Definitionen der Gesundheitsförderung
Ottawa-Konferenz und Charta 1986
VL 2
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Gesundheitsförderung (Ottawa-Erklärung)
Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen
Weiterentwicklung (Jakarta-Erklärung)
Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der Menschen befähigen soll, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie zu verbessern durch Beeinflussung der Determinanten für Gesundheit
Veranstalter
WHO zusammen mit der Canadian Public Health Association und Health and Welfare Canada
Teilnehmer
240 Teilnehmer aus 35 überwiegend Industrieländern
Charta
Fasst die wichtigsten Ziele und Prinzipien des Handlungskonzepts Gesundheitsförderung zusammen und ergänzt sie um spezifische Handlungsprinzipien und Handlungsbereiche der Gesundheitsförderung
Als Aktionsprogramm zur Erreichung des Ziels „Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000“ und darüber hinaus verstanden
Handlungsstrategien zur Gesundheitsförderung
Handlungsfelder der Gesundheitsförderung: Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln, Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen
Anwaltschaftliches Eintreten für Gesundheit
Beeinflussung politischer, ökonomischer, sozialer, kultureller, biologischer Umwelt- und Verhaltensfaktoren
Befähigen und Ermöglichen
Individuen oder Gruppen in die Lage versetzen, Kontrolle über ihre Gesundheitsbelange auszuüben sowie ihre Ressourcen zu fördern und zu nutzen (Gesundheitskompetenz, Empowerment)
Abbau von sozialer Ungleichheit
Vermitteln und Vernetzen
Die aktive und permanente Kooperation mit allen Akteuren innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens
Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln
Gesundheit in allen Politikbereichen und allen Ebenen auf der politischen Tagesordnung
Politiker müssen sich der gesundheitlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen und ihrer Verantwortung für Gesundheit bewusst sein
-> Politik beeinflusst erheblich die Verhältnisse der Bevölkerung im Umfeld von Arbeit, Ausbildung, Wohnen, Freizeit, Versorgung
Anwenden von sich ergänzenden Ansätzen
-> Z.B. Gesetzesinitiativen, steuerliche Maßnahmen, organisatorisch- strukturelle Veränderunge
Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen
Durch Gesundheitsförderung sollen Lebenswelten geschaffen werden, die Menschen Schutz vor Gesundheitsgefahren bieten und sie in die Lage versetzen, ihre Fähigkeiten auszuweiten und Selbstvertrauen in Bezug auf gesundheitliche Belange zu entwickeln
Gesundheitsfördernde Lebenswelten umfassen Orte, an denen Menschen leben, arbeiten, spielen und ihre Freizeit verbringen -> Z.B. Stadt, Gemeinde, Wohnung, Arbeitsplatz, Schule, Kindergärten
Lebenswelten schließen den Zugang von Menschen zu Ressourcen und Dienstleistungen für Gesundheit sowie die Wechselbeziehungen zu ihrer Umwelt ein
Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen
Persönliche Kompetenzen entwickeln
Gesundheitsdienste neu orientieren
Handlungsfelder der Gesundheitsförderung: Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen, Persönliche Kompetenzen entwickeln, Gesundheitsdienste neu orientieren
Unterstützung von: Nachbarschaften, Gemeinschaftsaktivitäten von Bürgern, Selbsthilfeaktivitäten und Gemeinden
im Sinne einer: erhöhten Selbstbestimmung, Autonomie und Kontrolle über die eigenen Gesundheitsbelange
Fähigkeiten entwickeln, die es ermöglichen, sein Leben zu gestalten, Herausforderungen zu meistern und Veränderungen der Umwelt zu integrieren -> Z.B. Kommunikations- und Entscheidungsfähigkeit, Problemlösekompetenz, Umgang mit Stress
Gesundheitsförderliche Verhaltensweisen (wie gesunde Ernährung, Bewegung, soziale Kompetenzen, gesunde Denkmuster) erlernen
Partizipation und Selbstbestimmung, zu lebenslangem Lernen befähigen
Mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen umgehen können
Gesundheitliche Aufklärung, Gesundheitserziehung, -bildung, -beratung sowie Patientenedukation
Ein Versorgungssystem aufbauen, das sich auf die stärkere Förderung von Gesundheit konzentriert und nicht wie bisher auf medizinisch-kurative Betreuung
Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen
Koordination zwischen dem Gesundheitssektor und anderen gesundheitsrelevanten sozialen, politischen und ökonomischen Kräften verbessern
WHO Weiterentwicklungen
-> Nicht alles auswendig lernen
1988: Konferenz in Adelaide, Australien
Aktionsbereich Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik wurde weiterentwickelt: Sorge um Gesundheit und Chancengleichheit
1991: Konferenz in Sundsvall, Schweden
1997: Konferenz in Jakarta, Indonesien
2000: Mexiko-Konferenz und -Erklärung der Gesundheitsminister
