1) Geländeklima
Horizontale Größenordnung geographischer und meteorologischer Phänomene -auf Mikro- bis Mesoskale • Veränderte Energiebilanz: -im Gelände existieren keine homogenen Oberflächen → kleinräumige Veränderungen der Energiebilanz • Kleinräumige Veränderungen der Luftdruckgegensätze: -entstehen durch veränderte Energiebilanz -werden durch Winde ausgeglichen (Hochdruck → Tiefdruck) -Winde bewirkt durch Druckgradientenkraf
Wie lassen sich lokale Windsysteme (Land-See-Wind, Berg-Tal-Wind, Föhnwinde) erklären?
1) Land-See-Windsystem -bedingt durch Luftdruckunterschiede zwischen Meer und Land -Ausgleichsströmungen: Tag: Seewind & Nacht: Landwind
2) Hangwind -bedingt durch Luftdruckunterschiede zwischen Hang und Tal -Tag: anabatischer Hangaufwind & Nacht: katabatischer Hangabwind
3) Berg-Tal-Windsystem -bedingt durch Luftdruckunterschiede zwischen Hang und Tal sowie Berg und Tal -Morgen: Bergwind → Hangaufwind stoppt Bergwind -Mittag: Talwind -Nachmittag: Hangaufwind stoppt → nur noch Talwind -Abend: Hangabwind + Talwind -später Abend: Talwind stoppt → nur noch Hangabwind -Nacht: Bergwind
4) Föhn -bedingt durch die gezwungene Hebung von Luftmassen -Luftmassenanstieg am Berg
2a) Stadtklima -Einführung, Skalen, Methoden
• Definition: „den von spezifischen städtischen Oberflächenstrukturen sowie anthropogenen Wärme- und Schadstoffemissionen veränderten Zustand der atmosphärischen Grenzschicht in der Stadt“ • Betrachtet im engeren Sinne meteorologische Aspekte (physikalische Prozesse) und im weiteren Sinne Atmosphärenchemie (Veränderung der Zusammensetzung) • Beinhaltet Stadtmeteorologie (kurzfristige Prozesse)
Konzepte einer Stadt (naturwissenschaftlich)
1) Urbanes Ökosystem • Urbane Umgebung ist kulturell und biophysikalisch gleich -kulturelle Artefakte: Straßen, Gebäude und Industrie -biophysikalisch Umgebung (Sphären) wird durch kulturelle Artefakte geprägt → beides zusammen ergibt urbanes Ökosystem • Städtische Ökosysteme sind sehr variabel
Besonderheiten des Stadtklimas im Vergleich zum Umland (mindestens 5 Besonderheiten. Welche 5 Besonderheiten kennen Sie?)
Auf verschiedenen Skalen: gesamte Stadt, lokale Skala, Mikro-Skala • Aerodynamisch: Veränderung des Windprofils durch Gebäude 1) ErhöhteTurbulenz und Böigkeit 2) Abbremsung durch Gebäude und Reduktion der mittleren Windgeschwindigkeit 3) Eigene Zirkulationen und Windsysteme → Flurwind • Energie: 1) Strahlungsfalle 2) Differenzielle Abschattung 3) Reduzierte Evaporation und Transpiration 4) Anthropogener Wärmefluss
Skalen und urbane (morphologische) Einheiten
Skalen: Fassade → Stadtelemente (Gebäude) → Blocks und Straßen Canyon → Nachbarschaften bzw. Local Climate Zones → Stadt
Methoden
• Beobachtung: -über Sensoren in der städtischen Atmosphäre (in situ) (Wetterhütte, mobile Messtationen, in der Luft etc.) -Fernerkundung (Sensoren, Kameras, Satelliten) -Vorteil: nah an aktuellen Verhältnissen -Nachteil: sehr punktuelle Messung (räumlich und zeitlich wenig gut aufgelöst) • Modellierung: a) numerisch -digitale Rekonstruktion einer Stadt -Vorteil: Elemente können verschoben werden, Messung nicht nur punktuell -Nachteil: nur Annäherung an Realität, nicht alle Prozesse können gleichzeitig betrachtet werden b) physikalisch -Stadtmodelle werden nachgebaut
2b) Stadtklima – Strahlungs/Energiehaushalt → (Urbane) Energiebilanz
Erinnerung: Phasenübergänge und Energie -wenn Wasser verfügbar ist, erfolgt ein Großteil des Energietransports über latenten Wärmestrom (QE) →Verdunstung von Wasser verbraucht viel Energie
Urbane Energiebilanz (UEB)
Im „Umland“ fehlt der anthropogene Wärmefluss (QF)
Welche Terme der urbanen Energiebilanz (UEB) sind verändert?
Oberfläche ist nicht fest definiert (viele einzelne Oberflächen mit eigener Energiebilanz) → anstatt einzelnen Flächen werden Volumina betrachtet • Veränderung der Energiebilanz: -es kommt seitlicher Energiefluss hinzu (Advektion ΔQA rein - raus) -Bodenwärmestrom (QG) wird zu ΔQS (Wärme nicht nur in Boden, sondern auch in Gebäude) -anthropogener Wärmestrom QF kommt hinzu
Wie werden die Terme im Einzelnen verändert?
