Aufgabe 5.1: Wertebereich einer Wahrscheinlichkeit
Geben Sie das kleinste Intervall an, das den Wertebereich einer Wahrscheinlichkeit enthält.
(− ∞,+∞)
[− 1 , + 1 ]
[0 , ∞ )
[0,1]
(0,1)
Lösung: 4 (alle Werte zwischen 0 und 1)
Eine Wahrscheinlichkeit kann – wie eine relative Häufigkeit – alle Werte zwischen 0 und 1 (inklusive der Grenzen) annehmen, aber keine Werte außerhalb dieses Bereichs. Da nach dem kleinsten Intervall, das diesen Bereich enthält, gefragt ist, ist Antwort D korrekt.
Die folgenden Sätze beinhalten jeweils 2 Ereignisse. Bei welchen Aussagen sind die Ereignisse unabhängig voneinander?
Der systolische Blutdruck bei Patient M. betrug 180 mmHg vor einer blut- drucksenkenden Therapie und 145 mmHg danach.
Das 1. Kind einer Familie ist weiblich, das 2. ebenfalls (keine eineiigen Zwillinge).
Das Geschlecht eines Kindes ist männlich, das Geschlecht der Mutter weiblich.
Ein männlicher Patient erkrankt an Hämophilie.
Eine Person hat Blutgruppe A und Rhesusfaktor negativ.
Ein Vater ist 195 cm groß, dessen Sohn nur 182 cm.
Eine 20jährige Frau erkrankt an einem Mammakarzinom.
bei allen Aussagen
bei keiner Aussage
nur bei 2 und 5
nur bei 2, 3 und 5
nur bei 2, 5 und 6
Lösung 4 ( nur 2,3,5)
Ob 2 Ereignisse abhängig oder unabhängig voneinander sind, ergibt sich aus sachlogi- schen Überlegungen.
Es bedarf keiner langen Ausführungen, daß das Geschlecht eines Kindes nicht das Geschlecht des nachfolgenden Geschwisters beeinflußt (2)
und ebenso, daß das Geschlecht eines Babys unabhängig ist von der Tatsache, daß seine Mutter weiblich ist (3).
Ein Medizinstudent sollte wissen, daß die Wahrscheinlichkeit für Blutgruppe A ungefähr 42% beträgt, unabhängig davon, ob der Rhesusfaktor positiv oder negativ ist (5).
Alle anderen Ereignispaare sind jedoch abhängig voneinander. Dies ergibt sich aufgrund einfacher Überlegungen und minimaler medizinischer Fachkenntnisse.
Aufgabe 5.3: Wahrscheinlichkeit beim Kinderkriegen
Ein Vater von 4 Jungen plant mit seiner Partnerin ein weiteres Kind und wünscht sich sehnsüchtig ein Mädchen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit p, daß sein Wunsch in Erfüllung geht? Wir nehmen an, daß mit der Wahrscheinlichkeit 1/2 ein neugeborenes Kind männlich ist, und daß keine Mehrlinge geboren werden.
A. p = 31/32
B. p = 15/16
C. p = 1/2
D. p = 1/32
E. Die Wahrscheinlichkeit kann aus den vorliegenden Angaben nicht ermittelt werden.
Lösung C (p= 1/2)
Die Wahrscheinlichkeit, daß ein neugeborenes Kind weiblich ist, beträgt bei jeder Geburt p = 1/2. Also ist auch das 5. Kind mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit ein Mädchen, unabhängig davon, welches Geschlecht die älteren 4 Geschwister haben.
Aufgabe 5.4: Komplementäre Ereignisse
Bei wie vielen Ereignispaaren handelt es sich um komplementäre Ereignisse?
Rhesusfaktor positiv – Rhesusfaktor negativ
Blutgruppe A – Blutgruppe B
Geschlecht männlich – Geschlecht weiblich
schwanger – Geschlecht männlich
Würfeln: Augenzahl 6 – Augenzahl ≤5
herzkrank – an Diabetes erkrankt
A ) 6
B ) 5
C ) 3
D ) 2
E ) 0
Lösung C (Anzahl 3)
Komplementäre Ereignisse sind disjunkt und ergänzen sich zum Ereignisraum.
Disjunkt sind alle Ereignispaare 1–5 (d. h. die beiden Ereignisse schließen sich gegenseitig aus).