Rahmen für Nationale Aktionspläne
In Deutschland nie erstellt, aber Stimulus für Präventionsgesetz
2009: Nairobi-Konferenz
Nairobi-Aktionsaufruf zum Schließen der „Lücke der Implementierung inder Gesundheitsförderung“, die auch in Deutschland besteht
2012: Gesundheit 2020
Rahmenkonzept und Strategie der Europäischen Region
Strategische Ziele der Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit und der Verbesserung von Führung und partizipativer Steuerung für die Gesundheit (governance for health)
2013: Helsinki-Konferenz
Erklärung zu „Health in all Policies“
2015: Die Agenda 2030 (Vereinte Nationen)
Nachhaltige Entwicklung mit den Sustainable Development Goals (SDG), die nachhaltige Entwicklung mit Armutsbekämpfung und Gesundheit(sförderung) verknüpfen
2016: Shanghai-Konferenz
Erklärung über Gesundheitsförderung im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit Gesundheit als politische Entscheidung und den strategischen Prioritäten
Verantwortungsbewusste Regierungsführung
Maßnahmen in Städten und Gemeinden
Befähigung der Menschen zur Förderung ihrer Gesundheit
Entwicklung in Deutschland: PrävG
Präventionsgesetz (PrävG), seit 25. Juli 2015 in Kraft
Die Zusammenarbeit der Akteure in der Prävention und Gesundheitsförderung wird gestärkt
Gesetzliche Kranken-, Renten-, Unfallversicherung, soziale Pflegeversicherung, private Krankenversicherungen
Nationale Präventionskonferenz für gemeinsame Ziele
Die Soziale Pflegeversicherung erhält einen Präventionsauftrag
Förderung der Impfprävention
Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen werden weiterentwickelt
Krankenkassen und Pflegekassen sollen jährlich mehr als 500 Mio. Euro für Gesundheitsförderung und Prävention investieren
Der Schwerpunkt liegt dabei auf Lebenswelten wie Kitas, Schulen, Kommunen, Betrieben und Pflegeeinrichtungen
Probleme und Herausforderungen der GF
Diskrepanz zwischen der rhetorischen und programmatischen Verbreitung und Akzeptanz des Gesundheitsförderungsprogramms und tatsächlichen Investitionen und Infrastrukturen
Schwer überschaubare Vielfalt von Akteuren und Aktivitäten
Mängel an politischer Strukturbildung und klarer Aufgabenteilung
Intersektorale Kooperation schwierig
Gesundheitsressort ist gegenüber anderen Ressorts, wie z.B. Wirtschaft und Verkehr, eher durchsetzungsschwach
Ziel: andere Sektoren über Gesundheitsprobleme zumindest informieren
Viele Einzelaktivitäten verhindern Nachhaltigkeit
Partizipation als zentraler Leitbild-Aspekt bisher kaum umgesetzt
Konzentration auf Appelle zur Eigenverantwortung
Wird der Komplexität der Determinanten von Gesundheit nicht gerecht
Dominanz der Prävention
Zurückdrängen der Gesundheitsförderung
Ökonomismus
Vorrang wirtschaftlicher Interessen
Dominanz der Medizin
Definitionsmacht
Auswahl: Theorien der Verhaltensänderung
Gesundheitspsychologische Ansätze
VL 3
Begriffe
Gesundheitsförderung und Verhaltensänderung
Verhaltensänderung als Teil der Gesundheitsförderung
Verhaltensmodifikation
Traditionell: Anwendung von lerntheoretischen Techniken
Systematisches Vorgehen
Verhaltenstherapie
Klinischer Zusammenhang
Hier: Verhaltensmodifikation = Verhaltensänderung
z.B. Sozial-kognitive Theorie von Bandura, TTM, HAPA-Modell
PRECEDE/PROCEED-Modell
Verhaltensorientierte Ansätze
Lerntheorien
Kognitive Ansätze
z.B. Einstellungsänderung, Attributionstheorie, Patientenedukation
Emotionsorientierte Ansätze
z.B. Emotionsregulation, Stressbewältigung
Gesprächsorientierte Ansätze
z.B. motivierende Gesprächsführung, Kommunikationstheorien
Ressourcenorientierte Ansätze
z.B. Resilienz, Salutogenese
Health-Belief-Modell
Theorie des geplanten Verhaltens
Theorie der Schutzmotivation
Sozial-kognitive Theorie von Bandura
TTM
HAPA-Modell
Gerüst für Entwicklung und Evaluation von Gesundheitsmaßnahmen
Entstehung 1974 als Planungsmodell
Seit 2005 auch Einbeziehung von Konstrukten anderer Theorien
Zweck
Projekte partizipativ und ergebnisoffen beginnen und sie bedarfsorientiert durchzuführen
Unterscheidung von kausalen Theorien und Aktionstheorien
Kausale Theorien erklären die Beziehung zwischen Einflussfaktoren oder Determinanten eines Verhaltens und deren Wirkungen
Aktionstheorien erklären, wie die Interventionsmaßnahmen diese Determinanten als Projektergebnis beeinflussen (sollen)
PRECEDE
Übersetzt: „in Zeit- oder Reihenfolge vorangehen“
Akronym für „Predisposing, Reinforcing and Enabling Causes in Educational Diagnosis and Evaluation“
Mehrphasiger Diagnoseprozess mit Einbeziehung der Betroffenen
Zentrale Frage
Warum kann und soll das Programm dazu beitragen, die Lebensqualität bzw. Gesundheit einer Population zu verbessern?
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