Definition Frühgeburt
Um eine Frühgeburt handelt es sich, wenn ein Lebendgeborenes vor der vollendeten 37. SSW zur Welt kommt.
Bei Kindern, die vor der 30. SSW geboren werden spricht man vereinzelt auch von „frühen Frühchen“ oder „Extremfrühchen“.
Reifezeichen Frühgeborene
Vernix caseosa
erst nicht vorhanden, dann bis 35 SSW zunehmend
Ausstattung der Rea-Einheit
vorgewärmte Reanimationseinheit (kontinuierliche Überprüfung der Temperatur von 37° C), vorgewärmte Unterlagen, Tücher
vorgewärmter Raum (Zugluft meiden)
Beatmungsgerät inkl. Schläuche (Füllung der O2- u. Druckluftflaschen) überprüfen
Beatmungsbeutel, O2-Schläuche u. Masken, Stethoskop
Intubationsmaterial (verschiedene Tubusgrößen, Magillzange, Fixierung, Laryngoskop etc.)
Notfallkoffer, Medikamente, Infusionen und Zubehör
Überprüfen des Absauggerätes u. der Absaugschläuche
Monitoring: Elektroden, EKG-Kabel, SättigungsSensor, RR-Manschette, Grenzparameter überprüfen
Apgar –Uhr
Handschuhe (steril / u. unsteril), Händedesinfektion
Magensonden, Pflaster, Verbandsmaterialien, Handtücher / Windeltücher
Pflegedokumentation
ggf. Erstabsaugung von Schleim, Fruchtwasser o. Blut
Vitalkontrolle (APGAR, pH-Analyse), Erstuntersuchung (U1)
ggf. Infusionen und Medikamentengabe überwachen
ggf. Infusion anlegen und Blutwerte-Kontrolle (BGA/BZ)
ggf. Unterstützung der Atmung (Sauerstoff-Gabe, Nasen-CPAP, Maskenbeatmung o. Intubation)
Reinigung des Kindes (Vernix caseosa belassen – Schutz vor Austrocknung)
Eltern-Kind-Beziehung (je nach Situation Kind zeigen, Kind auf Bauch legen)
Information und Beratung der Eltern
Dokumentation der Geburtsanamnese
Grundausstattung Intensivstation
mobile Intensivpflegeeinheit
Aufnahme- und Reanimationsplatz
Blutgasanalysegerät
fahrbares Röntgengerät
fahrbares Sonographiegerät
fahrbares EKG-Gerät
fahrbare OP-Leuchte
fahrbarer Wärmestrahler
Notfallwagen / Notfallkoffer
Wandschränke
Vorrichtungen für die Geräte Desinfektion
Laminar Airflow/Berner Box
Faktoren Transport von Frühgeborenen
Für den Transport gilt die Regel: „Sicherheit / Qualität vor Schnelligkeit“
Ruhiger, koordinierter und schonender Transport, ggf. Känguru-Transport
Transportteam i. d. R. bestehend aus einer Pflegeperson und einem Arzt pro Kind
vor Transport die Pflegenden der Intensivstation über Zustand des Kindes informieren (Anamnese, AZ, SSW, KG, evtl. Fehlbildungen etc.)
