Psychiatrischer Notfall Definition
= eine medizinische Situation, in der das akute Auftreten oder die Exazerbation einer bestehenden psychiatrischen Störung zu einer unmittelbaren Gefährdung von Leben und Gesundheit des Betroffenen und/oder seiner Umgebung führt und sofortiger Diagnostik und/oder Therapie bedarf
Problem bei einem psychiatrischen Notfall
Pat. sind häufig nicht kooperativ, kommunikativ oder einschätzbar hinsichtlich der Gefährdungssituation
Häufigkeit
was sind die häufigsten Einsatzzursachen
14,7% psychiatrische Notfälle
etwa gleich häufig wie neurologische (5-11%) oder traumatologische Notfälle (9-14%)
in hausärztlicher Praxis 10%
häufigsten Einsatzursachen:
Alkoholintoxikation (30-40%)
Erregungszustände (10-30%)
Suizidalität (15-25%)
in 20-30% werden Einsätze als schwer bis lebensbedrohlich eingeschätzt
so häufig wie neurologisch, seltener als internistisch aber häufiger als traumatologisch
in 20% Zwangsmaßnahmen
in allgemeinmedizinischen Einrichtungen werden psychiatrische Notfälle als solche in 30-60% nicht erkannt oder nicht adäquat behandelt
Psychiatrische Notfallsyndrome
Psychomotorischer Erregungszustand
Delir
Psychopharmakogene Notfälle
Drogen-Intoxikationen
Hypovigilant-hypoaktive Notfälle
Angst, Panik und akute Belastung
Akute Suizidalität
—> Syndromale Überschneidungen sind eher die Regel als Ausnahme
Identifikation klinischer Leitsymptome
Psychopathologie:
Störung des Bewusstseins
Störung des Antriebs
Störung der Stimmung
Wahn- und Wahrnehmungsstörung
Angst- und Paniksymptome
Notfallsyndrom psychomotorischer Erregungszustand
primär psychiatrische Ursache
Akut neurologische Erkrankung
akut internistische Erkrankung
Status desorganisierter und zielloser psychomotorischer Hyperaktivität
impulsives und/oder unberechenbares Verhalten
gereizt-aggressives und einschüchterndes Verhalten
vermehrte Reaktivität gegenüber inneren und äußeren Stimuli
Irritabilität
unkooperatives Verhalten bzw. Widerstand gegen die Behandlung
reduzierter Schlaf
Primär psychiatrische Ursache:
Manie
Akute Psychose/Katatonie
Panikattacke
Persönlichkeitsstörung
Demenz
—> Psychopathologie, Vorgeschichte, Fremdanamnese
Encephalitis (NMDA, …)
(Post-)Iktales Geschehen
Cerebrale Raumforderung
—> Neurostatus, cMRT/LP, EEG
Akut internistische Erkrankung
Elekrtolytentgleisung
Hyperthyreose
Kausalitäten des Delirs
Hypoglykämie
Intoxikation, Entzug, …
—> Körperlicher Befund, Labor, Drogen-Screen
Notfall-Pharmakotherapie
Hochpotente (klassische) Antipsychotika
Haloperidol 5-10mg
Monotherapie bei KI für atem- und kreislaufdepressiver Medikation (z.B. bei Alkoholintoxikation)
Niederpotente Antipsychotika
Melperon o. Promethazin 25-50mg
Atypische Antipsychotika
Risperidon 2mg, Olanzapin 10mg
Benzodiazepine
Lorazepam 1-2,5mg, Diazepam 5-10mg
alleinige Gabe zur Vermeidung unangenehmer Nebenwirkungen erwägen
Verbale Deeskalation, “talking down”
Gesprächsführung nur durch eine, max zwei Personen
Empathisches und respektvolles Gegenübertreten
Aggression als unerwünschtes Verhalten benennen
Eigene Verhandlungsbereitschaft erkenne lassen, etwa durch Hilfsangebote, Wahlmöglichkeiten
Kontaktherstellung zu Angehörigen oder anderen anbieten
ABER: keine (unmittelbaren) Zusagen machen, die nicht eingehalten werden können!!!!
Notfallsyndrom Delir
Definition
Prädisponierende Faktoren
Definition:
klinisches Syndrom einer akuten, ätiologisch unspezifischen, globalen Hirnfunktionsstörung
exogener Reaktionstyp
Durchgangssyndrom
organisches Psychosyndrom
Akute Verwirrtheit
Häufigkeit:
80% der intensivpatienten
20% post-OP der > 70 J.
Letalität 25-33% im 6-monatigen Intervall
Prädispositionen:
Alter >70J
neurokognitive Störung (Haupt-RF)
Alkohol-/Benzo-Anhängigkeit (CAVE)
internistische Grunderkrankung
Delir: Cofusion-Assessment-Method (CAM-Screening)
Symptomatische Therapie des Delirs
—> ZUERST URSACHENSUCHE
Delir + Zusatzsymptome (“red flags”)
Notfallsyndrom psychopharmakogene Notfälle
Notfallsyndrom Drogen-Intoxikation
Notfallsyndrom hypovigilant-hypoaktive Notfälle
Ätioligische Zurodnung von Dissoziation, Stupor, Mutismus
Notfallsyndrom Suizidalität
Vollzogenen Suiziden ging voraus?
Risikogruppen?
Vollzogenen Suiziden ging voraus:
in 90% eine (neuro)psychiatrische Erkrankung
20-50% ein Suizidversuch
in 80% eine suizidale Ankündigung
Risikogruppen:
im höheren Alter -> chronische Schmerzen, soziale isolation
im jüngeren Alter -> Identitätskrisen, Drogenmissbrauch, Psychose
Suizidalität Zahlen
80% der Patienten mit konkreten Suizidplänen wurden in Notaufnahmen nicht als akut suizidal erkannt
ca 50% der Pat. wurden nach Suizidversuch aus einer Notnaufnahme ohne weitere Behandlung entlassen
Suizidversuche werden immer wieder als Unfälle verkannt
Suizidalität - Modelle der Kontinuitätsannahmen
Suizidalität - Diagnostik
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