#AF01 Nennen Sie die Abfolge der 6 Selbsteinschätzungslevels, die sich als Lernkurve zu einer Wissensdisziplin ergeben:
1.) Was ist das?
2.) Alles was ich dazu kennengelernt habe, muß auch alles sein, was das ausmacht. Also easy.
3.) Da gibt es doch mehr dazu zu bedenken als ich gedacht habe.
4.) Was es da alles zu denken gibt werde ich nie verstehen.
5.) Langsam macht es Sinn und ergibt ein differenzierendes Variantenbild.
6.) Glaub mir, es ist komplexer Faktorenzusammenhang mit parallellaufenden Zusammenhängen und interdisziplinärer Multidimensionalität.
#AF02 Nennen Sie die 8 Bausteine, die als Abfolge die wissenschaftliche Methodik ergeben, mit der Sie als angehende Bache- lor of Science Ihr Leben lang arbeiten werden.
1.) Beobachtung wirft W-Frage auf.
2.) Forschungsfrage soll Ursache-Wirkung erklären. 3.) Modellvorstellung als Abstraktion.
4.) Logikschluß mit Modellvorstellung sagt Ursache-Wikrungszusammenhang vorraus.
5.) Modellvorstellung und Logikschlußabstraktion werden mit Praxisexperiment geprüft.
6.) Ergebnis zeigt, ob Modellvorstellung & Praxisrealität zusammenpassen.
7.) Wenn Abstraktion & Realität nicht zusammenpassen: Modellvorstellung revidieren und weiterentwickeln.
8.) Wenn Abstraktion & Realität zusammenpassen: Modellvorstellung als Theorieansatz nutzbar.
#AF03 Nennen Sie die Schlüsselaussage von Richard Feynman aus seiner Vorlesung "What is and What Should be the Role of Scientific Culture in Modern Society".
- "Science is a way of trying not to fool yourself. The first principle is that you must not fool yourself, and you are the easiest person to fool." - Sich eine wissenschaftliche Denkweise anzugewöhnen ist ein Weg gegen die Selbsttäuschung. Das grundlegende Prin- zip dabei ist, daß man sich nicht selbst beschummelt und daß man grundsätzlich davon ausgeht, daß man selbst sich am leichtestem zu irgendwas überreden läßt.
#AF04 Welchen Ausspruch des Philosophen Whitehead sollten nach Prof.Haber die ökologische Wissenschaftlerinnen verin- nerlichen?
"Suche nach der Einfachheit - und dann mißtraue ihr!"
#AF05 Welche "neuen Wege" wurden im Ernährungswissenschaftsbuch von 1947 vorgeschlagen?
"Wir können jetzt Butter statt Kanonen machen!"
#AF06 In welcher Bandbreite lag der Durchschnittskaloriengehalt der Ernährung von Normalverbrauchern in NRW am 1.4.1946?
- 1500-1600 Kalorien.
#AF07 Wieviele Menschen hat nach den Daten des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft ein Landwirt 1960 ernährt und wieviele 2020? Berechnen Sie, um welchen Faktor sich die Nahrungsmittelerzeugungseffizienz sich in den 60 Jah- ren gesteigert hat.
1960: 17 pro Landwirt - 2020: 139 pro Landwirt - Effizienzsteigerungsfaktor = 139/17 = 8,2
#AF08 Wofür stehen folgende Abkürzungen B7, B10, XTL & HVO in der Pressemitteilung Nr.176/23|Verkehr der Bundesre- gierung?
- B7: fossiler Diesel mit 7% Biodieselbeimischung.
- B10: fossiler Diesel mit 10% Biodieselbeimischung.
- XTL: paraffinische Dieselkraftstoffe aus Erdgas oder Pflanzenöl. - HVO: Hydrotreated Vegetable Oil
#AF09 Welche Stoffströme wurden mit 420ha Rapsanbaufläche in einem Rapsölkraftstoffprojekt an den bayerischen staatli- chen Versuchsgütern von 2003-2018 erzeugt?
