Welche weitere Spracherwerbshypohtesen existieren zusätzlich zur Konstratovhypothese?
Identitätshypothese
Interlanguage-Hypothese
(Teachability-Hypothese)
Interdependenz-Hypothese
Fasse die einzelnen Modelle in einem kurzen Satz zusammen
Kontrastivhypothese: Unterschiede zwischen Erst- und Zweitsprache führen zu Lernschwierigkeiten durch Interferenzen.
Identitätshypothese: Der Erwerb von Erst- und Zweitsprache folgt denselben kognitiven Prozessen.
Interlanguage-Hypothese: Lernende entwickeln beim Zweitspracherwerb ein dynamisches Zwischenstadium, das sich von beiden Sprachen unterscheidet.
Teachability-Hypothese: Neue sprachliche Strukturen können nur dann gelernt werden, wenn der Lernende bereit dafür ist.
Interdependenz-Hypothese: Eine gut entwickelte Erstsprache erleichtert den Erwerb einer Zweitsprache durch übertragbare sprachliche Fähigkeiten.
Identitätshypothese
abgrenzug wozu?
Vorgehen?
starke Version?
Welche Rolle nehmen Fehlleistungen ein?
was ist eine höufige Erscheinung?
in Abgrenzung zur Kontrastivhypothese formuliert (70er Jahre; Dulay & Burt)
Nur Strukturen der Zielsprache bestimmen Erwerb von L1 und L2
starke Version: Spracherwerb erfolgt immer nach den gleichen Gesetzmäßigkeiten, unabhängig davon, ob bereits Sprachen erworben wurden oder nicht (nativistische Theorie, Chomsky)
Vorgehen: Hypothesen werden gebildet, überprüft und revidiert
Fehlleistungen = produktive Zwischenschritte
häufige Erscheinung: Übergeneralisierungen
Beispiel Hypothesenbildung
Erwerbsschritte
Einwort+Zweiwortphase?
schwache Version?
Aber: Erwerbsschritte beim Zweitspracherwerb vollziehen sich in anderem Zeitrahmen als im Erstspracherwerb;
Einwortphase so gut wie inexistent
Zweiwortphase wird sehr zügig durchlaufen
Beobachtung der Gemeinsamkeiten mit Sprachvermögen und Logik der kommunikativen Bedingungen erklärbar (z.B. dass einfache, regelmäßige und häufig auftretende Strukturen vor schwierigen, unregelmäßigen und selten auftretenden gelernt werden)
Völlige Negierung von Transfers nicht plausibel
schwache Version: Erwerb ähnelt sich in wesentlichen Zügen
Selinker 1972, Integration der beiden ersten Hypothesen
Interlanguages > Lernersprachen:
eigene, dynamische Systeme
schrittweise Annäherung an zielsprachliche Normen
enthalten Elemente der L1 und L2 und weitere
Betonung der Dynamik/Prozesshaftigkeit, Systematik und Individualität des (Zweit-)Spracherwerbs
Fossil(is)ierung: Verharren in zielsprachlich nicht normgerechten Teilsystem > Notwendigkeit variablen und korrekten Inputs
-> Konzeot der Fossilierung heute umstritten
-> Laut dieser Hypothese entwickelt sich beim Zweitspracherwerb ein „Zwischenstadium“ (Interlanguage), das sich von der Erstsprache und der Zielsprache unterscheidet. Diese Interlanguage ist dynamisch und wird durch Lernprozesse und Fehlerkorrekturen stetig weiterentwickelt.
Beispiele aus der Zwischengrammatik
Man glaubt immer, dass die Tränen beim Weinen schwach sind und deshalb drücken viele die Tränen unter.
Die Verwaltung der Frauenhöfe ist in Freiburg untergebracht. (Peru)
Es ist ein großes Problem die Deutsche Teilung zu wenigen.
Auf dem Feldberg ist es besonders wölklich und die Ureinwohner benützen fast ihre täglichen Regenschirme. (China)
Alle haben Walzer getanzt, aber ich leider konnte nicht valsen. (USA)
Nachdem Lilienthals Experimente mit Flügeln in der ganzen Welt bekannt waren, begannen auch andere Länder damit, Fliegenversuche zu machen. (Pakistan)
Ich wusste nicht, dass er war ein Dänemarker.
Vererbung ist z.B., wenn die schlechte Qualitäten von deine Vater und deine Mutter sind zusammengeschmelzt und du bist danach eine erfolgreiche Autodieb oder Politiker geworden. (Russland)
Durch welche verschiednen Strategien erfolgt die ENtwicklung?
Übertragung aus der Erstsprache
Übungstransfer
Sprachlernstrategien (Hypothesenbildung und –überprüfung)
Kommunikationsstrategien (u.a. funktionale Reduktionsstrategien wie Themenvermeidung, Codewechsel, Entlehnung, Wortneubildung, Umstrukturierung, Gestik, Mimik, diskursbezogeneStrategien ...)
Übergeneralisierungen (> s. U-Kurve)
➢ Grundlage für die Teachability-Hypothese
Teachabilityhypothese (lehrbarkeitshypothese)
-> Grundaussage?
-> besagt, dass die Reihenfolge des Zweitspracherwerbs nicht durch den Unterricht bestimmt werden kann. Der Lernende kann neue sprachliche Strukturen nur dann erfolgreich erwerben, wenn er für diese bereit ist, d.h. wenn sie seinem aktuellen Entwicklungsstand entsprechen.
Fehler?
