Warum sind Städte oft sehr artenreich?
wurden an geomorphologisch vielseitigen Lebensräumen errichtet (also an günstigen Standorten)
es bestehen noch Reste der Natur- und Kulturlandschaft
besonders strukturreiche Randbezirke sind daher besonders artenreich, Innenstädte hingegen artenarm
Nenne die abiotischen Faktoren, die in Städten für die Pflanzenwelt eine Rolle spielen
Temperatur um 1-2 Grad erhöht -> weniger winterliche Frostereignisse
=> städtische Wärmeinsel
geringere relative Luftfeuchtigkeit und auch weniger Taufall
niedrigere Bodenfeuchtigkeit
erhöhter Salzgehalt
Gehwegränder stark eutrophiert
erhöhter Boden pH
erhöhte Schadstoffkonzentration
weniger Lichtgenuss durch erhöhte Wolkenbildung (“Dustglocke”)
Nenne einen wärmeliebenden Neophyten, der auch in Hamburg weit verbreitet ist.
Götterbaum, Alianthus altissima
Was ist mit der Wärmeinsel und was mit der Kälteinsel in Städten gemeint?
Wärmeinsel= dicht bebaute Gebiete einer Stadt in denen es bis zu 3 Grad wärmer ist
Parkanlagen= in denen es deutlich kühler ist in Städten
Was kann man mithilfe von Ellenbergs Temperatur-Zeigerwert über die Temperatur in Städten aussagen?
Je größer der Punkt, desto mehr Wärmzeiger kommen in dem Gebiet vor
-> im Innenstadtbereich kommen am meisten vor
-> nimmt zur Peripherie deutlich ab
=> Wärmeinsel
Welche Pflanze ist besonder an den Salzgehalt an den Wegesrändern in der Stadt gut angepasst?
Dänisches Löffelkraut, Cochlearia danica
-> kommt von den Salzwiesen
-> ist daher gut an den erhöhten Salzgehalt angepasst
Um welche Art handelt es sich hier? Nenne auch den lateinischen Namen und die wichtisten Eigenschaften.
Familie: Cruciferae.
Apophyt, urspünglich in Salzwiesen -> seit 1990 sprunghafte Ausbreitung auf Autobahnmittelstreifen
salztolerant
überlebt Herbizidanwendungen in zeitlicher Nische (Frühblüher)
Nenne vier Arten, die nitrophil sind und so gut an eutrophile Standorte der Stadt angepasst sind.
Große Brennnessel, Urtica dioica
Stechender Hohlzahn, Galeopsis tetrahit
Kletten-Laubkraut, Galium aparine
Brombeere, Rubus fructicosus
Urtica dioica – Große Brennnessel.
Familie: Urticaceae.
Sehr häufiger Apophyt
ursprünglich auf nährstoffreichen Böden in Auwäldern und Hochstaudenfluren
Eutrophierungszeiger
Welche Art kommt in Stdäten oft an stark betretenen und verdichteten Böden vor?
Breit-Wegerich
Plantago major
Breit-Wegerich - Plantago major
Familie: Plantaginaceae.
Häufige Trittpflanze verdichteter Böden, z.B. an Trampelpfaden in städtischen Parkrasen, Gehwegrändern, Sportplätzen
Was kann man unter dem Einflussfaktor “Verminderte Konkurrenz” verstehen und welche Beispielart profitiert davon?
Verminderte Konkurrenz kommt in Lebensräumen vor, die starken Störungen unterliegen und daher oft mit einer fehlenden Konkurrenz einhergehen
Beispielart: das Kleine Liebesgras, Eragrotis minor
=> Erstbesiedler -> weniger Konkurrenz
Definiere Apophyten und gib zwei Beispiel an.
Apophyt in einem Gebiet heimische Art auf von Menschen geschaffenen Standorten
(Zaun)-Giersch, Aegopodium podagraria
Giersch - Aegopodium podagraria
Familie: Umbelliferae.
Nitrophile, stickstoffliebende Art der Säume und Gebüschränder
Apophyt
ursprünglich nährstoffreiche feuchte Wälder
Definiere Anökophyt und nenne eine Beispielsart.
