Apraxien
Störungen der Ausführung willkürlicher zielgerichteter Bewegungen trotz intakter motorischer Funktion
Ideomotorische: Vorgeführte Handlungsabläufe können nicht korrekt nachgeahmt werden (z.B. Winken wird nicht reproduziert, stattdessen Kratzen am Ohr)
Ideatorische: Komplexe Handlungsabfolgen können nicht durchgeführt werden; "Idee" für eine Handlungsabfolge fehlt
Visuomotorische: Danebengreifen beim Versuch, Gegenstände im kontraläsionalen Gesichtsfeld zu greifen
Agnosien
Störungen des modalitätsspezifischen (visuellen, auditiven etc.) Erkennens ohne Vorliegen elementarer Defizite der Sensorik
z.B. Anosognosie: Nicht-Erkennenkönnen neurologischer Störungen
Froment-Manöver
Zur Aufdeckung eines subklinischen Rigors der oberen Extremität (z.B. bei M. Parkinson)
zu untersuchende Person kann aufgefordert werden, während der Untersuchung wiederholt Bewegungen des kontralateralen Arms auszuführen (z.B. Öffnen und Schließen der Hand)
-> aktive Mitbewegung wird unterdrückt
Ballismus
Plötzliche, schleudernde Bewegungen insb. der proximalen Extremitätenmuskulatur (Jaktationen), die auch zu Verletzungen führen können und feinmotorische Aktionen unmöglich machen
Ursache: Vaskuläre, entzündliche, raumfordernde oder degenerative Schädigung des Ncl. subthalamicus oder seiner Projektionen zum Thalamus
Reflexe der Babinsky-Gruppe
Babinski-Reflex: Kräftiges Bestreichen des Fußaußenrandes mit z.B. der Spitze des Reflexhammergriffs
Gordon-Zeichen: Kompression der Wadenmuskulatur
Oppenheim-Zeichen: Kräftiges Bestreichen entlang der Tibiavorderkante
Pathologischer Reflex (beim Erwachsenen): Dorsalextension der Großzehe mit Beugung und Spreizung der Kleinzehen („Babinski positiv“)
Brudzinsky-Zeichen
bei Meningismusprüfung
Kopfbeugung löst eine unwillkürliche Hüft- und Kniegelenksbeugung aus (Patient:in zieht Beine an)
Berger-Effekt
= Alphablockade
Physiologisches Phänomen, bei dem der Alpharhythmus durch Augenöffnen oder starke Konzentration blockiert wird (Übergang in Betawellen)
Delpech-Lichtblau-Quotient
Zur Feststellung einer intrathekalen Synthese von Immunglobulinen
Holmes-Tremor
Niederfrequenter, grober Ruhe- (Halte-) und Intentionstremor, der klassischerweise bei Läsionen im Gebiet des Ncl. ruber (z.B. durch Schlaganfall) auftritt
Multisystematrophien (MSA)
atypisches Parkinson-Syndrom
Autonome Dysregulation häufig mit schwerer orthostatischer Dysfunktion und Synkopen, zudem vegetative Symptome (z.B. Harninkontinenz, sexuelle Funktionsstörungen)
α-Synuklein-positive Einschlusskörperchen sind charakteristische Zeichen
i.d.R. schlechtes Ansprechen auf L-Dopa
Kortikobasale Degeneration
Extrapyramidalmotorische Symptomatik mit über lange Zeit einseitigem Parkinson-Syndrom (= Hemiparkinson-Syndrom)
Asymmetrische Myoklonien und Dystonien
Alien-limb-Phänomen(betroffene Extremität wird vom Patienten als fremd wahrgenommen)
Neuropsychiatrische Beteiligung
Lewy-Body-Demenz
Neurodegenerative Demenz mit Parkinson-Syndrom und histopathologisch nachweisbaren Lewy-Körperchen in Substantia nigra, limbischem System und Kortex
kognitive Störungen treten oft zuerst auf
⚡️Einsatz von Antipsychotika kann zu lebensbedrohlichen akinetischen Krisen führen
Postiktale Parese
= Todd Parese
Vorübergehende Parese nach einem epileptischen Anfall mit fokalem Beginn (und ggf. Übergang zu bilateralem tonisch-klonischen Anfall). Die betroffenen Muskelgruppen lassen einen Rückschluss auf den Anfallsursprung zu. Die Paresen halten meist Minuten bis Stunden an.