- 1700t Rapskörner, weiterverarbeitet zu 600m3 Rapsöl für 60000 Traktorarbeitsstunden bzw. 7500ha Feldarbeit und 1100 Presskuchen für 2600000L Milch mit anfallenden Wirtschaftsdünger - 4900t Rapsstroh - 1700t Wurzeln & Stoppeln als Gründdüngung -13000t Bienenhonig
#AF10 Wie ist im Betriebsberatungsbeispiel der Deckungsbeitrag der Betriebszweige definiert?
- "Der Deckungsbeitrag errechnet sich aus den Leistungen abzüglich der variablen Kosten. Der hier ausgewiesene Ge- samtdeckungsbeitrag ist die Summe aller betrieblichen Aktivitäten Ihres Betriebes (Ackerbau, Grünland, Milchviehal- tung, Schweinehaltung ...). Die Ausgleichszahlungen sind in diesem Betrag nicht eingerechnet."
#AF11 Wie sind im Betriebsberatungsbeispiel aufwandsgleiche Fixkosten definiert?
- "Sind jene Fixkosten, die in der Buchhaltung einen Aufwand darstellen: Reparatur baulicher Anlagen, Betriebssteu- ern, Betriebsversicherungen, Pacht für Flächen, ständige Fremdlöhne, allgemeiner Verwaltungsaufwand, Ausgedinge, Zinsen für Fremdkapital, Abschreibungen (für bestehende Gebäude, für geplante Gebäude, für geplante Kontingentkäu- fe, Direktvermarktung, für Maschinen und Geräte). Investitionen in langlebige Wirschaftsgüter (Gebäude, Maschinen, Kontigente) stellen im Jahr der Anschaffung eine Ausgabe dar. Diese Ausgabe wird durch die zu erwartende wirtschaft- liche Nutzungsdauer dividiert und mit diesem Betrag (Abschreibung AfA) jährlich berücksichtigt. Nicht enthalten sind kalkulatorische Fixkosten (Fixkosten, die keinen Aufwand in der Buchhaltung entsprechen): z.B. Lohnansatz für nicht entlohnte Arbeitskräfte (nAK), Zinsansatz für Eigenkapital."
#AF12 Wie ist im Betriebsberatungsbeispiel der AKH-Bedarf definiert?
Der AKH-Bedarf gibt einen Richtwert, wieviel Stunden pro Jahr aufgewendet werden müssen, um die ermittelten Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft zu erreichen. Als Faustzeit je vollbeschäftigter Person können rund 2000 Stun- den/Jahr angesetzt werden (= 10 Urlaubs- oder Krankentage bei 5-Tage-Woche mit 8h pro Tag)."
AF13 Wie ist im Betriebsberatungsbeispiel der Arbeitsertrag definiert?
- "Der Arbeitsertrag wird ermittelt, indem von den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft der Faktoranspruch für das Kapital, für eigene Acker- und Grünlandflächen und für das eigene Kontingent abgezogen wird und der verbleiben- de Betrag durch den AKH-Bedarf dividiert wird. Der Arbeitsertrag zeigt, wie hoch die kalkulatorische Stundenentloh- nung im landwirtschaftlichen Betrieb ist."
#AF14 Was ist ein "Minutenboden" und was muß bei ihm in der Praxis berücksichtigt werden?
- Reine Ton und schwere Lehmböden bereiten bei der Bearbeitung besondere Schwierigkeiten, da sie ebenso leicht er- härten wie verschmieren. Entsprechend sind die Bearbeitungszeitfenster witterungsbedingt relativ kurz; zudem behin- dert die schlechte Kapillarität den vertikalen Wasseraustausch und Durchlüftung (= Faktor für aerobe Bodenmikroorga- nismen).
#AF15 Erklären Sie den Hintergrund zum Begriff "nutzbare Feldkapazität" (nFK).
