufbereitet.
Warum sollte man kein heißes Wasser zum Ansetzten von Desinfektionsreinigern nutzen?
Die Verwendung von heißem Wasser zur Herstellung von Desinfektionslösungen kann problematisch sein, da hohe Temperaturen die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln beeinträchtigen, hitzeempfindliche Inhaltsstoffe schädigen und die Materialverträglichkeit verringern können. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko von Verbrühungen für das Personal.
Was sind die Vor- und Nachteile von vorgetränkten Vliestüchern im Spendereimer für die Flächendesinfektion?
Vorteil: Einfache Handhabung, schnelle Anwendung.
Nachteil:
Desinfektionsmittel und Tuchqualität müssen abgestimmt sein.
Gefahr der Biofilmbildung bei Wiederverwendung und unsachgerechter Aufbereitung.
Daher nicht empfohlen.
Alternative: Einmalige Verwendung von Tüchern (Einmaleimer) erfordert keine Aufbereitung und minimiert Risiken.
Welcher Wirkmechanismus liegt chemischen Desinfektionsmitteln zugrunde?
Der Wirkmechanismus chemischer Desinfektionsmittel ist meist unspezifisch und umfasst:
Eiweißdenaturierung: Veränderung von Proteinen (z. B. durch Aldehyde, Alkohole)
Schädigung der Zytoplasmamembran: Zerstörung der Zellmembran (z. B. durch Alkohole, Chlorhexidin)
Oxidierende Wirkung: Zelltötung durch Oxidation (z. B. durch Chlor, Ozon, Persäuren)
anorganische Substanzen (Laugen/Säuren)
Organische Substanzen (Alkohole)
amphoteren Verbindungen (Oxidationsmittel)
Welche physikalischen Desinfektionsmittelverfahren gibt es ? Welche Stufe erreicht das ABCD und nenne ein Beispiel hierfür
-Pasteurisieren(AB) :Reduktion ->keine vollständige Abtötung der Mikroorganismen; Haltbarmachung z.B. von Milch, Vireninaktivierung in Gerinnungs-, Albumin-,
Immunglobulin-Präparaten
-Verbrennen
-Abflammen(ABCD) z.B. Laborbedarf, Krankenhausabfälle, Tierkadavar
-Auskochen :Kochen über 3 min (AB); Kochen über 15 min (ABC) Zusatz von z.B. 0,5% Soda (Virusinaktivierung)
-Dampfströmverfahren(ABC) : gesättigter Wasserdampf 105°C, 5 min Matratzen-/ Kissenaufbereitung
-maschinelle Aufbereitung in Reinigungs- und
-Desinfektionsautomaten (RDG) 80°C, 10 min (Wirkungsbereich A), 90°C, 1 min (Wirkungsbereich AB) Endoskope, OP-Schuhe, Instrumente, Anaesthesie-Zubehör Kombination von Hitze + Desinfektionsmittel
-UV-Desinfektion Trinkwasserdesinfektion; durchdringt keine festen Materialien, Strahlungsintensität nimmt mit der Entfernung von der Strahlenquelle ab
Welche Eigenschaften haben Alkohole als chemische Desinfektionsmittel?
Alkohole wie Ethanol, 1-Propanol und 2-Propanol werden für die Desinfektion von Haut, Händen und kleinen Flächen genutzt.
Wirkungsspektrum: Effektiv gegen Bakterien, Mykobakterien, Pilze und Viren (behüllte und bestimmte unbehüllte Viren).
Vorteile: Schnell wirksam, keine allergische Reaktionen, keine Resistenzen z.B. gegenüber MRSA/VRE
Nachteile: Keine Wirkung gegen Sporen, entflammbar und anfällig für Eiweißfehler. unbehüllte Viren: Alkoholmischungen: 60% - 70% od.
hoher Ethanolgehalt (95%) + längere Einwirkzeit
Was ist das Ziel der hygienischen Händedesinfektion und welche Keime werden dadurch entfernt?
Das Ziel der hygienischen Händedesinfektion ist die Reduktion der transienten Flora. Dies umfasst Keime, die von außen auf die Haut gelangen und sich vorübergehend ansiedeln, einschließlich potenziell pathogener Keime. Die Desinfektion verhindert so die Weiterverbreitung krankheitserregender Keime.