Anökophyten Arten ohne natürliche Vorkommen, auf vom Menschen geschaffenen Standorten entstanden
Beispielsart: Mäuse-Gerste, Hordeum murinum
Mäuse-Gerste - Hordeum murinum
Familie: Gramineae.
Winterannuell
typische Innenstadtpflanze
Definiere urbanophil. Was ist das Gegenteil?
urbanophil = stadtliebend, Arten mit enger ökologischer Bindung an städtische Lebens-räume (z.B. Hordeum murinum); Gegensatz: urbanophob (=stadtmeidend), Pflanzen naturnaher Standorte (z.B. Mercurialis perennis in Hamburgs Wäldern)
Woher kommt die Stadtflora? (4 Typen sind gesucht)
Apophyten: Pflanzen aus naturnahen Lebensräumen in Mitteleuropa, die nach und nach auch anthropogene Standorte besiedelt haben, z.B. nitrophile Säume
Archäophyten: seit Jungsteinzeit mit der Verbreitung des Ackerbaus aus Vorderasien eingewandert (sog. Alteinwanderer), oft alte Heil-& Gewürzpflanzen
Anökophyten: Arten ohne natürliches Vorkommen, entstanden auf anthropogenen Standorten, z.B. Äcker
Neophyten: gebietsfremde Arten, seit 1500 u.Z. nach Mitteleuropa eingewandert
Definiere Archäophyten und nenne eine Beispielart.
Ursprünglich in Mitteleuropa nicht heimische Arten, die vor 1500 ins Gebiet kamen
-> Beispiel: Wermut
Welche Formen nach Rankier überwiegen in Städten?
Therophyten(Annuelle) und Hemikryptophyten(Rosettenpflanzen, Grasartige)
wärme-und nährstoffliebende, oft konkurrenzschwache Pionierarten
Zwei zwei Formen der Stadtvegetationen werden unterschieden?
Spontanvegetation: Pflanzengesellschaften, die sich ohne direktes Zutun des Menschen wie Anpflanzen und Aussäen ansiedeln
• Ruderalvegetation der Wegränder, ungepflegter Baumscheiben und Pflasterlücken, Brachen (d.h. aus der Nutzung genommene Verkehrs-, Industrie-und Gewerbeflächen); allg. an ±gestörten Standorten
• Gebüsche und Pionierwälder (Vorwaldgesellschaften)
• Mauerritzengesellschaften, Dächer (vor allem Flechten und Moose)
• Splittergrün (spontanes Vorkommen in Blumenrabatten, Pflanzkübeln, Balkonkästen)
Anpflanzungen: gezielt gepflanzte Arten an i.d.R. stark gepflegten Standorten
• Straßenbäume (heimische wie exotische Arten)
• Ziersträucher der Vorgärten, Park-und Friedhofsanlagen
• insgesamt viele gebietsfremde Arten, darunter viele Neophyten
Welche vier Arten der Natur in der Stadt werden von Kowarik unterschieden?
Welche Konflikte ergeben sich bei dieser Definition?
Natur der 1. Art: ursprünglich, nicht vom Menschen geschaffen (Wälder, Moore)
Natur der 2. Art: landwirtschaftliche Primärproduktion (Heide, Grünland, Acker)
Natur der 3. Art: symbolische Natur der Parks und Gärten
Natur der 4. Art: städtische Spontanvegetation, die eigentliche Stadtnatur
=> unterschiedliche Interpretation durch nicht klar definierte Natur in Politik und Gesellschaft
Definiere Neophyt
Ursprünglich in Mitteleuropa nicht heimische Arten, die nach 1500 ins Gebiet kamen
Erkläre die Zehnerregel für invasive Neophyten. Welche Konsequenz?
besagt, dass ca. 1/10 aller eingeführten Arten ökol. Lücke findet, 1/10 davon sich dauerhaft etabliert (Neophyt), 1/10 davon zur invasiven Problempflanze wird
=> Nicht alle Neophyten sind Problemarten
Wie etablieren sich invasive Neophyten? Nenne die vier Phasen.
Einfuhr
Etablierung und Anpassung (lag-Phase) -> zuerst oft nur lokal und ohne nennenswerte Ausbreitung
Invasion -> explosive Ausbreitung
Sättigung, biologische Einbindung ->oft Erreichen eines Plateus durch u.a. Schädlinge
Nenne ein Beispiel für einen Neophyt mit wesentlichen Informationen.