transportables Beatmungsgerät und Schläuche, Füllung der O2- u. Druckluftflaschen überprüfen
Beatmungsbeutel, O2-Schläuche u. Masken, transportables Absauggerät u. Absaugschläuche überprüfen
Intubationsmaterial, Stethoskop
Überprüfen der Inkubatortemperatur von 37°C
Transportabler Monitor: Elektroden, EKG- u. Sättigungs-Sensor, RR-Manschette, Grenzparameter überprüfen
Notfallkoffer, Medikamente, Infusionen
Stromkabel mit Adapter
Handschuhe (steril / unsteril), Händedesinfektion
Magensonden, Fixierung, Pflaster, Verbandsmaterialien
Schlüssel für Aufzug
Während des Transports:
Kind in einem Nestchen im Inkubator lagern
ggf. 1. Kontakt Eltern – Kind ermöglichen
Kontinuierliche Überwachung des Kindes - Transportprotokoll
Körpertemperatur überprüfen u. ggf. anpassen (Klarsichtfolie über Kopf u. Rumpf bei längeren Transporten)
Bei Infusionen: Einstichstelle u. Infusionsgeschwindigkeit überprüfen
Hygiene beachten, beim sterilen Absaugen stehen bleiben
Behandlungsgeräte auf der Intensivstation
Inkubatoren
Beatmungsgeräte mit Schläuchen und Befeuchtersystem
Absauggeräte
Beatmungsbeutel
Fototherapielampen
Aufbau eines Patientenplatzes
Bett ja nach Alter des Kindes
Beatmungsgerät mit komplettem System, dazu Aqua dest. zum anfeuchten der Atemluft
Sauerstoffinsuflation
Beatmungsbeutel mit passender Maske
Absauggerät mit der Größe des Kindes entsprechenden sterilen Absaugkathetern
NaCl 0,9%ig zum Anspülen beim Absaugvorgang
sterile Handschuhe
Stethoskop Monitor mit entsprechenden Sonden zur Überwachung des Kindes Perfusoren und Infusomaten in der benötigten Anzahl Händedesinfektionsmittel unsterile Handschuhe Pflegetablett Pflegekittel Dokumentation Der Patientenplatz sollte aus hygienischen Gründen in eine reine und eine unreine Seite unterteilt werden.
Aufteilung pädiatrische Intensivstation
Patientenräume: Intensivbehandlung (Beatmungsraum), Intensivüberwachung (frisch extubierte Patienten, Monitore), Frühgeborenenspezialpflege (Inkubatoren), Normalpflegeräume, Isolierraum für Infektionen
Personal- und Elternräume: Schleuse und Umkleideräume für Personal und Besucher, Ärztezimmer, Schwesternarbeitsraum, Bereitschaftszimmer, Schlafzimmer, Personalaufenthaltsraum Teeküche, Elternsprechzimmer, Stillzimmer, Elternschlafzimmer (Wohnheim), WC, Duschen
Technische Räume: Notfallabor, Geräteraum, Stellplätze für mobile Intensivpflegeeinheit, Röntgengerät, Infusionszubereitungsraum, Putzraum.
Berner Box
weibliche Genitalien
flache bis kleine innere Labien
später Labien größer
Reifezeichen Neugeborenen Finger- und Fußnägel
dünn u. fransig, erreichen nicht die Kuppen
Reifezeichen Frühgebrene:
Haut
Reifezeichen Frühgeborenes
Lanugobehaarung
sehr früh: keins, später zunehmend
Fußsohlen
wenige bis keine Furchen
Augen/Ohren
sehr unreife: Augen geschlossen
Ohrmuscheln: wenig geformt
Genitalien männlichen
flaches Skrotum
Hoden im Leistenberei
Tertiärprävention Frühgebrene
Medikamentöse Tokolyse zwischen 22+0 und 33 + 6 SSW mit dem Ziel, die Schwangerschaft um 48 Stunden zu verlängern für RDS-Prophylaxe und Verlegung in utero in ein perinatales Zentrum
Antenatale Steroidapplikation 2 x 12 mg Betamethason i.m. (RDSProphylaxe)
Ursachen bakterielle Vagionosen
Bakterielle Vaginosen sind Infektionen im Scheidenbereich, die durch anaerobe Bakterien ausgelöst werden. Hervorgerufen werden sie durch ein Ungleichgewicht der Scheidenflora. Die Laktobazillen, die für ein saures Scheidenmilieu sorgen, werden verdrängt. Typische Symptome sind:
• wässriger Ausfluss
• Juckreiz
• ein erhöhter pH Wert
• Brennen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
• ein fischartiger Geruch
• Schmerzen im Unterbauch
• Die pathogenen Bakterien produzieren Proteasen, die die fetalen Membranen schwächen können und so zum Blasensprung führen können.
• Zudem metabolisieren diese Keime häufig Arachidonsäure zu Prostaglandinen und lösen auf diesem Weg vorzeitige Wehen aus.
• Zusätzlich können Bakterien bestimmte Toxine freisetzen, die entzündliche Prozesse in der Dezidua auslösen, was wiederum zu Wehentätigkeit führen kann.