Was ist das Ziel der chirurgischen Händedesinfektion, und welche Flora wird reduziert?
Ziel der chirurgischen Händedesinfektion ist die Reduktion sowohl der transienten als auch der residenten Flora. Neben den Keimen, die vorübergehend auf die Haut gelangen, wird auch die Hautflora reduziert, die normalerweise schützt und nicht schädlich ist.
Wie sieht der Ablauf der chirurgischen Händedesinfektion aus?
Die chirurgische Händedesinfektion beginnt mit einer Vorwaschung (1–2 Minuten) mit Waschlotion und Trocknung mit einem Einmal-Handtuch. Anschließend folgt die Desinfektion: Es werden 3–5 ml Desinfektionsmittel mindestens 1,5 Minuten lang in die Hände bis zu den Ellenbogen eingerieben, wobei die Hände während der gesamten Einwirkzeit feucht bleiben müssen. Abschließend erfolgt eine hygienische Händedesinfektion zur weiteren Reduktion pathogener Keime.
Welche Eigenschaften und Anwendungshinweise haben Formaldehyd, Glutaral und Glyoxal als Wirkstoffe in der Flächendesinfektion?
Wirkstoffe: Formaldehyd, Glutaral, GlyoxalWirkspektrum: Wirksam gegen Bakterien, Mykobakterien, Pilze; teilweise auch gegen behüllte und unbehüllte Viren (abhängig von Konzentration und Einwirkzeit)
Anwendung: Desinfektion von Flächen und Medizinprodukten, besonders in Laboren und Krankenhäusern
Vorteile: Breites Wirkspektrum, keine Korrosion, gute Remanenzwirkung
Nachteile: Kann Allergien auslösen, reizt Schleimhäute, langsame Wirkung, Eiweißfehler (erfordert Vorreinigung), Rückstände klebrig und sichtbar
Welche Eigenschaften und Anwendungshinweise hat Glucoprotamin als Wirkstoff in der Flächendesinfektion?
Wirkstoff: Glucoprotamin, eine Aminosäure, vorkommend in Proteinen wie in Mais oder Milch
Wirkspektrum: Effektiv gegen Bakterien, Mykobakterien, Pilze und behüllte Viren (teils auch unbehüllte Viren)Anwendung: Flächen und Medizinprodukte
Vorteile: Geruchsneutral, gute Wirksamkeit und Reinigungsleistung, biologisch abbaubar
Nachteil: Erhöhte Toxizität
Welche Fehlerquellen gibt es bei der Desinfektion, und wie wirken sie sich auf die Wirksamkeit aus?
Dosierung: Zu niedrig → Wirkungsverlust; zu hoch → Geruchs- und Gesundheitsrisiken
Temperatur: Bei warmem Wasser → erhöhtes Verdunsten
Seifenfehler: Desinfektionsmittel kann bei Kontakt mit Seifen ausflocken
Eiweißfehler: Eiweiß bindet Desinfektionsmittel und reduziert Wirksamkeit gegen Keime
Bedeckung: Unvollständige Abdeckung durch Lufteinschlüsse reduziert Effizienz
Einwirkzeit: Reicht nicht aus → Desinfektionswirkung eingeschränkt
Welcher Verordnung unterliegen Desinfektionsmittel und welche Stoffe bereiten dabei besondere Herausforderungen?
Antwort: Biozid-Verordnung 528/2012; insbesondere Aldehyde.
Was sind die Eigenschaften und das Wirkspektrum von halogenen Desinfektionsmitteln wie Chlor? Nennen Sie auch Beispiele und Anwendungsgebiete.
Halogene Desinfektionsmittel, wie Chlordioxid und Natriumhypochlorit, haben ein breites Wirkspektrum, das Bakterien, Pilze, Viren und Sporen (z. B. Clostridioides difficile) umfasst. Sie werden häufig zur Desinfektion von Flächen sowie Trink- und Badewasser eingesetzt. Vorteile sind die Kosteneffizienz und breite Wirksamkeit, während Nachteile hoher Eiweißfehler, geringe Materialverträglichkeit und mögliche Hautirritationen umfassen.
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