Stufenschema zur Therapie des bilateral oder generalisiert tonisch-klonischen Status epilepticus (des Erwachsenen)
Stufe 1: Nach 5 Minuten bei bilateral oder generalisiert tonisch-klonischem Anfall bzw. nach 10 Minuten bei fokalem Anfall
Schnellstmögliche Benzodiazepinapplikation
Stufe 2: Bei Unwirksamkeit der Maximaldosis des Benzodiazepins und spätestens nach 30 Minuten
1. Wahl: I.v. Aufsättigung mit Levetiracetam, Valproat oder Fosphenytoin
2. Wahl: I.v. Aufsättigung mit Phenytoin, Phenobarbital oder Lacosamid
Stufe 3: Bei refraktärem Status epilepticus
Eskalation auf Intensivstation: Narkotika wie Propofol, Thiopental oder Midazolam
Stufe 4: Bei suprarefraktärem Status epilepticus
Weitere intensivmedizinische Eskalation: Ketamin- oder hochdosierte Barbituratnarkose
Selbstlimitierende Epilepsie mit zentrotemporalen Spikes
= Rolando-Epilepsie, fokales Epilepsiesyndrom
Symptombeginn: Im Alter von 4–10 Jahren
Klinisches Bild: Fokale Anfälle (80–90% im Schlaf, Dauer <2–3 min) m. orofazialen motorischen Symptomen, Sialorrhö
EEG: Hochamplitudige zentrotemporale Spikes and Waves, ggf. diffuse Sharp Waves mit zunehmender Amplitude (insb. zentrotemporal)
Prognose: I.d.R. Remission während der Pubertät, gelegentlich erst später
Mesiale Temporallappenepilepsie mit Hippokampussklerose
fokales Epilepsiesyndrom
Fokale Anfälle mit oder ohne Bewusstseinsstörung
Diagnostik: Zerebrale Bildgebung: Hippocampussklerose
Prognose: Häufig Pharmakoresistenz
Oft mit Fieberkrämpfen in der Kindheit verbunden
Kindliche Absence-Epilepsie
Generalisiertes Epilepsiesyndrom
Klinisches Bild
Absencen (Frequenz meist ≥1×/d, Dauer ca. 3–20 s) mit plötzlicher Unterbrechung der Aktivität, Vollständigem Bewusstseinsverlust, Starrem Blick, ausdrucksloser Mimik
EEG: Generalisierte Spikes and Waves in einer Frequenz von 3/s
ThDW: Ethosuximid
Prognose: Gutes Therapieansprechen, in ca. 60% der Fälle Remission während der Adoleszenz
Juvenile Absence-Epilepsie
Symptombeginn: Im Alter von 9–13 Jahren
Klinik: Absencen (Frequenz meist <1×/d, Dauer 5–30 s)
EEG: Generalisierte Spikes and Waves in einer Frequenz von 3–5,5/s
THdW:
Lamotrigin
Valproinsäure
Prognose: Gutes Therapieansprechen, aber i.d.R. lebenslange medikamentöse Behandlung erforderlich
Juvenile myoklonische Epilepsie
Symptombeginn: Im Alter von 10–24 Jahren
Myoklonische Anfälle (meist innerhalb von 1 h nach dem Aufwachen)
Bei >90% generalisierte tonisch-klonische Anfälle
Iktales EEG: Generalisierte Polyspikes and Waves (bei myoklonischem Anfall)
Therapie der Wahl
Oder Valproinsäure
West-Syndrom
Entwicklungsbedingte und epileptische Enzephalopathie
Synonyme: Blitz-Nick-Salaam-Epilepsie (BNS-Epilepsie), Epilepsiesyndrom mit infantilen Spasmen
Symptombeginn: Im Alter von 3–12 Monaten
Generalisierte tonische Kontraktionen (Spasmen) der stammnahen Beuger und/oder Strecker
Progrediente Entwicklungsstörung oder -regression
Prognose: In ca. 30% der Fälle Übergang zu Lennox-Gastaut-Syndrom
Lennox-Gastaut-Syndrom
Symptombeginn: Im Alter von 1,5–8 Jahren
Ursache: meist angeborene oder erworbene strukturelle Hirnläsionen
Tonische Anfälle
Progrediente Entwicklungsstörung, -stillstand oder -regression
Prognose: I.d.R. Persistenz therapieresistenter Anfälle bis ins Erwachsenenalter
Aktigrafie
