3 Einführung in die Niederschlag-Abfluss-Modellierung
Der Niederschlag-Abflussprozess
What happens to the rain?
Qualitative Antwort ist leicht: Aufteilung in
Interzeption (auf Blattwerk, dann Verdunstung)
Oberflächenabfluss → direkt zum Gewässer
Infiltration in den Boden – Zwischenabfluss
– Grundwasserabfluss
– Verdunstung (über Vegetation, Landflächen)
Quantitative Antwort ist schwierig: • Starke Variabilität hydrologischer Vorgänge!
– Meteorologie (Niederschlag, Temperaturen) variiert in Raum und Zeit
– Einzugsgebiet ist sehr heterogen bzgl. Boden, Geologie, Topographie und Vegetation
Herausforderung für Ingenieurhydrologie:
Der betrachtete Prozess ist - angepasst an die Aufgabenstellung - möglichst gut in einem mathematischen Modell nachzubilden!
WASSERKREISLAUF
ABflussprozess - Diagramm
Die Teilprozesse für ein Hochwasserereignis
Teilprozesse zur Modellierung eines Hochwasserereignisses
1. Abflussbildung
Aufteilung des Gebietsniederschlages NG in den abflusswirksamen (effektiven) Niederschlag Neff und den "Gebietsrückhalt R", der nicht hochwasserwirksam ist (Interzeption, Versickerung ins Grundwasser oder Verdunstung)
2. Abflusskonzentration
Umwandlung des effektiven Niederschlages Neff in den Direktabfluss Qd, Überlagerung mit dem Basisabfluss Qbas
3. Ablaufen der Abflussganglinie im Fließgewässer (Flood Routing)
Modellsysteme
Modelltypen:
1. Black-Box Modelle:
Beschreibung über eine "Eingang-Ausgang-Beziehung": Input Transformation Output
N Übertragungsfunktion Q Das "System", d.h. das Einzugsgebiet wird als undifferenzierte
Einheit - als "Black Box" - betrachtet
Transformation von N in Q über algebraische Gleichungen ohne echten Bezug zur Physik
Mesoskalig, geeignet für Praxis (grob)
2. Konzeptionelle Modelle:
Teile des Systems (Einzugsgebiet) und des NA-Prozesses werden über physikalisch-basierte Gleichungen konzeptionell, d.h. vereinfacht wiedergegeben. Die Gleichungen enthalten "Modellparameter"
Quantifizierung der Modellparameter durch Kalibrierung des Modells anhand beobachteter NA-Ereignissen über "Trial-and- Error"
Flächendetailliert (Aufteilung des Gebiets in Teilgebiete), mesoskalig, geeignet für Praxis
3. Prozessorientierte Modelle (Benutzung detaillierter physikalischer Gleichungen):
Verwenden von physikalischen Grundgleichungen der Wasserbewegung, insbesondere für den Versickerungsprozess und Transport im Bodenkörper
Physikalisch interpretierbare und z.T. durch Messungen bestimmbare Kennwerte der Systemeigenschaften -> Kalibrierung des Modells nützlich, aber nicht unbedingt nötig
Mikroskalig (z. B. "Hangmodell"), sehr aufwendig, primär in Wissenschaft genutzt
Modellsystem II
Prozess "Abflussbildung" (Runoff Formation)
Grundlagen und Begriffe
• Abflussbeiwert 𝜳 (Runoff coefficient): gibt an, welcher prozentuale Teil des Niederschlags NG hochwasserwirksam zum Abfluss kommt (NG ist dabei historisch oder künstlich):
Das SCS-Verfahren des U.S. Soil Conservation Service
Das SCS-Verfahren des U.S. Soil Conservation Service II
Abflusskonzentration
Konzept "Einheitsganglinie (EGL)" als Übertragungsfunktion h
Superposition der Einheitsganglinie:
Klassische Einheitsganglinie nach Sherman (1934) als Übertragungsfunktion (Black Box Modell)
Lineare Speicherkaskade (Nash-Kaskade) als Übertragungsfunktion
Im Gegensatz zum klassischen Einheitsganglinien-Verfahren (Gebiet wirdals „Black Box“ gesehen), das rein mathematisch aufgebaut ist, wird hierdas Einzugsgebiet durch eine Kaskade von gleich großen Speichern dargestellt. Der Durchfluss durch die Kaskade ist physikalisch- mathematisch exakt beschreibbar.
Die dazugehörenden Modellparameter werden meist aus Naturbeobachtungen (gemessene N-A-Ereignisse) ermittelt, z. B. nach der Methode der Momente
Elementarer Modellbaustein ist der "Einzelspeicher":
-Prozess "Abflusskonzentration" (Runoff Concentration)
1. Klassische Einheitsganglinie
Bsp. in Übungen, Skriptum (Aufg. 3.3) und in ppt-Präsentation zu Kap. 3 (PC-Berechnungen)
2. Lineare Speicherkaskade (Nash)
Bsp. in Skriptum (Aufg. 3.4) und in ppt-Präsentation zu Kap. 3 (PC- Berechnungen)
3. Synthese: Berechnung einer Hochwasserganglinie für vorgegebenen Niederschlag mit verfügbarer Übertragungsfunktion
Bsp. in Skriptum (Aufg. 3.3) und in ppt-Präsentation zu Kap. 3 (PC- Berechnungen)
2. Lineare Speicherkaskade (Nash) / PC-Beispiel (IWG-Programm UH)
1. Klassische Einheitsganglinie / PC-Beispiel (IWG-Programm UH)
Zu 3: Synthese - Berechnung einer (künstlichen) Hochwasserganglinie für Bemessungszwecke / PC-Beispiel (IWG-Programm ABFLUSS)
Gegeben:
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Testbach am Pegel P, AE = 141.5 km2 (aus Bsp. 1 und 2)
Übetragungsfunktion: Lineare Speicherkaskade mit n= 3.758 und K = 3.704 h (aus Bsp. 2 mit Programm UHSP)
Niederschlag: N50 für Dauer TD = 8 h: 62 mm (aus KOSTRA-Atlas) zeitliche Verteilung: 2 Varianten: endbetont und mittenverteilt
Abflussbeiwert ψ = 0.30 ( aus SCS-Verfahren für N = 62 mm) N-Versickerung nach exponentiellem Verlustansatz von Horton
Basisabfluss von 2 m3/s auf 3 m3/s ansteigend
Gesucht:
Ganglinien des HQ50 für unterschiedliche zeitlichen Verteilungen des
Kapitel 3 – Einführung in die Niederschlag-Abfluss-Modellierung I Folie 67 Niederschlages
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