- Wenn die Wurzeln der Pflanzen keinen Zugang zu Grund- oder Stauwasser haben, muß der Wasserbedarf aus dem Haftwasser in den Humus- bzw. Bodenschichten gedeckt werden. Die nutzbare Feldkapazität (nFK) ist der Anteil des Haftwassers, welcher von der Pflanze genutzt werden kann, da es nur schwach gebunden in der Bodenmikrostruktur vorliegt. Stärker gebundene Wasseranteile können dagegen nicht von der Pflanze genutzt werden (=Totwasser).
a) Wie läßt sich das Entstehen traditioneller Produktionsausrichtungen (= Schwerpunkt auf bestimmte Tierhaltung oder Pflanzenanbau) in den unterschiedlichen Landwirtschaftsregionen über die Faktoren Boden, Klima & Wasserhaushalt nachvollziehbar erklären? Stellen Sie dazu zwei Beispiele gegenüber und nutzen Sie Ihr Abiwissen aus Bio, Chemie, Physik & BWL/VWL. b) Welche Ursachen führen dazu, daß in bestimmten Regionen der Welt die landwirtschaftliche Produktion über eine ex- tensive Wirtschaftsweise (=Ökolandbau, niedrige Besatzdichte auf der Weide), in anderen Regionen dagegen als inten- sive Wirtschaftsweise (=hohe Dünger- & Pflanzenschutzgaben, hohe Besatzdichte auf der Weide) umgesetzt wird? Er- klären Sie anhand von Sachebenenzusammenhängen jeweiliges Potential und Limit der beiden Produkionsformen. Ge- hen Sie dazu auf die Aspekte Versorgungssicherheit (= Verfügbarkeit von Nahrung & Trinkwasser) und Klimabilanz (= CO2-Fußabdruck) ein. c) Entwickeln Sie anhand der interdisziplinären Sachebene begründete Kriterien mit welchen Förderprogramme interna- tionaler Organisationen wie FAO, EU etc. nachvollziehbar entscheiden können, in welchen Regionen der Erde ausge- wählte Formen der Tierproduktion gefördert werden soll und in welchen Regionen die Tierproduktion über Alternativ- angebote für die Landwirte abgebaut werden soll.
#S2 In der Vorlesung haben Sie mit den KTBL-Berechnungsdaten, der NRW-Landwirtschafts-App & den Vorgaben zur Stickstoffbilanzierung vor einer Wirtschaftsdüngerausbringung die Bandbreite und Auswirkungen von Produktionswei- sen kennengelernt. Nutzen Sie diesen Sachebenenhintergrund beim Entwickeln eines Argumentations- und Positions- konzepts. Wählen Sie dazu eine der folgenden drei Stakeholder als Ihre Rolle aus:
Sie sind die Managerin eines Investmentfonds, welcher in Deutschland eine Reihe von Stadtwerken mit ihren Trink- wasserbrunnen aufgekauft und mit dem Ziel, groß in das Exportgeschäft mit abgepacktem Wasser einzusteigen, privati- siert hat. Allerdings ist der Nitratgehalt für den Export in einige Länder mit lukrativem Preisniveau in der Golfregion für die dortigen Vorgaben zu hoch. Sie bereiten deswegen ein Positionspapier vor, mit dem Lobbyarbeit für eine Ver- schärfung der Vorgaben zur Gülle- und Mineraldüngerausbringung bei politischen Entscheidungsträgern gemacht wer- den soll.
- Sie sind die Managerin eines Investmentfonds, welcher in Deutschland eine Reihe von landwirtschaftliche Produkti- onsstätten mit Ausrichtung auf intensive Tierhaltung/-mast mit dem Ziel, groß in das Exportgeschäft mit Lebendfleisch einzusteigen, aufgekauft hat. Allerdings ist aufgrund der Gülleentsorgungskosten das Preisniveau der produzierten Tiere für den Export in einige Länder in der Golfregion im Vergleich mit der Konkurrenz zu hoch. Sie bereiten deswegen ein Positionspapier vor, mit dem Lobbyarbeit für ein Abbau der Vorgaben zur Gülle- und Mineraldüngerausbringung bei politischen Entscheidungsträgern gemacht werden soll.
- Sie sind Regierungsreferentin im wissenschaftlichem Dienst der Bundesrepublik und damit dem volkswirtschaftlich- em Allgemeinwohl in all seinen interdisziplinären Facetten (= mittelfristiger Erhalt von Wohlstand, Wertschöpfung, Wirtschaft, Umwelt, Arbeitsmarkt, Gesundheit, ethischen Grundwerten/Grundgesetz etc.) verpflichtet. Aufgrund der Lobbyarbeit veschiedener Seiten wird bei Ihnen angefragt, ob Vorgaben zur Düngemittelausbringung verändert bzw. aus welchen Sachebenenzusammenhängen in welche Richtung weiterentwickelt werden sollten.