Nicht-invasives Verfahren zur Messung von Aktivitäts- und Ruhezyklen
Über ein am Handgelenk getragenes Gerät werden neben Bewegungen auch Helligkeit und Umgebungstemperatur aufgezeichnet
Reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS)
Donnerschlagartige Kopfschmerzen, ca. 1–3 h anhaltend, häufig schubhafter Verlauf
Begleitender dumpfer Kopfschmerz über 1–4 Wochen
Häufig vegetative Begleitsymptome, fokal neurologische Defizite oder epileptische Anfälle
Betrifft überwiegend Frauen
Diagnostik
Nachweis einer reversiblen Vasokonstriktion
Terson-Syndrom
Glaskörperblutung bei SAB
Hakim-Trias
Gangstörung mit breitbasigem und kleinschrittigem Gangbild
Demenz
Harninkontinenz (nur bei ~50%)
tritt bei Normaldruckhydrozephalus auf
Bielschwosky-Phänomen
bei N. trochlearis-Parese
Zur größten Schielabweichung kommt es bei Kopfneigung zur Seite des paretischen Muskels, da der Bulbus nach oben innen abweicht. Kompensatorisch neigen die Patienten den Kopf zur Gegenseite.
Sinus-cavernosus-Syndrom
Ätiologie
Sinus-cavernosus-Thrombose
Sinus-cavernosus-Fistel
Paraselläre Raumforderungen
Aneurysmen
Klinik
Schädigung aller Strukturen, die durch den Sinus cavernosus laufen
Läsionen aller Hirnnerven für die Okulomotorik: N. oculomotorius (III), N. trochlearis (IV), N. abducens (VI)
N. ophthalmicus (V1) und Nervus maxillaris (V2)
Syndrom der Felsenbeinspitze
Meist entzündlicher Prozess im Bereich der Pars petrosa des Os temporale
Trias bestehend aus:
Parese des N. abducens (VI)
Parästhesien im Versorgungsgebiet des N. trigeminus (V)
Otitis media
Foramen-jugulare-Syndrom
Ausfall der Nerven, die durch das Foramen jugulare ziehen: Nervus glossopharyngeus (IX), Nervus vagus (X) und Nervus accessorius (XI)
Brown-Séquard-Syndrom
Inkomplettes halbseitiges Querschnittsyndrom mit Ischämie der linken oder rechten Rückenmarkshälfte
Kontralateral: Aufgehobenes Schmerz- und Temperaturempfinden, ipsilateral unterhalb der Läsion spastische Parese, Ausfall Tiefensensibilität, Vibrationsempfinden und taktile Diskrimination
Klinisch: Ipsilateral positiver Babinski-Reflex
Bildgebung: CT bei Trauma, MRT bei Verdacht auf einen Tumor
Medulloblastom
Hochmaligner Hirntumor aus embryonalem, neuroektodermalem Gewebe, WHO-Grad IV
Einer der häufigsten malignen Hirntumoren im Kindesalter
Wächst vom Dach des 4. Ventrikels ins Kleinhirn
S: Hirndruckzeichen, Rumpfataxie
MRT: In T1-Wichtunghypointens, inhomogene KM-Anreicherung, in 70–80% Zystenbildung (hyperintens in T2-Wichtung)
Histologie: Rosettenförmige Anordnung kleiner Tumorzellen (Homer-Wright-Rosetten)
TH: Primäre Resektion + Kinder >4 Jahre : Anschließende kraniospinale Radiatio + Erhaltungschemotherapie
Prognose: Häufig ZNS-Metastasen, selten extraneurale Fernmetastasen
10-Jahres-Überlebensrate unter adäquater Therapie: 40–60%
Kraniopharyngeom
Durch embryonaleEntwicklungsstörung bedingter und von der Rathke-Tasche ausgehender Tumor, intra- oder suprasellär
WHO-Grad I
2 Häufigkeitsgipfel
Klinik: Häufig Kopfschmerzen, Gesichtsfeldausfälle, Hypophyseninsuffizienz
TH: Resektion, ggf. Hormonsubstitution
Molekulare Biomarker der Gliome
BRAF-Fusionsgen: Charakteristisch für das pilozytische Astrozytom (WHO-Grad I)
IDH-Mutation: Charakteristisch für das diffuse Astrozytom (WHO-Grad II) und das anaplastische Astrozytom (WHO-Grad III)