Bei den Paaren 1, 3 und 5 ist leicht nachvollziehbar, daß eines der beiden Ereignisse zutreffen muß.
Aufgabe 5.5:
Additionssatz
A und B seien 2 beliebige Ereignisse. Welche Aussage gilt generell?
P(A∪ B)=P(A)+ P(B)− 2P(A∩ B)
P(A∪ B)=P(A)+ P(B)− P(A∩ B)
P(A∪B)=P(A)+ P(B)
P(A∪B)=P(A)+ P(B)− P(A)⋅P(B)
P(A∪ B)> P(A)
Lösung 2
Der Additionssatz in seiner allgemeinen Form ist die Gleichung unter B. Er beschreibt die Wahrscheinlichkeit, daß das Ereignis A, das Ereignis B oder auch beide Ereignisse eintreten
Aufgabe 5.6: Wahrscheinlichkeiten bei diagnostischen Verfahren
In einer gynäkologischen Klinik wird routinemäßig jede Frau auf das Vorhandenseins eines Mammakarzinoms untersucht. Dabei werden die Mammographie und die Palpa- tion angewandt; die Methoden werden unabhängig voneinander durchgeführt. Die Wahrscheinlichkeit bei einer erkrankten Frau, ein Karzinom mit Mammographie zu entdecken, betrage 90%; bei der Palpation liegt diese Wahrscheinlichkeit nur bei 60%. Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, daß ein vorhandenes Karzinom bei einer Frau nicht entdeckt wird?
A. 1%
B. 4%
C. 10%
D. 40%
E. 45%
Lösung B (4%)
Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Karzinom entdeckt wird, berechnet sich nach dem Additionssatz für unabhängige Ereignisse. Für die Wahrscheinlichkeit des komplementären Ereignisses (das Karzinom wird nichtentdeckt) berechnet man nach Formel sofort: P = 1 - 0,96 = 0,04
Aufgabe 5.7:
Krankheiten und Wahrscheinlichkeit
In einer Klinik betrage der Anteil der an Diabetes mellitus erkrankten Patienten 20%. 30% der Patienten leiden an einer Herzerkrankung; 5% haben beide Krankheiten. Wie groß ist der Anteil der Patienten, die entweder Diabetes- oder herzkrank sind?
20%
30%
45%
40%
50%
Lösung 4 (0,40 = 40%)
nach der Wahrscheinlichkeit gefragt, daß ein Patient entweder herzkrank oder diabeteskrank ist. Die Möglichkeit, daß beide Krankheiten vorliegen, ist also ausgeschlossen. Deshalb muß die Wahrscheinlichkeit der Schnittmenge subtrahiert werden – so ergibt sich: 0,45 - 0,05 = 0,40
Aufgabe 5.8:
10 Merkmale eines Patienten
Bei einem bestimmten Patienten werden die Werte von 10 medizinisch relevanten Merkmalen erhoben. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Meßwert innerhalb des Normbe- reichs liegt, beträgt für jedes dieser Merkmale 95%. Der Einfachheit halber nehmen wir an, daß die Ereignisse unabhängig voneinander sind. Wie groß ist dann die Wahr- scheinlichkeit, daß ein Wert außerhalb des Normbereichs liegt?
10
1− 0,95 ≈0,40
0,05
0,959 ⋅0,05 ≈0,03
10 ⋅0,959 ⋅0,05 ≈0,32
10 ⋅0,05 = 0,50
Lösung 1
Auch hier ermittelt man am besten zuerst die Wahrscheinlichkeit für das komplementäre Ereignis: die Wahrscheinlichkeit, daß alle 10 Parameter innerhalb des Normbereichs liegen, beträgt (bei Unabhängigkeit) 0,95^10. Also ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Parameter außerhalb des Normbereichs liegt, 1-0.95^10 = rund 0,4
Aufgabe 5.9: Multiplikationssatz
Wann gilt: P( A | B) = P( A) ?
Diese Gleichung ist generell richtig.
Diese Gleichung gilt nur dann, wenn A und B unabhängige Ereignisse sind.
Diese Gleichung gilt nur dann, wenn A und B disjunkte Ereignisse sind.
Diese Gleichung gilt nur dann, wenn A und B komplementäre Ereignisse sind.
Diese Gleichung gilt generell nie.
