Demografische Alterung
Veränderung der Altersstruktur zugunsten von höheren Altersgruppen
Lebenserwartung steigt
Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren vergrößert sich
Wieso sind ältere PatientInnen psychotherapeutisch unterversorgt?
• Psychische Störungen spielen im Alter keine Rolle mehr?
• Psychotherapie ist bei älteren unwirksam?
• eher: Vorurteile und Unsicherheiten bei Patient*innen, Vorurteile und Unsicherheiten bei Behandler*innen, Zugangsbarrieren, fehlende Vertrautheit mit passenden Konzepten
Besonderheiten bei älteren Menschen
Heterogenität: unterschiedliche Leben und Gesundheit (Altersgrenze 65+)
häufig kein Einbezug von älteren Menschen in Forschungsstudien
häufig Anwendung von Diagnoseinstrumenten, die nicht speziell für die Altersgruppe evaluiert sind
hohe Komorbidität
erschwerte Unterscheidung zwischen körperlichen Symptomen, Angst-, somatoformen und depressiver Symptomatik
erschwerte psychopharmakologische Behandlung durch Berücksichtigung zahlreicher Neben- und Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente
Komorbidität & Wechselwirkung
Wohlbefindensparadox
Beschreibung des Gesundheitszustands fällt nicht anders aus trotz hohem Alter
Besonderheiten: Berücksichtigung alterstypischer Veränderungen
(!)
Hörbeeinträchtigungen/Schwerhörigkeit
Visuelle Veränderungen
z.B. verlangsamte Lesegeschwindigkeit
Verlangsamte Reaktionszeit
v.a. bei komplexeren Aufgaben
Multimorbidität
bei 60-80%
Beeinträchtigte Aufmerksamkeit
Abnahme der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
langsmere Lernrate, neue Infos benötigen Wiederholung
Abnahme Langzeitgedächtnis
v.a. beim freien Erinnern Abnahme, Wiedererkennen besser
Wortfindungsstörungen
Visuelle räumliche Einbußen
z.B. beim Zeichnen
Abnahme der Abstraktionsfähigkeit und kognitiven Flexibilität
Abnahme der Muskelmasse
—> alles normale Veränderungen, nicht abrupt, entwickeln sich graduell mit der Zeit, nicht so schwerwiegend in der Regel
Definition Frailty (Gebrechlichkeit)
„…gesundheitlicher Zustand, in dem die Funktionsreserven des hochbetagten Körpers aufgebraucht sind und ein hohes Risiko für schwere, komplikationsreiche Krankheitsverläufe und weiteren Funktionsverlust besteht“
Welche 3 von 5 Faktoren müssen vorliegen für Frailty?
• unfreiwilliger Gewichtsverlust (über 10 % in einem Jahr oder mehr als 5 % in sechs Monaten)
• objektivierte Muskelschwäche (bspw. durch Handkraftmessung bestimmt)
• subjektive Erschöpfung (mental, emotional, psychisch)
• Immobilität, Instabilität, Gang- und Standunsicherheit mit Sturzneigung
• herabgesetzte körperliche Aktivität
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie: Frailty-Stufen
Diagnoseinstrumente für Frailty
Cardivascular-Health-Study (CHS) Kriterien nach Fried
hoher diagnostischer Aufwand
FRAIL (Fatique Resistance Ambulation Illness Lossofweight) Scale
einfacher als Fried; höhere Werte = ungünstiger
Barthel-Index
multimorbide und sehr alte Patienten
Grad der Unabhängigkeit in den Basisaktivitäten des täglichen Lebens
Empfehlungen für die Diagnostik
Hypothesen, wieso häufig deutlich geringere Prävalenzraten psychischer Störungen bei älteren Personen
• Fakt
• Erinnerungsbias
• Stichprobeneffekte (deutliche Selektion aufgrund von Sterblichkeit, kognitiven Einschränkungen, Hospitalisierungen)
• Symptome werden von älteren eher somatisch assoziiert
• Standardisierte Diagnostik nicht an Bedarfe Älterer angepasst
Auftreten von psychischen Störungen im Alter: wie sieht Störungsbild aus? wieso tritt es auf?
Prävalenzen
Lebenszeit
12-Monate/Punkt
PTBS/Trauma -> Alter
Verzögerte PTBS oder Traumareaktivierung im höheren Lebensalter wieso möglich?
• nachlassende kognitive Bewältigungskräfte und damit die Fähigkeit, traumabezogene Erinnerungen und Gefühle abzuwehren
• Kumulation von altersnormativen Verlusterfahrungen, z.B. Pensionierung, chronische Erkrankungen, Verlust von Bezugspersonen
• Häufung tatsächlicher oder drohender Erfahrungen des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit, die als „Trigger“ für Traumata fungieren (ggf. Gewalt in der Pflege)
• Wahrnehmung begrenzter Lebenszeit und dadurch bewusste oder unbewusste Motivation, sich mit Lebenserfahrungen auseinanderzusetzen
• Weniger Druck durch aktuelle Lebensanforderungen, daher mehr innere Kapazität, bisher Unbewältigtes wahrzunehmen
Substanzkonsumstörung im Alter
Persönlichkeitsstörungen im Alter
• kaum/unzureichende Kenntnisse
• meisten Persönlichkeitsstörungen lassen im Verlauf des Lebensalters in ihrer Schwere nach
• v.a. Cluster B, Ausdrucksform kann sich dabei ändern
• Cluster A & C Persönlichkeitsstörungen zeigen sich eher persistierend
Demenzielle Erkrankungen im Alter
Angststörungen im Alter
• zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter
2 spezifische Formen von Ängsten im Alter
Depressionen im Alter -> Onset
• Early-Onset-Depression (EOD): depressive Episode als Rezidiv im Rahmen Erkrankung aus erster Lebenshälfte
• Late-Onset-Depression (LOD): Depression tritt erstmals ab dem 60. Lebensjahr auf
• Late-Life-Depression (LLD): umfasst alle Depressionen bei Patient*innen ab dem 65. Lebensjahr, ungeachtet des Alters bei Erstmanifestation
Symptome bei Depressionen
Diagnostik Depressionen
Depression oder Demenz?
Tabelle Demenz vs Pseudodemenz
Suizide allgemein in Deutschland
Anteil der Suizide älterer Menschen an Suizidrate
Wie sieht die Suizidalität im Alter aus?
Risikofaktoren Suizide
• männliches Geschlecht
• Alter
• schlechte materielle Versorgung
• psychische Störungen
• Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit
• beginnende demenzielle Erkrankungen
• Somatische Erkrankungen mit chronischem Verlauf, starken Schmerzen, geringer Heilungsaussicht
• Schlechte körperliche Verfassung
• Einsamkeit
• Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Gefühle des Kontrollverlust
• Schwerwiegende Lebensereignisse
• Interpersonelle Konflikte
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