Was versteht man unter Verwandtenselektion?
(Kin Selection)
Verwandtenselektion bezeichnet die Tendenz, engen Verwandten eher zu helfen als Fremden.
Dies kann den Erfolg der eigenen Gene (Fitness) erhöhen, da Verwandte eine hohe genetische Ähnlichkeit aufweisen.
Wem helfen wir eher?
Blutsverwandten: Menschen helfen eher Verwandten, da dies die Wahrscheinlichkeit der genetischen Weitergabe erhöht.
Personen mit hohem Reproduktionspotenzial: Menschen helfen eher jungen und gesunden Personen, die eine höhere Chance haben, sich fortzupflanzen.
Ähnlichen Personen: Ähnlichkeit signalisiert eine mögliche genetische Verwandtschaft, was das Hilfeverhalten erhöht.
Personen, zu denen wir Kontakt haben: Regelmäßiger Kontakt und Beziehungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir helfen.
Welche emotionalen Reaktionen gibt es auf Notfälle?
Persönliches Unbehagen: Selbstzentrierte Gefühle wie Angst und Unruhe, die egoistisch motiviertes Hilfeverhalten bewirken können
Empathie: Auf den anderen gerichtete Gefühle wie Mitleid und Besorgnis, die altruistisch motiviertes Hilfeverhalten bewirken
Was besagt die Empathie-Altruismus-Hypothese?
Die Not eines anderen Menschen kann bei potenziellen Helfern eine empathische Reaktion auslösen. Empathie wiederum motiviert zu altruistischem Hilfeverhalten, bei welchem nicht egoistische Kosten-Nutzen-Überlegungen, sondern vor allem die echte Besorgnis um das Wohl des anderen maßgeblich sind.
Was ist der Zusammenhang von Empathie und Kontrollierbarkeit?
Der Zusammenhang zwischen Mitgefühl und Kontrollierbarkeit findet sich in beide Richtungen:
Wir empfinden mehr Empathie mit Personen, die unverschuldet in eine missliche Lage geraten sind.
Wenn wir empathisch sind, neigen wir weniger dazu, dem Opfer selbst die Schuld für seine Lage zu geben.
Was versteht man unter Empathievermeidung?
Menschen verstehen intuitiv, dass Empathie zu Hilfeverhalten motiviert. Ist Hilfe mit hohen Kosten verbunden, vermeiden sie deshalb Situationen, die Empathie auslösen.
Was besagt die Negative-State-Relief-Hypothese?
Hilfe kann aus dem Motiv heraus erfolgen, eine – beispielsweise durch den Notfall oder den Anblick des Opfers hervorgerufene – negative Stimmung zu verbessern.
Wird die Stimmung anderweitig gehoben, wird prosoziales Verhalten als Stimmungsverbesserer unnötig, und es wird weniger geholfen.
Was besagt die Mood-Maintenance-Hypothese?
Hilfe kann aus dem Motiv heraus erfolgen, eine momentan positive Stimmung zu erhalten.
Dies ist eine Ursache dafür, dass in positiver Stimmung typischerweise mehr geholfen wird.
Droht die Hilfehandlung jedoch die gute Laune zu verderben, findet sich bei positiv gestimmten Personen eine geringere Hilfsbereitschaft.
Was ist der Overjustification-Effekt?
Der Overjustification-Effekt tritt auf, wenn externe Belohnungen für eine Handlung die intrinsische Motivation, diese Handlung auszuführen, verringern.
Menschen helfen dann weniger aus eigenem Antrieb, wenn sie für das Helfen belohnt werden.
Welche prosozialen Normen sind wichtig?
Soziale Verantwortung: Die Norm, dass Menschen denen helfen sollen, die von ihnen abhängig sind. Hilf denen, die Hilfe benötigen.
Gerechtigkeitsprinzip: Die Vorstellung, dass Hilfe gerechtfertigt ist, wenn sie fair verteilt wird oder verdient ist. Hilf denen, die Hilfe verdient haben.
Reziprozitätsprinzip: Die Norm, anderen zu helfen, weil man erwartet, dass Hilfe in der Zukunft erwidert wird. Hilf denen, die dir helfen.
Wie zeigen sich Geschlechts- und Kulturunterschiede in prosozialem Verhalten?
• Geschlechtsunterschiede: Männer neigen eher zu heldenhaften und direkten Hilfeleistungen, während Frauen häufiger langfristige, unterstützende Hilfe anbieten.
• Kulturunterschiede: In kollektivistischen Kulturen ist Hilfe stärker auf die eigene Gruppe beschränkt, während in individualistischen Kulturen Hilfe universeller sein kann.
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