#S3: Als Absolventin des FB05 haben Sie bei einer Consultingagentur angefangen, welche Expertisen für die Bundesregie- rung erstellt. Ein aktueller Anlaßgeber für ein Beratungsprojekt waren die Bauernproteste gegen die Agrardieselsubven- tionskürzungen. Für diesen Auftrag sollen Sie ein über Sachebenzusammenhänge getragenes Konzept entwickeln, wel- che Aspekte verschiedener Minsiterien berücksichtigt: - Arbeitsministerium: Vermeiden von Betriebspleiten & Entlassungen. - Wirtschaftsministerium: Strukturwandel zur Energiewende von fossiler zu erneuerbarer Energie pushen. - Finanzministerium: Veränderungen müssen mindestens haushaltstechnisch kostenneutral sein, besser noch wenn Um- setzung mit weniger Staatskosten möglich ist. - Umweltministerium: Umbau zu nachhaltiger Landwirtschaft soll dabei gefördert werden. - Außenministerium: Für bessere Verhandlungspositionen soll Abhängigkeit von fossilen Energieimporten reduziert werden. - Kanzleramt: Es müssen sich irgendwie die Forderungen aller Ministerien im Konzept finden lassen, damit es von allen auch getragen wird.
Als Idee steht im Raum, daß man doch für Lebensmittel mit regional angebauten, pflanzlichem Eiweiß den Mehrwerts- teuersatz reduzieren könnte, um den Landwirten über die Ausweitung dieses Marktsegments und dem steigendem An- bau von bestimmten Pflanzen neue Verdienstmöglichkeiten zu schaffen mit welchen der Agrardieselsteuerermäßigungs- abbau kompensiert werden könnte.
Entwickeln Sie dazu einen von der Sache her begründeten Arbeitsplan (=Arbeitspakte + Milestones/Zwischenergenisse nach dem warum-weil&wie-wozu-Denkprinzip) für ein von der Bundesregierung gefördertes Leuchtturmprojekt. Ma- chen Sie dabei differenzierende Abwägungen zu Potential & Limits, in dem Sie Zusammenhänge aus den Themenfel- dern Rapsanbau, CO2-Zertifikate, Betriebsberatung & Ökologie nutzen.
Sie haben einen Nebenerwerbslandwirt aus dem Braunkohlerevier geheiratet und lassen sich zur Zukunftsplanung Ihres Betriebs von der Landwirtschaftskammer beraten. Von den Großeltern wissen Sie, daß Ihre Anbauflächen vor dem Start des Braunkohletagebau eher zur Staunässe geneigt haben, vergleichbar mit Grenzlagen mit relativ hohem Grundwasser- spiegel wie am Rand von Moorgebieten. Da mit dem Ende des Braunkohlereviers ja auch das Abpumpen des Grund- wassers aufhören wird, gehen Sie von einem Anstieg des Grundwasserspiegels in den nächsten Jahren aus. Da Ihr Betrieb im Nebenerwerb geführt wird und Sie über eine Anstellung beim Staat noch über eine weitere, vom land- wirtschaftlichem Erfolg unabhängige Einkommenssäule verfügen, schlägt Ihnen die Beratungsstelle vor, sich an einem gefördertem Projekt zur Wiedereinführung des Faserpflanzenanbaus (= z.B. Flachs, Hanf, Elefantengras etc.) zu beteili- gen. Für die Entscheidungsfindung entwickeln Sie für sich folgende Aspekte als Gesamtzusammenhang zum erklärendem Nachvollziehen von Sachzusammenhängen und Abwägungsfällen:
- Faktoren zur Beschreibung/Einteilung unterschiedlicher Böden bzw. Veränderungen im Bodenaufbau, welche das An- baukonzept beeinflussen. - Ökologische Kreisläufe und Zusammenhänge im allgemeinem und in Bezug auf den o.g. Anwendungsfall. - Wertschöpfungsmöglichkeiten und Faktoren für den Vermarktungserfolg. - Abwägungsaspekte zur Entscheidung, ob Nebenprozessströme bzw. mögliche Koppelprodukte im Wertschöpfungs- konzept eingeplant werden sollen oder nicht.
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