MGMT-Promotor-Hypermethylierung: Häufig beim Glioblastom (astrozytärer Tumor mit WHO-Grad IV)
1p/19q-Kodeletion: Charakteristisch für Oligodendrogliome (WHO-Grad II–III)
Meningitis - Initiales Management
Bei kompliziertem klinischen Bild:
Blutkultur
Dexamethason-Gabe i.v. plus kalkulierte Antibiotikatherapie plus Aciclovir
Bildgebung (z.B. CT) inkl. Darstellung der Nasennebenhöhlen
Lumbalpunktion und Liquordiagnostik
Autoimmunenzephalitis
Bspw. als limbische Enzephalitis
Typischer MRT-Befund: Temporomediale, auch multifokale Hyperintensitäten in T2 und FLAIR
Bspw. mit Antikörpern gegen Leucine-rich Glioma-inactivated Protein 1 (LGI-1)
Assoziiert mit faziobrachialen dystonen Anfällen ⚡️Schlechtes Ansprechen auf Anfallssuppressiva
Therapie: Frühzeitige Immuntherapie primär mit Glucocorticoiden
Wernicke-Mann-Gangbild
Residuum eines Mediainfarktes
kontralaterales Bein ist spastisch gestreckt und lässt sich nur durch Zirkumduktion mühsam nach vorne führen
Arm wird dabei angewinkelt gehalten
Hemiplegia-alternans-Syndrom
„Gekreuzte Hirnstammsymptomatik“, bestehend aus
Ipsilateralen Hirnnervenausfällen und
Kontralateraler sensibler und/oder motorischer Halbseitensymptomatik
Wallenberg-Syndrom
Ätiologie: Verschluss im Bereich der A. inferior posterior cerebelli (PICA) oder der A. vertebralis
Symptome: Schwindel und Nystagmus, Übelkeit und Erbrechen, Dysarthrie, Dysphonie
Ipsilateral: Horner-Syndrom mit Hemianhidrose, N. trigeminus-Lähmung: Hypästhesie für alle Qualitäten im Gesicht
Nervus glossopharyngeus- und Nervus vagus-Lähmung
Hemiataxie
Kontralateral: Dissoziierte Empfindungsstörung unterhalb des Kopfes
Spastisches Syndrom
Läsion 1. Motoneuron + entsprechende absteigende Pyramidenbahnen
TH: Baclofen (GABA-B-Agonist)
Lhermitte-Zeichen
= positives Nackenbeugezeichen
bei MS und anderen spinalen Erkrankungen (z.B. Zervikale Myelopathie)
Beim Vornüberbeugen des Kopfes kommt es zu elektrisierenden Missempfindungen entlang der Wirbelsäule von kranial nach kaudal absteigend
Charcot-Trias I
zerebelläres und zentral-vestibuläres Syndrom:
Zieltremor
Nystagmus
skandierendes Sprechen
tritt selten auf
McDonald-MRT-Kriterien für MS
Örtliche Dissemination
Mind. eine T2-hyperintense Läsion in mind. zwei von vier MS-typischen Regionen (periventrikulär, kortikal bzw. juxtakortikal, infratentoriell, spinal)
Zeitliche Dissemination
MRT mit gleichzeitigem Nachweis von Gadolinium-anreichernden und nicht-anreichernden Läsionen oder
Verlaufs-MRT mit einer neuen T2- und/oder Gadolinium-anreichernden Läsion
Reiber-Diagramm
dient der Beurteilung von Eiweißerhöhungen (insb. von Albumin und/oder Immunproteinen) in der lumbal gewonnenen Liquorprobe
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen
w>>m (9:1)
Anti-Aquaporin-4-Antikörper-vermittelte Zerstörung von Astrozyten(Astrozytopathie)
Wichtigste DD: MS
Keine chronisch-progredienten Verläufe
oligoklonale Banden nur in 10-20% positiv
häufig langstreckige Optikus-Veränderungen und ausgedehnte longitudinale Myelonläsionen im MRT
Multifokale motorische Neuropathie (MMN)
Symptome/Klinik
Langsam progrediente, asymmetrische Paresen insb. der distalen Extremitätenmuskeln
Seltener Muskelkrämpfe, Faszikulationen, ausgeprägte Myatrophien
