Informationen, Wahrnehmungen und Erlebnisse, die auf uns einströmen, werden zunächst im sensorischen Gedächtnis registriert.
Die Informationen werden aus dem Informationsfluss herausgefiltert und festgehalten, bis sie im Anschluss codiert in das Arbeitsgedächtnis aufgenommen werden.
Dort können die Inhalte mit Informationen aus dem Langzeitgedächtnis verarbeitet und wieder in dieses transferiert werden.
Das durchschnittliche menschliche Gehirn speichert etwa 100 Billionen verschiedener Informationsinhalte.
Um Gedächtnisinhalte abrufen zu können, sind drei mentale Prozesse erforderlich (für den Informationsfluss ins Langzeitgedächtnis):
Enkodieren (Einprägen):
handelt es sich um den ersten Informationsverarbeitungsprozess, der zu Repräsentation im Gedächtnis führt.
Speicherung (Behalten):
sorgt für das Aufrechterhalten der enkodierten Informationen über einen gewissen Zeitpunkt hinweg
Dekodieren (Abruf):
bezieht sich auf die Wiedergewinnung der gespeicherten Informationen zu einem späteren Zeitpunkt.
Behalten von Informationen hängt von den derzeitigen Erkenntnissen ab.
Es geht von einer hierarchischen Strukturierung der Inhalte bei der Wissensorganisation aus, die gleichzeitig eine Hilfe für spätere Wiedergabe des Wissens darstellt.
Das Erinnern von Informationen ist es von Bedeutung in welcher Weise diese abgerufen werden.
So ist der Unterschied zwischen der Methode der freien Reproduktion (Free Recall) von der seriellen Wiedergabe (Serial Recall) für die Wiedergabe essenziell.
Dadurch wurde bekannt, dass sich die Lernenden an die erste (Primary-Effect) und die letzte Information (Recency-Effect) erinnern. Diese Effekte werden auch als serieller Positionseffekt bekannt.
Mögliche Ursache des misslungenen Erinnerns kann in jeder der drei Stufen der Gedächtnisleistungen liegen:
Enkodieren:
fehlende Aufmerksamkeit = Informationen nur bruchstückhaft
Speicherung:
nur lose oder gar nicht in die Gedächtnisstruktur eingebunden
Dekodieren:
wenn Zustand oder Situation den Zugriff unmöglich bzw. erschwert
Interferenzen durch verschiedene Formen der Gedächtnishemmung:
Proaktive Hemmung
Retroaktive Hemmung
Vergessen kann man als eine Form der Abwehr und des Selbstschutzes ansehen.
Episodische Gedächtnisinhalte
Nichts gelangt aus dem expliziten Gedächtnis aufgrund ihrer Verbindung zuäußerst unangenehmen Emotionen aufgrund einer inneren Zäsur ins Bewusstsein
Unterschiedliche Amnesie Formen:
Anterograde Amnesie
Retrograde Amnesie
Funktionsfähig bleibt dagegen das prozedurale Gedächtnis.
Das Gedächtnis lässt sich nach der Dauer der Informationsspeicherung in verschiedene Subsysteme einteilen:
Das sensorische Gedächtnis
Das Arbeitsgedächtnis
Das Langzeitgedächtnis
Aufgenommene Reize werden direkt nach ihrer Aufnahme durch die Sinnesrezeptoren für eine äußerst kurze Zeit sinnesspezifisch im sensorischen Gedächtnis zwischengespeichert.
Es verfügt über eine extrem hohe Speicherkapazität, die alle eingehenden Informationen vor jeder Form der Selektion oder kategorischer Zuordnung registriert.
Ohne diesen Speicher würden eigehende Reize nur so lange wahrnehmbar sein, wie sie physikalisch anwesend sind.
Wäre zu kurz, um sie mit der menschlichen Aufmerksamkeit zu erfassen, zu erkennen und für die Verarbeitung weiterzuleiten
Ikonisches Gedächtnis = exakte fotografische Repräsentation der visuellen Wahrnehmung
Echoisches Gedächtnis = auditive Wahrnehmung
Ist ein Speicher, der eine eng begrenzte Menge von Information für kurze Zeit in unserem Gehirn bereithält.
Aufgrund von begrenzter Kapazität, werden ca. 90 Prozent der Informationen von neuen Eindrücken werden alte Informationen mit neuen überschrieben.
Informationen bleiben nur 45 Sek im Kurzzeitgedächtnis und werden, wenn sie nicht überschrieben werden, ins Langzeitgedächtnis übertragen.
Das Arbeitsgedächtnis dient als Filter und sorgt für schnelles vergessen von unwichtigen Informationen.
Es erhaltet nur Informationen, die wir mit unserer Aufmerksamkeit ausgewählt haben.
Unser Handeln oder Themen bestimmen welche Informationen encodiert und gespeichert werden soll.
Es erhält zudem auch Informationen aus dem Langzeitgedächtnis zur bewussten Verarbeitung und verfügt über eine Kapazität von 7 +- 2 Informationseinheiten, sogenannte Chunks
Es handelt sich um mehrere Speicherleistungen für verschiedene Arten von Informationen.
Informationen werden gespeichert, die vom Arbeitsgedächtnis neu encodiert wurde.
Dabei ist es der Speicher aller Erfahrungen, Ereignisse, Informationen etc. So bestimmt der Mensch sein gesamtes Wissen über die Welt und sich selbst.
Informationen werden ihrer Bedeutung aufgenommen, verarbeitet, vernetzt und assoziativ miteinander verknüpft, Kapazität ist unbegrenzt. Eine dauerhafte Speicherung erfolgt in Abhängigkeit von der Art der Information in verschiedenen Systemen:
Explizites Gedächtnis
Implizites Gedächtnis (prozedurales Gedächtnis)
eine Art der „Grundierung“ des Denkens (eine bestimmte Richtung zu denken und handeln)
Entsteht durch Voraktivierung, die zu einem Thema zuvor eine Bedeutung gespielt hat
Funktioniert am besten, wenn die Prozesse des Enkodierens und Abrufs zueinanderpassen. Der Kontext muss identisch sein (entsprechende Schlüsselreize müssen getriggert werden)
Verantwortlich für das Behalten von Fertigkeiten, Fähigkeiten, Gewohnheiten und assoziatives Lernen
Auch interne Informationen wie eigene Gedankengänge, Überlegungen, Meinungen, Einstellungen und Werte können abgelegt werden
Ist Wissen abgelegt, das wir zur bewussten Reproduktion benötigen (kognitives Wissen)
Semantisches Gedächtnis: Ablage von Faktenwissen
Episodisches Gedächtnis: Speicherung von Ereignissen, Emotionen, Orts- und Zeitbezug sowie autobiografische Informationen
Ist die häufigste Gedächtnisstörung
Betroffene können nur schlecht oder gar nicht neue Gedächtnisinhalte aufzunehmen und diese zu speichern
Vergesslichkeit wird oft selbst vergessen
Abruf der Informationen ist gestört, Langzeitgedächtnis vor allem betroffen
vorausgegangener Lernprozess behindert den nachfolgenden
Lernen und Behalten werden von zuvor gelerntem Stoff durch nachfolgendes Lernen behindert
Betroffene verlieren Ereignisse, die im Zeitraum vor einer Hirnschädigung passiert ist
Häufig nach Hirnverletzungen
Schwerste Form der Gedächtnisstörung
Alle Erinnerungen aus dem Leben sind nicht mehr abrufbar
Betroffene können keine neuen Gedächtnisinhalte mehr aufnehmen und speichern -> können nicht mehr lernen
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