Beispiele im Tagesgang: -sensibler Wärmestrom (QH) variiert im Vergleich zum latenten Wärmestrom (QE) → in Städten weniger starker Energieaustausch über latente Wärme (→ geringere Wasserverfügbarkeit→ Versiegelung, unterirdischer Abfluss) -Speicherterm ΔQS hat tagsüber hohen Energiegehalt und verliert nachts viel • Beispiele Asphalt und feuchtes Gras im Tagesgang: -feuchtes Gras: Großteil der Energie im latenten Wärmestrom und weniger in sensiblen → Luft über der Fläche erwärmt sich deutlich weniger erwärmt -Asphalt mit sehr hohem sensiblen Wärmestrom und hohem Speicherterm
Veränderungen von Q* (Strahlungsbilanz) und Energiebilanz in Städten
1) Q* -Kurzwellige Einstrahlung K↓ durch Trübung der Atmosphäre verändert -kurzwellige Ausstrahlung K↑ durch Materialeigenschaften der Stadt (Albedo) -langwellige Ausstrahlung L↑ durch Oberflächentemperaturen -Gegenstrahlung durch städtische Atmosphäre → bedingt durch Geometrie der Bebauung (z.B. Beschattung in engen Gassen) • Skyview-Factor: Anteil des Himmels der sichtbar ist → und Materialeigenschaften (z.B. helle Dächer) • Städtische Elemente mit großen Unterschieden
2) Urbane Energiebilanz (UEB) a) Latenter Wärmefluss (QE) -je mehr Vegetation, desto mehr Energie wird anteilig in QE umgesetzt b) Anthropogener Wärmestrom (QF) -viel größer als überall sonst -je dichter bebaut, desto höher -größerer Einfluss, wenn Sonneneinstrahlung klein ist -je größer, desto dichter die Bevölkerung -variiert je nach Klimazone und Jahreszeit
Was zeichnet die städtische Wärmeinsel (UHI) aus?
Städte sind fast immer wärmer als ihre Umgebung = Wärmeinsel • Beispiel für unbeabsichtigte Klimaänderung durch Menschen -z.B. frühere Pflanzenblüte und niedrigere Heizkosten
Welche UHI-Typen werden unterschieden?
1) Subsurface Wärmeinsel UHISub (Unterflur Heat Island) -Überwärmung des städtischen Untergrundes gegenüber dem Umland 2) Oberflächen Wärmeinsel UHISurf→ SUHI -Unterschiede in der Oberflächentemperatur 3) Atmosphärische Wärmeinseln a) Canopy Layer Heat Island UHIUCL (Stadthindernisschicht) → CLHI b) Boundary Layer Heat Island UHIUBL (Stadtgrenzschichtwärmeinsel)
Zeitlicher Verlauf der UHI (ΔT Stadt – Umland)
1) Tagesgang • tagsüber kleine UHI (oder sogar negativ) • abends reduzierte Abkühlung in der Stadt (Speicher, reduzierte Ausstrahlung) • nachts vor Sonnenaufgang: starke UHI • morgens: langsamere Erwärmung der Stadt (Material, Speicher) • bei Sonnenaufgang erwärmt sich Umland schneller als Stadt, da Stadt noch viel Wärme gespeichert hat welche in Speicherterm übergeht • mittags sind T Umland und T Stadt gleich oder Umland ist wärmer → keine Differenz → keine UHI • abends/kurz vor Sonnenuntergang: Umland kühlt sich schneller ab als Stadt → Differenz → UHI → Energie in städtischen Materialien wird wieder freigegeben → langwellige Ausstrahlung reduziert durch Geometrie der Straßenschluchten (wird so viel von den Wänden reflektiert, dass nur wenig Strahlung die Gasse verlässt)
2) Jahresgang • Strahlungsantrieb (Einstrahlung, Tageslänge) • Vegetationsperiode → Bowen Ratio (QH/QE) • Geringer Einfluss des anthropogenen Wärmestroms QF (in unseren Breiten maximal im Winter) • Wetter: Wind, Wolken, Niederschlag, (Bodenfeuchte) • Maximale Temperaturen tagsüber → geringer Jahresgang • Minimale Temperaturen nachts → stärkere Amplitude und stärkerer Jahresgang → im Sommer stärker, da mehr kurzwellige Einstrahlung, mehr Energie, stärkere Temperaturunterschiede
3) Thermoisoplethen • Tagsüber kaum und nachts stärker • Im Sommer stärker als im Winter
Meteorologischer Einfluss auf die CLUHI
• Bei wenig Wolken und Wind am stärksten ausgeprägt
a)
Wolken: in der Stadt geringere Ausstrahlung → wenig Wolken → geringere nächtliche Gegenstrahlung -Bsp.: bei hohen Cirrus-Wolken geringe langwellige Gegenstrahlung → CLUHI ausgeprägt
b) Wind: lässt Wärmeinsel Verdriften, mehr Durchmischung
Wann ist die CLUHI am stärksten, wann die SUHI (Tages- und Jahreszeit)? Warum?
Welche Merkmale der Stadtstruktur beeinflussen die UHI (mind. 2)?
Verbaute Materialien • Vergrößerte Oberfläche (Faltung) → erhöhter Wärmestrom in Baukörper
Sie kennen die Local Climate Zones (LCZs) und können Sie zuordnen. Wie sind diese definiert?
• Definition: regions of uniform surface cover, structure, material and human activity that span hundreds of meters to
several kilometers in horizontal scale
• Ohne kulturelle Besonderheiten
• Viele Charakteristika (Geometrie, Wärme, Strahlung, Aerodynamik, …)
• UHI kann zwischen LCZ definiert werden und nicht nur zwischen Stadt und Land
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