Leitungsblöcke im ENG (DD ALS)
Erhöhte Antikörper-Titer gegen GM1-Gangliosid (GM1-AK)
Therapie: Gabe von Immunglobulinen (IVIG)
rein motorische Sonderform des GBS
Diagnostik bei Myasthenia gravis
Belastungstests - Ziel: Vorzeitige Ermüdbarkeit der Muskulatur aufdecken und orientierend graduieren
Okuläre Muskulatur
Simpson-Test: Provokation einer Ptosis beim Aufwärtsblick über eine Minute
Eisbeutel-Test: Verbesserung der myasthenen Symptomatik durch Kälte
Rumpf- und proximale Extremitätenmuskulatur: Vorzeitiges Absinken gilt als positiver Testbefund
Armhalteversuch für 240 s
Beinhalteversuch für 100 s
Kopfhalteversuch für 120 s
Pharmakologische Testung:
Verbesserung der Symptomatik durch Gabe AchE-Hemmer
Edrophonium, Pyridostigmin
Dekrement im ENG
Lambert-Eaton-Syndrom
Paraneoplastisch, insb. (50–80%) bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen od. autoimmun/idiopathisch
Antikörper gegen spannungsabhängige Calciumkanäle (Anti-VGCC-AK)
Belastungsabhängige proximal-betonte Schwäche der Extremitäten, v.a. nach längeren Ruhephasen, bspw. morgens
Vegetative Störungen wie Mundtrockenheit, Harnverhalt, Hypohidrosis, erektile Dysfunktion und Obstipation
Abgrenzung zur Myasthenia gravis
Doppelbilder, Ptose und Schluckstörungen seltener und später im Krankheitsverlauf
Facies myopathica
bei Myotonen Dystrophien, insbes. Typ I
Beidseitige Ptosis, Atrophie der Mm. temporales, Herabhängen des Unterkiefers, Hypomimie, längliches Gesicht
Stiff-Person-Syndrom
Autoimmune Erkrankung: Antikörper gegen die Glutamatdecarboxylase (=GAD-Antikörper) in 60-90% der Fälle oder gegen Amphiphysin
oft paraneoplastisch oder spontan, Assoziation mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus und anderen Autoimmunerkrankungen wie Thyreoiditis und Vitiligo
Generalisierte Tonuserhöhung der Skelettmuskulatur (Hände, Füße und Gesicht sind nicht betroffen) v.a. der proximalen Extremitäten, der Hals- und Rückenmuskulatur (mit Folge der Lendenhyperlordose)
TH: Diazepam in hoher Dosis (Verstärkung d. GABA-Systems), Immunsuppression, Botulinumtoxin zur Hemmung der muskulären Anspannung
Meige-Syndrom
Blepharospasmus in Kombination mit oromandibulärer Dystonie (segmentale Ausbreitung)
Vornehmlich Frauen im 7. Lebensjahrzehnt
Auftreten durch verschiedene Stimuli begünstigt (z.B. Lichtreize, emotionale Anspannung, Müdigkeit)
Positives Froment-Zeichen
Patient kann den Daumen aufgrund der Parese des M. adductor pollicis nicht adduzieren
Wird er gebeten, ein Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten, flektiert er den Daumen daher im Endglied
Interosseus-anterior-Syndrom
Definition: Reine Läsion des motorischen N. interosseus antebrachii anterior (N. medianus)
Motorik
Ausfall folgender Muskeln: M. flexor digitorum profundus von Finger II (und evtl. III) , M. flexor pollicis longus, M. pronator quadratus
Defizit: Fehlende Beugung der Endglieder von Daumen und Zeigefinger → Spitzgriff nicht möglich (sog. „Pinch Sign“) , mitunter auch Einschränkung der Pronation bei Flexion
Sensibilität: Intakt, keine Ausfälle
Diabetische PNP
Verteilungsmuster (auch in Kombination möglich)
Längenabhängige, distal-symmetrische Polyneuropathie
Mononeuropathia multiplex, häufig auch Hirnnervenbeteiligung (insb. N. oculomotorius und N. abducens)