Versuch, Spracherwerbsforschung und Sprachlehrforschung miteinander zu verbinden (vgl. Pienemann et al. 2006)
regelmäßige Strukturen werden vor den Ausnahmen gelernt
Übergeneralisierungsfehler
Fehler = notwendige Zwischenschritte im Erwerbsprozess
Unterricht muss sich an natürlichen Erwerbsphasen orientieren
„Zone der nächsten Entwicklung“
➢ Traditioneller Grammatikunterricht „für die Katz“, wenn er nicht den natürlichen Aneignungsschritten folgt (Diehl et al. 2000)
➢ Sprachunterricht, der zu weit vorausgreift, kann Entwicklung sogar verzögern (Pienemann et al 2006: 47)
Problem?
Problem: starke Ausrichtung auf Grammatik
➢ Problem der kommunikativen Anforderungen im Alltag und Unterricht, häufig nicht angepasst an die sprachlichen Fähigkeiten
Interdependenzhypothese (Abhängigkeitsannahme)
Hauptaussage?
behauptet, dass es eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen dem Erwerb der Erst- und der Zweitsprache gibt. Eine gut entwickelte Erstsprache erleichtert demnach den Erwerb einer Zweitsprache, da kognitive und sprachliche Fähigkeiten auf beide Sprachen übertragen werden können.
welche beobachtungen konnten gemacht werden?
SchülerInnen, die aus Finnland nach Schweden migrierten lernten besser und schneller Schwedisch, wenn sie in höherem Alter und mit besseren Finnischkenntnissen nach Schweden migrierten (Skutnabb-Kangas/Toukooma 1979; Cummins 1982)
auch in D > Kinder, die während der Schulzeit immigrierten, erfolgreicher, als Kinder mit DaZ, die in D eingeschult wurden (Knapp 1997)
Kinder mit DaZ erfolgreicher, wenn Erstsprache weiterentwickelt/gefördert wird (vgl. Siebert-Ott 2004), z.B. griechische Kinder in D
Annahme
Erwerb der zweiten Sprache baut auf Erwerb der Erstsprache auf
positive Auswirkung der Erstsprache auf die Zweitsprache
Aber: keine empirisch überprüfbare Annahme, sondern Interpretation und
Umkehrschluss (mangelnde Beherrschung der Zweitsprache resultiere aus Defiziten in der Erstsprache) nicht zwingend!
Cummins (2000) selbst warnt vor Überinterpretation! These beansprucht vor allem Gültigkeit für CALP-Dimension
Wiederholung: Eisber-Modell der Sprachprofizienz
BICS: Basic Interpersonal Communicative Skills
CALP: Cognitive Academic Language Proficiency
BICS: Beherrschung von Grammatik, sprachgebundene Oberflächen (Aussprache, Grammatik, Wortschatz) kaum aus L1 in L2 übertragbar
CALP: Lesende Sinnentnahme aus Texten, in Lx/L1 entwickelte mentale Prozesse sind in Ly/L2 verwendbar (= einzelsprachenübergreifende Kompetenzen)
Zusammenschau Hypothesen
können sie die Zweitsprachenerwerbsporzesse umfassend erklären?
Fokussieren die Hypithesen alle sprachlihcen Basisqualifikationen?
empirirsche Basis der Theorien?
Kein Ansatz kann Zweitsprachwerbsprozess(e) umfassend erklären
empirische Basis der Theorien unterschiedlich
Eine Theorie, die den Erwerb einer zweiten Sprache in seiner Ganzheit erklären kann, müsste in der Lage sein, verschiedene Faktoren zueinander in Beziehung zu setzen, inklusive Alter und Sozialisationsbedingungen der Lernenden; ein Anspruch, der bislang nicht erfüllt wird.
Was kann man aus den Spracherwerbstheorien dennoch didaktisch schlussfolgern?
Sprachkontrastive Analysen (s. Kontrastiv-Hypothese)
Normabweichungen („Fehler“) als legitime und notwendigeZwischenstufen (s. Interlanguage-Hypothese)
Kommunikationsstrategien, mit Bezug zu bereits gelernten Sprachen (s. Interlanguage-Hypothese)
Orientierung an Phasenmodellen (s. Teachability-Hypothese)
Vorher erworbene/gelernte Sprachen und angewendete Lernstrategien (z. B. Lese- und Schreibstrategien) können wichtig Ressourcen darstellen (Interdependenz-Hypothese)
Was sind Lernervariablen des Zweitsprachenerwerbs nach Kniffka/Siebert-Ott, 2009)?
Beschäftigt sich damit was den guten Zweitsprachenlerner ausmacht und wie die individuellen Unterschiede im Lernerfolg erklärt werden können
Lernervariablen des Zweitsprachenerwerbs
in welche 3 Hauptgruppen lassen sie sich zusammenfassen?
in kognitive, affektive und soziale Faktoren
kognitive Variablen:
Sprachbegabung, Inteeligenz, Sprachlernerfarhung, Sprachlernstile
affektive & attitudinale Faktoren:
Motivation, Äbgste, Persönlichkeitsattribute (Extrovertiert o. Introvertiert)
Soziale Faktoren:
soziokulturelle Erfahrungen
Weitere Einflussfaktoren: Geschlecht, Alter der Lerner
WO greifen all diese Ansätze zu kurz?
Didaktische Konsequenzen fpr die Lehrkraft!
Arbeiten mit Chunks
feste Wendungen
Kontext
Generative Textarbeit (Belke)
Grammatische Informationen mit angeben, bei der Einführung von neuem Wortschatz
Genus
Steigerungsformen
irreguläre Verbformen
trennbare Vorsilben (> Betonung)
regierter Kasus
Sprachkontrastiv arbeiten
Beispiel generatives Schreiben:
welche Lernbereiche stehen hier im Fokus?
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