Lösung 2 (gilt nur bei unabhängigen Ereignissen)
Man mache sich die Bedeutung dieser Aussage klar: wenn A und B unabhängig sind, beeinflußt das Ereignis B in keiner Weise die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von A. Unabhängig sind beispielsweise Blutgruppe und Geschlecht. So beträgt die Wahr- scheinlichkeit für Blutgruppe A 42%; egal, ob sie sich auf Frauen, auf Männer oder auf die Gesamtbevölkerung bezieht.
Aufgabe 5.10: Semmelweis – Berechnen einer Wahrscheinlichkeit
Ignaz Semmelweis ermittelte für einen Monat des Jahres 1846, daß in einer Abteilung des Wiener Gebärhauses 24% der gebärenden Frauen an Kindbettfieber erkrankten. Die Wahrscheinlichkeit, an Kindbettfieber zu sterben, betrug damals 80%. Wie groß war dann die Wahrscheinlichkeit für eine Frau, an Kindbettfieber zu erkranken und daran zu sterben?
Um diese Frage zu beantworten, bedarf es weiterer Informationen.
104%
80%
24%
etwa 19%
Lösung 5 (etwa 19%)
Nach dem Multiplikationssatz berechnet man für die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken und zu sterben (die Mortalität)
0,80 x 0,24 = 0,19
Aufgabe 5.11: Karzinom am Versuchstier
Bei einem Versuchstier werden 2 Stellen am Rücken mit 2 unterschiedlichen Karzino- genen bepinselt. Die Wahrscheinlichkeit, ein Karzinom zu erzeugen, betrage 0,3 bzw. 0,8. Die Ereignisse seien unabhängig. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß minde- stens ein Karzinom entsteht?
1,1
0,8
0,3
0,24
0,86
Lösung 5 (0,86)
Additionssatz für unabhängige Ereignisse
0,8 + 0,3 - 0,8 x 0,3 = 1,1 - 0,24 = 0,86
Aufgabe 5.12:
Erwartungswert beim Würfeln
Mit einem roten und einem blauen Würfel wird gleichzeitig gewürfelt. Die Augenzahl X des roten Würfels wird verdoppelt; davon wird die Augenzahl Y des blauen Würfels subtrahiert. Was ist der Erwartungswert der so berechneten Zufallsvariable?
7
10,5
2
3,5
Dieser Wert ist ohne zusätzliche Informationen nicht zu berechnen.
Lösung 4 (3,5)
Der Erwartungswert bei jeder der Zufallsvariablen X und Y ist 3,5; gesucht ist der Erwartungswert der Variablen 2X-Y
7-3,5 = 3,5
Aufgabe 5.13: Transformation einer Zufallsvariablen
Eine stetige Zufallsvariable X habe den Erwartungswert μ und die Varianz σ2 . Alle Werte von X werden nun transformiert nach X → aX + b (a und b sind konstante Zahlen). Wie ändern sich dadurch der Erwartungswert und die Varianz?
E(aX +22 b)=aμ+b,Var(aX+b)=aσE(aX +
E(aX +b)=aμ+b,Var(aX+b)=aσ+bE(aX +
E(aX +b)=aμ+b,Var(aX+b)=aσ+b
E(aX + b)=aμ, Var(aX + b)=aσ
E(aX + b)=μ,Var(aX+b)=σ
Der Erwartungswert ändert sich analog zur Zufallsvariablen
5.14. Empirisches Ermitteln einer Wahrscheinlichkeit
In der medizinischen Forschung wird eine Wahrscheinlichkeit in der Regel empirisch ermittelt; d. h. eine hinreichend große Stichprobe wird bezüglich eines Merkmals unter- sucht. Der Wert der relativen Häufigkeit einer Ausprägung wird dann als Nähe- rungswert für die entsprechende Wahrscheinlichkeit zugrunde gelegt. Wonach ist dieses Vorgehen gerechtfertigt?
Dieses Vorgehen hat zwar eine lange Tradition, ist aber in keiner Weise ge- rechtfertigt.
Nach den Axiomen von Kolmogoroff.
Nach dem Gesetz der großen Zahl.
Nach der Definition der Wahrscheinlichkeit von Laplace.
Nach der Tschebyscheff'schen Ungleichung.
Lösung 3 (Gesetz der großen Zahl)
Das Gesetz der großen Zahl rechtfertigt, daß eine Wahrscheinlichkeit über eine relative Häufigkeit und ein Erwartungswert durch einen Stichproben-Mittelwert geschätzt wird.
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