Autonome Polyneuropathie
Tabes dorsalis
Demyelinisierung der Hinterstränge des Rückenmarks im Rahmen der Neurosyphilis (Quartärstadium der Syphilis)
Sensibilitätsstörungen vornehmlich der unteren Extremitäten (bis zum inkompletten sensiblen Querschnittsyndrom) mit spinaler sensibler Ataxie und zu einschießenden stechenden Schmerzen insb. in Bauch und Beinen
Landry-Paralyse
bei Guillain-Barré-Syndrom
Rasch aufsteigende Lähmung aller Extremitäten sowie der Rumpf- und Atemmuskulatur
Notwendigkeit der invasiven Beatmung innerhalb von Stunden
Funikuläre Myelose
Spinale Demyelinisierung, insb. der Hinterstränge, Pyramiden- und Kleinhirnseitenstränge
im Rahmen eines Vit.B12-Mangels
Sensibel: Typischerweise distale symmetrische Parästhesien
Schmerzen der unteren Extremität
Spinale Ataxie: Gangunsicherheit, Romberg-Stehversuch auffällig („Romberg positiv“)
Motorisch: Spastische Paraparese
Reflexe zu Beginn gesteigert, später vermindert
Positives Pyramidenbahnzeichen
Paraneoplastische Kleinhirndegeneration
Zerstörung zerebellärer Neurone (paraneoplastische Zerebellitis), vermittelt durch Autoantikörper
Anti-Hu-Antikörper
Anti-Yo-Antikörper
Häufig initial Sensibilitätsstörungen und Schmerzen an Extremitäten
Kleinhirnsymptomatik: Ataxie, Gangunsicherheit, Dysdiadochokinese, Intentionstremor
Liquor: Lymphomonozytäre Pleozytose, oligoklonale Banden, cMRT oft m. unspezifischem Befund
⚡️Die Symptomatik der paraneoplastischen Kleinhirndegeneration tritt meist schon Monate vor der Diagnose eines Primärtumors auf!
Rasch progredient, bei unzureichender onkologischer Therapie schnell tödlich
Horner-Syndrom
Ptosis (⚡️M.tarsalis superior), Miosis (⚡️M. dilatator pupillae), Enophthalmus
Störung des Sympathikusanteils, der u.a. Auge innerviert
Zentrale Störung: Hirnstamminfarkt
(Wallenberg-Syndrom) -> +Anhidrose in Gesicht und Arm
Präganglionär: Tumoren (Pancoast-Tumor)
Postganglionär: Dissektion der A. carotis interna
Spinobulbäre Muskelatrophie
(= Kennedy-Krankheit)
X-chrom-r, Trinukleotid-Repeat-Erkrankung
sehr variables Erkrankungsalter
fazial betonte Faszikulationen und Muskelatrophien
Endokrine Störungen: häufig Gynäkomastie
TH Myasthenia gravis
Cholinesterase-Hemmer = BasisTH (Pyridostigmin, Neostigmin)
Verlaufsmodifizierende ImmunTH: GC, Azathioprin
ggf. Thymektomie: bei Thymomnachweis oder bei generalisierter Myasthenia gravis
Myotone Dystrophien
Trinukleotid-Repeat-Erkrankungen, AD
Typ 1 (Curschmann-Steinert) betrifft eher distale Extremitätenmuskulatur, Typ 2 (PROMM) eher proximale
auch Endokrinum betroffen (Hypogonadismus, DM, Stirnglatze, Hypothyreose, Hyperhidrosis)
D: Dekontraktionsstörung, EMG - myotone Entladungsserien, EKG - häufig Reizleitungsstörungen
bei Typ 1 red. Lebenserwartung, Typ 2 eher benigner Verlauf
Friedreich-Ataxie
ar, Trinukleotid-Repeat-Erkrankung m. verminderter Expression FXN (mitochondrialer Eisenstoffwechsel)
Manifestation Kindes- und Jugendalter, Lebenserwartung reduziert
S: Gangunsicherheit, Pallhypästhesie, Areflexie, Dysarthrie, Blickrichtungsnystagmus; Kyphoskoliose, Hohlfuß (Friedreich-Fuß)
HCM und DM als internistische Begleiterkrankungen
keine spezifische TH, häufig rollstuhlpflichtig im Verlauf, 60% versterben an Kardiomyopathie
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