Die Hälfte der betroffenen Frauen bleibt allerdings beschwerdefrei
Risikofaktoren Frühgeburt
• Zustand nach Frühgeburt
• bakterielle Vaginose
• Alter der Schwangeren über 35 oder unter 18
• Kokainabusus
• geringer Body Mass Index vor der Schwangerschaft
• geringe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft
• weniger als ein Jahr Abstand zwischen zwei Schwangerschaften
• niedriger sozioökonomische Stand mit geringer Schulbildung
• Stress
• schwere körperliche Belastung
Diagnostik bei drohender Frühgeburt
• Messung der Zervixlänge palpatorisch oder sonografisch (genauer)
• Spekulumeinstellung mit Direktpräparat, pH Wert, mikrobiologischer Kultur (Ursacheneingrenzung und ggf. resistenzgerechte Antibiotikatherapie)
• fFN Nachweis
• Anamneseerhebung/ Zyklusanamnese
• Vitalparameter
• CTG
• Klinische Zeichen, die auf einen Progesteronmangel hinweisen (fehlendes Gebärmutterwachstum, diastolischer RR über 70 mmHg, höherer Hämatokrit, aufgelockerte Zervix)
Folgen einer Frühgeburt für das Kind
• akute Atemstörungen
• Atemnotsyndrom
• Unreife der Thermoregulation
• Unreife des Magen-Darm-Trakts
• persistierender Ductus arteriosus (PDA)
• Hirnblutungen o. Sauerstoffmangel des Gehirns
• Hypoglykämie • Frühgeborenen-Sepsis
• Frühgeborenenanämie
• Hyperbilirubinämie
• gestörter Eltern-Kind-Kontakt
Primärprävention Frühgeborene
• Antibiose bei asymptomatischer Bakteriurie
• Antibiose bei bakterieller Vaginose und Z.n. Frühgeburt
• Messung des Scheiden pHs durch die Schwangere
• Sanierung der Zähne und Behandlung von infektiösen Erkrankungen im Mund- und Zahnbereich vor der Schwangerschaft
• Prophylaktische Progesterongabe bei Schwangeren mit Z.n. Frühgeburt oder kurzer Cervix
• Evt. Cerclage bei Schwangeren mit Z.n. Frühgeburt
• Veränderung des Lebensstils (Nikotinentwöhnung, regelmäßige moderate körperliche Arbeit, Information der Schwangeren über gesundes Verhalten in Freizeit und bei der Arbeit)
Sekundärprävention Frühgeborene
Tgl. intravaginale Gabe von Progesteron und die Einlage eines Zervixpessars bei Schwangeren mit kurzer Cervix (25mm) vor der 24. SSW
Cerclage, falls die o.g. Frauen Z.n. Frühgeburt sind
Beratung zu den Arbeitsumständen und Überprüfung durch den Arbeitgeber Vermeiden von langem Stehen und schwerem Heben
Ursachen medizinisch indizierte Frühgeburtlichkeit
• Plazentainsuffizienz
• Präeklampsie
• Blutungen in der Schwangerschaft
• Rhesusinkompatibilität •
Andere schwere mütterliche Erkrankungen
Ursachen spontane Frühgeburtlichkeit (60-70 % aller Frühgeburten):
Epidemologie Frühgeborene
2017 betrug die Frühgeburtenrate in Deutschland 8,36 %. Sie hat sich seit 2008 kaum verändert. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland damit einen der hinteren Plätze ein.
Von den 8 % Frühchen in Deutschland werden ca. 14 % zwischen der 30. und 26. SSW geboren.
2 % werden in der 24./25. SSW. geboren
Die Frühgeburt trägt wesentlich zur perinatalen Morbidität und Mortalität bei.
2017 betrug die perinatal Mortalität bei Kindern, die vor der 28. SSW zur Welt kamen, 33,34 %.
Kinder die zwischen der 28. und 31. SSW geboren wurden, hatten eine Mortalität von 8,01 %.
Bei Kindern deren Geburt zwischen der 32. und 36. SSW stattfand, lag sie bei 1,62 %.
Ursachen Frühgeburt
Die Ursachen für eine Frühgeburt sind sehr komplex. Häufig liegt ihnen nicht nur eine Ursache zugrunde. 2 große Gruppen von Ursachen
• Medizinisch indizierte Frühgeburtlichkeit
• Spontane Frühgeburtlichkeit
Reifezeichen Neugeborenes
Lanugobehaarung: sehr unreife: Keine Behaarung mit zunehmendem Alter mehr
Fußsohle: wenige bis keine Furchen
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