Elodea canadensis, Kanadische Wasserpest
Vorkommen: bis in 3 m Tiefe in stehenden oder langsam fließenden, nährstoffreichen Gewässern
Heimat: Nordamerika
Ankunft: in Europa: 1836 Irland, 1841 Schottland, 1854 Botanischer Garten Berlin
=> wurde nicht willentlich nach Europa gebracht
Ausbreitung: 1859 Potsdam, 1861 Leipzig, 1863 Trier, Hamburg usw.
• Sprosse bis 3 m lang und bei Massenentwicklung Verstopfung von Kanälen, daher Wasser“pest“!
• seit Beginn des 20. Jahrhunderts wieder im Rückgang, also nicht mehr invasiv
• Befall durch Nematoden (Fadenwürmer), die den Vegetationskegel zerstören
• Rückgang auch durch Gewässerbelastung (Abwässer, Phosphate und Tenside)
• heute ökologisch wertvoll (O2-Produktion, Laichplätze)
Nenne einen weiteren Neophyten (neben der Wasserpest).
Impatiens glandulifera, Indisches Springkraut
Vorkommen: auf Pionierstandorten, feuchten Böden, Auwäldern, an Ufern
Heimat: Ostindien, Himalaja
Ankunft: in Europa:1839 in England eingeführt, ab 1855 vereinzelt dort verwildert
Ausbreitung: in Deutschland erste Beobachtung 1900 in Baden, größere Expansion erst ab 1950, z.T. noch in Ausbreitung begriffen (subozeanische Regionen)
• Explosionsfrüchte mit sehr vielen Samen
• Blüten gute Nektarquelle für Hummeln und Honigbienen (5% Zucker), aber für kleinere Wildbienen eher bedeutungslos
• Lange ohne nennenswerte Schädlinge, neuerdings aber Futterpflanze für Larven des Mittleren Weinschwärmers, dessen Bestände sich etwas erholt haben!
• einjährig und Bekämpfung effektiv nur durch Ausreißen vor Blüte, damit einheimische ausdauernde Pflanzen sich wieder durchsetzen können
Schmalblättriges Greiskraut - Senecio inaequidens
Familie: Compositae.
Neophyt aus Südafrika, seit 1980 in starker Ausbreitung
blüht spät (neuerdings auch früher) und bis in Winter
Riesen-Bärenklau - Heracleum mantegazzianum
Invasiver Neophyt aus dem Kaukasus.
Mehrjährig
Phototoxisch durch Furanocumarine!
Ausdauerndes Bingelkraut - Mercurialis perennis
Familie: Euphorbiaceae.
In Hamburg Zeigerpflanze historisch alter Wälder (Niendorfer Gehege, Rodenbeker Quellental)
Definiere Eutrophierung. Was wird dadurch gefördert?
Eutrophierung Anreicherung des Bodens mit Stickstoff (Düngung, tierische Exkremen-te), dadurch selektive Förderung nitrophiler Arten (Giersch, Große Brennnessel)
Definiere Historisch alte Wälder
Historisch alte Wälder sind Wälder auf Standorten, die lt. historischen Karten, Bestands-beschreibungen oder anderen Indizien seit mehreren hundert Jahren existieren
Definiere Industriophyten
Industriophyten im Zuge der Industrialisierung nach 1850 eingewanderte/entstandene Arten
Definiere invasive Arten
invasive Art problematischer Neophyt mit schneller Ausbreitung. Prozess in 4 Phasen: Ankunft-Etablierung/Anpassung (lag-Phase)-Invasion-Sättigung/biol. Einbindung
Definiere ruderale Pflanzen
ruderale Pflanzen Arten der Wegränder, Kies-, Schutt-, Umschlagsplätze. Überwiegend wärme- und lichtliebende Therophyten und Hemikryptophyten
Definiere Spontanvegetation
Spontanvegetation bezeichnet Pflanzengesellschaften auf gestörten Standorten (Wegrän-der u.ä.), die ohne direktes Zutun des Menschen aufkommen, z.B. Ruderalpflanzen
Definiere Trittgesellschaften
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